Johann Sebastian Bach: Knöcherne Veränderungen durch „Orgelschlagen“

Prominente Patienten: Hätten Sie gewusst, welche Leiden diese berühmten Dichter, Schauspieler, Musiker und Maler plagten?
Johann Sebastian Bach: Knöcherne Veränderungen durch „Orgelschlagen“
Im Juli 1949 hatte der Berliner Chirurg Wolfgang Rosenthal im Rahmen einer (erneuten) Umbettung der sterblichen Überreste Johann Sebastian Bachs (1685-1750) aus der zerstörten Johanniskirche in Leipzig die Gelegenheit, die Gebeine des ehemaligen Thomaskantors in Augenschein zu nehmen.
„Ich hatte ... den Eindruck einer multiplen Exostosen-Bildung am Beckenring, an den Lendenwirbeln und an den Fersenbeinen“, berichtete er. Auch an den Oberarm- und Unterarmknochen seien die Muskellinien „auffallend kräftig“ ausgebildet gewesen.
Rosenthal führte dies auf die immer wiederkehrenden Muskelaktivitäten beim Orgelspiel seit früher Jugend zurück. Bekannt seien ähnlich knöcherne Erscheinungen auch von Armen und Beinen passionierter Reiter sowie von Soldaten und Sportlern (Reiter- und Exerzierknochen). Orgeln müssen zu Bachs Zeiten oft schwer spielbar gewesen sein, man sprach vom „Orgel-Schlagen“.
Diese Krankengeschichte und jene von 99 weiteren bekannten Persönlichkeiten aus aller Welt beschreibt der Arzt und Autor Dr. Thomas Meißner in seinem faszinierenden Buch „Der prominente Patient“ (Springer, 2019, 39,90 Euro). Er recherchierte die Schicksale und Tragödien hinter den glänzenden Fassaden von Berühmtheiten aus Wissenschaft und Kultur. Fesselnd beschreibt er, welche Krankheiten das Leben dieser Menschen prägte, deren Karrieren beendete oder zu ihrem Tod führte. In Teil 1 unserer Diashow finden Sie eine Auswahl von prominenten Künstlern.
Quelle der Fotos, wenn nicht anders vermerkt: https://commons.wikimedia.org
Charles Baudelaire: Poet ohne Sprache
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Charles Baudelaire: Poet ohne Sprache
Im Alter von 45 Jahren erlitt der französische Dichter Charles Baudelaire (1821-1867) einen Schlaganfall. Der „Poéte maudit“ (verfemte Dichter), dessen subversiver Schreib- und zügelloser Lebensstil alles enthielt, was man damals unter Genialität, Dandytum und Provokation verstand, lebte noch anderthalb Jahre mit einer chronischen Aphasie.
Doch ist es fraglich, ob er sich selbst dieser Störung bewusst war. Stereotyp rief er immer wieder „Cré nom“ oder „Non, non, cré nom, nom!“ „Pas! Pas! Sacré nom!”, vermutlich von „Sacré nom de Dieu“ (wörtlich: „Heiliger Name Gottes“, umgangssprachlich als Fluch gebraucht).
Nur diese Silben war er noch in der Lage auszusprechen und versuchte offensichtlich, all seine Gedanken und Gefühle damit auszudrücken: Freude, Kummer, Ärger, Ungeduld. Er wurde schnell wütend, wenn er nicht verstanden wurde. Neurologen vermuten heute, dass Baudelaire an einer Anosognosie gelitten hat, der Unfähigkeit die eigenen Funktionsausfälle zu erkennen – also einem gestörten auditorischen Feedback. Er wusste also nicht, dass er fluchte.
Ludwig van Beethoven: Ursache von Taubheit und löwenartiger Erscheinung
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Ludwig van Beethoven: Ursache von Taubheit und löwenartiger Erscheinung
Aus dem Protokoll der Obduktion des Leichnams Ludwig van Beethovens (1770-1827), weiterer Befunde sowie dem Abgleich mit den Symptomen seiner Schwerhörigkeit kann man schließen, dass der Komponist an einem Morbus Paget gelitten haben muss.
