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Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Daniel P. Friedmann (oben links); Science Source (oben Mitte); Alamy (unten links) und Dr. Douglas C. Wu, Dr. Ana M. Liolios und Dr. Mitchel P. Goldman (Cosmetic Laser Dermatology, San Diego, Kalifornien; rechts).

Schöner Schlamassel: Manche Tattoos sind ein Fall für den Arzt. Reizende Fallbeispiele, die Spuren hinterlassen...

Terrence Keaney, Daniel P. Friedmann,Vineet Mishra | Februar 23, 2018 | Interessenkonflikte

Tattoos sind Geschmackssache. Aber alle, die sich für diese Art von Körperschmuck entscheiden, wird geraten, sich über die Gesundheitsrisiken aufklären zu lassen. Ärzte sollten sich mit den unschönen Problemen, die wir hier vorstellen, auskennen und sich darüber mit Eltern und jungen Erwachsenen austauschen. Meist sind die Komplikationen, die mit dem Tätowieren als auch der Entfernung verbundenen sind, leicht und vorübergehend. Doch in beiden Fällen kann es zu signifikanten Nebenwirkungen kommen [1-3]. Zum Beispiel kann das Einbringen der Pigmente in die Haut zu entzündlichen Reaktionen führen. Aber auch die Übertragung von Infektionserkrankungen ist möglich.

Zudem birgt die Entfernung von Tattoos potenzielle Risiken wie Verbrennungen, Blasen, Infektionen, irreguläre Pigmentierungen und Narbenbildungen mit sich. Die Entfernung erfolgt meist mit einem Festkörperlaser, der ultrakurze Pulse im Nano- oder Piko-Sekundenbereich aussendet.

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Bassi A, Campolmi P, Cannarozzo G et al. Biomed Res Int. 2014;2014:354608. [Open access.] PMID: 25147796, PMCID: PMC4132403.

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Terrence Keaney, Daniel P. Friedmann,Vineet Mishra | Februar 23, 2018 | Interessenkonflikte

Die Abbildung zeigt eine pseudolymphomatöse Reaktion auf ein rotes Tattoo (oben links) und ein schwarzes Tattoo (unten links) sowie auf ihre histologischen Pendants (rechts oben bzw. unten). Man beachte die roten und schwarzen exogenen Pigmente in den beiden Präparaten vor dem Hintergrund einer reaktiven lymphoiden Hyperplasie in der oberen und mittleren Dermis.

Empfehlungen für die ärztliche Beratung

Aufgrund der Popularität von Tattoos und anderer Körperkulte unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat die American Academy of Pediatrics (AAP) einen Leitfaden für Ärzte und Eltern herausgegeben, der ihnen das Gespräch mit den jungen Menschen über die potenziellen klinischen und/oder sozialen Konsequenzen dieser Art des Körperschmucks erleichtern soll. Die Empfehlungen umfassen u.a. die folgenden Punkte [4]:

  • Bevor ein Tattoo angefertigt wird, sollten die Jugendlichen und ihre Erziehungsberechtigten über die Dauerhaftigkeit von Tattoos aufgeklärt werden. Ihre Entfernung ist oftmals kompliziert, teuer und nur teilweise erfolgreich.
  • Die sanitären und hygienischen Gepflogenheiten in den Tätowierstudios und der Tätowierer selbst sollten sorgfältig und kritisch begutachtet werden.
  • Personen mit Keloid-Bildungen in der Vorgeschichte sollten von Körperkunst in Verbindung mit Penetrationen der Haut Abstand nehmen.
  • Jugendliche und ihre Familien sollten über die möglichen Komplikationen von Tätowierungen wie Infektionen aufgeklärt werden. Zur Abklärung von Tattoos mit ungewöhnlichen Merkmalen oder mit mykobakterieller Beteiligung sowie zur Evaluation möglicher bösartiger Neubildungen innerhalb einer Tätowierung sollten Dermatologen und/oder Infektiologen hinzugezogen werden.
  • Kinder und Patienten mit einem G6PD-Mangel (Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase) sollten sich keine temporären Tattoos mit roter Henna applizieren lassen, da die Gefahr einer Hämolyse besteht. Temporäre Tattoos mit schwarzer Henna sollten grundsätzlich vermieden werden (Gefahr der Sensibilisierung).
  • Jugendliche sollten über die möglichen sozialen Auswirkungen ihrer sichtbaren Tätowierungen hinsichtlich ihrer Ausbildungs- und/oder Arbeitsstätte hingewiesen werden.
Abbildung Science Source.

