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Interessenkonflikte

Autor

Dr. Franz Jürgen Schell
Freiberuflicher Autor
Finanzielle Zuwendungen als Berater für Novo Nordisk und als Sprecher bzw. Gremienmitglied für Asklepios Klinik; Aktienanteile von Novo Nordisk

Redakteur

Dr. Shari Langemak
Editorial Director Medscape Deutschland
Es liegen keine Interessenskonflikte vor.

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Gehaltsreport 2015: So viel verdienen deutsche Ärzte im internationalen Vergleich

Dr. Franz Jürgen Schell  |  August 21, 2015

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Verdienen Hausärzte wirklich deutlich schlechter als Fachärzte? Wie viel Zeit verwenden Mediziner auf Dokumentation und wie viel bleibt für das Gespräch mit dem Patienten übrig? Und sind Frauen zumindest im Gesundheitswesen finanziell den Männern gleichgestellt? Das sind nur einige der Fragen, die Medscape mit seinem diesjährigen Gehaltsreport klären wollte. Während viele Ergebnisse vorangehende Erwartungen bestätigen konnten, gab es beim internationalen, fachspezifischen und Geschlechter-Vergleich einige Überraschungen. Die detaillierten Ergebnisse stellen wir in dieser Slideshow vor.

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Es fällt auf, dass der Gehaltsunterschied zwischen Ärztinnen und ihren männlichen Kollegen sehr groß ist. Möglicherweise ist dies durch ein unterschiedliches Karrierelevel bedingt, da noch immer mehr Männer als Frauen in führenden Positionen tätig sind. Auch hängen Ärzte mit Praxis die Klinikkollegen monetär klar ab. Der oft beschworene Einkommensunterschied zwischen Fach- und Hausärzten zugunsten der Erstgenannten zeigte sich bei unserer Befragung nur gering. Wenig überrascht dagegen, dass ältere Ärzte deutlich mehr als jüngere verdienen.

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Um ihr Gehalt aufzubessern, widmen sich deutsche Ärzte auch nicht-patientenbezogenen Tätigkeiten. Besonders gilt das für Ärzte in der Praxis, mehr für Fach- als für Hausärzte. Das könnte eine Reaktion auf gedeckelte Honorare sein. Auch hier besteht ein deutlicher Unterschied zwischen Männern und Frauen: Zwei Drittel der Ärztinnen bessert ihr Gehalt nicht mit zusätzlichen Einkünften auf. Ein weiterer, deutlicher Unterschied besteht außerdem zwischen älteren und jüngeren Medizinern: Bei Ärzten über 40 Jahren sind Zuverdienste deutlich häufiger.

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Beim internationalen Vergleich der Gehaltsentwicklung schlagen sich deutsche Ärzte richtig gut: Fast ein Drittel berichtet über einen Anstieg, nur 13% über einen Rückgang. Während französische Kollegen eine deutlich geringere Steigerung berichten, stagnieren die Gehälter britischer Ärzte und die der US-amerikanischen Ärzte sinken sogar. Allerdings liegen deren Einkünfte nach ein paar mageren Jahren als Assistenzarzt insgesamt weit höher als in Europa.

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Klinikärzte und jüngere Mediziner konnten im vergangenen Jahr ihre Einkünfte häufiger steigern. Da beide bislang nicht zu den Spitzenverdienern gehören, ist das eine positive Entwicklung. Dagegen verzeichneten teilzeitbeschäftigte Ärzte insgesamt eher ein gesunkenes Einkommen.Jeder vierte teilzeitbeschäftigte Arzt berichtete über Einkommenseinbußen von 10% oder mehr.

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Mindestens die Hälfte aller Ärzte fühlt sich nicht angemessen entlohnt. Diese Ansicht ist internationaler Konsens. Allerdings wird die Unzufriedenheit der Deutschen nur noch von der ihrer französischen Kollegen übertroffen. Obwohl Ärzte in der Regel sicher nicht zu den Geringverdienern gehören, scheinen sie sich aber auch des Wertes ihrer Tätigkeit bewusst zu sein und sehen diesen nicht auf der Gehaltsabrechnung angemessen gewürdigt.

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In der deutschen Öffentlichkeit gelten Fachärzte als Spitzenverdiener unter den Ärzten. Umso überraschender ist es, dass Haus- und Praxisärzte in den beiden höchsten Verdienststufen überwiegen. Insgesamt verfügen allerdings nur 13% der Befragten über ein Nettovermögen von mindestens 1 Million Euro. Deutliche Mehrheit der Fachärzte und die Mehrheit der Hausärzte hat aktuell ein Nettovermögen unter 500.000 Euro.

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Wahrscheinlich aus Unzufriedenheit mit der Gehaltsentwicklung, erschließen sich einige deutsche Praxisärzte neue Einkommen. Neben den IGeL des eigenen Fachgebiets bietet bereits jeder fünfte auch Leistungen außerhalb der eigenen Spezialisierung an.

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Deutsche Ärzte leben für ihre Verhältnisse angemessen. Nur eine kleine Minderheit von 6% gibt mehr aus und lebt auf Pump. Die Mehrheit hat ihre Finanzen gut im Griff und immerhin ein Viertel lebt sparsam und pflegt das ökonomische Understatement.

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Ärzte in einem gemeinsamen Haushalt mit einer weiteren Person sind zumeist Hauptverdiener. Etwas weniger häufig trifft das auf Ärztinnen zu. Ansonsten ist es ein fast erwartetes Ergebnis, dass der Arzt in seiner Beziehung deutlich mehr verdient als sein(e) Partner(in).