Die progrediente Skelettkrankheit geht lokal mit deutlich verstärktem Knochenumbau einher. 30 bis 50% der Paget-Patienten mit Schädelbefall leiden unter Schwerhörigkeit. Ursache dafür sind ankylosierte Ohrknöchelchen und/oder eine Kompression des Nervus vestibulocochlearis.
Erste Anzeichen von Schwerhörigkeit waren bei Beethoven bereits mit 26 Jahren aufgetreten. Etwa 10 Jahre später war er vollständig taub. Der Prosektor hatte eine außergewöhnlich dichte und sehr dicke Schädelkalotte vorgefunden.
Eine 1812 beim 41-jährigen Beethoven abgenommene Lebendmaske zeigt eine ausgeprägte Stirnbildung. Und eine Fotografie des 1863 exhumierten Skelettschädels offenbart auffallend irreguläre und große Jochbeine. Dies, so ein US-amerikanischer Pathologe, sei gelegentlich bei M. Paget der Fall und habe zur leicht „löwenartigen Erscheinung“ des Komponisten beigetragen.
Humphrey Bogart: Cool bis zum bitteren Ende
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Humphrey Bogart: Cool bis zum bitteren Ende
Die Hollywood-Ikone Humphrey Bogart (1899-1957) gab bis zum Schluss auch privat den „harten Kerl“. Er starb an einem Ösophaguskarzinom, das mit dem damals üblichen exzessiven Tabak- und Alkoholabusus in Zusammenhang gebracht werden muss.
Nie zuvor hatte sich Bogart in einem Krankenhaus behandeln lassen müssen. Doch wegen der zunehmenden Schluckbeschwerden sowie häufigen Hustenanfälle, die bis zu einer halben Stunde anhalten konnten, unterzog er sich schließlich einer neuneinhalbstündigen Operation, in der die Chirurgen den Ösophagustumor und einige Lymphknoten entfernten. Danach erhielt er eine Chemotherapie.
Zunächst erholte sich Bogart, doch nach 6 Monaten bekam er ein Rezidiv. Bei einem Besuch von Freunden blaffte er: „Warum flüstert hier jeder? Ich habe Krebs! Um Gottes Willen, das ist doch keine Geschlechtskrankheit!“ Zwei Wochen vor seinem Tod wog er noch 36 kg, diktierte aber einer Klatschreporterin in den Block: „Mir geht’s blendend!“
Bertolt Brecht: Doch kein Herz-Neurotiker
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Bertolt Brecht: Doch kein Herz-Neurotiker
Bertolt Brechts (1898-1956) zeitlebens bestehende Herzbeschwerden ordneten seine Ärzte als eher neurotischer Natur ein. Erst 2010 stieß der britische Brecht-Experte Stephen Parker aus Manchester auf eine kurze Notiz, wonach bei Brecht schon in der Kindheit eine Herzerweiterung diagnostiziert worden war, wahrscheinlich per Röntgendurchleuchtung.
Setzt man die Puzzleteile seiner Symptomatik und Berichte von Freunden über ein nervöses Zucken der linken Gesichtshälfte, das ihm eine Grimasse abzwang, zusammen, spricht viel dafür, dass Brecht in der Jugend ein rheumatisches Fieber mit konsekutiver Herzbeteiligung und Chorea minor durchgemacht hat.
Es folgten Herzrhythmusstörungen, eine Herzvergrößerung mit Belastungsdyspnoe und körperlicher Schwäche. Todesursache war nicht, wie lange behauptet, ein Herzinfarkt, sondern höchstwahrscheinlich eine Perikarditis infolge einer Urosepsis. Denn als Erwachsener litt Brecht lange an Nierensteinen, Prostatitis und schließlich einer Harnröhrenstriktur.
