
Haben Sie so etwas schon mal gesehen? Ein gruseliges Fotoalbum von „Unfällen“ mit Fremdkörpern
An den Feiertagen, wenn die ganze Familie viel Zeit zu Hause verbringt, passieren oft die skurrilsten „Unfälle“. Wo sind plötzlich die Batterien für die Fernbedienung oder das Ansteckteil von der Spielkonsole?
Im Eifer des Geschenke Auspackens geht so manches Kleinteil verloren und landet durch verschiedene Öffnungen im Körper – meist dort wo es sicher nicht hingehört. Weil die Hausärzte in dieser Zeit Ihre Praxen meist geschlossen haben, bleibt den Patienten oft nur die Notaufnahme. Und dort wundern sich die Ärzte oft sehr – manchmal über gefährliche Päckchen – wenn sie mit der passenden Bildgebung auf die Suche gehen.
Fremdkörper sind aber nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen ein häufiger Grund für den Besuch einer Notaufnahme bzw. einer Klinik. Objekte, die in den Ohren, der Nase, den Atemwegen, im Rektum, in der Vagina, in den Augen oder im Gastrointestinaltrakt (GI-Trakt) stecken, sind mit jeweils eigenen Symptomen, Risiken und auch Therapiemöglichkeiten verbunden.
Bildgebende Verfahren können je nach mutmaßlicher Position und Material des Fremdkörpers eine wichtige Rolle spielen. Wenn es keine klare Vorgeschichte für das Beschwerdebild eines Patienten gibt, sollte der Gedanke an eine mögliche Fremdkörperinkorporation stets in Betracht gezogen werden, um eine spätere Morbidität oder Mortalität aus solchen Gründen zu verhindern.
Dieses Röntgenbild eines Säuglings zeigt einen Schraubhaken im Hypopharynx.
Fremdkörper im Gastrointestinaltrakt
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Fremdkörper im Gastrointestinaltrakt
Erwachsene, die einen Fremdkörper verschluckt haben, kommen in der Regel kurze Zeit später in die Notaufnahme oder in die Klinik. Bei Kindern werden verschluckte Fremdkörper häufig erst entdeckt, wenn sie eine Komplikation verursachen, wie z.B. Dysphagie, Gewichtsverlust, Speichelfluss, Erbrechen, Brustschmerzen, Halsschmerzen, Stridor, Husten, veränderter Geisteszustand und/oder Fieber. Bei Kindern stecken die Fremdkörper meistens in der Speiseröhre fest [1].
Nach einer gründlichen Anamnese zu einer bekannten oder möglichen Fremdkörperinkorporation fertigt man eine Röntgenleeraufnahme an. Röntgendichte Objekte aus Metall, Glas oder Stein sind darauf leicht zu erkennen, aber auch röntgendurchlässige Objekte aus z.B. Holz oder Kunststoff können durch ihre Folgen, wie etwa eine Kompression der Atemwege, indirekt erkennbar oder vermutet werden [2].
Darüber hinaus sind auch tragbare Metalldetektoren sowohl sensitiv als auch spezifisch genug, um verschluckte metallische Objekte zu lokalisieren.
Eine Fremdkörperaufnahme erfolgt bei Erwachsenen in der Regel versehentlich. Die Abbildung hier zeigt jedoch zahlreiche Reißzwecken, die im Rahmen eines Suizidversuchs verschluckt wurden.
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Die Abbildung zeigt eine Knopfzelle im Darm eines Erwachsenen, die durch ihr markantes Profil ins Auge fällt.
Glücklicherweise passieren die meisten verschluckten Fremdkörper den Magen-Darm-Trakt, ohne Schaden anzurichten. Es sollte nicht versucht werden, ein Erbrechen durch das Heimlich-Manöver oder durch Ipecacuanha-Sirup (Brechwurzelsirup) auszulösen.
Fremdkörper in der Speiseröhre sollten generell als festsitzend betrachtet und endoskopisch entfernt werden. Zur Entfernung scharfer Objekte eignet sich am besten ein starres Endoskop, da es den Einsatz optischer Zangen mit hoher Grifffestigkeit erlaubt [1]. Auch bei der Ösophagusperforation kann ein starres Endoskop zum Einsatz kommen oder eine Thorakotomie ist erforderlich [3].
