
Brutstätte Klassenzimmer: Wenn Kinder zum Schulbeginn gleich mal krank werden – erkennen Sie diese Infektionskrankheiten?
Infektionsrisiko Schule
In allen Bundesländern hat die Schule wieder begonnen. Für viele Familien bedeutet dies, dass nun wieder die Hochsaison für Krankheiten beginnt. Denn das Klassenzimmer kann ein idealer Nährboden für Krankheitserreger sein. So ist etwa der Befall mit Kopfläusen ein verbreitetes Problem in Kindergärten und Grundschulen. Auch die Eltern und Geschwister zu Hause sind dann schnell Opfer dieser Insekten [1]. Die Abbildung zeigt die verschiedenen Entwicklungsstadien der Kopflaus im Größenvergleich zu einer Penny-Münze.
Sind Sie auf das kommende Schuljahr vorbereitet? Überprüfen Sie hier ihr Wissen über die Erreger, die auf unsere kleinen Patienten lauern.
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Das GIF zeigt eine Kopflaus zwischen den Borsten einer Haarbürste.
Die gemeine Kopflaus (Pediculus humanus capitis) befällt mit ihren juckenden Ansiedlungen fast ausschließlich die Kopfhaut, selten die Brauen und Augenlider [1]. In einer Schulklasse kann sie sich sehr schnell ausbreiten. Der Hauptübertragungsweg ist der direkte Kontakt mit dem Haar einer befallenen Person. Die Sicherung der Diagnose erfolgt über den direkten Nachweis von Nissen, die zumeist höchstens 5 mm über der Kopfhaut an den Haaren festkleben. Interessanterweise sind Kinder mit schwarzer Hautfarbe weitaus seltener von Kopfläusen betroffen. Man führt dies zum Beispiel unter anderem auf die bisweilen stark gekräuselten Haare zurück [1]. Zur Therapie: Kinder, Angehörige und Personen, die im engen Kontakt zu betroffenen Kindern stehen, sollten mit einem Pedikulozid behandelt werden.
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Schuppen? Auch an die Katze denken…
Dieses Kind zeigt eine Schuppenbildung ohne Entzündungszeichen. Das Haar wirkt stumpf, grauschwarz und farblos mit zum Teil abgebrochenen und verkürzten Strähnen. Die Haarschäfte sind von papulösen Läsionen umgeben. Um welches Krankheitsbild handelt es sich?
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Antwort: Tinea capitis
Die Tinea capitis (Ringelflechte) ist eine juckende Pilzinfektion der Kopfhaut, die in jedem Alter auftreten kann. Am häufigsten sind jedoch Kinder betroffen [2]. Die betroffenen Stellen sind gewöhnlich rund, kahl, schuppig und gerötet oder entzündet. Hinzu kommen eventuell eine erhöhte Temperatur, eine Halslymphknoten-Schwellung und eitrige Wunden (sog. Kerions).
Eine Tinea capitis ist ansteckend und kann bei direktem Kontakt mit dem befallenen Gebiet leicht übertragen werden. Auch der Übertragungsweg über gemeinsam genutzte, persönliche Gegenstände des Betroffenen (z.B. Kämme, Hüte, Kleidung) ist möglich. Auch kommen Ansteckungen über Haustiere und besonders über Katzen vor [2].
Die Diagnose wird zumeist klinisch gestellt und mithilfe der Wood-Lampe und/oder einer Kultur bestätigt. Die Tinea capitis lässt sich am besten systemisch medikamentös behandeln (z.B. mit Griseofulvin, Terbinafin, Itraconazol oder Fluoconazol). Rezidive sind möglich. Angehörige und Haustiere sollten auch untersucht und ggf. behandelt werden [2].
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Hautveränderungen an den Händen von Kleinkindern
Die Bläschen an der rechten Hand dieses Kindes haben einen erythematösen Hof. Meist sind die Bläschen elliptoid geformt, wobei die Längsachse an den Hautlinien ausgerichtet ist [3]. Welchen viralen Ursprung hat diese dermale Manifestation?