Charles Bukowski: Gemieden wie ein Aussätziger
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Charles Bukowski: Gemieden wie ein Aussätziger
Der US-amerikanische Kultschriftsteller Charles (eigentlich: Heinrich Karl) Bukowski (1920-1994) hatte eine schwere Jugend und litt stark unter seiner heftigen Akne. Dies hat er in seinem Buch „Das Schlimmste kommt noch“ verarbeitet. Sein Alter Ego ist Henry „Hank“ Chinaski, ein Außenseiter und „Sauerkrautfresser“ (Bukowskis Mutter war Deutsche).
In dem Buch schreibt er über Pickel, „groß wie Walnüsse“ im Gesicht und am ganzen Körper sowie gelben Eiter, der an den Spiegel klatsche. Sein Vater quälte und demütigte ihn mit einer aggressiven Schälpaste, die länger als im Beipackzettel empfohlen, auf der Haut bleiben musste.
Im Los Angeles County General Hospital wird Bukowski von einem Arzt als schlimmster Fall von Akne vorgestellt, der ihm je untergekommen sei, ohne Zweifel eine Acne conglobata. Das Schreiben half Bukowski, sein Außenseiterdasein und die Schmerzen zu verarbeiten: „Das Wort ist der Zaubertrank, der uns davor bewahrt uns umzubringen.“
Johann W. von Goethe: Sein Gesicht gefährdete „Faust”
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Johann W. von Goethe: Sein Gesicht gefährdete „Faust”
Fast hätte Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) seinen „Faust“ nie beendet. Denn ein bullöses Erysipel, das meist von Streptokokken ausgelöst wird, hätte ihn beinahe umgebracht.
Zunächst litt der damals 51-Jährige in den ersten Januartagen des Jahres 1801 an einem sich allmählich verschlechternden „Katarrh“. Dieser sollte sich zu einer schweren und für Wochen entstellenden Infektion auswachsen: Auf der linken Gesichtshälfte entwickelte sich bei hohem Fieber eine eitrige Entzündung, die teilweise Blasen bildete und auf das linke Auge übergriff, sodass Goethe es nicht mehr öffnen konnte.
Die Entzündung erfasste den Gaumen, den Rachen, den Kehlkopf, begleitet von „Krampfhusten“ und Erstickungsanfällen. Zeitweise, womöglich über mehrere Tage, war Goethe benommen oder delirant. 9 Tage dauerte der Zustand an, dann besserte er sich allmählich. Doch die folgenden Wochen und Monate blieb er angeschlagen.
Rita Hayworth: Ihr Gehirn verwirrte die Ärzte
Prominente Patienten: Hätten Sie gewusst, welche Leiden diese berühmten Dichter, Schauspieler, Musiker und Maler plagten?
Rita Hayworth: Ihr Gehirn verwirrte die Ärzte
Das bizarre Verhalten der Filmdiva Rita Hayworth (1918-1987) ist lange auf ihren Alkoholkonsum zurückgeführt worden. Die wahre Diagnose blieb für fast ein Jahrzehnt unerkannt. Ihr Schicksal und die damit verbundene Wiederentdeckung der Alzheimer-Demenz hat zu einem immensen Auftrieb der Demenzforschung bis heute geführt.
Hayworth war ähnlich alt wie Auguste Deter, bei der Alois Alzheimer im Jahre 1901 erstmals die Zeichen der bis dahin unbekannten Form der Demenz beschrieben hatte.
Etwa mit Beginn der 1970er-Jahre hatte die Tänzerin und Schauspielerin (damals knapp über 50 Jahre alt) zunehmend Probleme, sich Texte und Tanzschrittfolgen zu merken. 1972 scheiterte daran die Übernahme einer Rolle im Broadway-Musical „Applause“. Für ihren letzten Film „The Wrath of God“ (Zum Teufel mit Hosianna), der im Jahr 1972 anlief, musste sie den Text für jede einzelne Szene Zeile für Zeile erlernen oder von Tafeln ablesen.
Phasen großer Erregung irritierten Freunde und Öffentlichkeit. Erst als sich der Psychiater Ronald Fieve aus New York ihrer annahm, konnte 1979 die Diagnose Alzheimer-Demenz gestellt werden.