Bei stumpfen Fremdkörpern, die innerhalb der letzten 24 Stunden aufgenommen wurden, kann man jedoch in der Regel abwarten, da sie in der Regel den Magen-Darm-Trakt problemlos passieren. Bei sehr scharfen oder spitzen Gegenständen, wie z.B. Nähnadeln, besteht jedoch die Gefahr der Darmwandperforation, sodass diese am besten endoskopisch entfernt werden. Zur Verlaufskontrolle bei röntgendichten Fremdkörpern wird am besten täglich geröntgt.
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Obwohl manche Fremdkörper wohl spontan abgehen, sollten Patienten mit wiederkehrenden Beschwerden genauer untersucht werden. Objekte, die zu lang (>6 cm) oder zu breit (>2 cm) sind, um den Pylorus zu passieren, sollten entfernt werden. Bei Patienten mit einer angeborenen oder postoperativen Stenose im Gastrointestinaltrakt besteht ein höheres Risiko dafür, dass sich ein Fremdkörper festsetzt.
Die Abbildung links zeigt das dilatierte Jejunumresektat eines Kindes, bei dem eine Münze im Jejunum feststeckte, sodass eine Laparotomie erforderlich wurde. Die Abbildung rechts oben zeigt den erodierten Penny.
Bei Fremdkörpern im oberen Gastrointestinaltrakt ist in der Regel ein endoskopisches Vorgehen erfolgreich. Wenn ein Fremdkörper jedoch eine Obstruktion erzeugt, die endoskopisch nicht erreicht oder entfernt werden kann, muss laparotomiert werden [4].
Eine mögliche Komplikation eines verschluckten Fremdkörpers ist ein lokaler Entzündungsprozess, der zu Schmerzen, Blutungen, Fibrose, Obstruktion und/oder Perforation führen kann.
Bodypacking/Bodystuffing
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Bodypacking/Bodystuffing
Die Abbildung zeigt mehrere Kokainpäckchen im Magen und Darm (Sternchen).
Body Packer und Body Stuffers sind Personen, die mit Drogen gefüllte Päckchen, meist Heroin oder Kokain, einnehmen, um sie zu schmuggeln. Die Drogen werden oft im Herkunftsland in Latexkondomen oder Gummihandschuhen verpackt, und dann in der Regel in einem anderen Land entleert. Wenn die Päckchen im Körper des Trägers aufplatzen, kann die massive Freisetzung der Drogen den Tod bedeuten.
Drogenpäckchen können auch im Anus oder in der Vagina versteckt sein. Dann spricht man von Bodystuffing. Die Päckchen sind in der Regel weniger sorgfältig verpackt und die Mengen sind geringer. Meist geht es darum, dadurch notfallmäßig einer drohenden Entdeckung zu entgehen. Diese Personen sind jedoch auch einem erhöhten Risiko für eine schwere oder tödliche Intoxikation ausgesetzt.
Patienten, bei denen der Verdacht auf Bodypacking besteht, sollten stationär aufgenommen werden. Die Passage der Päckchen kann durch eine Volldarmspülung erleichtert werden. Wenn sich wiederholt die Merkmale einer Intoxikation zeigen, die auf die konservative Therapie nicht ansprechen, ist ein chirurgisches Vorgehen indiziert [5].
Rektale Fremdkörper
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Rektale Fremdkörper
Das Bild zeigt einen Vibrator im Rektum zusammen mit einer Salatzange, die sich verklemmte, als der Patient versuchte, den Vibrator selbst wieder zu entfernen.
Rektale Fremdkörper gehen in der Regel auf erotische Aktivitäten zurück. Typische Gegenstände dabei sind Vibratoren, Dildos, Glühbirnen, Kerzen, Schnapsgläser und Flaschen. Mitunter wurden rektale Fremdkörper auch verschluckt und führen dann erst am Passageende nach dem Übergang zum Rektum zu Komplikationen.
Den Patienten ist es meist sehr peinlich, die Umstände der Fremdkörpereinbringung offen zu legen und sie haben daher eventuell selbst bereits mehrere Versuche unternommen, das Objekt selbst wieder zu entfernen.
