Wischen um Fortzufahren
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Medscape-Report: Burnout und Depressionen in der Corona-Krise – was Ärzte psychisch belastet und wie man ihnen helfen könnte

Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Wir sollten uns um die Ärzte sorgen. Ihr Beruf kann krankmachen – mehr als je zuvor. Nicht nur, weil sich Kollegen mit SARS-CoV-2 infizieren. Generell hat sich die Arbeitssituation für viele Mediziner durch die Corona-Pandemie verschärft.

Genau wie alle anderen Menschen weltweit plagt Ärzte die Verunsicherung über die ständig veränderten Verhaltensregeln und Arbeitsabläufe. Die Zukunft ist unsicher. Das Vertrauen auf einen Impfstoff als Allheilmittel gegen die Pandemie ist sehr wahrscheinlich zu naiv gedacht. Das verursacht zusätzlichen Psychostress.

Diese zunehmenden Belastungen für Ärzte zeichnen sich deutlich ab in der neuen Medscape-Umfrage zu Burnout, Depressionen und dem Lebensgefühl von Ärzten in Deutschland. Jeder 2. Arzt gibt an, dass sich sein Gefühl von Überlastung und schlechter Stimmung durch die Krise verstärkt hat.

Schon in unserer letzten Umfrage zu diesem Thema vor 2 Jahren – also weit vor der Pandemie – zeigte sich, dass 45% der Ärzte unter Symptomen eines Burnouts und/oder einer Depression leiden. Jetzt ist der Anteil noch um 10 Prozentpunkte gestiegen.

Das heißt: 55% der Ärzte, die im Zeitraum von Juni bis August 2020 unseren Online-Fragebogen ausgefüllt haben, berichten von Gefühlen körperlicher, emotionaler und mentaler Erschöpfung. Und eine Verbesserung ist im Moment nicht in Sicht – im Gegenteil. 1.130 registrierte Leser haben an unserer (nicht repräsentativen) Umfrage diesmal teilgenommen.  

Für ihre Symptome von Burnout und Depressionen finden Ärzte deutliche Worte. In den Kommentaren der Umfrage äußern Teilnehmer sehr offen und ehrlich, wie Ihre Arbeit ihr gesamtes Leben verändert hat.

Ein Anästhesist in einem Krankenhaus erzählt in den Kommentaren zur Umfrage: „Meine Work-Life-Balance ist völlig im Ungleichgewicht. Ich bin im Job hochfunktionell, zu Hause aber überreizt und emotional nicht zugänglich.“ Viele Ärzte geben an, dass sie unter Schlafstörungen leiden, was die Erschöpfung und die nervliche Belastung noch verstärkt. Ein Teufelskreis.

Der Medscape-Report zeigt aber auch, wo sich Ärzte Hilfe holen und was sie selbst unternehmen, um den Stress im Job auszugleichen. Finden Sie sich in den Aussagen Ihrer Kollegen wieder?

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Burnout, Depression oder beides?

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Medscape-Report: Burnout und Depressionen in der Corona-Krise – was Ärzte psychisch belastet und wie man ihnen helfen könnte

Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Burnout, Depression oder beides?

Mit psychischen Problemen hat mehr als jeder 2. Arzt oder jede 2. Ärztin zu kämpfen. 26% der Mediziner geben an, dass sie manchmal unter depressiven Verstimmungen leiden. 15% haben eher Burnout-Symptome. Und 14% haben sogar beides.

In der Summe sind dies 55% der Befragten, die trotz dieser Belastungen jeden Tag ihren Job machen. Die Grenzen zwischen den Krankheitsbildern sind anscheinend auch in den Augen vieler Ärzte fließend.

Bezeichnend ist, dass deutlich mehr Frauen (19%) über Burnout-Symptome klagen als Männer (13%) (Daten nicht gezeigt). Und der Anteil jener Kollegen, die beide Krankheitsformen nennen, liegt bei Krankenhausärzten (17%) etwas höher als bei Niedergelassenen (12%).

Einen besorgniserregenden Trend dokumentiert der Vergleich mit der letzten Medscape-Umfrage zum Thema Burnout und Depression. Die Daten wurden vor etwa 2 Jahren erhoben und im Frühjahr 2019 veröffentlicht. Sie zeigen, dass sich die psychische Verfasssung der Ärzte in der Zwischenzeit verschlechtert hat.

Damals sagte noch eine knappe Mehrheit von 56% der Befragten, dass sie keine Probleme durch Burnout oder Depressionen haben. Diesmal bezeichneten sich nur noch 45% als symptomfrei. Vor allem der Anteil der Ärzte und Ärztinnen, die an beiden Krankheitsformen leiden, hat zugenommen – von 9% auf 14%.

