Im Onko-Blog dieser Woche berichten wir unter anderem über die Assoziation zwischen Brustkrebs-bedingter Sterblichkeit und Senkung des Cholesterinspiegels durch Statine. Vor einer Stanzbiopsie zur Diagnose eines Mammakarzinoms müssen Blutverdünner nicht unbedingt abgesetzt werden. Pembrolizumab plus Standard-Chemotherapie ist eine neue Option für die Erstlinienbehandlung eines fortgeschrittenen Pleuramesothelioms.
Mammakarzinom: Cholesterinspiegel-Senkung mit geringerer Sterblichkeit assoziiert
Mammakarzinom: Blutverdünner müssen vor Stanzbiopsie nicht abgesetzt werden
Lungenkarzinom: PACIFIC-2-Studie verpasst primären Endpunkt
Pleuramesotheliom: Zugabe von Pembrolizumab zur Chemotherapie verlängert Gesamtüberleben
CLL: Venetoclax-Obinutuzumab bessert Lebensqualität bei gebrechlichen Patienten
AML: Decitabin statt Chemotherapie zur Induktion bei Älteren?
Mammakarzinom: Cholesterinspiegel-Senkung mit geringerer Sterblichkeit assoziiert
Eine Senkung des Cholesterinspiegels nach der Diagnose Brustkrebs durch die Einnahme von Statinen war bei Frauen mit invasivem Mammakarzinom mit einer verringerten Brustkrebs-bedingten Sterblichkeit verbunden. Dies ergab eine Kohortenstudie mit den Daten von Frauen in Finnland, deren Ergebnisse in JAMA Network Open berichtet wurden.
Einige Studien fanden bislang schon einen Zusammenhang zwischen Statin-Einnahme und Brustkrebs-bedingter Sterblichkeit, allerdings wurde der Cholesterinspiegel meist nicht berücksichtigt.
13.378 Patientinnen der Kohorte wurden im Median 4,5 Jahre nachbeobachtet. Während dieser Zeit starben 16,4% der Frauen insgesamt und 7,0% aufgrund ihrer Krebserkrankung.
Die Einnahme von Statinen erhöhte das Risiko für einen Brustkrebs-bedingten Tod, auch nach Anpassung an den Gesamtcholesterinspiegel (HR 1,22; p=0,03). Bei Statin-Anwendung nach der Krebsdiagnose sank das Risko jedoch (HR 0,85; p=0,05).
Die Risikoreduktion war bei Frauen, deren Cholesterinspiegel nach der Einnahme von Statinen abnahm, besonders ausgeprägt (HR 0,49; p=0,001). Sie war nicht signifikant, wenn der Cholesterinspiegel nicht sank (HR 0,69; p=0,30).
Mammakarzinom: Blutverdünner müssen vor Stanzbiopsie nicht abgesetzt werden
Die Unterbrechung einer prophylaktischen Antithrombotika-Einnahme vor einer Stanzbiopsie der Brust hat keinen Nutzen. Ergebnisse einer retrospektiven Studie, die eine US-amerikanische Arbeitsgruppe im American Journal of Roentgenology publiziert hat, deuten darauf hin, dass die Antithrombotika-Prophylaxe für diesen Eingriff nicht unterbrochen werden muss.
„Angesichts des erhöhten Risikos von Blutungsereignissen in Zusammenhang mit der Anwendung von Antithrombotika müssen Patientinnen, die diese Medikamente einnehmen, über dieses erhöhte Risiko informiert werden, bevor sie sich einer bildgesteuerten Stanzbiopsie unterziehen“, heißt es im begleitenden Editorial.
Die Arbeitsgruppe hatte Daten von 5.302 Patientinnen analysiert, die sich zwischen Januar 2014 und Dezember 2019 einer Bild-gesteuerten Stanzbiopsie der Brust unterzogen hatten. 4.665 Frauen nahmen keine Antithrombotika ein, 423 Frauen unterbrachen für den Eingriff die Antithrombotika-Einnahme und 214 nahmen sie weiter.
Hämatome in der Bildgebung traten ohne Antithrombotika bei 3% der Patientinnen auf, bei Unterbrechung der Prophylaxe bei 6% und bei fortgeführter Prophylaxe bei 7%. Tastbare Hämatome waren bei 2%, 4% bzw. 4% nachzuweisen; blaue Flecken traten bei 2%, 1% bzw. 6% auf.
Lungenkarzinom: PACIFIC-2-Studie verpasst primären Endpunkt
Bei Patienten mit nicht resezierbarem NSLCL im Stadium III verbessert die gleichzeitige Anwendung von Durvalumab mit Radiochemotherapie (CRT) das progressionsfreie Überleben (PFS) im Vergleich zu alleiniger CRT nicht. Dies teilt der pharmazeutische Hersteller in einer Presseinformation mit.
Durvalumab war in der 2017 publizierten Phase-3-Studie PACIFIC bei nicht operablem Stadium-III-NSCLC in der Wirkung auf das PFS besser als Placebo, wenn es nach der CRT appliziert wurde. In der PACIFIC-2-Studie sollte die gleichzeitige Gabe der beiden Therapieprinzipien untersucht werden. Ziel sollte sein, Patienten zu erreichen, bei denen die Behandlung während der CRT fortschreitet oder die diese abbrechen und die daher für das PACIFIC-Regime nicht in Frage kommen.
