
Gehaltsreport 2018: Die finanzielle Situation von Ärzten in Deutschland
Wieviel verdienen Ärzte in Deutschland? Wie haben sich ihre Einkommen im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr entwickelt? Wer verdient mehr, wer weniger? Nimmt der Verkauf von IGeL-Leistungen zu? Wieviel weniger verdienen Frauen – immer noch? Und wie groß ist der Einkommensunterschied zwischen Klinik und Praxis?
Medscape hat diese und viele weitere Fragen an seine Mitglieder weltweit gestellt. Aus Deutschland haben mehr als 640 Ärzte geantwortet. Die spannenden Ergebnisse und internationalen Vergleiche mit Frankreich, Spanien, Großbritannien (UK) und den USA stellen wir auf den kommenden Slides vor.
Gehaltsreport 2018: Die finanzielle Situation von Ärzten in Deutschland
Krankenhaus oder Praxis? Angestellt oder selbstständig? Viele Ärzte überlegen sich gut, wie sehr der Beruf ihr Leben bestimmen darf und wählen entsprechend ihr Umfeld aus. Fast 2 Drittel der Teilnehmer arbeiten als Angestellte. Mehr als die Hälfte im Krankenhaus, ein Drittel als niedergelassene Ärzte. Nur jeder 5. Mediziner in dieser Umfrage führt in alleiniger Verantwortung eine Praxis. Jeder 6. hat sich mit Kollegen in einer Gemeinschaftspraxen zusammengetan. Teilzeit arbeiten nur 14% der Ärzte.
Anmerkung zur Methodik: Die internationale Online-Umfrage wurde im November/Dezember 2017 unter den Mitgliedern von Medscape durchgeführt. Teilnehmer für den Ländervergleich: Deutschland (n=549), USA (n=16 474), Frankreich (n=937 ), Großbritannien (n=648) und Spanien (n=526). Wenn nicht anders vermerkt, beziehen sich die Auswertungen auf in Vollzeit tätige Ärzte. Die Sample-Größe dieser Umfrage ist nicht repräsentativ. Die Standardabweichung beträgt +/- 3,2% (IC 90%). API: Allgemeinarzt, Praktischer Arzt, Internist
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An dieser Umfrage haben deutlich mehr Männer als Frauen teilgenommen. In der Altersverteilung zeigt sich, dass besonders häufig Ärzte zwischen 45 und 59 Jahren geantwortet haben.
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In der Umfrage wollten wir wissen, wo unsere Leser studiert haben, und in welchem Bundesland sie heute arbeiten. Die meisten Teilnehmer kommen aus den bevölkerungsreichen Bundesländern Nordrhein-Westfalen (24%) und Bayern (15%). Die neuen Bundesländer sind deutlich weniger repräsentiert.
Deutschland verlassen hat fürs Studium nur jeder 5. Mediziner. Die Hälfte davon hat - zumindest vorübergehend - im europäischen Ausland studiert.
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Am häufigsten (je 11%) antworteten uns Ärzte aus folgenden Fachgebieten: Allgemeinmediziner, Internisten und überraschender Weise Anästhesisten. Die Allgemeinchirurgen liegen mit 8% knapp dahinter. Auch Kardiologen, Pädiater und Gynäkologen sind stärker vertreten als die meisten anderen Fachgebiete. Unter den weiteren, nicht auf der Liste aufgeführten Fachgebieten, finden sich 2% Neurochirurgen. Basis dieser Auswertung sind in Vollzeit beschäftigte Ärzte. Rund 60% der Befragten arbeiten in Krankenhäusern, davon sind 85% unter 45 Jahre alt (Daten nicht dargestellt).
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Im Jahr 2016 verdienten im Schnitt Ärzte, die an der Umfrage teilnahmen, 125.100 Euro brutto. Vollzeit tätige Generalisten, wie Hausärzte (API: Allgemeinarzt, Praktischer Arzt, Internist), kommen auf deutlich mehr und schneiden mit 152.500 Euro durchschnittlichem Jahresverdienst diesmal besser ab als Spezialisten (121.700 Euro). Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass viele Fachärzte dieser Auswertung jung sind und als Angestellte in Kliniken arbeiten. Krankenhausärzte verdienen im Schnitt 40.000 Euro weniger als ihre niedergelassenen Kollegen. Noch immer liegt das Einkommen von Männern sehr viel höher als das von Frauen. Der Unterschied beträgt rund ein Viertel.