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Terrence Keaney, Daniel P. Friedmann,Vineet Mishra | Februar 23, 2018 | Interessenkonflikte

Diese lichtmikroskopische Aufnahme der menschlichen Haut zeigt eine Schicht mit Tätowier-Tinte (200-fache Vergrößerung).

Reaktionen in der Haut

Ein Tattoo kommt zustande, wenn Tätowiertinte mit einer Nadel in die Dermis (untere Hautschicht) eingebracht wird. Die exogenen Tattoo-Pigmente haben einen Durchmesser von 2-400 nm und sind extrazellulär nachweisbar oder können sich nach Phagozytose durch Fibroblasten, Makrophagen oder Mastzellen auch intrazellulär wiederfinden [5].

Abbildung aus Chakir K, Hassam B. Pan Afr Med J. 2013;15:148. [Open access.] PMID: 24396554, PMCID: PMC3880811.

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Terrence Keaney, Daniel P. Friedmann,Vineet Mishra | Februar 23, 2018 | Interessenkonflikte

Die Abbildung zeigt eine bullöse (blasenbildende) allergische Reaktion auf ein schwarzes Henna-Tattoo.

Eine allergische Überempfindlichkeits-Reaktion auf Tattoo-Pigmente ist eine mögliche Nebenwirkung, die sich nach Tagen oder erst auch Monaten auf verschiedene Weise zeigen kann. Dazu gehört die Entwicklung einer Kontaktdermatitis oder auch einer photoallergischen Dermatitis.

Abbildung Science Photo Library.

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Dieses Bild zeigt den Arm eines 18-jährigen Patienten und ein weiteres Beispiel für eine Blasen bildende allergische Reaktion auf eine Tätowierung mit schwarzer Henna.

Allergische Reaktion

Die allergische Überempfindlichkeits-Reaktion auf eine Tätowierung kommt zustande, wenn das Immunsystem aufgrund eines früheren Kontaktes eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Tattoo-Pigment entwickeln konnte. Rote Pigmente verursachen solche Reaktionen am häufigsten [6], doch können sie grundsätzlich durch alle Tattoo-Pigmente hervorgerufen werden. So kann die allergische Reaktion eine Antwort auf metallische Salze sein, die bei der Produktion verschiedener Farbpigmente zum Einsatz kommen, wie z.B. Cadmium (gelb), Mangan (lila), Kobalt (blau) und Chrom (grün) [7].

Abbildung Science Source.

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Diese Aufnahme stammt vom Handgelenk einer 39-jährigen Frau und zeigt eine lichenoide Dermatitis an der Stelle der Tätowierung.

Allergische Reaktionen können mit topischen und intraläsionalen Kortikoiden oder Antihistaminika behandelt werden, um die Entzündung und den Juckreiz zu vermindern. Zur Behandlung entzündeter Tattoos kann auch eine chirurgische Exzision infrage kommen. Laser-Behandlungen können nach mehrmaligen Anwendungen zum Erfolg führen. Die Patienten sollten jedoch nach einer solchen jeweils für eine halbe Stunde in den Behandlungsräumen überwacht werden, da es durch die Anwendung zu einer systemischen allergischen Reaktion kommen kann.

Abbildung links und Vergrößerung aus Lobato-Berezo A, Churruca-Grijelmo M, Martinez-Perez M et al. Case Rep Dermatol Med. 2014;2014:745304. [Open access.] PMID: 25328722, PMCID: PMC4190120.

