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Abbildungen
Diese Slideshow wurde ursprünglich auf Englisch präsentiert.
Autoren
Dina Strachan, MD
Assistant Clinical Professor
Ronald O. Perelman Department of Dermatology
New York University Langone Medical Center;
Director
Aglow Dermatology
New York, New York
Es liegen keine Interessenskonflikte vor.
Raffi Kapitanyan, MD
Assistant Professor
Department of Emergency Medicine
University of Medicine and Dentistry of New Jersey
Robert Wood Johnson Medical School
New Brunswick, New Jersey
Es liegen keine Interessenskonflikte vor.
Gutachter
Laura H. Bachmann, MD, MPH
Professor of Medicine
Wake Forest Baptist Medical Center
Winston-Salem, NC
Es liegen keine Interessenskonflikte vor.
Robert A. Schwartz, MD, MPH
Professor and Head, Dermatology
Professor of Pathology, Pediatrics, Medicine, and Preventive Medicine and Community Health
Rutgers New Jersey Medical School
Newark, New Jersey
Es liegen keine Interessenskonflikte vor.
Redakteur
Lars Grimm, MD, MHS
Clinical Associate
Department of Diagnostic Radiology
Duke University Medical Center
Durham, North Carolina
Es liegen keine Interessenskonflikte vor.
Übersetzer
Markus Vieten
Arzt, Autor und Übersetzer
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Dina Strachan, MD; Raffi Kapitanyan, MD | August 3, 2017
Aktualisiert
Weltweit infizieren sich nach Schätzungen der WHO jeden Tag eine Millionen Menschen beim Sex [1]. Nach neueren Daten des Centers of Disease Control and Prevention (CDC) in den USA hat die Zahl sexuell übertragbarer Erkrankungen (STDs) insgesamt im Jahr 2015 weiter zugenommen [2]. Für die USA gaben die CDC eine geschätzte Zahl von jährlich 20 Millionen Fällen heraus, wobei die Altersgruppe zwischen 15 und 24 für 50% der Neuerkrankungen steht. In den USA belaufen sich die dadurch entstandenen Gesamtkosten auf schätzungsweise 16 Milliarden US-Dollar [3]. Insgesamt sind etwa 110 Millionen Menschen von sexuell übertragbaren Erkrankungen betroffen [3]. Auch wenn sich die Infektionen meist anogenital manifestieren, gibt es in den meisten Fällen auch sekundäre Infektionsherde, welche die Haut, die Augen, die Mundhöhle oder andere Körperregionen in Mitleidenschaft ziehen. Viele dieser Läsionen können leicht fehlinterpretiert werden, was dann zu einer verspäteten Behandlung und schwereren Verläufen führt. Die kleinen Papillome am lateralen Zungenrand einer jungen Frau (oben links) ließen sich histologisch einer HPV-Infektion zuordnen (humanes Papillomvirus), die zu einer ausgedehnten Koilozytose führte (Koilozyten = pathologisch veränderte Plattenepithelzellen).
Abbildung oben links Medscape, alle anderen mit freundlicher Genehmigung der CDC
Gonorrhö
Die Gonorrhö („Tripper“) ist in Deutschland seit dem Jahr 2000 nicht mehr meldepflichtig. Daher gibt es kaum aktuelle zuverlässige Daten über die Häufigkeit der Erkrankung. Weltweit liegt die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen jedoch bei schätzungsweise 60 Millionen. Verantwortlich für die häufig purulente Infektion ist die aerobe, gramnegative Diplokokke Neisseria gonorrhoeae [4]. Die Übertragung kann beim vaginalen, analen oder oralen Verkehr oder perinatal auf das Neugeborene erfolgen [4]. Die perinatale Infektion macht sich zunächst als Neugeborenenkonjunktivitis bemerkbar. Beim Mann erzeugt die Gonokokkeninfektion eine anteriore Urethritis, die meist Beschwerden bereitet und zur Dysurie und zum penilen Ausfluss führt (s. Abb.) [4]. Die Gonokokkenpharyngitis kann Halsschmerzen auslösen, verläuft jedoch meist asymptomatisch. Ganz ähnlich ist es bei der rektalen Gonokokkeninfektion, die zwar eine Proktitis mit Juckreiz, Blutung, Analausfluss und Tenesmen verursachen kann, aber häufig ohne Beschwerden verläuft [4].