Friedrich Hölderlin: „Das wilde Tier bändigen“
Prominente Patienten: Hätten Sie gewusst, welche Leiden diese berühmten Dichter, Schauspieler, Musiker und Maler plagten?
Friedrich Hölderlin: „Das wilde Tier bändigen“
Friedrich Hölderlins (1770-1843) Schicksal wirft ein Schlaglicht auf die abenteuerlichen Auffassungen über psychische Erkrankungen und deren Therapie Anfang des 19. Jahrhunderts.
Im September 1806 wird der wahrscheinlich an einer Psychose leidende Lyriker in die neue Tübinger Universitätsklinik gebracht. Dort behandelt ihn der leitende Arzt Johann Autenrieth. Zwar ist über die folgenden 231 Tage nichts Genaues bekannt, wohl aber, was Autenrieth seinen Studenten über „Geistesverwirrte“ beigebracht hat.
Er glaubte an einen „pathischen Stoff“, der den Wahnsinn auslöse und den Patienten zu „widersinnigen Einbildungen, Trieben und Verstandesäußerungen“ bringe. Diesen „pathischen Stoff“ gelte es zu entfernen, etwa mit gewaltsamer Zufuhr von Medikamenten, die dramatische Durchfälle, Hämorrhoidalblutungen, Bluterbrechen und heftige Schmerzen auslösen. Ziel war: Den „Maniacus“ wie ein wildes Tier zu bändigen.
Dazu gehörten auch Schläge, Knebelungen, Hungern und Dursten lassen. Hinzu kamen zur Beruhigung Belladonna und Rohopium. Als „unheilbar“ entlassen, verbrachte Hölderlin nach dieser „Kur“ die folgenden 36 Jahre in Obhut einer Schreinerfamilie im „Tübinger Turm“ am Neckarufer.
Bob Marley: Malignes Melanom am großen Zeh
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Bob Marley: Malignes Melanom am großen Zeh
Bei dem Reggae-Musiker Bob Marley (1945-1981) soll 1977 am rechten großen Zeh ein malignes Melanom festgestellt worden sein, nachdem er wegen einer Verletzung beim Fußball einen Arzt aufgesucht hatte.
Marley äußerte angeblich gegenüber seinem Manager, dort hätte bereits seit Jahren eine mal offene, mal geschlossene Wunde bestanden. Eine Amputation des Zehs lehnte der Musiker ab. Lediglich Nagel und Nagelbett wurden entfernt und ein kleiner Hautlappen vom Oberschenkel transplantiert.
Es soll sich um ein akrolentiginöses Melanom gehandelt haben. Wer diese Diagnose gestellt hat, ist unklar. Nur 4% der Melanom-Patienten erkranken an diesem Subtyp.
Im September 1980 schließlich bricht Marley beim Joggen im New Yorker Central Park zusammen. Ärzte finden Metastasen in Leber, Lunge und Gehirn. Wenig später gibt er sein letztes Konzert und reist nach Deutschland. Er verbringt ein halbes Jahr am Tegernsee in der alternativ-medizinischen Ringberg Klinik des umstrittenen „Wunderheilers“ und Arztes Dr. Josef Issels in Rottach-Egern. Marley schafft es anschließend nicht mehr nach Hause und stirbt nach einer Zwischenlandung in Florida.
Steve McQueen: King of Cool vertraute Scharlatanen
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Steve McQueen: King of Cool vertraute Scharlatanen
Sein lässiges Auftreten war das Markenzeichen des Hollywood-Stars Steve McQueen (1930-1980). Aber 1978 stellten Ärzte bei ihm ein Pleuramesotheliom fest. Die seltene Krebserkrankung ist zu 80 bis 90% mit Asbestexposition assoziiert. Diese könnte in seiner Zeit als Marineinfanterist oder durch das Tragen feuerfester Rennkleidung als Motorsportler erfolgt sein.