Kollegen sprechen in den Kommentaren der Medscape-Umfrage auf die Frage „Wie fühlen Sie sich?“ von „mentaler und emotionaler Erschöpfung“ oder „Frustration und Ausgelaugtheit“ sowie „einem Gefühl der Ausweglosigkeit und fremdbestimmtem Arbeiten.“ Viele der Befragten nennen Schlafstörungen als Problem.

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Wie gravierend sind Ihre depressiven Symptome?

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Medscape-Report: Burnout und Depressionen in der Corona-Krise – was Ärzte psychisch belastet und wie man ihnen helfen könnte

Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Wie gravierend sind Ihre depressiven Symptome?

Die Symptome einer Depression können sehr unterschiedlich in ihrem Schweregrad ausfallen. Daher haben wir in der Umfrage noch einmal genauer nachgefragt, wie schlecht es den Kollegen geht.

5% der als Arzt praktizierenden Umfrageteilnehmer leiden unter einer schweren dauerhaften, also einer so genannten klinisch manifesten Form. Sehr deutlich unterscheidet sich in dieser schwer betroffenen Gruppe die Depressionshäufigkeit von Klinikärzten (7%) und Niedergelassenen (1%) – unabhängig vom Alter.

Die große Mehrheit jener (79%), die depressive Symptome erleben, bezeichnen diese „nur“ als depressive Verstimmung. Die Symptome sind eher leicht: Sie fühlen sich häufig traurig oder "down".

16% der Kollegen nehmen noch ganz andere Symptome an sich wahr und werden in Kommentaren auch konkreter: Ein Intensivmediziner, Ende 50, sagt: „Ich habe Tinnitus, bin überfordert, habe Selbstzweifel und meine deprimierte Stimmung ist gepaart mit mangelnder Geduld meinen Kindern gegenüber.“

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Macht der Arztberuf depressiv?

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Medscape-Report: Burnout und Depressionen in der Corona-Krise – was Ärzte psychisch belastet und wie man ihnen helfen könnte

Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Macht der Arztberuf depressiv?

Wo sehen die Kollegen die Ursachen Ihrer psychischen Belastung? Die Antwort überrascht kaum: Ihre Arbeitssituation macht sie krank – das sagen 56% der Ärzte und Ärztinnen, die unter depressiven Symptomen leiden.

Auch hier haben anscheinend Klinikärzte das härtere Los gezogen. Fragt man die Teilnehmer, wie sehr ihnen die Arbeit als Arzt zu schaffen macht, sagen 67%, dass der Job stark oder sehr stark dazu beiträgt (Daten nicht dargestellt). Die Niedergelassenen sehen dies nur zu 39% so.

Mehrere Antworten waren in der Umfrage erlaubt, weil mögliche Ursachen für Depressionen auch gleichzeitig in der Familie, in Liebesbeziehungen oder durch die Gesundheit im Allgemeinen bedingt sein können. Diese Ursachen spielen jedoch mit jeweils rund 10% eine untergeordnete Rolle.

Ins Bild passt jedoch, dass im Vergleich zur Umfrage im Jahr 2018 der Job nun noch stärker zu den psychischen Problemen beiträgt als damals. Die Ursache der Symptome sahen damals noch 48% der Teilnehmer im Arbeitsleben. Jetzt, 2 Jahre später, schon 56%.

Die Liste der Faktoren, die zur schlechten Stimmung beitragen, ist lang. Soziale Isolation – nicht nur durch die Pandemie, sondern auch durch ein zu hohes Arbeitspensum – wird am häufigsten in den Kommentaren genannt. Zusammen mit einer „überbordenden Bürokratie“ und „entmündigenden Verwaltung“.

Psychisch belastend finden Ärzte und Ärztinnen aber auch die aussichtslose Praxisübergabe, die Doppelbelastung durch Kinder und Beruf, den „Dauerbeschuss durch Politik und Kassen“ oder die Digitalisierung. Ein Kollege nennt als sein Problem: „Zu wenig Sex.“

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Behandeln depressive Ärzte ihre Patienten schlechter?

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Medscape-Report: Burnout und Depressionen in der Corona-Krise – was Ärzte psychisch belastet und wie man ihnen helfen könnte

Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Behandeln depressive Ärzte ihre Patienten schlechter?

Leider bekommen Patienten durchaus zu spüren, wenn es ihrem Arzt oder ihrer Ärztin selbst schlecht geht. Diese Umfrage zeigt, dass fast jeder 2. Kollege (47%), der mit Depressionen zu kämpfen hat, weniger motiviert und geduldig ist im Umgang mit seinen Patienten.

Bei dieser Frage – mit der Möglichkeit zu Mehrfachnennungen – gaben zudem 42% an, dass sie gereizt und weniger freundlich sind. Was kaum verwunderlich ist, wenn man seine Arbeit als Belastung empfindet.