Das rechte Bild zeigt einen penilen Ausfluss bei zugleich pyodermaler Läsion an der Glans penis.
Abbildung mit freundlicher Genehmigung von (links) Dr. P. Marazzi|Science Source und (rechts) den CDC
Die meisten Gonokokkeninfektionen verlaufen bei der Frau asymptomatisch [4]. Wenn Beschwerden auftreten, handelt es sich meist um Dysurie, vermehrten Scheidenausfluss, vaginale Zwischenblutungen und Schwellungen der Bartholin-Drüsen [4]. Bei einer retrograden Ausbreitung der Infektion kann es zur Eileiterentzündung, zum chronischen Beckenschmerz, zur Unfruchtbarkeit und zu ektopen Schwangerschaften kommen [4].
Man spricht von einem Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom, wenn neben der Eileiterentzündung auch Schmerzen im rechten oberen Quadranten entstehen, die auf eine Peritonitis in der Leberumgebung zurückzuführen sind[6]. Bei einer Laparoskopie kann man dann dünne Adhäsionen erkennen, die als „Geigensaiten“ bezeichnet werden (s. Abb.) und das Ergebnis der chronischen Entzündung im Abdomen sind.
Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Andrade-Filho Jde S. Rev Inst Med Trop Sao Paulo. 2013;55(6):435-6. [Open access.] PMID: 24213201, PMCID: PMC4105096, und Taylor PK. Bristol Royal Infirmary, Bristol, England; 1995
Bei Neugeborenen kann es unter der vaginalen Entbindung zu einer Infektion mit den Gonokokken kommen, die sich gewöhnlich als eitrige Konjunktivitis präsentiert (s. Abb.). Die Prävalenz dieser Infektion und ihrer Komplikationen wie Korneaerosion, Perforation und Erblindung[7] ist seit der Einführung der standardmäßigen Applikation von Silbernitrat- (Credé-Prophylaxe) oder Antibiotikatropfen (z.B. Erythromycin) gleich nach der Geburt deutlich zurückgegangen. Da die Silbernitratlösung eine chemische Konjunktivitis verursacht, werden heute in der Regel Antibiotikatropfen verabreicht [7].
In den USA wirkt sich die Gonorrhö als Ursache einer Neugeborenenkonjunktivitis stärker aus, obwohl sie seltener ist als die Chlamydieninfektion. Betroffene Neugeborene sollten auch auf andere sexuell übertragbare Krankheiten hin untersucht werden (z.B. HIV). Ein angemessenes Screening bei schwangeren Frauen kann dabei helfen, die Komplikationsrate bei Neugeborenen durch solche Infektionen zu senken.
Abbildung mit freundlicher Genehmigung der Centers for Disease Control and Prevention (CDC)|J. Pledger
Die hämatogene Aussaat von Neisseria gonorrhoeae (disseminierte Gonokokkeninfektion, DGI; s. Abb.) betrifft etwa 3% der Gonorrhö-Patienten [8] und dabei Frauen dreimal häufiger als Männer. Besonders gefährdet sind Patienten mit vorbestehender HIV-Infektion, systemischem Lupus erythematodes, Komplementstörungen sowie schwangere oder menstruierende Patientinnen [8]. Die septische Arthritis und Dermatitis sind häufige Manifestationsformen der DGI. In seltenen Fällen kam es auch zu einer Meningitis und Endokarditis [9].
Die Abbildung zeigt akrale Pusteln bei einer DGI mit hämatogener Aussaat. Bei der Gramfärbung des Pustelinhalts können gramnegative intrazelluläre Diplokokken nachweisbar sein.