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Offensichtlich sind die Prioritäten für Ärzte eindeutig: Für ein Eigenheim ist knapp die Hälfte der Befragten bereit sich zu verschulden. Fast ein Drittel investiert in die Ausbildung der Kinder. Ähnlich viel wird für ein Auto ausgegeben. Dabei fällt auf, dass Ärztinnen mehr fürs Fahrzeugleasing investieren. Auch müssen sie mehr für einen Zweitwohnsitz investieren.

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Noch nicht einmal jeder zehnte Arzt erlitt einen größeren finanziellen Verlust. Das passt zu dem Ergebnis von Slide 9, wonach die überwiegende Mehrheit entsprechend ihrer Verhältnissen lebt – oder sogar deutlich darunter. Offensichtlich wirtschaften deutsche Ärzte generell gut. Interessant: Eine nicht unbedeutende Minderheit verlor Geld durch Fehlinvestitionen oder Börsenverluste.

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Die Mehrheit der Ärzte sagt, dass sie noch nie eine richtige Fehlinvestition getätigt hat. Das ist in Anbetracht des Zusammenbruchs des Neuen Marktes zu Beginn der 2000-er und der Bankenkrise 2008, die vielen Anlegern Verluste beschert haben, erstaunlich. Dazu passt aber, dass Ärzte über 40, die damals und über einen längeren Zeitraum investieren konnten, zu einem höheren Prozentsatz über eine Fehlinvestition berichten.

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Nur für jeden vierten deutschen Arzt steht die Beziehung zu den Patienten und deren Dankbarkeit im Vordergrund der beruflichen Zufriedenheit. Und nicht einmal jeder Zehnte ist so idealistisch, dass er mit seiner Tätigkeit die Welt verbessern will. Die meisten genießen es, gut in ihrem Beruf zu sein und Lösungen zu finden – oder gutes Geld mit einem Beruf zu verdienen, der ihnen Spaß macht. Während Briten das ähnlich sehen, spielt für die französischen Kollegen die Patientenbeziehung eine ungleich größere Rolle.

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Fast alle Ärzte sind zufrieden mit ihrer Berufswahl. Das ist ein extrem hoher Wert. Trotz der grundsätzlichen Zufriedenheit sinkt die Begeisterung auffallend, je mehr es um die konkrete Ausgestaltung der beruflichen Laufbahn geht. Besonders Klinikärzte und junge Mediziner haben hier ihre Zweifel.

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Frankreichs Ärzte scheinen die meiste Zeit beim Patienten zu verbringen, am wenigsten tun dies britische Kollegen: In Großbritannien sind es bei 29% der Ärzte weniger als 30 Stunden pro Woche. Deutsche Praxisärzte haben mehrheitlich 30 bis 45 Stunden pro Woche direkten Kontakt mit ihren Patienten. In Frankreich berichtet fast ein Fünftel der Ärzte (ohne Differenzierung nach Praxis und Klinik) über mindestens 56 Stunden Patientenkontakte – dieser hohe Wert ist nur durch Not- und Bereitschaftsdienste erklärbar. Zum Vergleich: Auch deutsche Klinikärzte können da nicht mithalten und kommen auf maximal 12% für die das zutrifft.

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Ein Klassiker der Kritik an Ärzten ist die geringe Zeit, die sie angeblich für ihre Patienten aufbrächten. Aber nur jeder zehnte widmet seinen Patienten im Schnitt tatsächlich weniger als 9 Minuten. Überraschend, dass 22% der Ärzte in Teilzeit 25 Minuten oder mehr mit jedem Patienten verbringen. Eine mögliche Erklärung: Hier finden sich besonders viele psychotherapeutisch tätige Ärzte. Wie auch zuvor bereits gesehen, übertrifft niemand die französischen Ärzte in ihrem zeitlichen Engagement für ihre Patienten. Kein Wunder, denn für sie steht die Patientenbeziehung ja auch im Vordergrund der beruflichen Zufriedenheit (s. Slide 14).

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Obwohl die Internisten – alle Subspezialitäten zusammengenommen – eine repräsentative Gruppe bilden, nahmen erstaunlich wenig Allgemeinmediziner und operativ tätige Ärzte an der Umfrage teil,  aber sehr viele Anästhesisten.

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Während Altersverteilung mit einer Normalverteilung wenig Überraschungen bietet, bleiben die Frauen unter den Befragten mit weniger als einem Viertel eine Minderheit. Das ist insofern erstaunlich, als dass die Medizin bekanntlich immer weiblicher wird und unter den Berufseinsteigern mehr Ärztinnen sind.

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Zwei Drittel der Befragten sind angestellt, je knapp ein Sechstel sind Praxisinhaber oder Partner. 86 % der Teilnehmer arbeiten Vollzeit. Das ist ein hoher Wert. Denn bereits vor ein paar Jahren wurde von der Bundesärztekammer eine Teilzeitquote von 15,5% angegeben. Hier sind es womöglich deshalb weniger, weil auch erheblich weniger Frauen teilnahmen (die eher Teilzeit arbeiten).

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Bei der Art der Berufstätigkeit gibt es keine Überraschungen: Zwei Drittel der Befragten arbeiten im Krankenhaus. Von diesem Drittel an Praxisärzten arbeitet die Mehrheit in einer Praxisgemeinschaft oder einer Gemeinschaftspraxis. Somit bilden diese Ergebnisse die ärztliche Wirklichkeit ganz gut ab.

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