Vielleicht können Patienten eher für die Situation ihres Behandlers Verständnis aufbringen, wenn er ihnen seine Probleme transparent macht. Immerhin erwähnt fast jeder 5. seine Frustration im Arzt-Patienten-Gespräch.

Allerdings hat die Empathie sicherlich Grenzen, wenn dem Arzt Fehler passieren, die er sonst nicht machen würde. Diese führt jeder 5. Arzt auf seine Depression zurück.

Jeder 3. Arzt gibt an, dass sich seine persönlichen Probleme nicht auf das Verhältnis zu seinen Patienten auswirken. Im Umfragezeitraum 2018 waren dies jedoch noch 41%. Auch die negativen Auswirkungen auf die Patienten haben also zugenommen.

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Stressursachen: Papierkram, kein Respekt, Gewinnmaximierung

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Stressursachen: Papierkram, kein Respekt, Gewinnmaximierung

Die Arbeit im Medizinbetrieb ist das Hauptproblem für die psychisch schlechte Verfassung der Ärzte und Ärztinnen. Aber welche Belastungen bringen die Kollegen an ihre Grenzen?

Noch vor den Überstunden (42%) nennen Ärzte die ungeliebten Pflichten zur Verwaltung und Dokumentation ihrer Arbeit (44%). Hier klagen diesmal die Niedergelassenen (59%) mehr als die Klinikärzte (34%). Ärzte in der Praxis sind auch mehr von den Vorgaben der Gesetzgeber gestresst – 46% im Vergleich zu Angestellten im Krankenhaus mit nur 7%.

Die Stressquellen der Klinikärzte sind etwas anders gelagert. Sie fühlen sich stärker belastet, weil sie zu viel Zeit in der Arbeit verbringen – 49% versus 34% bei Niedergelassenen. Noch stärker ist der Unterschied bei der fehlenden Anerkennung und Respekt von der Verwaltung und den Arbeitgebern, aber auch von Kollegen oder Angestellten: 55% in der Klinik versus 11% bei Niedergelassenen.

Ein weiterer Klassiker, der Ärzten im Krankenhausbetrieb großen Druck verursacht: Wenn die Geschäftsführung Druck macht und die Gewinnmaximierung über das Patientenwohl geht (47% versus 19%).

Auch in den Kommentaren schimpfen Umfrageteilnehmer darüber. Eine 32-jährige Internistin im Krankenhaus fühlt sich „für Formularkram missbraucht, der nichts mit medizinischen Erfordernissen zu tun hat“. Immer wieder als Stressfaktor genannt wurde: hohe Fluktuation und in der Folge „ständig neue Kollegen mit fehlender Erfahrung“. Die Pandemie verschärfe den Personalmangel. Und das „Homeschooling“ belastet die Ärzte im Privatbereich.

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Noch mehr Stress durch Corona

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Noch mehr Stress durch Corona

Diese Umfrage zeigt deutlich den Trend auf, dass die psychische Belastung der Ärzte im Vergleich zu den Jahren davor weiter zugenommen hat. Da unser Online-Fragebogen kurz nach der Hochphase der 1. Corona-Welle ausgefüllt wurde, konnten die Teilnehmer bereits eine erste Bilanz ziehen: Jeder 2. Arzt sagt, dass sich durch die Pandemie sein Burnout-Gefühl verstärkt hat.

40% der Kollegen und Kolleginnen konnten keine Verschlimmerung durch die Krise feststellen. Für jeden 10. Arzt führte die Krise sogar zu einer Entlastung.

Ihren besonderen Stress durch die Pandemie beschreibt eine im Krankenhaus angestellte Gastroenterologin: „Ich mache ewig viele Überstunden, die nicht bezahlt werden. Ein Freizeitausgleich führt nur zu Überstunden bei den Kollegen. Nach der Behandlung von schwerkranken COVID-19 Patienten fällt mir die Therapie von Patienten mit leichten Erkrankungen, wie einem Reizdarm, schwer.“

Ein Hausarzt flucht über die Corona-Politik im Sommer: „Und schon wieder bekomme ich neue Formulare. Jetzt auch noch die Testungen der Urlaubsrückkehrer, in den Kitas und die Lehrer...“

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Dauerhafte Probleme durch Burnout: Durchhalten oder Hinschmeißen?

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Dauerhafte Probleme durch Burnout: Durchhalten oder Hinschmeißen?

Fast jeder 3. Mediziner gibt in dieser Umfrage an, dass er Erfahrungen mit einem Burnout hat oder mit einer Mischform (siehe Slide 2). Aber wie schlimm sind die Ärzte durch einen Burnout belastet?

Diese Daten zeigen, dass Burnout keine temporäre Modekrankheit ist, sondern den Betroffenen langwierige Probleme verursacht. Das Gefühl des Ausgebranntseins begleitet fast 2 Drittel der Betroffenen über mehr als 12 Monate. Jeder 3. Kollege leidet unter dem Stress seit mehr als 2 Jahren. Vor allem Ärzte in der Altersgruppe 45 plus (37%) sind von dem Dauer-Burnout häufiger belastet als jüngere Kollegen (21%).