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Diese Abbildung zeigt eine Komponente einer Computer-Spielkonsole, die nach einer durchzechten Nacht selbst ins Rektum eingeführt wurde.
Typische klinische Befunde eines rektalen Fremdkörpers sind Schmerzen beim Stuhlgang, Bauchschmerzen, rektale Blutungen, Juckreiz und Obstipation. Die oft erst spät eingeholte ärztliche Hilfe und die mehrfachen Versuche, das Objekt selbst zu entfernen, können zu Schleimhautödemen und Muskelkrämpfen führen. Sie erschweren die Entfernung des Objekts.
Eine rektale Untersuchung sollte zunächst so lange aufgeschoben werden, bis die Lage und Art des Fremdkörpers bestimmt wurde. Damit soll das Risiko gesenkt werden, dass z.B. zerbrechliche Objekte wie etwa Glühbirnen im Darm kaputt gehen. Der Untersucher kann sich zudem an eventuellen scharfen Gegenständen verletzen und/oder der Gegenstand wird versehentlich noch tiefer ins Körperinnere gedrückt.
Eine Röntgenleeraufnahme des Abdomens oder des Beckens reicht bei den meisten Objekten zur Identifikation aus. Bei Verdacht auf eine Perforation kann ein Röntgenthorax im Stehen indiziert sein.
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Die a.-p.-Aufnahme des Abdomens in Rückenlage zeigt drei Batterien innerhalb des Rektums. Tief im Körper liegende Objekte müssen möglicherweise im Rahmen einer Koloskopie oder gar bei einem chirurgischen Eingriff entfernt werden.
Objekte distal des Colon sigmoideums können nach dem Einführen eines Anal-Spreizers oder eines Rektalspekulums unter direkter Sicht entfernt werden. Die meisten Objekte lassen sich unter behutsamem Ziehen mit einer Zange entfernen. Entsteht dabei ein starker Unterdruck proximal des Objektes, kann ein darüber hinaus nach proximal vorgeschobener Foley-Katheter für einen Druckausgleich sorgen.
Weit distal liegende Objekte können eventuell mit dem Finger erreicht werden. Um das Objekt dann zu entfernen, sollte der Patient ein Valsalva-Manöver durchführen. Falls nötig kann vor einer manuellen Entfernung von rektalen Fremdkörpern eine Vollnarkose oder eine Sedierung erforderlich sein [6].
Die häufigsten Komplikationen bei rektalen Fremdkörpern sind Blutungen, Schleimhautverletzungen und Rektalperforationen. Insgesamt ist die Prognose sehr gut. Es sollten jedoch weder Einläufe gemacht noch Abführmittel gegeben werden, um die Entfernung zu erleichtern.
Urethrale Fremdkörper
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Urethrale Fremdkörper
Die Abbildung zeigt einen zylindrischen Fremdkörper – wahrscheinlich einen Stift – in Harnröhre und Blase.
Fremdkörper in der Harnröhre sind oft die Folge autoerotischer Manipulationen. Die Objekte können die Harnröhre schwer schädigen und zur Fistelbildung führen. Mithilfe der retrograden Urethrografie (RUG) lässt sich die Durchgängigkeit der Harnröhre beurteilen. Es kann auch zu einer retrograden Migration des Fremdkörpers kommen, sodass der Gegenstand in der Blase verbleibt.
Bei Verdacht auf eine Harnröhrenverletzung und wenn die Entfernung des Objektes unter direkter Sicht erfolgen muss, sollte ein Urologe hinzugezogen werden. Bei Patienten mit einer vorgeschädigten Harnröhre, etwa nach einer früheren Verletzung, besteht die Gefahr, dass sich Strikturen entwickeln.
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Die Abbildung zeigt einen metallischen Fremdkörper, der aus einem Luftgewehr stammt, ohne dass es Anzeichen für eine Harnröhrenverletzung gibt.
Bei männlichen Patienten mit Verdacht auf eine Harnröhrenverletzung durch einen Fremdkörper sollte eine RUG durchgeführt werden. Dabei wird unter Durchleuchtung ein Kontrastmittel über den Meatus urethrae in die Harnröhre injiziert. So lässt sich jede anormale Kontrastmittelausbreitung gut beobachten. Für die präoperative Planung ist es sehr wichtig, die genaue Lokalisation der inneren Verletzung zu kennen.
