Nutzlos und riskant? ASS als Add on zur Thrombose-Prophylaxe bei linksventrikulären Unterstützungssystemen

Richard Mark Kirkner

Interessenkonflikte

17. November 2023

Philadelphia – Acetylsalicylsäure (ASS) ist bei Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz, die ein linksventrikuläres Unterstützungssystem (LVAD) erhalten, möglicherweise weder notwendig noch vorteilhaft. Das gilt insbesondere, wenn Ärzte ein modernes Gerät implantiert haben, das nicht mit der Zentrifugaltechnologie bzw. der kontinuierlichen Pumptechnologie arbeitet.

„Wir haben immer geglaubt, dass Aspirin Schlaganfälle und Gerinnsel verhindert und dass es entzündungshemmend ist, aber was wir in ARIES gefunden haben, war das genaue Gegenteil“, sagte Dr. Mandeep R. Mehra vom Brigham and Women's Hospital Heart and Vascular Center und der Harvard Medical School in Boston, USA. Er hat im Rahmen der Scientific Sessions 2023 der American Heart Association Ergebnisse der ARIES-HM3-Studie vorgestellt. Sie wurden zeitgleich in JAMA veröffentlicht [1,2].

Als LVAD haben die Forscher HeartMate 3 verwendet: ein Gerät mit vollständig magnetisch gelagertem Rotor zur Aufrechterhaltung des Blutflusses. In die ARIES-HM3-Studie wurden 589 Patienten mit HeartMate 3-Gerät eingeschlossen. Sie erhielten nach dem Zufallsprinzip einen Vitamin-K-Antagonisten plus ASS oder Placebo. Mehra sagte, dies sei die 1. internationale Studie, die Pharmakotherapien bei Patienten mit LVAD abschließend bewerte.

Überraschende Ergebnisse

„Um ehrlich zu sein, haben wir diese Studie als Sicherheitsstudie angelegt, um zu sehen, ob wir Aspirin weglassen können“, sagte Mehra. „Wir haben nicht erwartet, dass die Blutungsraten um 34% zurückgehen würden und dass insbesondere gastrointestinale Blutungen um 40% zurückgehen würden. Wir haben nicht erwartet, dass sich die Zahl der Krankenhaustage fast halbieren würde, und wir haben nicht erwartet, dass die Kosten für die Behandlung um 40% sinken würden.“

Die Forscher stellten fest, dass 74% aller Patienten in der Placebogruppe den primären Endpunkt, d. h. das Überleben und das Ausbleiben von Ereignissen aufgrund unzureichender Hämokompatibilität des Medizinprodukts nach 12 Monaten, erreichten. In der ASS-Gruppe waren es 68%.

Die Rate an nicht-chirurgischen Blutungen lag in der Placebogruppe bei 30% gegenüber 42,4% bei ASS-Patienten. Die Raten der gastrointestinalen Blutungen betrugen 13% bzw. 21,6%.

In seinem Vortrag wies Mehra darauf hin, dass Patienten der Placebogruppe 47% weniger Tage wegen Blutungen im Krankenhaus verbracht hätten und dass die Krankenhauskosten um 41% niedriger gewesen seien als in der ASS-Gruppe. „Dieses Studienergebnis sollte uns zu denken geben, dass nicht alles, was wir tun, richtig ist, und dass wir damit beginnen müssen, eine solidere Evidenzbasis für die medizinische Therapie von Patienten zu schaffen, die auf Geräte angewiesen sind“, sagte Mehra.

Verlagerung des Schwerpunkts auf die Therapie

Die Fokussierung der Studie auf ASS als Therapie könnte ebenso bedeutsam sein wie die Bewertung des HeartMate 3-Geräts, sagte der Diskutant Dr. Eric David Adler. Er ist Kardiologe und Leiter der Abteilung für Herztransplantation an der University of California San Diego. Adler: „Wir konzentrieren uns so sehr auf das Gerät. Wir sind überrascht, dass es zu Komplikationen kommt, weil wir uns nicht so sehr um die Pharmakotherapie gekümmert haben.“

 
Wir sind überrascht, dass es zu Komplikationen kommt, weil wir uns nicht so sehr um die Pharmakotherapie gekümmert haben. Dr. Eric David Adler
 

Die Studie könne als Modell für künftige Studien über LVADs dienen, auch wenn solche Studien mit Hürden verbunden seien, so Adler. „Diese Studien sind nicht trivial“, sagte er. „Placebo-Studien zur Pharmakotherapie sind sehr teuer, aber ich denke, dass dies ein Auftrag ist, mehr Studien durchzuführen. Dies ist nur die Spitze des Eisbergs.“

Darüber hinaus sei die Bewertung der Krankenhausaufenthalte in LVAD-Studien „ein wirklich wichtiger Endpunkt“, so Adler. „Niemand möchte Zeit im Krankenhaus verbringen, daher ist alles, was wir tun können, um die Zahl der Krankenhaustage zu verringern, von großer Bedeutung.“

Der Beitrag ist im Original erschienen auf Medscape.com . Er wurde von Michael van den Heuvel übersetzt und adaptiert.
 

Kommentar

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