Die Mehrheit stuft die Symptome als mittlere Intensität (Stufe 3 bis 5) ein. Aber jeder 4. Arzt empfindet die Burnout-Anzeichen als starke Beeinträchtigung im Alltag (Stufe 6 und 7). Jeder 6. geht sogar so weit, dass er sich überlegt, den Arztberuf an den Nagel zu hängen.

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Burnout und seine Folgen: Rückzug mit einer Flasche Wein?

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Burnout und seine Folgen: Rückzug mit einer Flasche Wein?

Der eine verkriecht sich, der andere nimmt Drogen oder Medikamente. Manch einer versucht seine Belastung durch mehr Schlaf zu kompensieren. Aber nur ein 1% der Betroffenen stecken die Belastung einfach so weg.

Unter den negativen Auswirkungen von Burnout nennen die Teilnehmer der Umfrage: Rückzug aus dem Sozialleben (60%), ungesunde Ernährung (38%) und Fressattacken (20%). Leider rangiert auch bei Ärzten der Alkoholkonsum (30%) zur Stressbekämpfung relativ weit oben.

Aber manche der Reaktionen, wie schlafen (40%) und Sport machen (33%) helfen sicherlich auch, der Stress-Spirale und dem Gefühl, „immer im Dienst zu sein“, zu entkommen. 

Nicht vergessen darf man, dass bei einem Burnout auch das Umfeld leidet: Bei 86% (Daten nicht dargestellt) der Umfrageteilnehmer, die einen Burnout hatten oder haben, wirkte sich die Belastung auch auf die Partnerschaft aus.

Eine Ärztin beschreiben ihr Leben zum Beispiel so: „Ich lache sehr selten. Ich vernachlässige meinen Ehemann, meine Freunde, die Freizeitaktivitäten und den Haushalt.“

„Ich komme beruflich nicht weiter, mein Kind ist adipös geworden, weil ich zu erschöpft bin, um seine Ernährung zu kontrollieren“, klagt eine alleinerziehende Chirurgin.

Sehr offen erzählt eine Psychiaterin in der Facharztausbildung: „Ich bin dünner geworden. Meine Haare und mein Äußeres sehen nicht gut aus und zeigen meine Erschöpfung.“ Ihre Motivation im Job ist gesunken und sie versucht, sich „mit halbguter Arbeit zufrieden zu geben.“

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Hilfe gegen Burnout – was sich Ärzte wünschen

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Hilfe gegen Burnout – was sich Ärzte wünschen

Unter den Maßnahmen, die ihre Belastung abmildern könnten, wählte jeder 3. Mediziner mehr Respekt sowie Autonomie, um die eigenen Vorstellungen von einer guten Medizin zu verwirklichen. Dazu gehören auch weniger Vorschriften der Gesetzgeber.

Für jeden Kollegen sind die Probleme, die ihn im Job überfordern, ein bisschen anders gelagert. Interessant sind daher auch die Auswertungen der Subgruppen, die hier nicht grafisch dargestellt werden konnten:

Beim Geld melden sich eher die Hausärzte (56% vs. 28% der Spezialisten) und generell die Niedergelassenen (52% vs. 19% bei Klinikärzten) zu Wort. Mehr als der Hälfte würde eine bessere Bezahlung Druck wegnehmen. Auch abgespeckte Regeln sehen zum Beispiel vor allem die Hausärzte als Burnout-Gegenmittel (60%).

Der Stress mit der Verwaltung und im Team ist dagegen, wie zu erwarten, vorrangig ein Thema der Klinikärzte. Vor allem sie wünschen sich mehr Respekt (52% versus 8% bei Niedergelassenen) von ihren Arbeitgebern und Kollegen. Den Klinikärzten (41% vs. 16% bei Niedergelassenen) würde helfen, wenn sie bei der Behandlung ihrer Patienten nicht dauernd aufs Geld schauen müssten.

Auch die jungen Ärzte in der Facharztausbildung haben besondere Anliegen: Mehr als jeder 2. unter ihnen wünscht sich weniger Patientenzahlen. Viele der Assistenzärzte (42%) hoffen auch auf flexiblere Arbeitszeiten, weil manche schon Familie haben.

Die Forderung nach „mehr qualifiziertem Personal“ dominiert die Kommentarspalten. Ärzte mit Burnout wünschen sich zudem den Ausbau der Weiterbildungsmöglichkeiten. Und sie wollen keine Marathonschichten mehr. „Bitte haltet die Arbeitsschutzgesetze ein und betreibt keine Vortäuschung einer elektronischen Zeiterfassung, bei der man eh nicht die realen Stunden dokumentieren darf“, fordert eine Pädiaterin. Eine Kollegin aus der Gynäkologie fordert „mehr Engagement für das Gewinnen und Behalten guter Assistenzärzte“.

