Wischen um Fortzufahren
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Soziale Probleme nehmen zu – auch in den Praxen und Kliniken

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Medscape Report 2022: Gesellschaftliche und soziale Probleme in Deutschland – was Ärzte belastet

Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Soziale Probleme nehmen zu – auch in den Praxen und Kliniken

Eine Krise jagt die nächste. Viele sorgen sich, dass die sozialen Probleme in Deutschland zunehmen. Politiker betonen nonstop, dass die Gesellschaft zusammenhalten muss, auch wenn das Geld immer weniger wert wird und die Pandemie-Auswirkungen oder der Krieg die allgemeine Verunsicherung verschärft.

Wie aber blicken Deutschlands Ärztinnen und Ärzte auf die Problemzonen in unserem Land? Immerhin sehen sie in ihren Praxen und Kliniken jene Menschen, die unter der aktuellen Lage leiden. Und auch sie selbst sind belastet durch die angespannten Arbeitsbedingungen. 3 von 4 Befragten sind der Meinung, COVID-19 habe alles noch schlimmer gemacht. Aber was können Ärzte dagegen tun? Wie helfen?

In dem aktuellen Medscape-Report fragten wir im Sommer (Juni bis August 2022) in einer Online-Umfrage unsere Leser. Wie fühlen sich Ärztinnen und Ärzte? Was denken sie über die Klimakrise, Rassismus oder Drogenprobleme unter Kollegen und Patienten. Vor allem über die Einwanderungspolitik gehen die Meinungen auseinander, obwohl der Medizinbetrieb inzwischen sehr auf Mitarbeiter aus dem Ausland angewiesen ist. „Die Entwicklung, Qualifikationen anzuerkennen oder eine Arbeitserlaubnis zu erteilen, ist zu zäh“, kritisiert ein Umfrageteilnehmer.

Und wie reagieren Ärztinnen und Ärzte bei häuslicher Gewalt und auf die Impfpflicht in der Pandemie? Rund 900 Kollegen habe uns ihre Einschätzungen und Sorgen mitgeteilt. Lesen Sie hier ihre spannenden Antworten:

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Klimakrise ja, Genderfragen und LGBTG eher nicht

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Medscape Report 2022: Gesellschaftliche und soziale Probleme in Deutschland – was Ärzte belastet

Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Klimakrise ja, Genderfragen und LGBTG eher nicht

Welche gesellschaftlichen Probleme belasten Ärzte besonders stark? Wenig überraschend nannten 76% den Klimawandel mit seinen Folgen für die Gesundheit – beispielsweise die Ausbreitung von Infektionskrankheiten oder mehr Wetterextreme. Genauso häufig führten Befragte die Qualität der Gesundheitsversorgung an. Sowohl Niedergelassene als auch Ärzte in Krankenhäusern sehen sich mehr und mehr mit Sparmaßnahmen konfrontiert, wollen aber Patienten bestmöglich behandeln.

Auch politische Themen wie die Ausländerpolitik (59%) und Rassismus (41%) bewegen Ärztinnen und Ärzte. Stärker in medizinischem Zusammenhang stehen Drogen- oder Substanzmissbrauch (36%) und häusliche Gewalt (40%) sowie die Impfpflicht gegen COVID-19. Genderfragen (0%) oder die Rechte von LGBT+ (8%) sind derzeit aber keine großen Themen in der Ärzteschaft.

Anmerkung: In allen weiteren Texten zu dieser Umfrage sind immer alle Geschlechter gemeint.

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Soziale Probleme im Praxisalltag

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Medscape Report 2022: Gesellschaftliche und soziale Probleme in Deutschland – was Ärzte belastet

Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Soziale Probleme im Praxisalltag

Mehr als ein Drittel (37%) aller befragten Ärzte gab an, gesellschaftliche Probleme wie Rassismus, Sexismus oder Drogenmissbrauch würden sich in ihrem Arbeitsalltag negativ auswirken. Die Mehrheit (63%) sieht sich allerdings nicht durch solche Themen in ihrem Job als Arzt konkret beeinträchtigt.

Allerdings führen die meisten Ärzte (83%) Diskussionen mit ihren Patienten über solche Fragen. Keine Frage: Gesellschaftlich relevante Themen haben etliche Schnittstellen mit der Medizin und der Gesundheitsversorgung.

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Wie fühlen sich Ärzte, wenn sie über Probleme der Welt nachdenken?

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Medscape Report 2022: Gesellschaftliche und soziale Probleme in Deutschland – was Ärzte belastet

Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Wie fühlen sich Ärzte, wenn sie über Probleme der Welt nachdenken?