Abbildung mit freundlicher Genehmigung der CDC|Dr. Wiesner
Der Herpes genitalis gehört zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. In Deutschland stecken sich 75% im Laufe ihres Lebens mit dem Herpes simplex Typ 1 an und 10–30% mit dem Typ 2, wobei Frauen etwa doppelt so oft betroffen sind wie Männer [10]. Beide Typen können die Infektion auslösen, wobei der Typ 1 sich jedoch häufiger als orofaziale Erkrankung darstellt („Lippenherpes“) und der Typ 2 eher als genitale Infektion. Nach jüngeren Untersuchungen scheint ein größerer Teil des Genitalherpes auf eine Typ-1-Infektion zurückzugehen [10,11,12].
Der asymptomatische Verlauf ist am häufigsten und so kann es auch ohne Läsionen zu einer Ausbreitung und Übertragung der Viren kommen [10]. Beim klassischen Bild des Herpes genitalis finden sich gruppierte Vesikel oder Erosionen auf einer erythematösen Basis (s. Abb.). Solche Läsionen klingen nach 2–4 Wochen ab [10].
Abbildung mit freundlicher Genehmigung der CDC|Drs. NJ Fiumara und Gavin Hart
Während die meisten Patienten einen Herpes genitalis gar nicht bemerken, kommt es bei anderen lediglich zu unspezifischen Symptomen wie Juckreiz, Brennen oder Rötungen in der Genitalregion [10]. Rezidivierende Läsionen sind auch abseits der Anogenitalregion möglich (z.B. Gesäß, unterer Rücken usw.) und machen manchmal eine Abgrenzung von der Gürtelrose schwierig. Gut die Hälfte der Betroffenen mit Herpes-Rezidiven bemerkt Vorboten eines neuerlichen Ausbruchs wie etwa ein Kribbeln oder einschießende Schmerzen in dem Gebiet, in dem sich Stunden oder Tage später die Läsionen zeigen. Eine Herpesinfektion erhöht auch das Risiko für eine Ansteckung mit anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen wie HIV (2- bis 4-fache Risikoerhöhung) [10]. Schließlich ist auch eine Autoinfektion anderer Körperregionen möglich.
Die Abbildung zeigt einen 7-jährigen Jungen mit einer periokularen Herpes-simplex-Infektion bei bekanntem rezidivierendem Herpes labialis.
Abbildung mit freundlicher Genehmigung der CDC|Dr. K.L. Hermann
Humanes Papillomvirus (HPV)
In Deutschland stecken sich etwa 80% aller sexuell aktiven Personen irgendwann mit HPV an. In einer im Februar 2014 veröffentlichten Arbeit des Robert Koch-Instituts wurde unter den nicht geimpften Frauen zwischen 20 und 25 Jahren ein Befall von 40% ermittelt. Vom Hochrisiko-Typ 16 waren fast 20% der Frauen betroffen. Bei 17% konnte mehr als ein HPV-Typ festgestellt werden. Weltweit sind Hunderte Millionen Menschen infiziert [14]. Kinder und Erwachsene beiden Geschlechts können wegen des Virus gutartige oder auch bösartige Wucherungen entwickeln, wie z.B. die Condylomata acuminata (s. Abb.), die bowenoide Papulose, das Zervixkarzinom und manche Formen des Analkarzinoms [12,14]. Die verbreitetsten onkogenen Unterformen sind die Typen 16 und 18 [14,16].
Wenngleich subklinische Verläufe häufig sind, lassen sich Papillomwarzen an den äußeren Genitalien, am Perineum, in der Perianalregion und in den benachbarten Hautgebieten finden [15,16]. Die Läsionen können entweder einige Millimeter oder auch als große blumenkohlartige Tumoren eine Größe von mehreren Zentimetern aufweisen (s. Abb.) [13,15]. Ihre Farbe kann fleischfarben, leuchtend rot, braun oder weiß sein. Unter Umständen sind sie in feuchter Genitalschleimhautumgebung mazeriert (im Vergleich zu den keratotischen Läsionen in anderen Regionen).