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Ein ansonsten gesunder 21-jähriger stellte sich wegen eines seit 2 Monaten bestehenden schmerzhaften lividen Knoten über einem schwarzen Tattoo an seinem rechten Arm vor (s. Abb). Das Tattoo war 2 Jahre zuvor angefertigt worden. Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich ein hellrotes, frei bewegliches Knötchen über einem schwarz tätowierten Areal, das bei der Palpation schmerzte. Die Läsion entsprach dem Bild einer nodulären Überempfindlichkeits-Reaktion.

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Lawrence Charles Parish (Parish Dermatology, Philadelphia).

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Diese Abbildungen zeigen eine Kontaktdermatitis infolge einer allergischen Reaktion auf rotes Tattoo-Pigment [6]. Quecksilbersulfid (Zinnoberrot) ist in den meisten Fällen dafür verantwortlich. Die allergischen Reaktionen auf rote Tattoos sind häufiger, wenn Quecksilbersulfid verwendet wird, doch können auch andere Pigmentvarianten die Überempfindlichkeits-Reaktionen auslösen.

Pflastertests können für Quecksilbersulfid positiv sein, jedoch ist der Test für Zinnoberrot nicht zuverlässig. Wegen der Probleme mit dem quecksilbersulfid-haltigen roten Tattoo-Pigment wurden andere rote Farbstoffe entwickelt, doch wird weiterhin über Reaktionen auf rote Tattoos in Form von granulomatösen oder nodulären Hautreaktionen berichtet.

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. W. Justin McCrary (Dermatology Associates, Greenville, South Carolina).

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Dieses Bild zeigt ein weiteres Beispiel für eine erythematöse allergische Überempfindlichkeits-Reaktion auf eine Tätowierung am lateralen linken Arm.

Abbildung aus Ruiz-Villaverde R, Sanchez-Cano D. Pan Afr Med J. 2013;16:49. [Open access.] PMID: 24648862, PMCID: PMC3951783.

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Dies ist eine Aufnahme des Abdomens eines 23-jährigen Patienten, der sich wegen perlenartiger Papeln über einer Tätowierung vorstellte. Man diagnostizierte bei ihm Dellwarzen (Molluscum contagiosum), die durch unsaubere Instrumente oder kontaminierte Tinte übertragen werden können.

Hautinfektionen und Infektionskrankheiten

Die derzeit geltenden Standards im Hinblick auf die Hygiene und die Infektions-Prävention haben dazu geführt haben, dass Infektionen infolge von Tätowierungen seltener geworden sind. Dennoch kommt es immer noch vor, dass Keime perkutan durch die aufgebrochene epidermale Schicht eingebracht werden. Auf diese Weise wurden nachweislich auch bereits Tuberkulose, Syphilis, Lepra, Hepatitis und HIV übertragen [11].

Abbildung aus Fioramonti P, Fino P, Ruggieri M, Scuderi N, Onesti MG. Case Rep Med. 2012;2012:253492. [Open access.] PMID: 23251168, PMCID: PMC3509378.

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Zwei Wochen nach der Anfertigung eines Tattoos an seinem Arm präsentierte sich ein 25-jähriger Mann mit lokoregionalen Schmerzen, Juckreiz, Überwärmung und 4 ulzerierenden Läsionen (s. Quadrat in der Abb.). Die Läsionen hatten einen Durchmesser von 0,5-1 cm und sonderten Eiter und reichlich Fibrin ab. Eine Bakterienkultur dieser Absonderung war positiv auf Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes.

Abbildung aus Kay MK, Perti TR, Duchin JS. Emerg Infect Dis. 2011;17(9):1734-6. [Open access.] PMID: 21888807, PMCID: PMC3322073.

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Ein gesunder 44-jähriger Mann entwickelte einen pustulösen Ausschlag (s. Abb.) über einem neuen Unterarm-Tattoo, das erst 3 Tage zuvor fertiggestellt worden war. Bei dem Patienten wurde eine Infektion mit Mycobacterium haemophilum diagnostiziert, nachdem im Middlebrook-7H10- und im Kochblutagar nach Inkubation bei 30°C säurefeste Stäbchen entdeckt worden waren.