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Antwort: Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMD)
Die HFMD ist eine akute Viruserkrankung, die auf einen Enterovirus zurückgeht [4]. Meist handelt es sich dabei um ein Coxsackie-A-Virus Typ 16, gefolgt von Typ 5 und 10. Das Enterovirus 71 ist ebenfalls mit der HFMD assoziiert. Da die HFMK in Deutschland nicht überall meldepflichtig ist, gibt es auch keine gesicherten Daten zu ihrer Häufigkeit. Aus den Abrechnungsdaten der Versicherungsträger lassen sich jedoch Fallzahlen zwischen 80.000 und 140.000 pro Jahr abschätzen.
Die Erkrankung betrifft typischerweise Kinder unter 5 Jahren, wenngleich auch Erwachsene erkranken können. Zu den Beschwerden und Symptomen gehören ein Ausschlag, intraorale (Herpangina) und die perioralen blasenartigen Läsionen (Pfeil) sowie Fieber. Die Ansteckung erfolgt durch direkten Kontakt, Tröpfcheninfektion oder über kontaminierte Gegenstände oder Oberflächen. Die Viruspartikel finden sich bei den Betroffenen im Speichel, im Sputum, im Nasenschleim, in der Bläschenflüssigkeit und im Stuhl [4].
Die Diagnose wird häufig klinisch gestellt. Eine Bestätigung ist bei Bedarf über einen Rachenabstrich oder über eine Stuhlprobe möglich. Es gibt keine spezifische Behandlung, doch können frei verkäufliche Analgetika und fiebersenkende Mittel (keine Acetylsalicylsäure für Kinder!) sowie Mundspülungen oder -sprays die Symptome lindern.
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Alarmsignal im Mund
Was ist die Ursache dieser Schleimhautmanifestation auf der Zunge?
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Antwort: Scharlach („Himbeerzunge“)
Der Scharlach wird durch eines von 3 erythrogenen Exotoxinen ausgelöst, die von betahämolysierenden Streptokokken der Gruppe A abgegeben werden. Üblicherweise sind Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren betroffen. Zuerst zeigt sich der raue, „schleifpapierartige“ Ausschlag am Hals und am Thorax und breitet sich dann über den ganzen Körper aus. Er bleibt etwa eine Woche oder auch länger bestehen.
Für die Diagnose ist die Struktur des Ausschlages wichtiger als sein Aussehen [5,6]. Die zunächst weißlich belegte Zunge erscheint später eher leuchtend rot. Typisch: Die Geschmacksknospen treten hervor, was als „Himbeerzunge“ (oder auch „Erdbeerzunge“) bezeichnete wird (siehe vorherige Abbildung).
Weitere Beschwerden und Symptome sind Fieber, Pharyngitis, Schüttelfrost, Erbrechen und Bauchschmerzen. Regelmäßig sieht man auch eine Abschuppung an den Handinnenflächen. Dabei handelt es sich um einen Prozess, der in der Heilungsphase nach dem Abklingen der Infektion und des akuten Ausschlages auftritt [6]. Ein Streptokokken-Schnelltest ist bei gut 30% der Betroffenen negativ [7]. Bei einem starken klinischen Verdacht sollte eine Streptokokkenkultur angelegt werden, um dann die geeignetste antibiotische Therapie einleiten zu können. Wichtig ist beim Scharlach zudem, dass 3% der nicht behandelten Patienten ein rheumatisches Fieber entwickeln.
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Rote Augen
Stellt sich ein Kind mit geröteten oder hochroten Augen vor, steckt oft eine bakterielle Konjunktivitis dahinter. Zu den charakteristischen Merkmalen zählen die sklerale Injektion, die umgebende Hautrötung sowie die muköse oder eitrige Sekretion (siehe Abb.) [8,9]. Die Konjunktivitis kann initial viral, allergisch, strukturell oder durch Reizungen mit Entzündungssymptomatik bedingt sein. Doch meist entwickelt sie sich dann zu einer bakteriellen Konjunktivitis.
Die meisten Fälle sind selbstbegrenzend, wenngleich eine antibiotische Behandlung die Komplikationsrate verringert und die Heilung vorantreibt. Bei Kindern sind im Falle der bakteriellen Konjunktivitis meist Hämophilus influenzae oder Staphylococcus pneumoniae die auslösenden Erreger. Hämophilus breitet sich in der Schule oder in der häuslichen Umgebung rasch aus. Die Konjunktivitis tritt dann oft gemeinsam mit einer Infektion der oberen Atemwege und einer Otitis media auf. Die Diagnose wird in der Regel klinisch gestellt.