An Diskussionen über gesellschaftliche Missstände kommt fast niemand vorbei. Wer sich online, in Zeitungen, im TV oder im Radio informiert, sieht, mit welchen Problemen Menschen weltweit zu kämpfen haben. Bei Ärzten erzeugen solche Nachrichten vor allem Stress, Wut und Angst.

Ärztinnen berichten häufiger über (Angst 26% versus 16%) oder Stress (48% versus 32%) als Ärzte.

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Spenden, Ehrenamt oder Protest?

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Spenden, Ehrenamt oder Protest?

Wer tagtäglich mit sozialen Problemen konfrontiert wird, möchte etwas ändern, nur wie? Die Zeit ist bei vielen Ärzten knapp. Deshalb haben 66% der Befragten wohltätige Organisationen finanziell unterstützt oder dabei geholfen, Spenden einzuwerben. 39% haben in Organisationen gearbeitet, um benachteiligten Menschen zu helfen. Und jede 4. Ärztin und Arzt ist auf die Straße gegangen, um bei Demos ihren Unmut zu äußern. In Sozialen Medien wiederum äußerten nur 18% ihren Frust.

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Mediziner über Maßnahmen zum Klimawandel frustriert

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Mediziner über Maßnahmen zum Klimawandel frustriert

Klare Kante zeigten die Umfrage-Teilnehmer bei Themen rund um den Klimawandel. Der Aussage, Klimaschutz müsse für alle Länder die höchste Priorität haben, kreuzten 78% der Ärzte an. Und 63% stimmten der Aussage, der Klimawandel habe direkte Folgen für die Gesundheit, zu.

Die Umfrage macht auch deutlich, dass sehr viele Ärztinnen und Ärzte (61%) von den Maßnahmen unserer Politiker gegen die Erderwärmung enttäuscht sind.

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„Ärzte chronisch unpolitisch!“

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

„Ärzte chronisch unpolitisch!“

„Die Klima-Problematik ist durch den Krieg in den Hintergrund gerutscht“, hieß es in den Kommentaren. Ein Leser schrieb: „Es wird zu viel geredet und zu wenig getan.“ Viel Kritik wurde an der Politik und an den Medien laut, den Panikmache verstöre viele Menschen, hieß es.

Am wissenschaftlichen Hintergrund des Klimawandel und seiner Folgen hingegen bestehen keine Zweifel: „Hier ist wirklich alles an Evidenzen verfügbar, seit Jahrzehnten! Bedauerlich, dass viele KollegInnen chronisch unpolitisch sind“, so ein Arzt.

Doch wo liegt das Problem? „Fake News entkräften, da Diskussionen mit Meinungen nichts bringen“, hieß es in einem weiteren Kommentar. Letztlich seien alle Menschen gefordert, wie ein Kollege schrieb: „Fuß vom Gas! Kalt duschen. Nicht ducken, sondern aufstehen!“ Warum einige Menschen so zögerlich reagieren, erklärt ein anderer Arzt so: „Maßnahmen gegen den Klimawandel gefährden unseren Wohlstand.“

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Versorgung schlechter als vor 5 Jahren

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Versorgung schlechter als vor 5 Jahren

Doch der Klimawandel ist nur ein Bereich, der Ärzten Sorgen macht. Genauso stark fühlen sich Ärzte in ihrem tagtäglichen Leben von gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen beeinträchtig: Die Regierung kürzt, wo es nur geht. Und der Druck wächst stetig. 72% sind der Meinung, dass die Qualität der Gesundheitsversorgung in den letzten 5 Jahren abgenommen habe; 18% sehen diesen Trend nicht und 10% sind sich bei der Bewertung unsicher.

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Viel Arbeit und zu wenig Personal

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Viel Arbeit und zu wenig Personal

Doch wo genau liegen die Schwierigkeiten im Alltag? Befragte nannten vor allem zu wenig Personal (28%), eine zu hohe Arbeitslast (25%) und eine schlechte Finanzierung. Viel Bürokratie durch schlechte Organisationsstrukturen (15%) kam erschwerend mit hinzu.

Details kommen von den Umfrageteilnehmern in den Kommentaren: Ein Gastroenterologe kritisiert „zu wenige Studienplätze Medizin“ und deren „nicht sachgerechte Verteilung“. Und ein Gynäkologe bestätigt: „Man läuft seit Jahren sehenden Auges in einen Ärztemangel. Die Pflege wird ausgeblutet, die Privatisierung des Gesundheitswesens war ein grober Fehler.“ Die GOÄ sei das letzte mal Anfang der 90er-Jahre angepasst worden. „Das sagt eigentlich alles über die Wertschätzung der ärztlichen Leistung.“

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COVID-19 hat alles noch schlimmer gemacht

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

COVID-19 hat alles noch schlimmer gemacht

Mit gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen stand es nie zum Besten; etliche Bundesgesundheitsminister haben bei Praxen und Kliniken den Rotstift angesetzt. Doch mehr als 3 von 4 Befragten (79%) haben die Meinung, COVID-19 habe alles noch schlimmer gemacht.