Vaginale Fremdkörper
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Vaginale Fremdkörper
Vaginale Fremdkörper können die Ursache für unerklärliche gynäkologische Beschwerden sein. Bei jungen Mädchen können recht kleine Objekte in der Vagina verbleiben. Bei Frauen handelt es sich meistens um Tampons, die in der Vagina belassen wurden. Je nach Objekt muss auch die Möglichkeit eines sexuellen Missbrauches in Betracht gezogen werden. Dies gilt vor allem bei kleinen Mädchen oder bei Patientinnen mit psychiatrischen Störungen.
Fremdkörper in der Vagina können aufgrund von Entzündungen und Infektionen zu einem chronischen vaginalen Ausfluss und/oder zu Blutungen führen und mit einer üblen Geruchsentwicklung verbunden sein. Retinierte stark absorbierende Tampons können ein toxisches Schocksyndrom verursachen.
Eine Spekulum-Untersuchung oder eine Röntgenleeraufnahme reicht in der Regel aus, um die Lage des Fremdkörpers zu bestätigen. Mitunter wird die Diagnose aber auch erst nach einem CT gestellt (s. Abb.). Die Entfernung des Objekts beseitigt meistens auch die Beschwerden und Symptome der Patientin. Im Allgemeinen sind dann auch keine zusätzlichen Maßnahmen erforderlich.
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Um ein Objekt lokalisieren zu können, ist mitunter eine recht sorgfältige Anamnese notwendig, vor allem, wenn es der Patientin unangenehm sein könnte, Angaben zu machen.
Die Röntgenaufnahme des Beckens zeigt einen Vibrator, der während des einvernehmlichen Geschlechtsverkehrs in das Scheidengewölbe „geschlüpft“ ist. Das Röntgenbild allein reicht gewöhnlich nicht aus, um zwischen dem Vaginal- und dem Rektalgewölbe zu unterscheiden. Das Objekt wurde noch in der Notaufnahme einer Klinik erfolgreich entfernt.
Fremdkörper in Extremitäten
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Fremdkörper in Extremitäten
Die Abbildung zeigt eine Verletzung mit einer Nagelpistole.
Fremdkörper in Extremitäten sind sehr häufig. Obwohl es in der Regel nicht um den Nachweis eines Fremdkörpers geht, können Röntgenaufnahmen dennoch wertvoll sein, um die Fragmentierung des Fremdkörpers und damit eventuell verbundene Frakturen beurteilen zu können. Dies gilt insbesondere für metallische Fremdkörper und manchmal auch für größere Holz- oder Glaskörper. Kleinere nichtmetallische Fremdkörper können sonografisch sichtbar gemacht werden.
Eine Tetanusprophylaxe sollte in Abhängigkeit vom aktuellen Impfstatus des Betroffenen durchgeführt werden. Das Entfernen des Fremdkörpers kann durch Schmerzmittel, Lokalanästhetika, Anxiolytika und ggf. auch Sedierung erleichtert werden. Nach dem Eingriff wird die Wunde mit Kochsalzlösung gespült. Antiseptische Lösungen sollten dabei vermieden werden, da sie die Wundheilung verzögern können [7].
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Obwohl das MRT keine First-line-Maßnahme bei der Beurteilung von Fremdkörpern ist, kann die Darstellung der betroffenen Weichteilstrukturen in schwierigen Fällen sehr aufschlussreich sein. Die gezeigten Bilder zeigen einen Fremdkörper auf der palmaren Zeigefingerseite mit einer begleitenden Flüssigkeitsansammlung. Das MRT kann auch bei der chirurgischen Planung helfen, um die Beziehung zwischen dem Fremdkörper und angrenzenden Weichteilstrukturen wie etwa Nerven und Gefäßen anzuzeigen.
Fremdkörper in den Ohren
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Fremdkörper in den Ohren
Das CT zeigt einen metallischen Fremdkörper im rechten äußeren Gehörgang.
In die Notaufnahme kommen relativ oft Kindern, die einen Fremdkörper im Ohr stecken haben. Alles, was klein genug ist, um in den Gehörgang des Kindes zu passen, kann dort auch angetroffen werden. Am häufigsten sind jedoch Lebensmittel, Spielzeug, Perlen, Steinchen, Insekten und Samenkörner.