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Wenn der ganze Körper juckt …
Was ist die Ursache dieser juckenden generalisierten Hautmanifestation, die bei dem Kind im Gesicht, auf der Brust und am Rücken begann?
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Antwort: Windpocken
Die Windpocken sind eine hochansteckende Krankheit, die durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) ausgelöst wird [10]. Sie führt zu Fieber, Abgeschlagenheit und zu einem juckenden, pockenartigen Ausschlag, der eventuell schuppen kann. Die Windpocken werden sehr leicht auf ungeimpfte Personen übertragen. Das geschieht durch direkten Kontakt mit Viruspartikeln aus den Hautbläschen oder durch Inhalation der Partikel von Infizierten, die husten oder niesen [10].
Infizierte Personen sind etwa 1 bis 2 Tage vor dem Auftreten des Ausschlages bis zum Zeitpunkt der Verkrustung aller Pocken ansteckend. Dies ist gewöhnlich nach 6 Tagen der Fall. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Falls man Gewissheit haben muss, kann man sie über die Polymerase-Kettenreaktion bestätigt bekommen (VZV-Isolierung in Hautläsionen).
Die Therapie ist normalerweise rein symptomatisch. Die Inzidenz der Windpocken ist seit der Verfügbarkeit eines Impfstoffes deutlich zurückgegangen. Die Impfung erfolgt heute normalerweise zwischen dem 12. und 15. Lebensmonat. Eine Auffrischung wird dann im Alter von 4 bis 6 Jahren durchgeführt [10,11].
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Riskante Infektion
Dieses Kind weist neben Husten, Schnupfen und Konjunktivitis auch einen diffusen Hautausschlag auf. Seine Eltern stehen Impfungen ablehnend gegenüber. Was steckt am ehesten dahinter?
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Antwort: Masern
Die Masern (Rubeola) sind eine hochansteckende Atemwegserkrankung, die beim Kontakt mit einer infizierten Person durch ihr Husten und Niesen übertragen wird [12]. Das Masernvirus kann in der Luft und auf Oberflächen bis zu 2 Stunden aktiv und infektiös bleiben. Nach der Aufnahme des Virus folgt eine Inkubationszeit von 7 bis 14 Tagen.
Die Patienten entwickeln dann zunächst ein Prodromalstadium mit Fieber (oft über 40° C) mit der klassischen Trias aus Husten, Schnupfen und Konjunktivitis [12]. Nach einigen Tagen können sich Koplik-Flecken in der Wangenschleimhaut am Ductus parotideus oder am weichen Gaumen bilden (siehe Abb.). Bei Laboruntersuchungen können masernspezifische IgM-Antikörper und die Masern-RNA nachgewiesen werden.
Die Behandlung ist symptomatisch und sieht auch die orale Vitamin-A-Gabe vor. Die Masernimpfung hat zu einer enormen Reduktion der Masernfälle geführt. Doch ereignen sich in Deutschland im vergangenen Jahrzehnt alle 2 bis 3 Jahre größere Masernausbrüche. Die Immunität ist in der Bevölkerung noch nicht ausreichend hoch, um einen vollständigen Herdenschutz für Säuglinge zu gewährleisten, bei denen das Komplikationsrisiko besonders hoch ist. Weltweit gehören die Masern aufgrund der progressiv verlaufenden Enzephalitis und der Masernpneumonie noch immer zu den häufigsten Todesursachen bei Kleinkindern [12].
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Dicke Backe
Dieses Mädchen stellte sich aufgrund einer Gesichtsschwellung und Schmerzen beim Kauen bei ihrem Hausarzt vor. Ihre Temperatur lag bei 38,3° C. Eine Impfung gegen Mumps hatte sie nicht erhalten. Wie wird der Mumps (Parotitis epidemica) behandelt?
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Antwort: Es gibt aktuell keine spezifische Mumps-Therapie.
Der Mumps ist eine ansteckende aber vergleichsweise gutartige Viruserkrankung, die infolge der Impfprogramme selten geworden ist. Die meisten Infizierten bleiben fast asymptomatisch. Zu den Beschwerden und Symptomen gehören wenige Tage lange Muskel- und Kopfschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit. Es folgt eine beidseitige Schwellung der Glandula parotis (Pfeile) [13].