Eine Gefäßchirurgin spricht die aus ihrer Sicht „völlig übertriebene, verfehlte Politik“ bei COVID-19 an: „Im ersten Lockdown hatten Patienten Angst, zum Arzt zu gehen, Krebsoperationen wurden verschoben und das Krankenhauspersonal hat sich totgeputzt.“

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Medscape Report 2022: Gesellschaftliche und soziale Probleme in Deutschland – was Ärzte belastet

Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Auch die Impfpflicht ist ein heißes Eisen, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Mit ihrem Versuch, eine generelle Impfpflicht per Gesetz zu erlassen, ist die Bundesregierung aufgrund fehlender Mehrheiten kläglich gescheitert. Und die einrichtungsbezogene Impfpflicht wird regional unterschiedlich streng umgesetzt; hier haben die Länder das Sagen.

Auch die befragten Ärzte sind unentschlossen. Während sich 46% generell für die Impfpflicht aussprachen, lehnten dies 31% ab. Weitere 23% befürworteten die Impfpflicht für bestimmte Berufs- oder Altersgruppen mit erhöhtem Risiko. Gesundheitspolitisch ist zumindest die allgemeine Impfpflicht erst einmal in der Versenkung verschwunden. Mit dem Abflauen der Pandemie könnte auch die Impfpflicht für Gesundheitspersonal wieder zur Disposition stehen.

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Rassismus in Deutschland

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Rassismus in Deutschland

Ebenfalls beschäftigt Ärzte das Thema Rassismus. Sie sehen darin ein gesellschaftliches, aber weniger ein medizinisches Problem. Immerhin 60% stimmten der Aussage zu, dass in Deutschland Menschen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft oder Hautfarbe unterschiedlich behandelt werden. Und 59% kreuzten an, dass dieses Problem dringend zu lösen ist. Etwas weniger Teilnehmer (39%) glauben, diese Diskriminierung treffe auch auf den Umgang mit Patienten im Medizinbetrieb zu.

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„Westeuropäer wollen Welt mit ihren Weisheiten beglücken“

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

„Westeuropäer wollen Welt mit ihren Weisheiten beglücken“

Rasissmius am Arbeitsplatz – bezogen auf Angestellte, Kollegen oder Patienten – haben nur 21% selbst beobachtet; 6% sind sich hinsichtlich der Bewertung der Situation unsicher.

Mit Fokus auf Patienten geben 23% solche Missstände zu Protokoll, während sich 8% unsicher sind.

„Es gibt in Deutschland versteckten Alltagsrassismus“, kommentierte ein Neurologe. „Westeuropäer glauben, alles besser zu können, besser zu wissen und besser zu machen als der Rest der Welt, sie glauben den Rest der Welt mit ihren Weisheiten beglücken zu müssen (…).“

Eine Ärztin aus dem Bereich Arbeitsmedizin berichtet aus ihrer Praxis: „Die Mitarbeiter werden rassistisch diskrimieniert, können sich aber nicht wehren.“

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Ist das Abtreibungsgesetz in Deutschland zu streng?

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Ist das Abtreibungsgesetz in Deutschland zu streng?

Auch das Für und Wider von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland beschäftig Ärzte. 36% bewerten die derzeitigen Regelungen als zu streng, weitere 36% als genau richtig, 6% als zu lax und 21% sind sich unsicher.

Doch was halten die Umfrage-Teilnehmer von einer Verlängerung der gesetzlichen Frist für die Inanspruchnahme eines Schwangerschaftsabbruchs (12-14 Wochen)? Immerhin 46% wären einverstanden, 30% sind – mit Hinweis auf mögliche Komplikationen – dagegen. 8% sprechen sich generell gegen Abtreibungen aus und 15% haben sich dazu noch keine Meinung gebildet. (Ergebnisse nicht dargestellt)

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Abschaffung des §219 – die Mehrheit ist froh darüber

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Abschaffung des §219 – die Mehrheit ist froh darüber

Deutlich klarer fällt das Votum bei der Frage aus, ob es richtig ist, dass Ärzte über Schwangerschaftsabbrüche informieren. Knapp 3 Viertel (74%) befürworten dies, 17% sind dagegen und 9% haben keine Meinung dazu.