Abbildung Science Photo Library (oben links, unten rechts) und Alamy (oben rechts, unten links).

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Tattoo-Entfernung

Lasertechnik

Q-Switched-Nano- oder Piko-Sekundenlaser sind die häufigsten Instrumente zur Entfernung von Tätowierungen. Die energiereichen Laserstrahlen sprengen die Farbpigmente bei minimaler Schädigung des umgebenden Gewebes [8,9]. Die Wahl der angemessenen Wellenlänge des Lasers hängt einzig von der Farbe des Zielpigmentes ab und wird über die Bestimmung der Komplementärfarbe ermittelt. Grünes Tattoo-Pigment wird am wirkungsvollsten bei einer Wellenlänge von 694 oder 755 nm entfernt, rotes Tattoo-Pigment bei 532 nm und blau und schwarz bei 694, 755 oder 1064 nm [10]. Gelbes und oranges Tattoo-Pigment sind schwieriger zu entfernen, doch häufig funktioniert eine Wellenlänge von 532 nm.

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Der klinische Endpunkt einer Tattoo-Entfernung ist die unmittelbare Weißfärbung (ohne Nadelstichblutung), aufgrund einer plötzlichen Akkumulation von Wasserdampf in der Umgebung des Pigmentpartikels. Die physikalische Zertrümmerung der Pigmentpartikel ermöglicht es Makrophagen und dem Lymphsystem, sie aufzunehmen bzw. auszuschwemmen [11].

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Douglas C. Wu, Dr. Ana M. Liolios und Dr. Mitchel P. Goldman (Cosmetic Laser Dermatology, San Diego, Kalifornien).

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Dieses mehrfarbige Tattoo am lateralen Arm eines Mannes (s. Abb. links) wurde mit einem Q-Switched-Pikosekunden-Alexandrit-Laser (755 nm) behandelt. Nach der ersten Sitzung entwickelten sich reichlich Blasen, die etwa 5 Tage bestehen blieben (s. Abb. Mitte).

Blasenbildung

Die Blasenbildung ist ein vorübergehender unerwünschter Nebeneffekt der Tattoo-Entfernung mithilfe eines Lasers. Sie entsteht häufiger bei der ersten Behandlung und geht auf eine subepidermale Blasenbildung infolge der raschen Akkumulation eines entzündlichen Exsudates zurück. Die Blasen bilden sich gewöhnlich innerhalb weniger Tage nach der Laserbehandlung ohne Narbenbildung oder andere bleibende Folgen wieder zurück (rechts). Unter einem fraktionierten ablativen Skin-Resurfacing nach einer Laserbehandlung nimmt die Inzidenz der Blasenbildung deutlich ab [12].

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Daniel P. Friedmann, MD.

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Oberflächliche Hautinfektionen

Oberflächliche Hautinfektionen nach einer Q-Switched-Laserbehandlung sind eher selten, kommen aber immer mal wieder vor.

Zwei Wochen nach einer Behandlung ihres Fußrücken-Tattoos mit einem Q-Switched-Pikosekunden-Alexandrit-Laser (755 und 532 nm) einwickelte diese Patientin ein diffuses oberflächliches Erythem mit kleinen Sickerblutungen, Krustenbildungen und gelegentlichem Juckreiz. Sie rieb den Fuß mit einer ärztlicherseits empfohlenen milden Wundheilungssalbe ein, worauf sich die Beschwerden und Symptome weiter verschlechterten. Nach dem Anlegen einer Kultur wurden MRSA (methicillin-resistente Staphylococcus aureus) nachgewiesen, mit nachfolgender zur Diagnose einer Impetigo  Nach einer 10-Tages-Kur mit Doxycyclin 2 x 100 mg/d waren die Beschwerden und Symptome komplett verschwunden.

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Daniel P. Friedmann.