Abbildung mit freundlicher Genehmigung der CDC|Richard Deitrick
Die gleichen HPV, die eine Genitalieninfektion bewirken, können auch zu einer Infektion des Rachenraumes mit Kondylomwachstum und – wenn auch selten – karzinomatöser Entartung führen. Das Risiko einer oralen Infektion wird in Deutschland als sehr gering erachtet. In den USA haben 7% eine orale HPV-Infektion, von denen etwa 1% mit dem Stamm infiziert ist, der häufiger zur Entwicklung eines oralen Karzinoms verbunden ist [ 14,17]. Die intraoralen Wucherungen weisen ein ähnliches blumenkohlartiges Aussehen auf, wie die Auswüchse in der Anogenitalregion und entwickeln sich normalerweise auf unverhornter Schleimhaut. Der Oralverkehr ist vermutlich bei vielen Patienten mit genitalem HPV-Befall der bevorzugte Ersatzkontakt.
Es gibt drei bewährte HPV-Impfstoffe, die alle in drei Portionen gegeben werden müssen: das bivalente Vakzin (HPV2; Cervarix) gegen HPV 16 und 18 (verantwortlich für 70% der Zervixkarzinome) [15], den tetravalenten Impfstoff (HPV4; Gardasil) für die HPV-Typen 6 und 11 (verantwortlich für 90% der Genitalwarzen) und 16 und 18 [15] sowie den neunavalenten Impfstoff (Gardasil 9) gegen die HPV-Typen 6 und 11 und die onkogenen Typen 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58 [18]. Die neunavalente Vakzine kann etwa 90% der zervikalen, vulvaren, vaginalen und analen Karzinome verhindern. Die übrigen 5 Subtypen, die nicht von den Impfstoffen abgedeckt werden, sind für etwa 20% der Zervixkarzinome verantwortlich [18]. Die jüngsten Empfehlungen zur HPV-Impfung können auf der Seite des Robert-Koch-Instituts nachgelesen werden.
Abbildung mit freundlicher Genehmigung der CDC|Sol Silverman, Jr, DDS
Syphilis
Die Syphilis ist in der Medizin aus diagnostischer Sicht als großer „Imitator, Heuchler und Betrüger“ bekannt, weil sie eine Vielzahl von dermalen und systemischen Manifestationen aufweist [20,21]. Die Erkrankung wird durch die Spirochäte Treponema pallidum ausgelöst [20] und durchläuft vier Stadien [20,21]. Im Jahr 2014 erreichte die Syphilis mit 5722 neuen Diagnosen ein neues Maximum in Deutschland, nachdem nur 5 Jahre zuvor lediglich rund halb so viele Neuerkrankungen zu beklagen waren.
Der klassische Primäraffekt der Syphilis ist eine schmerzlose Geschwür mit erhabenem, verhärtetem Randbereich, das als Ulcus durum oder harter Schanker bezeichnet wird und üblicherweise 3 Wochen nach dem Kontakt erscheint [20-22]. Multiple Primäraffekte trifft man bei HIV-Infizierten oder als „Kissing“-Läsion bei einander gegenüberliegenden Hautflächen an. Eine bakterielle Sekundärinfektion des Ulkus ist schmerzhaft. Die regionalen Lymphknoten können geschwollen sein.
Abbildung mit freundlicher Genehmigung der CDC|Drs. Gavin Hart und N.J. Fiumara
Das Sekundärstadium der Syphilis (Lues II), entwickelt sich durch Vermehrung und Ausbreitung von Treponema pallidum in der Haut und in anderen Geweben. Die häufigste Manifestation ist in diesem Stadium ist ein generalisierter schuppender papulonodulärer Ausschlag [20]. Die Läsionen sind meist etwa 1 cm groß und rot, rotbraun oder violett gefärbt. Obschon die Läsionen typischerweise nicht mit einem Juckreiz verbunden sind, schließt ein solcher eine Syphilis keinesfalls aus. Weitere Manifestationen sind fleckiger Haarausfall, Hauteruptionen, Fieber, Abgeschlagenheit, Pharyngitis [20] sowie okuläre Beschwerden.
Die Abbildung stammt von einem Patienten mit einer für das Sekundärstadium typischen Symptomatik, einschließlich einer generalisierten Lymphadenopathie und zusätzlichen Flecken auf der Zungenschleimhaut (s. Abb.).