Das Thema selbst ist umstritten, wie die Kommentare zeigen. Dazu schreibt eine Allgemeinmedizinerin: „Frauen sollten nach Beratung frei entscheiden dürfen.“

„Ich lehne Schwangerschaftsabbrüche als Methode der nachträglichen Verhütung ab, wenn Verhütungsmethoden zur Verfügung gestanden haben“, schreibt ein Arzt und nennt als Beispiel: „Eine Lehrerin lehnt die Pille (Hormone) ab, weil es für ihren Körper zu schädlich ist. Die Abtreibung ist aber OK für sie.“

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Große Offenheit für die Leimutterschaft

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Große Offenheit für die Leimutterschaft

Überraschend groß ist die positive Haltung vieler Ärzte zur Legalisierung der Leihmutterschaft, die in Deutschland derzeit noch strafbar ist: 23% befürworten dies generell und 45% zumindest bei Unfruchtbarkeit. 32% lehnen Leihmutterschaft kategorisch ab.

Zahlreiche Länder, etwa einige US-Bundesstaaten, Indien oder Südafrika, gestatten kommerzielle Leihmutterschaften; andere Länder ermöglichen dies zumindest bei altruistischen Leihmutterschaften. Außerdem hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass ausländische Gerichtsentscheidungen, die den Wunscheltern die rechtliche Elternschaft zuweisen, in Deutschland anerkannt werden können.

Eine Internistin kommentiert: „Als Frau bin ich grundsätzlich der Ansicht, dass das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper und die eigene Biografie sehr hoch zu bewerten ist. Aber als Frau mit langjährig unerfülltem Kinderwunsch, später Mutter durch Unterstützung der Reproduktionsmedizin, betrachte ich die Leihmutterschaft als schwieriges, widersprüchliches Thema.“

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Wenig Konsens über Deutschlands Einwanderungsgesetze

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Wenig Konsens über Deutschlands Einwanderungsgesetze

Bei der Bewertung von Regelungen zur Einwanderung tun sich Ärzte denkbar schwer. 28% halten die derzeitigen Gesetze für zu hart, 18% für genau richtig, 33% für nicht restriktiv genug und 21% sind sich unsicher. Russlands Krieg gegen die Ukraine hat die Diskussion neu angefacht – mit ganz unterschiedlichen Sichtweisen. Es geht nun auch um Menschen aus der nahen Ukraine, die Schutz in Deutschland suchen, als auch um Wehrpflichtige aus Russland, die nicht bereit sind, in den Krieg zu ziehen.

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Ärzte sind frustriert über die Einwanderungspolitik

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Ärzte sind frustriert über die Einwanderungspolitik

Alles in allem geben die befragten Ärzte der Regierung keine guten Noten für ihre Einwanderungspolitik. Der Aussage, im Großen und Ganzen gehe Deutschland angemessen mit Fragen der Einwanderung um, stimmen nur 32% zu, während sie 47% ablehnen.

Und 48% lehnen das Statement, Einwanderern würden derzeit die Rechte verwehrt, die sie haben sollten, ab. Nur 30% bewerten die Aussage als korrekt und würde sich mehr Rechte für die Einwanderer wünschen.

Ähnlich umstritten war der Passus, man müsste es Menschen, die einwandern, leichter machen, nach Deutschland zu kommen und hier zu bleiben: 42% Ablehnung, 36% Zustimmung.

Bei medizinischen Aspekten hingegen war das Bild recht klar. 71% haben der Aussage, das Gesundheitswesen sollte Einwanderer unabhängig von ihrem Status versorgen, zugestimmt – nur 18% waren dagegen.

„Es existiert keine adäquate Einwanderungspolitik“, schrieb ein Arzt zu der Frage. Und ein Internist wies auf Unterschiede aus seiner Sicht hin: „Einwanderer werden nach mehreren Menschenklassen behandelt: Ukrainer bekommen alle Hilfe, Syrer werden illegal abgewiesen (Push-back). Beiden haben Gleiches erlitten.“

Defizite sieht auch eine Neurologin. „Es wird Einwanderern mit guter beruflicher Qualifikation zu schwer gemacht in unserem Land zu arbeiten“, schreibt sie. „Die Entwicklung, Qualifikationen anzuerkennen oder eine Arbeitserlaubnis zu erteilen, ist zu zäh.“ Deutschland jammere über den Mangel an Fachkräften, „während viele gut ausgebildete Menschen in Massenunterkünften in Depressionen versinken“.

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Kaum Diskriminierung von LGBTQ+-Patienten?