McQueen versuchte, die Diagnose geheim zu halten. Er ließ sich mit unorthodoxen Methoden wie Vitaminen, Mineralien und Kaffee-Einläufen behandeln. Schließlich begab er sich in die Hände eines zweifelhaften US-Mediziners in Mexiko, der behauptete, mit Pankreasenzymen, einer strengen Diät und anderer Methoden Krebsgeschwüre „verdauen“ zu können.
6 Wochen nach Behandlungsbeginn hieß es, die Tumormasse sei um 60 bis 75% geschrumpft. Bei einem finalen Operationsversuch in der Santa Rosa Clinic in Juarez-Stadt zeigte sich, dass der rechtsseitige Lungentumor bis zum Zwerchfell reichte und die linke Lunge miterfasst hatte. 24 Stunden nach der Operation war McQueen tot. Offizielle Todesursache: Herzinfarkt.
Auguste Renoir: Ballspiele gegen das Rheuma
Prominente Patienten: Hätten Sie gewusst, welche Leiden diese berühmten Dichter, Schauspieler, Musiker und Maler plagten?
Auguste Renoir: Ballspiele gegen das Rheuma
Man sieht den Werken von Pierre-Auguste Renoir (1841-1919) nicht an, ob er sie mit der rechten oder seiner linken Hand gemalt hat. Oder womöglich im Laufe seiner Erkrankung sogar mit einer extrem deformierten Hand – bei nahezu vollständiger Bewegungsunfähigkeit.
Denn ab einem Alter von etwa 50 Jahren litt der Maler unter Symptomen einer rheumatoiden Arthritis, die ihn die letzten 7 Lebensjahre an den Rollstuhl fesselten. Fast bewegungsunfähig, kachektisch, gequält von Schmerzen und Dekubital-Ulzera malte er dennoch großformatige Bilder, indem er verschiedene Hilfsmittel benutzte.
Zunächst kämpfte er gegen die zunehmende Unbeweglichkeit an, indem er mit Lederbällen jonglierte, Billard oder Federball sowie ein Geschicklichkeitsspiel mit einem Stab und einer Kugel (Bilboquet) spielte. Der Rheumatologe Dr. Henning Zeidler aus Hannover hat Renoir deshalb als „Erfinder der Ergotherapie“ bezeichnet. An seinem letzten Lebenstag malte Renoir Anemonen, die das Hausmädchen für ihn gepflückt hatte. „Ich glaube, allmählich verstehe ich etwas davon“, soll er gesagt haben – und starb in der gleichen Nacht.
Andy Warhol: Ein Fremder auf dem Planeten Erde
Prominente Patienten: Hätten Sie gewusst, welche Leiden diese berühmten Dichter, Schauspieler, Musiker und Maler plagten?
Andy Warhol: Ein Fremder auf dem Planeten Erde
Das exzentrische Verhalten und die Kunst des US-Stars (1928-1987) wird mit dem Asperger-Syndrom in Verbindung gebracht. Legendär sind seine einsilbigen Interviews. Er antwortete inadäquat wie ein Kind, konnte mit den Fragen oft nichts anfangen. Ein Fremder auf dem Planeten Erde...
3 Kernsymptome kennzeichnen das Asperger-Syndrom: nichtverbale Kommunikationssignale werden vermindert wahrgenommen, es gibt sprachliche Kommunikationsstörungen sowie stereotype Verhaltensweisen. Andererseits zeichnen sich Asperger-Persönlichkeiten oft durch Inselbegabungen aus.
Bei Warhol war dies die grafisch-künstlerische Begabung. Sein Markenzeichen: die ständige Wiederholung von Bildmotiven aus dem Alltag. Oder immer wieder reproduzierte Abbildungen Prominenter wie Marilyn Monroe oder Elvis Presley. Von „Campbell’s Soup Cans“ fertigte er 32 fast identische Bilder, weil es die Suppe in 32 Geschmacksrichtungen gab.
In Gesellschaft verhielt sich Warhol linkisch und scheu. Stets war er völlig eingenommen von seiner Arbeit – dem einzigen Thema, über das er angeblich überhaupt redete. Er starb 1987 wahrscheinlich an den Folgen einer Gallenblasen-Operation.
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