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Außerhalb der Patienten-Versorgung, etwa durch Vortragshonorare, Gutachten oder Produktverkäufe, verdienen Ärzte ein Zusatzeinkommen von durchschnittlich 9.700 Euro. Auch hier sind Männer finanziell versierter als Frauen. Jeder 2. Mediziner hat allerdings keinen Zusatzverdienst.
k.A.*: Keine Angabe, da Berrechnungsbasis zu gering
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Im internationalen Vergleich sind Mediziner in den USA die Topverdiener. Ihr Einkommen ist mit 250.400 Euro fast doppelt so hoch wie das ihrer deutschen Kollegen mit 125.100 Euro. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland mit Großbritannien auf Augenhöhe. Ein riesiger Unterschied besteht zu Spanien. Dort verdienen Ärzte im Schnitt nur 52.800 Euro. Was die Zusatzeinkommen angeht, fallen die Unterschiede in den verschiedenen Ländern nicht so groß aus.
k.A.*: Keine Angabe, da in USA nicht abgefragt
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Wieviel Geld haben Ärzte auf der hohen Kante, zum Beispiel als Bankguthaben, Aktien, Investments, Immobilien oder Altersrücklagen? Sogar Autos und Schmuck zählen hier dazu. Schulden und Hypotheken sollten dagegen von der Summe abgezogen werden. Mehr als die Hälfte der Mediziner gaben an, dass Sie weniger als 200.000 Euro Vermögen besitzen. Das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Haushaltsvermögen der Deutschen, das nach einer Erhebung der Bundesbank von 2016 bei rund 214.000 Euro lag. Es zeigen sich 3 wichtige Unterschiede, die aber kaum überraschen:
- Männer haben mehr Geld als Frauen.
- Ältere Ärzte verfügen über mehr finanzielle Sicherheiten als jüngere.
- Klinikärzte stehen etwas schlechter da als Niedergelassene.
Im internationalen Vergleich können in Frankreich deutlich mehr Mediziner höhere Beträge auf die Seite legen als in Deutschland. Über die Hälfte (58%) nennen ein Vermögen zwischen 200.000 Euro und 1 Million ihr Eigentum. In Spanien bewegen sich dagegen 2 Drittel im Bereich unter 200.000 Euro.
Anm: Lila unterlegt sind Werte mit höherer statistischer Signifikanz
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Nur jeder 3. Arzt in Deutschland hat im Jahr 2016 mehr verdient als im Vorjahr. Wenig überraschend gelang es vor allem jüngeren Kollegen (50%) sich zu verbessern. Positiv fiel auch die Gehaltsentwicklung bei Krankenhausärzten aus. Jeder 3. verdiente bis zu 10% mehr. 8 von 100 erzielten sogar eine Gehaltserhöhung von mehr als 10%. Bei der Hälfte der Ärzte blieb das Einkommen gleich. Für jeden 6. fiel die Jahresbilanz 2016 allerdings enttäuschend aus, weil er weniger Einkommen erzielte als im Jahr zuvor.
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In welchen Ländern brummt der Medizinbetrieb? Wo herrscht eher Stagnation? Beim internationalen Vergleich, wieviele Ärzte ihr Einkommen steigern konnten, schnitt Deutschland (35%) deutlich besser ab als Spanien (15%) und Frankreich (18%). Die Veränderungen hierzulande – sowohl nach oben als auch nach unten – sind mit der Situation in den USA vergleichbar.
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Nur 1 von 6 Hausärzten hat den Eindruck, dass mehr Patienten in seine Praxis kommen, nachdem die Position des Hausarztes vor einigen Jahren gestärkt worden ist. Für 1 Drittel hat sich die finanzielle Situation verbessert, seit das Gesundheitssystem sie als erste Anlaufstelle in den Vordergrund rückt. Für über 90% der Fachärzte hat sich dies nicht positiv ausgewirkt.
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Deutschlands Niedergelassene werden geschäftstüchtiger. Fast ein Drittel haben in den vergangenen 2 bis 3 Jahren ihr Angebot an IGeL-Leistungen ausgebaut oder verkaufen vermehrt Produkte in der Praxis. Gut 70% entschieden sich allerdings dagegen und erweiterten ihre Angebote an Zusatzleistungen nicht. Ärzte in Krankenhäusern haben fast keine Möglichkeiten, auf diese Weise ihre Einnahmen zu steigern.
Auch im Ausland haben etwa ein Drittel der Ärzte in den verganenen Jahren ihre Einnahmequellen ausgebaut. Nur in Frankreich (14%) sind Ärzte in ihrem Geschäftsgebaren weniger offensiv.