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Welche Anerkennung würde Ärzte motivieren?

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Welche Anerkennung würde Ärzte motivieren?

Die Pandemie hat die Arbeitssituation im Gesundheitswesen teilweise dramatisch verschlimmert. Der Beifall der Bevölkerung avancierte auf der ganzen Welt zur gut gemeinten Geste und die Videos haben während der 1. Welle im Internet die Runde gemacht. Aber reicht das den gestressten „Frontkämpfern“ aus?

Diese Umfrage zeigt zum 1. Mal, was sich Ärzte in dieser historischen Krise wirklich wünschen: mehr moralische Wertschätzung (42%). Der Applaus zählt möglicherweise auch dazu.

Nimmt man den Wunsch nach Bonuszahlungen (23%) und mehr Gehalt (20%) zusammen, spielt eine finanzielle Anerkennung auch eine wichtige Rolle. Überstundenausgleich (21%) ist für jeden 5. Kollegen wichtig. Mehrfachnennungen waren bei dieser Frage möglich.

Ein angstellter Hausarzt fordert: „Eine bessere Honorierung von Bereitschaftsdiensten mit freien Tagen und Gehalt, etwas was tatsächlich die Dienste kompensiert und sie so attraktiver macht.“

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Burnout – so helfen sich Ärzte selbst

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Burnout – so helfen sich Ärzte selbst

Wer einen Burnout erlebt, versucht natürlich auch selbst, seine Psyche zu stabilisieren: Jeder 4. Arzt oder jede 4. Ärztin hat die Arbeitszeit reduziert. An 2. Stelle steht eine andere logische Konsequenz: Die Arbeit muss anders organisiert werden (22%).

Diesen Weg haben vor allem die Hausärzte (48% vs. 16 % der Spezialisten) als Ausweg gewählt. Sie stellen auch häufiger zusätzliches Personal ein (20% versus 3%). In einer Praxis könnten Ärzte so direkter eine Stressreduktion erreichen als in der Klinik, wo Personalmangel nicht so leicht zu beheben ist.

Manchmal hilft am besten ein Jobwechsel (13%). Das sehen vor allem junge Mediziner unter 45 Jahren und jene in der Facharztausbildung so.

Die Umfrage zeigt aber auch, dass die Hälfte der Teilnehmer anscheinend andere Ideen haben, mit denen Sie ihren Burnout bekämpfen. Eine Neurologin im Klinikbereich erzählt: „Ich habe versucht, mit meinen Vorgesetzten zu sprechen und meine Arbeitszeit zu reduzieren. Leider ohne Erfolg.“ Ein Kollege hat mit einem Coach daran gearbeitet, sich besser abzugrenzen.

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Haben Sie jemals an Suizid gedacht?

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Haben Sie jemals an Suizid gedacht?

Diese Frage stellten wir zum 1. Mal in unserer Umfrage in Deutschland. Der Hintergrund: In den USA ist die Suizidrate unter Ärzten ein großes Thema weil sie deutlich höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Aber wie verbreitet ist hierzulande die Sehnsucht nach dem letzten Ausweg?

In Deutschland haben sich anscheinend auch viele Ärzte mit solchen düsteren Gedanken befasst. Nahezu jeder 4. Teilnehmer dieser Umfrage hat zumindest schon mal über einen Suizid nachgedacht. Einer von hundert Medizinern dieser Umfrage hat sogar schon versucht, sich selbst zu töten!

Eine Ärztin für physikalische Medizin in einer Privatklinik erzählt: „Mein ganzes Leben hat sich durch meinen Job komplett verändert. Ich bin psychisch sehr labil und jedes Problemchen belastet mich. Ich habe mein Leben nicht mehr unter Kontrolle, habe kein Selbstvertrauen und keinen Selbstwert mehr. Ich fühle mich erschöpft und würde mir oft wünschen, nicht mehr zu leben.“

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Therapie? Mach ich selber!

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Therapie? Mach ich selber!

Ärzte tun sich anscheinend schwer, selbst Hilfe zu suchen, vor allem wenn Sie psychische Probleme haben. Fast jeder 2. Kollege kämpft mit Symptomen eines Burnouts und/oder einer Depression, aber 66% der Betroffenen haben sich bisher keine Hilfe gesucht. Immerhin sind 5% auf der Suche und 6% denken darüber nach, sich durch Experten unterstützen zu lassen.

Ein Hoffnungsschimmer: Im Vergleich zur letzten Medscape-Umfrage haben inzwischen 23% den Weg zum Therapeuten oder anderen Spezialisten gefunden. Vor 2 Jahren waren es noch 19%.

