
Gefährliche Weihnachten: Diese Risiken treten erhöht an den Feiertagen auf – seien Sie wachsam!
Besinnliche Weihnachten, guten Rutsch und ein gesundes Neues! Kaum einer denkt bei den herzlichen Wünschen, dass viele Menschen diese für einen wohlbehaltenen Übertritt ins nächste Jahr wirklich brauchen können.
Seit den Untersuchungen von Philipps et al. in Circulation [1] weiss man, dass an den Weihnachtsfeiertagen und in der Zeit um Neujahr die Sterblichkeit erhöht ist im Vergleich zum Rest des Jahres. Vor allem Herz-Kreislauf-Patienten, etwa Herzinfarkt-gefährdete Menschen (Medscape berichtete), tragen in dieser Zeit ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Im Englischen spricht man von Merry Christmas Coronary oder Happy New Year Heart Attack. Die gefährlichsten Tage – laut Statistik – sind der 25. und 26. Dezember sowie der Neujahrstag.
Aber auch andere Komplikationen haben in dieser Zeit Hochsaison. Hier präsentiert Ihnen der französische Notfallmediziner Dr. Dominique Savary vom Centre Hospitalier Universitaire d’Angers 3 Studien über Patientengruppen, die Ihnen während der Feiertage in der Notaufnahme begegnen könnten. Herzprobleme haben sie nicht, aber …...
Gefährliche Weihnachten: Diese Risiken treten erhöht an den Feiertagen auf – seien Sie wachsam!
Reeves et al. haben dieses Jahr eine Studie über Feiertagsunfälle in Clinical Pediatrics. [2] publiziert, die sich auf amerikanische Daten stützt. Die Autoren haben untersucht, welche Fremdkörper Kinder während der Feiertage verschlucken. Über mehr als 18 Jahre hinweg haben sie 22.200 Fälle von Kindern ausgewertet, die Weihnachtsdekoration inkorporiert hatten.
In 29% der Fälle handelte es sich um Teile von Lichterketten. Mehr als 60% der Kinder hatten nicht-eIektrische Dekoartikel verschluckt. Die Epidemiologie der Weihnachtsunfälle unterschied sich kaum von den Unfällen mit verschluckten Fremdkörpern während des restlichen Jahres: Vor allem Jungs unter 2 Jahren waren unter den Patienten.
Die Autoren betonen, dass sich im Dezember – im Vergleich zum Vormonat November oder dem Folgemonat Januar – die Zahl der verschluckten Fremdkörper vervierfacht. Als Arzt sollte man also damit rechnen, dass in den nächsten Tagen Kleinkinder in die Notaufnahme kommen werden, die möglicherweise Teile des Baumschmucks gegessen haben.
Gefährliche Weihnachten: Diese Risiken treten erhöht an den Feiertagen auf – seien Sie wachsam!
Eine Schweizer Studie aus dem vergangenen Jahr hat die Häufigkeit von epileptischen Anfällen an Feiertagen analysiert. Sie wurde im April 2018 von Dr. Alexa Hollinger in Epilepsia [3] veröffentlicht. Sie hat über 10 Jahre hinweg die Patientendaten von Schweizer Universitätskliniken ausgewertet. Sie wollte wissen, ob Festtage wie Weihnachten, Neujahr, aber auch Geburtstage bei Patienten mit Epilepsie einen Einfluss auf die Inzidenz von Anfällen haben.
Die Studie hat deutlich gezeigt, dass diese Patienten im Schnitt 2 Wochen nach den Festtagen gehäuft mit einer Krise rechnen mussten. Die Autoren interpretieren ihre Ergebnisse so, dass möglichwerweise in dieser Zeit Warnzeichen nicht beachtet werden und ein erhöhter Alkoholkonsum mit den Anfällen in Zusammenhang stehen könnte. Seien Sie also in der 2. Januarwoche wachsam, was ihre Patienten mit Epilepsie angeht, rät Savary den Kollegen.
Gefährliche Weihnachten: Diese Risiken treten erhöht an den Feiertagen auf – seien Sie wachsam!
Zum Endspurt des Jahres sollte man sich vor tief fliegenden Geschossen in Acht nehmen: Wenn der Sektkorken knallt, kann das böse ins Auge gehen. Der Blogger Savary hat dazu eine Studie von Kuhn et al. aus Birmingham [4] aus dem Jahr 2004 gefunden. Dafür wurden retrospektiv 3 internationale Register auf Augenverletzungen durch Flaschen mit Kohlensäure-haltigen Getränken durchforstet. Die Autoren fanden rund 12.900 schwere Augenverletzungen im Zusammenhang mit Flaschen, die unter Druck stehen.
Bei den Verletzungen, die durch den Flaschendeckel verursacht wurden, ging die größte Gefahr von Sekt- und Champagnerkorken aus. Bei 20% der Patienten in den USA hatten sie das Trauma verursacht. Besonders häufig waren Männer unter den Verletzten. Die Autoren warnen: In 26% der Fälle in der gesamten Studien-Kohorte (also nicht nur die Unfälle durch Sektkorken) führten die Augenverletzungen zu Blindheit.
Die Veröffentlichung weist explizit mit ein paar Fakten aus der Physik darauf hin, welche Kräfte beim Entkorken einer Sektflasche entfesselt werden: Eine 750 ml Flasche enthält mehr als 4 l Kohlendioxid-Gas, das mit einem Druck von 6,2 bar durch den Korken darin eingeschlossen wird. Lockert man diesen, kann er weiter als 13 Meter durch den Raum fliegen – oder eben auch ins Auge. Die Autoren schlagen daher vor, dass die Korken durch Schraubverschlüsse aus Plastik ersetzt werden sollten. Aber kann man diesen Stilbruch französischen Champagnerkeltereien wirklich ernsthaft vorschlagen? Aus medizinischer Sicht würde es Sinn machen.
Wir wünschen unseren Lesern schöne Feiertage und ein gesundes Jahr 2020!
Die Slideshow ist eine Adaption eines Blogs von Dr. Dominique Savary auf Medscape Frankreich https://francais.medscape.com/voirarticle/3605495 - übersetzt von Claudia Gottschling
Kommentar