Abbildung mit freundlicher Genehmigung der CDC|Susan Lindsley
Läsionen an Handgelenken und Fußsohlen helfen bei der Differenzierung des Sekundärstadiums der Syphilis von anderen papulosquamösen Erkrankungen wie Psoriasis guttata, Pityriasis rosea, Sarkoidose und Lichen planus. Die charakteristischen Läsionen sind rötlichbraune schuppende Papeln an den Handflächen (s. Abb.) und den Fußsohlen [20]. Während der Nachweis des typisch lokalisierten Ausschlages hilfreich ist, spricht sein Fehlen nicht gegen das Sekundärstadium. In der Anogenitalregion bilden sich weiße oder graue Papeln (Knötchen), die als Condylomata lata bezeichnet werden und extrem infektiös sind. Diese Kondylome können leicht mit Genitalwarzen verwechselt werden.
Nach dem Verschwinden der Symptome der Primär- und Sekundärphase kommt es zur Latenzphase (frühe Latenz ≤ 1 Jahr nach der Infektion, späte Latenz > 1 Jahr) [20]. Zu diesem Zeitpunkt ruht die unbehandelte Syphilis mitunter Jahre im Körper des Patienten.
Abbildung Medscape Drugs & Diseases
Die tertiäre oder gummatöse Syphilis befällt wieder die Haut oder die inneren Organe. Am häufigsten sind die Haut, die Leber, das ZNS und die Knochen betroffen, obwohl bei der kardiovaskulären Form auch der Arcus aorticus in Mitleidenschaft gezogen sein kann [21].
Treponema pallidum kann in jedem Stadium der Syphilis in das ZNS einwandern. Die okuläre Syphilis gilt als Spielart der Neurolues. Es kann zwar jede Struktur des Auges beteiligt sein, doch geht es zumeist um eine posteriore Uveitis und eine Panuveitis. Nach der Verlaufsbeobachtung von 12 Fällen einer okulären Syphilis aus San Francisco und Seattle zwischen Dezember 2014 und März 2015 haben die CDC in den vergangenen beiden Jahren über 200 Fälle in 20 US-Bundesstaaten ausgemacht [22]. Die Mehrheit der Fälle trat bei HIV-positiven homosexuellen Männern auf, die auch signifikante Folgen einschließlich einer Erblindung zeigten [22].
Die Neurolues wird unterteilt in die asymptomatische Form, die syphilitische Meningitis, die meningovaskuläre Form die parenchymatöse Neurolues und die Tabes dorsalis des Rückenmarkes [21]. Die syphilitische Meningitis kann akut oder subakut verlaufen und ist bei der Frühsyphilis relativ verbreitet. Die meningovaskuläre Form verursacht eine Endangiitis obliterans mit perivaskulären Entzündungen. Die Tabes dorsalis führt zur Demyelinisierung der Hinterstränge des Rückenmarks mit Ataxie und Störungen der Schmerzwahrnehmung, der Propriozeption und der tiefen Sehnenreflexe. Daraus ergibt sich der typische breitbeinige Gang mit Haltungsunsicherheiten [21].
Die Abbildung zeigt ein syphilitisches Gumma des Hodens.
Abbildung mit freundlicher Genehmigung der CDC|Susan Lindsley und Brian Hill, Neuseeland
Die angeborene Form der Syphilis hat im Jahre 2014 in sämtlichen Landesteilen zugenommen (11,6 Fälle pro 100.000 Lebendgeburten)[23]. In Deutschland beläuft sich die Prävalenz auf einzelne Fälle pro Jahr. Die Erkrankung kann asymptomatisch verlaufen. Unbehandelt ist sie mit verschiedenen Komplikationen verbunden und kann auch zum Tode führen[20]. Setzt vor dem 2. Lebensjahr eine Symptomatik ein, handelt es sich um eine Lues connata praecox (frühe angeborene Syphilis), danach um eine späte Form (Lues connata tarda)[24]. Im Spätstadium der angeborenen Syphilis verursacht die Entzündung des Kornealgewebes eine interstitielle Keratitis mit diffuser Eintrübung (s. Abb.) und Erblindung [25]. Weitere kongenitale Komplikationen sind Taubheit, eine paroxysmale Kältehämoglobinurie, zentrale Karies der ersten Molarzähne, Hutchinson-Zähne, hämorrhagische Rhinitis, Hepatosplenomegalie, Glomerulonephritis und Hydrops [24]. Schwangere Frauen sollten sich gleich zu Beginn der Schwangerschaftsvorsorge einem Syphilis-Screening unterziehen. Frauen, die ein hohes Risiko haben oder in einem Umfeld mit hoher Prävalenz leben, sollten nach 28 Wochen und um den Geburtstermin herum erneut getestet werden [23].