Wenn die Kinder noch nicht äußern können, dass in ihren Ohren etwas steckt, können sich Ohrenschmerzen/Ohrenausfluss, Hörverlust und/oder ein Völlegefühl im Ohr entwickeln. Bei Erwachsenen sind die häufigsten Fremdkörper in den Ohren Teile von Hörgeräten und Insekten.
Die Fremdkörper liegen gewöhnlich im Gehörgang selbst. Wenn jedoch das Trommelfell perforiert ist, kann das Objekt auch im Mittelohr liegen oder – selten – bis ins Innenohr vordringen.
Der Befund bei der körperlichen Untersuchung hängt von dem Objekt ab und von der Dauer, die es sich im Ohr befunden hat. Bei leblosen Objekten, die nur kurze Zeit im Ohr stecken, zeigen sich in der Regel keine weiteren auffälligen Befunde. Wenn das Objekt das Ohr verletzt hat, können Anzeichen von Blutungen oder Rötungen auffallen.
Sollte der Gegenstand bereits längere Zeit dort feststecken, stellt sich mitunter neben einer Rötung und einer Schwellung auch ein übelriechender Ausfluss ein. Insekten können den Gehörgang oder das Trommelfell durch Kratzen oder Stechen verletzen.
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Mit dem Otoskop lässt sich ein Fremdkörper normalerweise identifizieren, obwohl mitunter auch ein Ohrmikroskop erforderlich ist (s. Abb.).
Um einen Fremdkörper im Gehörgang zu entfernen, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung: die mechanische Extraktion, die Spülung und das Absaugen. Welche dieser Optionen am besten geeignet ist, hängt nicht zuletzt auch von den Eigenschaften des Fremdkörpers selbst ab.
Eine Spülung mit niedrigem Druck ist die einfachste Methode. Sie eignet sich jedoch bei organischem Material nicht, da es die Spülflüssigkeit absorbieren und dann im Gehörgang aufquellen kann. Eine mechanische Extraktion mit einer Zange kann unter direkter Darstellung mithilfe des Otoskopes erfolgen. Für bröckelige Objekte, die beim Greifen mit einer Zange brechen können, eignet sich am besten die Absaugung unter direkter Sicht.
Wenn das Objekt nicht entfernt werden kann oder der Verdacht auf eine Perforation des Trommelfells besteht, sollte eine HNO-Facharzt hinzugezogen werden.
Nasale Fremdkörper
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Nasale Fremdkörper
Die Röntgenaufnahme zeigt einen röntgendichten, linearen Fremdkörper in der Nasenhöhle (Pfeil), der den Sinus sphenoidalis zu erreichen scheint.
Bei Kindern kommen nasale Fremdkörper häufig vor, besonders Kunststoffkügelchen und Gemüsestückchen [8].
Die typische Lokalisation eines solchen Fremdkörpers ist unmittelbar vor der mittleren Nasenmuschel und unterhalb der unteren (s. Abb.). Einseitige Fremdkörper betreffen die rechte Nasenhälfte doppelt so oft, wie die linke. Dies liegt vermutlich daran, dass Rechtshänder die rechte Nase leichter erreichen.
Der einseitige Nasenausfluss ist das vorrangige Symptom bei den Betroffenen. Es kommen jedoch auch Nasenreizung, Epistaxis, Niesen, Schnarchen, Sinusitis, Stridor, Giemen, Fieber und Mundgeruch vor. Darüber hinaus besteht bei nasalen Fremdkörpern das Risiko, dass sie sich lösen und in die unteren Atemwege rutschen.
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Die Abbildung zeigt die endoskopische Aufnahme einer Knopfbatterie in der rechten Nasenhöhle. Metallische Knopfbatterien sind besonders kritisch, da es bei ihnen durch elektrische Niederspannungsströme, elektrolysebedingte Freisetzung von Natriumhydroxid und Chlorgas und sogar durch Verflüssigungsnekrosen zu Gewebeschädigungen kommen kann, wenn ihr alkalischer Inhalt in das umgebende Gewebe austritt [9].
Der Fremdkörper lässt sich manchmal bereits bei einer Untersuchung mit Stirnlampe und Nasenspekulum identifizieren.