Schwerere Komplikationen sind heute sehr selten, doch vor dem Beginn der routinemäßigen Impfprogramme, war der Mumps die häufigste Ursache für ein Ertauben im Kindesalter. Bis zu 50% der Betroffenen durchleben eine relativ symptomarme Meningitis. Doch eine Enzephalitis entwickelt sich nur selten. Die Diagnose wird gewöhnlich klinisch gestellt und die Behandlung ist rein symptomatisch [13]. Die meisten Parotitisfälle werden heute durch Enteroviren verursacht. Doch das Mumpsvirus sollte weiterhin in die Differenzialdiagnose einbezogen werden.
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Gefahr für Lehrer und Betreuer
Dieses Kind zeigte einen Ausschlag auf beiden Wangen. Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie?
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Antwort: Ringelröteln (Erythema infectiosum; 5. Krankheit).
Die in der Regel mild verlaufenden und selbstlimitierenden Ringelröteln werden durch das Parvovirus B19 ausgelöst. Die Symptome mit Fieber, Kopfschmerzen und Naselaufen sind anfangs zumeist unspezifisch [14]. Die meisten Patienten entwickeln nach einigen Tagen ein charakteristisches Schmetterlingserythem auf den Wangen, das fast schon pathognomisch ist. Es kann sich dann ein generalisierter, manchmal auch juckender Ausschlag anschließen (siehe Abb.).
Die Krankheit bricht meist innerhalb von 4 bis 14 Tagen nach der Infektion aus, doch bleiben etwa 20% der Infizierten asymptomatisch. Das Parvovirus B19 wird durch Tröpfcheninfektion über die Atemwege aufgenommen [14]. Die Diagnose kann über ein IgM-Immunoessay, die Dot-Blot-Hybridisierung, die Polymerase-Kettenreaktion oder die Loop-Mediated Isothermal Amplification (LAMP) bestätigt werden [15]. Bei Schwangeren kann eine Infektion zum fetalen Hydrops und zum Tod des Ungeborenen führen. Deshalb sollten Schwangere und das Lehr- und Aufsichtspersonal auf die Gefahr hingewiesen werden, die von den infizierten Kindern ausgehen könnte. Das Parvovirus B19 kann bei Patienten mit Sichelzellanämie oder anderen Hämoglobinopathien eine aplastische Krise auslösen und bei Patienten mit immunologischen Störungen eine chronische Anämie verursachen.
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Häufigste Hautinfektion bei Kindern
Welche Diagnose lässt dieser Ausschlag bei einem Kind vermuten?
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Antwort: Impetigo
Die Impetigo ist eine akute und hochansteckende bakterielle Infektion der oberen Epidermisschichten. Sie wird durch grampositive Bakterien ausgelöst [15,16]. Die kleinblasige Impetigo contagiosa ist die häufigste Hautinfektion bei Kindern und steht für etwa 10% aller Hauterkrankungen in den Kinderkliniken. Zumeist sind durch Bisse, Schnitte, Schürfungen, andere Traumen oder Hauterkrankungen (z.B. Windpocken) vorgeschädigte Hautpartien im Gesicht oder an den Extremitäten betroffen [16-18].
Die kleinblasige Form wird durch Staphylococcus aureus (80%), betahämolysierende Streptokokken der Gruppe A (10%) oder eine Kombination aus beiden (10%) ausgelöst. Die meisten Infektionen beginnen als Streptokokken-Infekt. Doch können sie im Laufe der Zeit von Staphylokokken abgelöst werden. Die großblasige Form (bullöse Impetigo) wird fast immer durch Staphylococcus aureus verursacht und kann in ein Staphylococcal Scalded Skin Syndrome münden (SSSS; Dermatitis exfoliativa neonatorum, Ritter-von-Rittershain-Krankheit) [17].
Die Diagnose wird im Allgemeinen klinisch gestellt. Im Zweifel kann eine Kulturanlage mit Antibiogramm hilfreich sein [16-18]. Zur Behandlung gehören topische oder orale Antibiotika sowie die lokale Wundversorgung und unterstützende Maßnahmen.
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Schauen Sie auf die Hände …
Ein Kind klagt über einen stark juckenden Ausschlag am Rumpf (siehe Abb.) und an der Haut zwischen den Fingern. Beide Elternteile haben an der Fingerzwischenhaut einen ähnlichen Ausschlag. Wie lautet die Verdachtsdiagnose?
