„Einzige Therapie für Langzeit-Überleben“ beim Aderhautmelanom: Vorteil von Fusionsprotein Tebentafusp hält mindestens 3 Jahre an

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

24. Oktober 2023

Madrid – Der positive Effekt des bispezifischen Fusionsproteins Tebentafusp auf das Gesamtüberleben bei Patienten mit Aderhautmelanom in der IMCgp100-200-Studie hält auch bei einer Nachbeobachtungszeit von mindestens 36 Monaten an. Nach 3 Jahren überlebten in der Tebentafusp-Gruppe 27%, in der Kontrollgruppe 18% der Patienten.

„Tebentafusp ist die einzige Therapie, für die ein Nutzen auf das Langzeit-Überleben bei HLA-A*02:01-positivem Aderhautmelanom gezeigt werden konnte“, so Dr. Sophie Piperno-Neumann, Institut Curie, Paris, am 21. Oktober 2023, bei der Jahrestagung der European Society for Medical Oncology (ESMO) 2023 [1]. Parallel sind die 3-Jahres-Ergebnisse der IMCgp100-102-Studie im New England Journal of Medicine erschienen [2]. Die meisten unerwünschten Wirkungen von Tebentafusp traten im 1. Behandlungsmonat auf; ihre Häufigkeit und Schwere nahmen im Lauf der Zeit ab.

 
Tebentafusp ist die einzige Therapie, für die ein Nutzen auf das Langzeit-Überleben bei HLA-A*02:01-positivem Aderhautmelanom gezeigt werden konnte. Dr. Sophie Piperno-Neumann
 

Diskutant Prof. Dr. Omid Hamid, Cedars Sinar Cancer, Los Angeles, wies darauf hin, dass auch beim metastasierten kutanen Melanom mit Tebentafusp ähnliche Ergebnisse erreicht wurden und dass die Substanz möglicherweise bei verschiedenen Tumoren wirksam sein könnte. Er verspricht sich viel von Kombinationstherapien.

Schlechte Prognose bei Aderhautmelanom

Aderhautmelanome machen bis zu 5% aller Melanome aus. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen metastasieren sie, vor allem in Leber, Lunge, Knochen und Haut. Die Prognose ist dann schlecht. Historisch liegt das mediane Gesamtüberleben bei etwa 1 Jahr. Immuncheckpoint-Inhibitoren, die die Behandlung der kutanen Melanome revolutioniert haben, sind beim Aderhautmelanom weitgehend wirkungslos.

Tebentafusp ist das erste T-Zell-Rezeptor-bispezifische Fusionsprotein (spezifisch für Glykoprotein 100 [gp100] und CD3), das T-Zellen dazu veranlasst, gp100-positive Melanomzellen zu eliminieren. Tebentafusp (Kimmtrak®) ist die einzige zugelassene systemische Therapie für HLA-A*02:01-positive Erwachsene mit inoperablem oder metastasiertem uvealem Melanom.

Details der IMCgp100-202-Studie

In der primären Analyse der zulassungsrelevanten Phase-3-Studie IMCgp100-202 führte die Behandlung mit Tebentafusp bei 378 Patienten mit nicht vorbehandeltem, metastasiertem Aderhautmelanom zu einem signifikant längeren Gesamtüberleben (OS) als die Kontrolltherapie. Das war nach Wahl des Prüfarztes Pembrolizumab, Ipilimumab oder Dacarbazin jeweils in Monotherapie. In der offenen, randomisierten Studie hatten 252 Patienten Tebentafusp und 126 Patienten die Vergleichstherapie – meist Pembrolizumab – erhalten.

Das Gesamtüberleben nach 1 Jahr betrug 73% in der Tebentafusp-Gruppe und 59% in der Kontrollgruppe (HR 0,51, p<0,001). Auch das progressionsfreie Überleben war in der Tebentafusp-Gruppe signifikant besser als in der Kontrollgruppe (31% vs. 19% nach 6 Monaten (HR 0,73, p=0,01). Die Hazard-Ratio für Tod betrug 0,51 (95%-Konfidenzintervall [KI], 0,37 bis 0,71; p<0,001) und 73% bzw. 59% der Patienten überlebten 1 Jahr.

Effekt hält über 3 Jahre an

Bei den nun vorgestellten Daten waren die Patienten mindestens 36 Monate nachverfolgt worden. Der positive Effekt von Tebentafusp auf das OS blieb erhalten. Im Median überlebten die Patienten 21,6 Monate im Vergleich zu 16,9 Monaten in der Vergleichsgruppe (HR 0,68). Das 3-Jahres-OS betrug 27% in der Tebentafusp- und 18% in der Kontroll-Gruppe. Mit Tebentafusp wurde eine Ansprechrate von 11% und eine Krankheitskontrollrate von 46%, mit Vergleichstherapie von 5% und 27% erzielt. Das Ansprechen hielt im Median 11,1 bzw. 9,7 Monate an.

Die ctDNA-Spiegel erwiesen sich als Prognose-Parameter: Patienten, bei denen zu Beginn keine ctDNA nachweisbar war, überlebten länger als Patienten mit erhöhten ctDNA-Werten. Patienten, bei denen ctDNA in Woche 9 nicht mehr nachweisbar war, lebten ebenfalls länger als bei weiterem positiven ctDNA-Nachweis.

Das OS bei den 99 Patienten, bei denen der ctDNA-Wert um mindestens 50% abnahm, war länger als bei den 24 Patienten, bei denen er um weniger als 50% sank, sich nicht änderte oder zunahm. „Die Rolle der ctDNA als Indikator für den anfänglichen Nutzen, der bei RECIST übersehen wird, kann hier nicht genug betont werden“, sagte Diskutant Omid Hamid.

Therapie-bedingte unerwünschte Wirkungen wurden vor allem zu Beginn der Behandlung beobachtet, sie nahmen danach ab. Am häufigsten kam es mit Tebentafusp zu Hautauschlag, Fieber, Juckreiz und Blutdruckabfall. Bei 47% der Patienten traten Nebenwirkungen vom Schweregrad ≥ 3 auf. Im Verlauf der 3 Jahre Follow-Up wurden keine neuen unerwünschten Wirkungen gesehen.

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