Es stehen verschiedene Techniken zur Verfügung, um einen nasalen Fremdkörper zu entfernen. Für gut darstellbare und nicht kugelförmige und auch nicht zerbröselnde Objekte empfiehlt sich die direkte mechanische Entfernung mit Zange oder Hakensonden. Am zweithäufigsten kommt der Ballonkatheter zum Einsatz: Dabei wird ein Foley- oder Fogarty-Katheter über den Gegenstand hinausgeführt, aufgeblasen und dann zurückgezogen.
Bei der Überdruck-Technik wird die nicht betroffene Nasenöffnung verschlossen und dann der Druck über einen Ambu-Beutel oder durch ein spezielles HNO-Gerät aufgebaut. Eine Möglichkeit ist aus, dass ein Elternteil ins Nasenloch des Kindes bläst. Beim Entfernen des Objekts mithilfe einer Absaugvorrichtung oder mit Hilfe von Klebstoff kommt bei Objekten infrage, die eine glatte Oberfläche haben und gut darstellbar sind.
Meistens können nasale Fremdkörper auch von Nicht-HNO-Spezialisten entfernt werden. Allerdings wird die HNO-Überweisung empfohlen, wenn die Entfernung fehlgeschlagen ist oder wenn die angrenzenden Strukturen erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Okuläre Fremdkörper
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Okuläre Fremdkörper
Die Röntgenaufnahme zeigt den Haken eines Spanngummis im Augapfel. Um das Ausmaß der Verletzung und die Notwendigkeit einer Intervention zu erfassen, stehen verschiedene Scoring-Systeme zur Verfügung [10]. Der häufigste Grund für einen okulären Fremdkörper ist ein Unfalltrauma beim Einsatz eines Hammers oder von Elektrowerkzeugen.
Die endgültige Lokalisation eines okularen Fremdkörpers und die durch ihn verursachte Schädigung hängen von der Größe, der Form und der Geschwindigkeit des Objekts zum Zeitpunkt des Aufpralls sowie von der Stelle des Eindringens ab. Hornhaut-Fremdkörper haften oberflächlich an der Hornhaut des Auges oder sind in diese eingebettet, während intraokulare Fremdkörper in die vordere Augenkammer oder in den Augapfel selbst eindringen.
Die Beurteilung eines okulären Fremdkörpers beginnt typischerweise mit einer Spaltlampenuntersuchung. Das CT ist hier die Bildgebung der Wahl zur Lokalisierung, da röntgendichte Objekte so leicht erkennbar sind. Die Sonografie spielt selbst bei Patienten mit einer Augapfelruptur zur Lokalisierung von Fremdkörpern nur eine begrenzte Rolle.
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Hornhautfremdkörper lassen sich in der Regel schon in der Notaufnahme unter direkter Sicht mit einem Wattestäbchen oder einer Nadel entfernen.
Bei intraokulärer Lage ist meistens eine Operation des Auges mit Parazentese oder Vitrektomie durch einen erfahrenen Augenarzt erforderlich. Der entscheidende limitierende Faktor bei der Prognose ist oft das Ausmaß der Schädigung durch die initiale Verletzung. Insgesamt erlangt jedoch die Mehrzahl der Patienten den größten Teil ihres Sehvermögens wieder.
Vorsicht: Nicht immer werden okuläre Fremdkörper entfernt. Daher ist das Screening auf einen okularen Fremdkörper äußerst wichtig, falls bei einem Patienten ein MRT durchgeführt werden soll. Das CT zeigt einen Patienten mit einem metallischen Fremdkörper in der Vorderkammer des linken Augapfels, der mindestens 4 Jahre lang vorhanden war. Würde sich dieser Patient einer MRT-Untersuchung unterziehen, könnte die durch die starken Magnetfelder induzierte Bewegung des Fremdkörpers zu einer ausgedehnten Schädigung des Auges und der umgebenden Strukturen führen. Das Screening erfolgt häufig über eine Röntgenuntersuchung der Augen und der Augenhöhlen. Ein CT erfüllt jedoch diesen Zweck auch.
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Dieses rekonstruierte CT stammt von einem Patienten, dem ein Kugelschreiber durch die Augenhöhle getrieben wurde, wobei die Spitze im mittleren Kleinhirnstiel endete.