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Antwort: Krätze (Skabies)
Die Krätze ist eine vorwiegend bei Kindern auftretende Hauterkrankung, die durch den Arthropoden Sarcoptes scabiei ausgelöst wird [19]. Die Milbe wird bei längerem, direktem Kontakt mit einer infizierten Person und nur selten über kontaminierte Gegenstände übertragen.
Zu den wichtigsten Symptomen zählen der Ausschlag und der intensive Juckreiz, der auf die Milben zurückgeführt werden kann, die sich durch die oberen Hautschichten graben und ihre Eier dort ablegen. Die Diagnose kann über eine mikroskopische Darstellung der Milben, ihrer Eier oder ihres Kots bestätigt werden. Die Behandlung erfolgt über topische Antiskabiosa und unterstützende Maßnahmen [18].
Alle Familienmitglieder und engere Kontaktpersonen sollten mitbehandelt werden, um eine Reinfektion zu verhindern, auch wenn sie symptomfrei sind. Die gesamte Bettwäsche und Kleidung sollte gewaschen werden, um alle Milben und Eier zu beseitigen. Die Milben können 2 bis 3 Tage ohne einen Wirt überleben. Kleidungsstücke oder Gegenstände, die nicht gewaschen werden können, sollten für 3 Tage in einen dicht verschließbaren Plastikbeutel gesteckt werden oder ins Gefrierfach [19].
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Anfangs nur ein bisschen Husten …
In den Kindergärten und Grundschulen trifft man auf zahlreiche Atemwegserkrankungen. Zu den ansteckendsten unter ihnen gehört der Keuchhusten (Pertussis), der von dem Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst wird [20]. Die Patienten infizieren sich durch Inhalation des Erregers, der von einer infizierten Person ausgehustet oder ausgeniest wurde.
Die Beschwerden und Symptome entwickeln sich frühestens nach 7 bis 10 Tagen und spätestens 6 Wochen nach der Infektion. Die initiale Symptomatik mit leichtem Husten und Naselaufen kann 1 bis 2 Wochen andauern. Die meisten Patienten sind zwar fieberfrei, doch kommt manchmal eine leichte Temperaturerhöhung vor. Nach diesem Stadium der oberen Atemwegserkrankung setzen schwere paroxysmale Hustenattacken mit multiplen und schnellen Hustenstößen und einem am Ende keuchenden Geräusch ein. Manchmal muss der Patient sich anschließend übergeben. Diese schwere Symptomatik kann über 10 Wochen andauern [20].
Eine Laboruntersuchung des Sekrets aus dem Nasenrachenraum kann die Infektion mit Bordetella pertussis bestätigen. Wichtig ist eine frühzeitige Antibiose, um die Beschwerden und Symptome zu lindern und eine Weiterverbreitung zu verhindern. Kinder, besonders Säuglinge und Kleinkinder, müssen engmaschig auf Anzeichen einer Atemwegsstörung und entsprechende Komplikationen überwacht werden.
Die Abbildung zeigt das typische Bild eines Säuglings im Keuchhustenanfall mit vorgestreckter Zunge.
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Vorsicht Hirnhautentzündung!
Die Meningokokken-Meningitis wird durch Bakterien (Neisseria meningitidis) verursacht und ist oftmals mit einem charakteristischen purpurfarbenen Ausschlag verbunden (siehe Abb.) [21]. Die Übertragung erfolgt per Tröpfcheninfektion über einen oftmals asymptomatischen Carrier. Die Symptome einer bakteriellen Meningitis können sich rasch entwickeln, typischerweise innerhalb von 3 bis 7 Tagen nach dem Kontakt mit einer infizierten Person.
Ein Kind mit Meningitis wirkt zumeist krank und lethargisch und hat Fieber und Kopfschmerzen. Weitere Beschwerden und Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, Nackensteifigkeit, Lichtscheu und eine veränderte Bewusstseinslage [21]. Erforderliche Untersuchungen sind die Lumbalpunktion zur Liquorgewinnung, die Liquor- und die Blutkultur, der Agglutinationstest und die Polymerasekettenreaktion. Die Meningokokken-Meningitis ist ein medizinischer Notfall und wird mit Antibiotika behandelt. Unbehandelte Fälle verlaufen zu 50% tödlich [21]. Selbst bei sofortiger Therapie beträgt die Mortalität immer noch 5 bis 10%. Zur Vorbeugung einer Meningokokken-Meningitis stehen inzwischen Impfstoffe zur Verfügung [21].