Aber warum so zögerlich, wo Ärzte doch ihre Patienten ständig an Spezialisten überweisen? 38% der Betroffenen halten ihre Symptome für nicht gravierend genug. Hoffentlich liegen sie mit der Selbsteinschätzung richtig, möchte man ihnen da wünschen.

Jeder 3. Kollege ist zu beschäftigt, um sich um seine überlastete Psyche zu kümmern – ein Teufelskreis. Die häufigste Antwort lautet (42%): „Ich kann mir selbst helfen!“ Wenigstens stellt nur jeder 10. Arzt die Kunst der Therapeuten in Frage.

Ein Hausarzt nennt diesen Grund, warum er keine Hilfe sucht: „Ein Psychotherapeut kann die schlechten berufspolitischen Arbeits- und Rahmenbedingungen, die für meinen Burnout verantwortlich sind, auch nicht ändern.“

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Hilfe! Wer holt mich raus?

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Hilfe! Wer holt mich raus?

Jene Ärzte, die unter Burnout und Depressionen leiden, und sich helfen lassen wollen, vertrauen auf Profis. 42% der Betroffenen suchen einen Psychologen oder Therapeuten auf. 13% gehen zu einem Kollegen mit psychotherapeutischer Zusatzausbildung (21%) oder einen Psychiater (13%).  

Nur jeder 6. wendet sich an einen Coach oder Berater. Auf Freunde und Kollegen baut jeder 10. Teilnehmer dieser Umfrage, wenn er Linderung seiner Symptome sucht.

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Yoga oder Entspannung? Kaum Angebote, aber auch wenig Interesse

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Yoga oder Entspannung? Kaum Angebote, aber auch wenig Interesse

Seit einigen Jahren bestätigen Umfragen und Studien, wie sehr Ärzte in ihrem Beruf psychisch überfordert sind. Die Situation hat sich nun durch die Corona-Krise noch verschärft. Aber gibt es offizielle Hilfen zur Stressreduktion? Fehlanzeige – in den meisten Häusern und Praxen:

Nur jeder 10. Umfrageteilnehmer weiß von einem Angebot seines Arbeitgebers. Angestellte in Kliniken (13%) haben dahingehend etwas bessere Möglichkeiten (Daten nicht gezeigt) als Mediziner in Arztpraxen (4%). 2 Drittel sagen, dass eine solche Unterstützung nicht existiert.

Leider hat sich an dieser mangelhaften Situation seit der letzten Burnout-Umfrage von Medscape vor 2 Jahren nichts geändert.

Würden Sie ein Angebot zur Stressreduktion wahrnehmen?

Die Antworten sind ernüchternd: Nur rund ein Viertel der Ärzte, die bisher kein Angebot im Job vorfinden, würden wahrscheinlich (8% plus 15%) an einer Präventionsmaßnahme gegen Burnout teilnehmen. Frauen sind für eine Hilfe durch Profis offener als Männer (Daten nicht dargestellt).

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Mehr Zeit kaufen – eine Lösung?

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Mehr Zeit kaufen – eine Lösung?

Theoretisch wäre die Rechung einfach: Wenn das System einen überfordert, keine Hilfen oder Änderung in Sicht sind, muss man die Reißleine ziehen, bevor man seine Gesundheit opfert. Entweder sucht man sich einen anderen Job, oder strebt zumindest eine Teilzeitlösung an. Aber zu welchem Preis sind Ärzte dazu bereit?

Jeder 2. Kollege würde zu Gunsten von mehr Freizeit auf einen Teil seines Gehalts verzichten. Die andere Hälfte lehnt dies ab.

Eine Reduktion von 20% der Wochenstunden würden sich 67% der Ärzte maximal 10.000 Euro kosten lassen. Weitere 26% gehen sogar bis 20.000 Euro. Das würde für viele Ärzte ungefähr auch 20% ihres Gehalts ausmachen. Also ein fairer Deal?

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Mehr Urlaub ist auch (k)eine Lösung

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Mehr Urlaub ist auch (k)eine Lösung

Auszeiten sind auch eine Stellschraube, die Ärzten helfen kann, sich psychisch zu erholen. In unserer Umfrage gaben jedoch nur etwas mehr als die Hälfte der Ärzte an, dass sie sich für die in Deutschland üblichen 5 bis 6 Wochen in die Ferien verabschieden. Jeder 5. Kollege nimmt nur 3 bis 4 Wochen frei.

Ähnlich groß (19%) ist aber im Schnitt der Anteil jener, die mehr als 6 Wochen Pause machen. Solche Auszeiten gönnen sich erstaunlicherweise vor allem die Niedergelassenen (29%). Unter Klinikern kommen nur 10% in den Genuss.