Es gibt viele Laboruntersuchungen zur Diagnose einer Syphilis: direkter Erregernachweis in der Dunkelfeldmikroskopie (Goldstandard), Nachweis farblich markierter Treponemen-Antikörper in der Fluoreszenzmikroskopie, PCR (Polymerasekettenreaktion) [2], serologischer Nachweis durch den FTA-Abs-Test (Treponema-pallidum-Antikörper-Fluoreszenztest) oder ELISA sowie unspezifisch der VDRL-Test (Venereal Disease Research Laboratory) oder die Variante RPR-Test (Rapid-Plasma-Reagin)[3]. Schließlich gibt es auch eine histologische Nachweismethode [21]. Bei Verdacht auf Neurosyphilis wird durch Lumbalpunktion Liquor zur Untersuchung gewonnen [21].
Abbildung mit freundlicher Genehmigung der CDC|Susan Lindsley
Molluscum contagiosum
Beim Molluscum contagiosum handelt es sich um eine selbstlimitierende Virusinfektion der Haut, die bei direktem Hautkontakt von einem Pockenvirus ausgelöst wird [26]. Es ist bei Kindern in der nichtgenitalen Haut verbreitet. Bei Erwachsenen kann es sich um eine sexuell übertragene Erkrankung handeln. Die typische Läsion ist eine kuppelförmige, fleischfarbene oder rötliche Papel mit zentraler Delle (Dellwarzen; s. Abb.), die 6 Monate oder auch länger bestehen bleiben kann [26]. Die spontane Rückbildung kann von einer Entzündung begleitet sein, die den falschen Verdacht auf eine Superinfektion aufkommen lässt.
Die Behandlung erfolgt aus kosmetischen Gründen, aufgrund einer zugrunde liegenden atopischen Erkrankung und zur Verhinderung einer Übertragung gewöhnlich mit lokal destruierenden Substanzen wie Cantharidin, Salicylat und Trichloressigsäure oder per Kryotherapie (Vereisung mit flüssigem Stickstoff) [26]. Imiquimod ist ein Virostatikum, das gelegentlich eingesetzt wird, wie auch die mechanische Entfernung mit dem scharfen Löffel.
Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Science Source CDC|P. Marazzi
Das Ulcus molle (weicher Schanker, Chancroid) wird durch das gramnegative Bakterium Haemophilus ducreyi [27] ausgelöst, das sich unter dem Mikroskop nach Gramfärbung in „Kettenformation“ darstellt (s. Abb. links) [28]. Wenngleich die Erkrankung in vielen Entwicklungsländern endemisch ist, kommt sie in den westlichen Staaten immer seltener vor. Für eine stärkere Ausbreitung benötigt sie ein Netz aus Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern (z.B. unter Einschluss von Sexarbeitern) [27]. Männer sind dreimal häufiger betroffen als Frauen, wobei noch unklar ist, ob dies am Verhalten liegt und/oder biologische Gründe hat [27].
Im Gegensatz zum harten Schanker der Syphilis entstehen beim weichen Schanker multiple weiche und schmerzhafte Ulzera mit zerklüfteten unterminierten Randbezirken (s. Abb. rechts) [27]. Die Läsionen können auch von einer grauen Membran überzogen sein. Systemische Manifestationen kommen nicht vor.
Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Science Source CDC|Dr. Pirozzi
Das Ulcus molle kann von weichen einseitigen Lymphknotenschwellungen begleitet sein (s. Abb.). Auch wenn die Erkrankung durch kurze Antibiosen mit Azithromycin, Ceftriaxon, Erythromycin oder Ciprofloxacin beseitigt werden kann, sollten die geschwollenen Lymphknoten durch Nadelaspiration oder vorzugsweise Inzision und Drainage behandelt werden [27,28].
Die Infektion stellt einen Risikofaktor für die Infektion mit oder die Übertragung von HIV dar. Auch Koinfektionen mit der Syphilis sind möglich. Deshalb gehört diese Erkrankung zu jedem Screening auf sexuell übertragbare Erkrankungen und sollte auch angemessen behandelt werden [27,28,29].
Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Science Source CDC|J Pledger
Granuloma Inguinale
Das Granuloma Inguinale ist eine langsam progrediente Ulkuserkrankung (Donovanosis). Erreger ist der fakultativ intrazellulär lebende Parasit Klebsiella granulomatis, der in Deutschland und in anderen Staaten Europas und in den USA selten ist, jedoch in den Tropen und Subtropen stärker verbreitet ist. Für eine klinisch manifeste Infektion sind wohl wiederholte Kontakte mit dem Erreger erforderlich. Das Granuloma inguinale zählt zwar zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen, kann jedoch auch ohne sexuellen Kontakt weitergegeben werden [30].
Die Läsionen werden zunächst als Papeln oder Knötchen in der Genitalregion auffällig, die sich dann zu schmerzlosen, fleischroten Ulzera mit erhabenen, charakteristisch gerollten Rändern aus Granulationsgewebe entwickeln (s. Abb.), die auch lokal destruierend sein können. Die Läsionen werden aufgrund der granulomatösen Beteiligung der Subkutis als Pseudobubonen bezeichnet [30]. Die Antibiose erstreckt sich oft über mehrere Wochen [31].
Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Science Source CDC|Dr. Tabua und Joe Miller, Papua-Neuguinea
In schweren Fällen kann das Granuloma inguinale auch ein Lymphödem auslösen und in Einzelfällen eine hämatogene Aussaat in Milz, Lunge, Leber, Knochen und Augenhöhlen mit sich bringen. Die definitive Diagnose erfolgt durch den Nachweis der Donovan-Körperchen, die als intrazelluläre Bakterien in Proben aus betroffenem Gewebe mikroskopisch nachgewiesen werden können. (Eine Anzucht des auslösenden Organismus ist sehr schwer.) [32].
Die Abbildung zeigt eine disseminierte Donovanosis des Knöchels.
Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Science Source CDC|Dr. Tabua und Joe Miller, Papua-Neuguinea
Lymphogranuloma venereum
Das Lymphogranuloma venereum (LGV) wird meist von den Serotypen L1 und L2 der Bakteriengattung Chlamydia trachomatis ausgelöst, etwas seltener auch vom L3. Das typische LGV ist eine kleine schmerzlose (oftmals unbemerkte) Papel, die später zu einer schmerzhaften, einseitigen (manchmal auch beidseitigen) inguinalen und femoralen Lymphadenopathie führt (s. Abb.). Das rektale LGV kann zwar asymptomatisch verlaufen, doch sind nach einer Infektion beim Analverkehr auch die Beschwerden und Symptome einer Proktokolitis mit Blutungen, Tenesmen und Fieber möglich. Größere Ausbrüche einer LGV-Proktitis sind in Gruppen homosexueller Männer beschrieben. Ohne angemessene Behandlung können sich Narben und Fisteln ausbilden [33]. Die Diagnose wird klinisch gestellt und durch eine Testung auf Nukleinsäuren von Chlamydia trachomatis ergänzt. Weitere molekularchemische Untersuchungen dienen einer Differenzierung der Unterstämme. Ein LGV wird mit einer 3-wöchigen Doxycyclin-Kur behandelt [33].
Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Wikipedia|Herbert L Fred und Hendrik A. van Dijk
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