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Fiese Halsschmerzen
Die häufigsten Auslöser einer bakteriellen Pharyngitis sind betahämolysierende Streptokokken der Gruppe A. Eine Angina tonsillaris kann jeden ereilen, doch sind meist Kinder im Alter zwischen 5 und 15 Jahren betroffen [22]. Die Beschwerden und Symptome stellen sich in der Regel 2 bis 5 Tage nach dem Kontakt mit dem Nasensekret oder dem Speichel einer infizierten Person ein. Der Schweregrad der Symptomatik ist variabel und umfasst Halsschmerzen, Fieber, Rachenrötung mit gelegentlichem Exsudat, Übelkeit und Krankheitsgefühl.
Zur Diagnostik werden ein Streptokokkenschnelltest und eine Kultur von einem Rachenabstrich angelegt [22,23]. Der Antigen-Schnelltest sichert bei einer Spezifität von 98 bis 99% im positiven Fall die Diagnose (also 1 bis 2% falsch positive Ergebnisse). Allerdings liegt seine Sensitivität bei lediglich 70% (also 30% falsch negative Ergebnisse). Deshalb ist auch bei jedem negativen Testergebnis eine Kultur erforderlich.
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Man beachte die Rötung und das Ödem am Oropharynx sowie die Petechien am weichen Gaumen (siehe Abb.), die bei einer Streptokokkenpharyngitis vorkommen können [22,23]. Der wichtigste Punkt bei erkrankten Kindern über 3 Jahren ist, dass es ohne Behandlung später zum rheumatischen Fieber kommen kann. Kinder unter 2 Jahren erkranken nur selten an betahämolysierenden Streptokokken der Gruppe A, weil es auf ihren Schleimhäuten nur wenige Rezeptoren für dieses Bakterium gibt. Zur Begrenzung der Folgen eines rheumatischen Fiebers sollte innerhalb von 9 Tagen nach Bestätigung der Infektion eine Antibiose eingeleitet werden [22,23].
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Und zum Schluss ein Klassiker
Die Übertragung einer Grippe erfolgt via Tröpfcheninfektion [24,25]. Eine Infektion ist auch über den Kontakt mit durch Tröpfchenstreuung kontaminierte Oberflächen möglich [24,25]. Die Beschwerden und Symptome stellen sich gewöhnlich nach 1 bis 7 Tagen (meist nach 2 bis 3 Tagen) mit Fieber, Husten, Pharyngitis, Kopf- und Gliederschmerzen und Abgeschlagenheitsgefühl ein [25]. Erbrechen und Durchfall sind ebenfalls mögliche Begleitsymptome [24]. Die Patienten erholen sich im Allgemeinen nach wenigen Tagen, doch können sich bei manchen Betroffenen auch Komplikationen wie etwa eine Bronchitis, eine Pneumonie, eine Otitis media oder eine Sinusitis entwickeln.
Somit gehören zur Therapie vornehmlich supportive Maßnahmen. Bei schweren Verläufen oder Komplikationen sollten frühzeitig antivirale Medikamente eingesetzt werden. Die beste Prävention ist eine Teilnahme an den jährlichen Grippeschutz-Impfprogrammen [24,25]. Kinder mit einem erhöhten Risiko und chronischen Grunderkrankungen sollten laut STIKO diesen Impfschutz jährlich erhalten.
Der Influenzaimpfstoff für die Saison 2019/2020 setzt sich gemäß der Empfehlungen der WHO und des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) aus den Antigenen weltweit zirkulierender Varianten folgender Viren zusammen:
- A/Brisbane/02/2018 (H1N1) pdm09-ähnlicher Stamm
- A/Kansas/14/2017 (H3N2)-ähnlicher Stamm
- B/Colorado/06/2017-ähnlicher Stamm (B/Victoria/2/87-Linie)
Für quadrivalente Impfstoffe werden die Antigene der oben genannten Viren empfohlen sowie eine Variante von B/Phuket/3073/2013-ähnlicher Stamm (B/Yamagata/16/88-Linie).
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