Eine Orthopädin, in Teilzeit im Krankenhaus tätig, sagt: „Die Unveränderbarkeit der Jobsituation macht mich depressiv. Die negativen Gefühle treten nicht auf, wenn ich in den Ferien bin. Aber die Erholung des Urlaubs ist nach spätestens einer Woche weg.“

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Schlechte Stimmung im Job nimmt zu

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Schlechte Stimmung im Job nimmt zu

Burnout und leichte Depressionen hindern Ärzte anscheinend nicht zwangsläufig, ein glückliches Lebensgefühl zu empfinden. 2 Drittel der Umfrageteilnehmer beschreiben ihr Gefühlsleben als glücklich.

Obwohl der Job der Hauptverursacher von schlechter Stimmung ist (siehe Slide 4), bezeichnet sich jeder 2. Teilnehmer noch als „eher glücklich“ oder „glücklich“. Nur jeder 20. Kollege geht aber soweit, seiner Jobsituation eine Topnote zu geben.

Im Privatleben bezeichnet sich jeder 5. Arzt oder jede 5. Ärztin als sehr glücklich. Auf der Schattenseite sehen sich hier überraschend wenige Mediziner. Im Privatbereich wollte nur jeder 6. Kollege seinen Zustand mit „unglücklich“ beschreiben.

In der Analyse der Subgruppen zeigt sich der Trend, dass unter Ärzten im Krankenhaus, jungen Kollegen und vor allem unter den angehenden Fachärzten die Stimmung etwas häufiger schlecht ist.

Eines fällt jedoch auf – im Vergleich zur Burnout-Umfrage von 2018: Das „Unglücklichsein“ im Job hat deutlich zugenommen. Im Jahr 2020 beschrieben insgesamt 33% ihre Situation als mehr oder weniger unglücklich. Vor 2 Jahren waren es nur 22%. Bei den anderen Gefühlszuständen hat sich dagegen kaum etwas verändert.

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Dem Übergewicht und dem Stress davonrennen

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Dem Übergewicht und dem Stress davonrennen

Viele Ärzte sind sportlich. Jeder 3. Kollege macht 2 bis 3 Mal die Woche Sport. 17% sogar deutlich mehr. Ein weiteres Drittel kommt bei all dem Stress und Überstunden immerhin auf einmal die Woche (oder weniger).

Zur Erinnerung: Als empfehlenswert gelten allgemein mindestens 150 Minuten Sport pro Woche. Dies erreicht die Gruppe mit „einmal pro Woche oder weniger“ eher nicht. Auch die verbleibenden 15% Sportmuffel müssen noch motiviert werden, eines der besten und nebenwirkungsärmsten Heilmittel gegen Burnout und Depressionen anzuwenden.

Fazit also: Da ist noch Luft nach oben. Liebe Kollegen, bewegt Euch mehr – auch als Prävention! Das würde auch jenen 42% helfen, die Ihr Gewicht reduzieren oder zumindest nicht dicker werden wollen (28%).

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Kiffen und Trinken gegen Stress?

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Kiffen und Trinken gegen Stress?

Was den Alkoholkonsum angeht, bewegen sich rund 12% der Mediziner in einem riskanten Bereich – also bei mehr als einem Glas pro Tag: Laut dieser Umfrage trinken 7% mit 7 bis 10 Gläsern pro Woche etwas mehr als empfohlen. 5% sollten ihren Konsum ernsthaft überdenken, wenn Sie keine Schäden riskieren wollen. Sie gehen womöglich auch betrunken oder mit Restalkohol zum Dienst.

Zum Alkoholkonsum von Ärzten in Deutschland gibt es bisher nur wenige valide Daten. Eine kleine Studie mit 920 ausgewerteten Fragbögen unter Ärzten am Klinikum Rechts der Isar der TU München kam im Jahr 2018 zu dem Ergebnis, dass 23% der Ärzte und Ärztinnen ein riskantes Trinkverhalten haben. Laut Alkohol-Atlas Deutschland verhält sich die Allgemeinbevölkerung etwas vernünftiger: Im Schnitt trinken rund 18% der Männern und 14% der Frauen zuviel.

Vernünftiger verhalten sich Ärzte beim Nikotinkonsum und bei Drogen. Rauchen ist „out“ (11%). Der Anteil der Ärzte mit Zigarette oder Pfeife im Mund ist seit der letzten Umfrage noch weiter gesunken. Vor 2 Jahren waren es noch 14%. Cannabis (1%) und E-Zigaretten (2%) brauchen Ärzte in Deutschland anscheinend auch nicht zur Entspannung nach Feierabend.

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Soll man sich mit Patienten über Facebook befreunden?

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Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Soll man sich mit Patienten über Facebook befreunden?

In der Summe verbringen Ärzte inzwischen einen ganzen Arbeitstag pro Woche im Internet für berufliche Belange. Ob dies irgendeiner bezahlt?