Im CT lässt sich das Ausmaß eines eindringenden Fremdkörpers oft gut definieren. Die CT-Angiografie kann auch dazu beitragen, Verletzungen der Gefäße abzugrenzen, was die Behandlungsplanung erleichtert.
Fremdkörper in den Atemwegen
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Fremdkörper in den Atemwegen
Die Aspiration eines Fremdkörpers kann schnell lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Risikogruppen für Aspiration sind Kleinkinder, ältere Patienten mit neurologischen Störungen oder abgeschwächten Würgereflexen sowie Patienten, die sich Eingriffen unter Sedierung unterziehen.
Fremdkörper in den Atemwegen gelangen am häufigsten in den rechten Hauptbronchus und in den unteren Lungenlappen. Kinder aspirieren am häufigsten Erdnüsse und andere organische Stoffe. Erwachsene eher Gemüse, Fleisch und Knochen. Die Aspiration von Zähnen nach einem Unfall oder einem iatrogenen Trauma kann ebenfalls vorkommen.
In der Regel genügt die Anamnese zur Diagnosestellung. Die Patienten berichten oft von einem plötzlichen Erstickungsgefühl, Kurzatmigkeit, Giemen oder Husten. Bei der körperlichen Untersuchung finden sich oft Atemnot, Giemen, Stridor und/oder Rasselgeräusche. Im Röntgenthorax lassen sich oft röntgendichte Objekte identifizieren, wie z.B. ein Zahn im linken Hauptbronchus (s. Abb.).
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Manchmal kann doch eine Bronchoskopie erforderlich sein, um den Verdacht auf eine Fremdkörperaspiration zu bestätigen. Wenn der Patient die Beschwerden und Symptome einer schweren Atemwegsverlegung aufweist, sollten je nach Alter des Patienten sofort eine Thoraxkompression, Schläge auf den Rücken oder das Heimlich-Manöver (Oberbauchkompression) versucht werden.
Wenn in seltenen Fällen eine Bronchoskopie erfolglos bleibt, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein. Insgesamt ist die Prognose für Personen mit obstruktiven Fremdkörpern sehr schlecht, für Personen mit nicht okklusiven Fremdkörpern jedoch sehr gut.
So ist auch die Entfernung eines nicht obstruierenden Fremdkörpers in den Atemwegen nicht immer und unter allen Umständen notwendig und es gilt, die Nutzen und Risiken im Einzelfall abzuwägen.
Die Abbildung zeigt ein CT in der Frontalebene mit einem metallischen röntgendichten Fremdkörper im distalen linken Unterlappenbronchus. Der Patient war klinisch unauffällig und wies nach einem Jahr unter regelmäßiger Beobachtung keine Anzeichen einer postobstruktiven Pneumonie auf. Der Patient war 89 Jahre alt, und das Risiko einer chirurgischen Intervention wurde als höher erachtet.
Nicht röntgendichte Fremdkörper
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Nicht röntgendichte Fremdkörper
Die sonografische Aufnahme zeigt einen 1,7 cm langen linearen Fremdkörper – ein Holzsplitter in den Weichteilen der Hand. Die zeitgleich durchgeführte Röntgenaufnahme der Hand ergab jedoch keinen Hinweis auf einen Fremdkörper.
Die Sonografie ist sehr wertvoll, wenn es darum geht, nicht röntgendichte Fremdkörper aufzuspüren. Das gilt besonders, wenn sich das Objekt im oberflächlichen Weichteilgewebe befindet und auch palpabel ist. Durch das gleichzeitige Sonografieren und Palpieren lässt sich der betroffene Bereich am besten evaluieren.
Dies bestätigen auch eine Metaanalyse bzw. ein systematischer Review aus dem Jahr 2015, bei dem dieses Vorgehen auf eine Sensitivität von 72% und eine Spezifität von 92% kam [11]. Die Sonografie kann auch eingesetzt werden, um die Entfernung von Fremdkörpern zu erleichtern, wobei die Erfolgsrate bei fast 100% liegt [12]. Fremdkörper haben typischerweise in der Sonografie einen posterioren Schallschatten oder ein Wiederholungs-(Reverberations-)Artefakt [12].
Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
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