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Die neuerliche Behandlung des Fußrücken-Tattoos bei der Patientin von Abb. 16 mit demselben Q-Switched-Pikosekunden-Alexandrit-Laser (755 und 532 nm) führte zur Ausbildung erythematöser, erhabener und juckender Plaques, die sich nur in den rot tätowierten Gebieten fanden (s. Abb. links). Diese Befunde passten zu dem Bild einer allergischen Überempfindlichkeits-Reaktion gegen rotes Tattoo-Pigment, die durch die Laserbehandlung ausgelöst worden war. Die Patientin gab an, nie zuvor nach einer Tätowierung vergleichbare Beschwerden und Symptome gehabt zu haben. Bemerkenswert war, dass sich gleichzeitig ein unbehandeltes rotes Tattoo am medialen Knöchel desselben Fußes rötete und juckte (s. Abb. rechts).

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Daniel P. Friedmann.

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Eine 44-jährige Frau ließ ihr mehrfarbiges Tattoo auf der rechten unteren Bauchdecke (s. Abb. unten links) mit einem Q-Switched-Pikosekunden-Alexandrit-Laser (755 nm) behandeln. Nach 2 Behandlungen im Abstand von 1 Monat entwickelte die Patientin ein Erythem mit mäßiger Blasenbildung und diffuser Dyspigmentierung (s. Abb. oben rechts). Die hypopigmentierten Areale hatten sich aber nach 10 Monaten spontan signifikant gebessert, ohne dass eine weitere Behandlung erforderlich gewesen wäre (s. Abb. unten rechts).

Narbenbildung und/oder Dyspigmentierung

Die Entwicklung der Q-Switched-Nano- oder Piko-Sekundenlaser hat zu einer sichereren Entfernung der Pigmente geführt und auch zu weniger Narbenbildung und/oder Pigmentstörungen. Doch sind diese unerwünschten Nebenwirkungen noch nicht völlig ausgestorben und betreffen besonders dunkelhäutige Menschen, bei denen Hypo- und Hyperpigmentierungen die häufigsten Nebenwirkungen sind [1].

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Daniel P. Friedmann.

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Die Abbildungen zeigen ein schwarzes Tattoo vor (links) und nach (rechts) einer Q-Switched-Pikosekunden-Alexandrit-Laser-Behandlung (755 nm). Es bleibt ein Geisterbild aufgrund einer residualen dermalen Pigmentierung zurück.

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Daniel P. Friedmann.

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Eine 62-jährige Frau bat um die Entfernung ihres Augenbrauen-Tattoos. Der äußere Rand des Tattoos wurde mit einem Q-Switched-Pikosekunden-Alexandrit-Laser (755 nm) behandelt. Gleich nach der Behandlung wurde eine Abdunkelung der behandelten Areale bemerkt. Dies war am ehesten auf eine laserbedingte Reduktion von rostfarbenem Eisen-III-Oxid (Fe2O3) zu schwarzem Eisen-II-Oxid (FeO) zurückzuführen. Wiederholte Laserbehandlungen derselben Region konnten das Problem beseitigen.

Abbildung Science Source.

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Die Abbildung zeigt eine hypertrophe Narbe mit Dyspigmentierung am Arm einer erwachsenen Frau, die sich wegen einer Tätowierung einer Laserbehandlung unterzogen hatte.

Narbenbildung

Wenngleich Q-Switched-Nano- oder Piko-Sekundenlaser selten zur Narbenbildung führen, kann es nach multiplen Behandlungen doch zu signifikanten Struktur- und Pigmentierungs-Veränderungen kommen, wenn die Instrumente nicht korrekt eingestellt wurden.

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Daniel P. Friedmann.

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Diese Patientin hatte eine Tätowierung über ihrem linken M. deltoideus, die von einem unerfahrenen Anwender mit einem voll ablativen CO2-Laser-Skin-Resurfacing behandelt worden war. Dies brachte eine signifikante Narbenbildung mit sich. Die Patientin stellte sich 1 Jahr nach der Behandlung wegen einer erythematösen streifenförmigen Keloidbildung über der Tätowierung vor. Über 2 Jahre war sie in zahlreichen Sitzungen mit einem Q-Switched-Pikosekunden-Alexandrit-Laser (755 nm) behandelt worden, um das verbleibende Pigment zu beseitigen, sowie mit Triamcinolon (10 mg/ml)und 5-Fluorouracil (50 mg/ml), die in die Läsionen eingebracht worden waren. Zusätzlich sollte durch konservative fraktionierte ablative CO2-Laserbehandlungen das Aussehen der Narbe verbessert werden (s. Abb. rechts).