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Kaum Diskriminierung von LGBTQ+-Patienten?

Die befragten Ärzte finden auch kaum Anhaltspunkte, dass Patienten der LGBTQ+-Community schlechter als andere Patienten behandelt würden. Lediglich 10% sehen hier Unterschiede, 59% verneinen dies, aber 31% sind sich unsicher, möglicherweise auch, weil sie selten oder wenig bisher damit konfrontiert waren.

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Was Ärzte über LGBTQ+ denken

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Was Ärzte über LGBTQ+ denken

Zum allgemeinen Umgang mit LGBTG+-Themen in Deutschland zeichnet sich kein eindeutiger Trend ab. 44% der User sehen als erwiesen an, dass Menschen der LGBTQ+-Community diskriminiert werden – 31% stimmen der Aussage nicht zu. Von einer gleichberechtigten Teilhabe sprechen 32%, während 43% hier Probleme zu Protokoll geben. Dass die LGBTQ+-Community stärker der Gewalt ausgesetzt ist als andere Menschen, schätzen 51%.

„Am besten wäre ein toleranter Umgang gegenüber allen Patienten, egal, welchen sexuellen Richtungen sie angehören“, so der Kommentar eines Anästhesisten. „Dafür sollten aber mehr neutrale Grundinformationen niederschwellig erhältlich sein.“ Aber auch kritische Stimmen werden laut. Mehrere Umfrageteilnehmer schreiben, „das Thema werde stark übertrieben“. Andere wiederum plädieren für mehr Toleranz.

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Fast jeder 3. Arzt meldet Verdachtsfälle von häuslicher Gewalt

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Fast jeder 3. Arzt meldet Verdachtsfälle von häuslicher Gewalt

Haben Sie jemals der Polizei oder Behörden einen möglichen Fall häuslicher Gewalt gemeldet? Diese Frage bejahrten immerhin 28% der Umfrageteilnehmer, wenn es beim Opfer um eine Patientin oder einen Patienten ging. Die Fälle kamen nur selten aus dem Kollegenkreis (3%).

Nur 16% sind der Meinung, bestehende Maßnahmen gegen häusliche Gewalt seien ausreichend; 51% sehen hier weiteren Handlungsbedarf (Daten nicht dargestellt).

„Die Opfer ziehen häufig die Anzeigen zurück und wollen keine Meldung, weil es auf sie zurückfällt und alles noch schlimmer macht“, so eine Ärztin. Mehrere Kollegen schreiben, es gebe „zu wenig Handhabe“.

Eine weitere Ärztin kommentiert: „Ich würde mir wünschen, dass meine ärztlichen Kollegen besser über das Erkennen von Spuren häuslicher Gewalt und die Möglichkeiten zur Unterstützung der Opfer informiert würden bzw. wären.“ Und weiter: „Für mich zumindest gilt, dass ich mir jede Telefonnummer einer Organisation oder einer staatlichen Stelle, die ich anrufen oder weitergeben kann, selbst organisiert habe.“

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Drogenkonsum unter Ärzten – für viele ein Problem

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Drogenkonsum unter Ärzten – für viele ein Problem

Jeder 3. Arzt (32%) geht davon aus, dass seine Kollegen Drogen nehmen und dies Probleme im Job verursacht. Durch die Pandemie ist der Konsum unter Ärzten nach Meinung von 33% der Umfrageteilnehmer angestiegen. Vor allem jüngere Ärzte äußerten die Vermutung.

Die Ablehnung ist deutlich: 72% der Ärzte sind der Meinung, dass Drogen generell nicht legalisiert werden sollten. Jeder 5. befürwortet allerdings einen solchen Schritt für „weiche“ Drogen (Daten nicht dargestellt).

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Alkohol und Medikamente gegen Pandemie-Frust

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Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

Alkohol und Medikamente gegen Pandemie-Frust

Die COVID-19-Pandemie hat noch ganz andere Folgen – das vermuten zumindest einige Medscape-Leser. Einen Anstieg von Drogenproblemen unter Patienten geben 33% zu Protokoll, während 67% keine Veränderungen und 2% sogar einen Rückgang beobachtet haben.

In mehreren Kommentaren führen Ärzte vor allem Alkoholprobleme oder einen Medikamenten-Abusus der Patienten an, weniger einen Opiat-Abusus.

Einen Opioid-Abusus beobachten 19% der Ärzte häufig bei ihren Patienten, 49% sehen das manchmal (Daten nicht dargestellt).

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Medscape Report 2022: Gesellschaftliche und soziale Probleme in Deutschland – was Ärzte belastet

Claudia Gottschling | November 29, 2022 | Interessenkonflikte

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