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Werden Sie fair bezahlt? Sehr viele Ärzte verneinten diese zentrale Frage. 6 von 10 Medizinern fühlen sich nicht leistungsgerecht honoriert. Sie haben dennoch eine klare Vorstellung davon, wieviel sie mehr verdienen sollten. 43% der Unzufriedenen wünschen sich bis zu einem Viertel mehr Gehalt. Fast jeder 3. sogar eine Steigerung um die Hälfte. Jeder 10. wünscht sich sogar das Doppelte! Noch viel unzufriedener als die Deutschen sind Franzosen und Spanier, die auch zum Teil deutlich schlechter verdienen (siehe Slide 8).
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Die Sprechzeiten in der Praxis sind eng getaktet und bei vielen Niedergelassenen streng durchgeplant. Unfreiwillige Pausen, weil der Patient nicht auftaucht oder zu spät kommt, stellen manche Ärzte extra in Rechnung. Aber wie streng sind Deutschlands Mediziner wirklich? In dieser Umfrage fällt ihre Haltung überraschend milde aus. Eine Art von Strafzahlung fordern im Schnitt nur 12% der Ärzte ein. Etwas häufiger versuchen Fachärzte (16%) ihre Patienten zu mehr Zuverlässigkeit zu erziehen. Fast alle Hausärzte sind dagegen sehr flexibel.
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Das Klischee des Arztes, der den Luxus liebt, scheint sich – zumindest in den Augen der Befragten – nicht zu bestätigen. Mehr als jeder 3. beschreibt sich als sparsam. Noch größer ist der Anteil (57%) derer, die entsprechend ihrer Verhältnisse leben. Ärzte, die locker mit dem Geld umgehen und mehr ausgeben als verdienen, sind mit nur 5% eher Exoten.
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Für welche Dinge man sein Geld ausgibt, ist stark altersabhängig. Die Verwirklichung des Traums vom eigenen Haus ist Ärzten jenseits der 45 am wichtigsten (50%). Gleich an zweiter Stelle steht das Studium der Kinder (34%). Platz 3 und 4: das Auto. Jeder 10. junge Arzt hat Schulden aus der Ausbildungszeit und muss noch BAFöG oder Studiengebühren abstottern. Auffallend: 38% der Ärzte unter 45 sind nicht belastet durch Schulden für Haus, Autos und Studium.
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Die meisten Ärzte (79%) können anscheinend gut mit Geld umgehen. Sie mussten im vergangenen Jahr keine größeren Verluste hinnehmen. Selbst finanzielle Probleme durch die Praxis waren sehr selten und treffen nur jeden 20. Mediziner. Mit 2 Verlustquellen, die schon so manchen ruiniert haben – nämlich Ehescheidung und Kursverluste an der Börse – sahen sich nur 6% bzw. 7% der Befragten konfrontiert.
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Die Hälfte aller Ärzte sind Hauptverdiener, falls sie mit einem (Ehe-)Partner oder einer anderen Person in einem Haushalt leben. 61% davon sind Männer und 26% Frauen. Das umgekehrte Szenario ist selten: Nur jeder 10. befragte Mediziner gab an, dass sein Partner mehr oder deutlich mehr zum Haushaltseinkommen beiträgt als er selbst.
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Durch das Internet sind Patienten immer besser informiert und wollen Ihre Therapie-Möglichkeiten mit Ihrem Arzt besprechen. Medscape wollten wissen, wie bereitwillig Mediziner mit ihnen auch über die Kosten sprechen. Tatsächlich verweigert nur 1 von 5 Medizinern den Dialog übers Geld. Allerdings lässt sich auch nur jeder 3. regelmäßig auf ein solches Gespräch ein. Warum? Die Hälfte findet es unpassend. Jeder 5. Arzt weiß selbst nicht, was die Leistungen kosten, die er verschreibt.
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Wie oft Ärzte mit ihren Patienten über Geld reden ist nicht nur von ihrer Kultur, sondern wahrscheinlich auch stark von den unterschiedlichen Gesundheitssytemen der Länder abhängig. Im streng regulierten National Health Service (NHS) der Briten erübrigen sich regelmäßige Gespräche über die Kosten (nur 12%). In den USA, wo viele Patienten oft um die Erstattung Ihrer Kosten bangen müssen, ist Kostentransparenz eher normal (40%). Die Ärzte dort finden Gespräche über Behandlungkosten auch weniger unpassend als ihre Kollegen in Europa.
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