Zusätzlich surfen Mediziner noch 9 Stunden pro Woche in ihrer Freizeit. Das macht zusammen 17 Stunden pro Woche und ist vergleichsweise wenig. Der Durchschnittsdeutsche lebt schon fast 23 Stunden pro Woche im Netz. Tendenz steigend. Einige Ärzte erwähnen in den Kommentaren, dass sie mit Videosprechstunden inzwischen gute Erfahrungen gemacht haben.

Gegenüber dem Einsatz von Social Media im Praxisalltag sind die Ärzte noch sehr zurückhaltend. Eine WhatsApp zur Terminerinnerung, die neuesten Tipps zum Abnehmen über eine Twitter-Nachricht oder eine Facebook-Gruppe für Infos aus der Praxis – dies haben 70% der Befragten noch nicht erwogen. 12% halten diese Art der Interaktion mit ihren Patienten sogar für schädlich.

Nur knapp jeder 5. erkennt in diesen Kommunikationskanälen Vorteile. Interessant: Die Hausärzte sind mit 25% etwas positiver gegenüber Social Media eingestellt als der Durchschnitt. Ein Umfrageteilnehmer sagt: „Soziale Medien machen mich zur Zeit depressiv.“

Als Vorteile in der Kommunikation mit Patienten schätzen Umfrageteilnehmer auch folgende Aspekte:

  • „Wenn die Patienten zufrieden sind, erfahren dies über Social Media viele andere. 10 glückliche Patienten bringen einen neuen Patienten. 30 zufriedene Kassenpatienten bringen einen Privatpatienten.“
  • „Die „Mediziner-Bubble“ auf Twitter bietet viele Fortbildungsmöglichkeiten. Ich greife Infos auf, lese andernorts dann noch etwas nach, oder es werden auch Dinge direkt im Netz diskutiert.“
  • „Soziale Medien erleichtern es Patienten, Kontakt zum Arzt aufzunehmen, etwa bei sehr akuten oder prekären Fragen, bei denen sie Hemmungen haben, sie im persönlichen Gespräch anzusprechen.“
  • „Apps, etwa zur Rückenschulung, sowie Aufklärungsprogramme für Patienten finde ich gut. Mehr nicht.“

Häufig werden aber auch in der einen oder anderen Form diese Nachteile genannt:

  • „Zu viele Inhalte sind ideologisch geprägt oder einfach nur falsch. Sie verunsichern Patienten.“
  • „Patienten werden durch Dr. Google nur pseudoaufgeklärt und meinen, mit ihrem Halbwissen mitreden zu können. Ich verbringe viel Zeit mit Richtigstellungen.“
  • „Manche Patienten denken, dass ich 24/7 erreichbar bin. Das ist Rücksichtslosigkeit gegenüber meinem Leben!“
  • „Ich finde, dass die persönliche Kommunikation mit Patienten nichts in sozialen Netzwerken zu suchen hat. Die Bewertungen bei Google, Jameda und ähnlichen Portalen sind teilweise sehr belastend. Die Anonymität lässt es zu, dass jemand seinen Arzt ungestraft verunglimpfen darf.“
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Hilft ein Gott gegen Stress?

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Medscape-Report: Burnout und Depressionen in der Corona-Krise – was Ärzte psychisch belastet und wie man ihnen helfen könnte

Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

Hilft ein Gott gegen Stress?

Sport, Therapeuten, Teilzeit, Jobwechsel – Möglichkeiten, den Belastungen gegenzusteuern und einen gesunden Lebensstil zu führen, gibt es viele. Und sie werden, wie diese Umfrage zeigt, von Deutschlands Medizinern auch fleißig genutzt. Sonst wäre womöglich der Anteil der Ärzte, die psychisch an ihre Grenzen kommen, noch größer.

Wir wollten aber zu guter Letzt noch wissen, ob denn heutzutage auch noch der Glaube an Gott oder Spiritualität generell eine Rolle bei der Bewältigung von Krisen spielt.

Erstaunliche 64% der Ärzte dieser Umfrage beantworten diese Frage mit „ja“.  Obwohl nur noch 41% von sich sagen würden, dass sie einen religiösen Glauben haben. Aber die Auswahl an anderen Formen der Spiritualität ist groß. Und sie können sicher genauso helfen, als Arzt einen guten Job zu machen.

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Medscape-Report: Burnout und Depressionen in der Corona-Krise – was Ärzte psychisch belastet und wie man ihnen helfen könnte

Claudia Gottschling | November 10, 2020 | Interessenkonflikte

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Medscape-Report: Burnout und Depression sind weit verbreitet. Warum der Arztberuf krankmachen kann und was davor schützt

Die Ergebnisse der Medscape-Umfrage zeigen, wie gestresst und depressiv Deutschlands Ärzte sind – jeder 2. fühlt sich psychisch belastet.
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