PACIFIC-2 erreichte jedoch für Durvalumab bei gleichzeitiger Anwendung mit CRT keine statistische Signifikanz für den primären Endpunkt PFS im Vergleich zu CRT allein. Eine erste Analyse der Sicherheit und Verträglichkeit von Durvalumab und CRT zeigte, dass die Profile weitgehend mit den bekannten Profilen dieser Behandlungen übereinstimmten, obwohl während der gleichzeitigen Behandlungsperiode im experimentellen Arm eine erhöhte Infektionsrate beobachtet wurde.
Pleuramesotheliom: Zugabe von Pembrolizumab zur Chemotherapie verlängert Gesamtüberleben
Bei nicht vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem Pleuramesotheliom verlängert die zusätzliche Gabe von Pembrolizumab zur Chemotherapie mit Platin und Pemetrexed das Gesamtüberleben signifikant im Vergleich zu alleiniger Chemotherapie (HR 0,79, p=0,0324). Diese Ergebnisse einer randomisierten, offenen Phase-3-Studie stellte eine internationale Arbeitsgruppe in The Lancet vor.
In die Studie waren 440 Patienten aufgenommen worden. Nach einer Nachbeobachtungszeit von 16,2 Monaten im Median war das mediane Gesamtüberleben mit zusätzlicher Gabe von Pembrolizumab mit 17,3 Monaten signifikant länger als ohne Pembrolizumab mit 16,1 Monaten. Die 3-Jahres-Überlebensrate lag mit Pembrolizumab bei 25%, ohne Pembrolizumab bei 17%. Nebenwirkungen vom Schweregrad ≥ 3 traten bei 27% mit zusätzlicher Immuntherapie und bei 15% in der Vergleichsgruppe auf.
Nach Meinung der Autoren sei die Zugabe von Pembrolizumab zur Standard-Chemotherapie eine neue Option für bislang unbehandelte Patienten mit fortgeschrittenem Pleuramesotheliom.
CLL: Venetoclax-Obinutuzumab bessert Lebensqualität bei gebrechlichen Patienten
Bei gebrechlichen CLL-Patienten, die für eine Therapie mit Fludarabin, Cyclophosphamid und Rituximab (FCR) nicht geeignet sind, kann eine Behandlung mit Venetoclax und Obinutuzumab über eine feste Dauer altersbedingte Einschränkungen verringern und die Lebensqualität verbessern. Dies berichtet eine niederländische Arbeitsgruppe in Blood .
Im Rahmen der HOVON 139/GiVe-Studie erhielten 67 Patienten, die für eine Behandlung mit Chemoimmuntherapie ungeeignet waren, 12 Zyklen Venetoclax plus Obinutuzumab, gefolgt von einer Venetoclax-Konsolidierung. Die Therapie erwies sich als wirksam und tolerierbar.
Die Auswertung verschiedener Instrumente zur Erfassung der Lebensqualität ergab, dass unter der Behandlung geriatrische Beschwerden abnahmen und dass sich die Lebensqualität verbesserte. Das zeigten beispielsweise Subskalen für den globalen Gesundheitszustand, für die körperliche und emotionale Funktion, für Müdigkeit, Atemnot, körperliche Verfassung sowie Sorgen oder Ängste in Zusammenhang mit Gesundheit.
AML: Decitabin statt Chemotherapie zur Induktion bei Älteren?
Die hypomethylierende Substanz (HMA) Decitabin könnte bei fitten älteren Menschen mit einer akuten myeloischen Leukämie als besser verträgliche und ausreichend wirksame Alternative zur 3+7-Chemotherapie-Induktion überlegt werden. Dies schlussfolgert eine internationale Autorengruppe in Lancet Haematology aus den Ergebnissen einer offenen, randomisierten Phase-3-Studie mit 606 Patienten. In der von der European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC) koordinierten Studie erwies sich Decitabin als vergleichbar gut wirksam, aber besser verträglich als die Chemotherapie.
HMAs wie Azacitidin oder Decitabin reaktivieren Gene über die Hemmung der DNA-Methyltransferase-1 epigenetisch, indem sie die anomale Gen-Stummschaltung rückgängig machen. Azacitidin und Decitabin zeichnen sich u.a. durch ein günstiges Toxizitätsprofil aus.
In 54 Zentren in 9 Ländern erhielten nicht vorbehandelte AML-Patienten im Alter ab 60 Jahren randomisiert Decitabin (20 mg/m2) an den ersten 10 Tagen im ersten 28-Tage-Zyklus, in den folgenden 28-Tage-Zyklen wurde Decitabin 5 oder 10 Tage in Abhängigkeit vom Prozentsatz der Knochenmarksblasten verabreicht. Die 3+7-Chemotherapie bestand aus Daunorubicin 60 mg/m2 für die ersten 3 Tage und Cytarabin 200 mg/m2 für die ersten 7 Tage, gefolgt von 1 bis 3 zusätzlichen Chemotherapiezyklen.
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 4,0 Jahren betrug das 4-Jahres-Gesamtüberleben 26% in der Decitabin-Gruppe und 30% in der 3+7-Gruppe (HR 1,04, p=0,68). Unerwünschte Wirkungen vom Schweregrad 3-5 traten bei 254 (84%) von 302 Patienten in der Decitabin-Gruppe und bei 279 (94%) von 298 Patienten in der 3+7-Gruppe auf.
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Diesen Artikel so zitieren: Statine könnten Brustkrebs-Sterblichkeit verringern; innovative Strategien der Behandlung älterer Patienten mit AML oder CLL - Medscape - 21. Nov 2023.
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