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Daniel P. Friedmann.

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Urtikarielle Reaktion

Wegen einer Tätowierung am Bein mit gelbem, rotem und schwarzem Pigment ließ sich eine 40-jährige Frau mit einem Q-Switched-Pikosekunden-Alexandrit-Laser (755 und 532 nm) behandeln. Die Frau beschrieb bis zu 1 Woche andauernde urtikarielle Reaktionen mit Dermografismus nach jeder Sitzung (s. Abb. links), die sich jedoch unter 2 x tgl. Einnahme von Cetirizin und Diphenhydramin 25 mg per os bei Bedarf vor der Schlafenszeit besserten. Die Abbildungen zeigen die Tätowierung vor (oben rechts) und nach 4 Behandlungssitzungen (oben rechts).

Abbildung Science Photo Library.

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Die Aufnahme zeigt ein Haut-Transplantat am Arm eines Mannes, der sich seine Tätowierungen entfernen lassen wollte.

Chirurgische Exzision und Hauttransplantation

Auch durch chirurgische Exzision und Haut-Transplantation lassen sich Tätowierungen entfernen, vor allem, wenn die Patienten mit einer allergischen Überempfindlichkeits-Reaktion auf ihre Tätowierungen zu kämpfen haben. Diese Verfahren wurden vorwiegend in der Zeit angewandt, als die Lasertherapie noch nicht zur Standardbehandlung von Tattoos geworden war.

Abbildung aus im GH, Hemington-Gorse SJ, Dickson WA. Eplasty. 2010;10:e22. [Open access.] PMID: 20361004, PMCID: PMC2847822.

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Terrence Keaney, Daniel P. Friedmann,Vineet Mishra | Februar 23, 2018 | Interessenkonflikte

Verätzen

Ein 26-jähriger Mann wandte über etwa 10 Minuten eine unbekannte Flüssigkeit auf seinen beiden Handrücken an, um dadurch seine Tätowierungen zu entfernen. Nach wenigen Stunden suchte er wegen anhaltender brennender Schmerzen ärztliche Hilfe auf. Aufgrund des Ausmaßes der chemischen Verätzungen waren an beiden Händen eine tangentiale Exzision und eine Split-Skin-Haut-Transplantation erforderlich. Die Abbildungen zeigen die linke Hand 48 Stunden nach der Verätzung (s. Abb. links) und nach der tangentialen Exzision (s. Abb. rechts).

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Tattoo-Entfernung mit Intensed Pulse Light (IPL)

Dieser 19-jährige Mann stellte sich mit einer vernarbten rechten Schulter infolge einer IPL-Eigenbehandlung vor. Das Gerät dazu war online zur Tattoo-Entfernung angeboten worden [13]. Der Patient klagte über Rötungen, Blasenbildung und Erosionen bis hin zu Ulzerationen nach jeder Eigenanwendung. Daraus entwickelte sich nach mehreren Monaten bei wöchentlicher Anwendung ein zunehmend vernarbtes Bild. Bei der Untersuchung zeigte der Patient ein ausgeprägtes erythematöses Keloid mit einem heilenden Ulkus (s. Abb.)

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Komplikationen bei Tattoos: Von allergischen Reaktionen nach roter Farbe bis zur Herpes-Infektion

Tattoos können nicht nur verschönern, sondern auch Folgeerkrankungen hervorrufen. Zu den infektiösen Komplikationen gehören Hauterkrankungen wie Impetigo, Erysipel, Abzesse und Weichteilinfektionen. Seltener sind atypische Mykobakteriosen oder HSV-Infektion (Herpes compuctorum). Da die Zusammensetzungen der Tätowiermittel nicht immer bekannt sind, helfen Epikutanteste oft nicht weiter.
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Referenzen