ALINA: Adjuvantes Alectinib als „wichtige neue Behandlungsstrategie“ für Patienten mit reseziertem ALK-positivem NSCLC

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

23. Oktober 2023

Madrid – Alectinib ist der erste ALK-Inhibitor, der in einer Phase-3-Studie als adjuvante Therapie das krankheitsfreie Überleben (DFS) im Vergleich mit Platin-basierter Chemotherapie bei Patienten mit reseziertem ALK-positiven nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) im Stadium IB-IIIA signifikant verbessert hat. Der Effekt auf das DFS wurde in allen vordefinierten Subgruppen gesehen. Außerdem senkte Alectinib das Risiko für ein Rezidiv im Zentralnervensystem (ZNS-DFS). Dies zeigte eine Interimsanalyse der Phase-3-Studie ALINA. 

Prof. Dr. Benjamin Solomon

Prof. Dr. Benjamin Solomon, University of Melbourne, hat sie am 21. Oktober 2023 im Präsidentensymposium beim ESMO-Kongress 2023 in Madrid vorgestellt [1]. Seine Schlussfolgerung lautete: „Adjuvantes Alectinib repräsentiert eine wichtige neue Behandlungsstrategie für Patienten mit reseziertem ALK-positivem NSCLC im Stadium IB-IIIA.“

 
Adjuvantes Alectinib repräsentiert eine wichtige neue Behandlungsstrategie für Patienten mit reseziertem ALK-positivem NSCLC im Stadium IB-IIIA. Prof. Dr. Benjamin Solomon
 

Diskutantin Prof. Dr. Marina Chiara Garassino, University of Chicago Medicine, warnte jedoch vor vorschnellen Urteilen. Das Ergebnis sei interessant, aber noch nicht ganz ausgereift. Unklar sei auch noch, ob 2 Jahre adjuvante Therapie mit Alectinib ausreichend seien, um das Gesamtüberleben zu verbessern. Man wisse dagegen, dass eine Chemotherapie das OS verlängern könne. Zu beachten seien bei der lange andauernden Therapie auch die Nebenwirkungen, die die Lebensqualität der Patienten deutlich beeinträchtigen könnten. Ihrer Meinung nach muss man noch auf weitere Ergebnisse der Studie warten

ALK-positives NSCLC

Bei etwa 30 bis 40% der Patienten ist ein NSCLC resezierbar. Allerdings bleibt das Risiko eines Rezidivs hoch. In Abhängigkeit vom Stadium liegt es zwischen 45 und 76%. 

Bei etwa 4 bis 5% der Patienten mit einem NSCLC ist der Tumor ALK-positiv. Betroffen sind vor allem jüngere Patienten mit einem medianen Alter von 55 Jahren bei der Diagnose sowie Nichtraucher. Das ALK-positive Lungenkarzinom ist mit einem hohen Risiko für Hirnmetastasen assoziiert. Derzeitiger Therapiestandard nach Operation ist eine adjuvante Platin-basierte Chemotherapie. Eine Immuntherapie wird nicht empfohlen.

Alectinib bei ALK-positivem NSCLC

Bei fortgeschrittenem ALK-positivem NSCLC haben 3 Phase-3-Studien (ALEXJ-ALEX und ALESIA) signifikante Verbesserungen des PFS durch Alectinib im Vergleich mit Crizotinib sowie eine hohe intrakraniale Aktivität gezeigt. 

In der EU ist Alectinib seit 2017 für die Erst- oder Zweitlinientherapie nach Crizotinib des ALK-positiven NSCLC bei Erwachsenen zugelassen. Bis August 2023 sind nach Schätzungen mehr als 92.000 Patienten mit Alectinib behandelt worden.

Alectinib in der adjuvanten Therapie

In der ALINA-Studie wurde nun erstmals der Effekt von Alectinib in der Adjuvans untersucht. In die randomisierte Phase-3-Studie wurden 257 Patienten mit reseziertem ALK-positiven NSCLC im Stadium IB-IIIA eingeschlossen. Sie wurden nach Stadium (IB vs II vs IIIA) und ethnischer Zugehörigkeit (Asiaten vs Nicht-Asiaten) stratifiziert. Randomisiert erhielten sie über 2 Jahre 2-mal täglich 600 mg Alectinib oder 4 Zyklen Platin-basierte Chemotherapie alle 3 Wochen. 

Primärer Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben (DFS), das hierarchisch getestet wurde, und zwar zuerst in der Patientengruppe im Stadium II-IIIA, dann in der Gesamtgruppe (ITT-Gruppe) mit den Stadien IB bis IIIA. Zu den sekundären Endpunkten gehörten das ZNS-DFS, das Gesamtüberleben (OS) sowie die Verträglichkeit.

Die demographischen Parameter der beiden Gruppen waren weitgehend vergleichbar. Im Alectinib-Arm waren mehr Frauen und Nieraucher eingeschlossen als im Chemotherapie-Arm.

Primärer Endpunkt erreicht

Bei der vordefinierten Interimsanalyse wurde nach einem medianen Follow-Up von 27,9 Monaten der primäre Endpunkt erreicht. Im Stadium II-IIIA war in der Alectinib-Gruppe das DFS noch nicht erreicht, in der Chemotherapie-Gruppe betrug es 44,4 Monate (HR: 0,24; p < 0,0001). Das 24-Monats-DFS lag bei 93,8% mit Alectinib und 63,0% mit Chemotherapie, das 36-Monats-DFS bei 88,3% bzw. 53,3%.

In der ITT-Population war das DFS ebenfalls noch nicht erreicht, in der Chemotherapie-Gruppe lag es bei 41,3 Monaten. Das 24-Monats-DFS betrug 93,6% bzw. 63,7%, das 36-Monats-DFS 88,7% bzw. 54,0%. Der Effekt war in allen vordefinierten Subgruppe nachzuweisen. 

Das ZNS-DFS in der Gesamtpopulation war in der Alectinib-Gruppe ebenfalls besser mit einer HR von 0,22. 

Patienten in der Alectinib-Gruppe wurden im Median 23,9 Monate, in der Chemotherapie-Gruppe 2,1 Monate behandelt. Zum Zeitpunkt der Datenanalyse wurden noch 20,3% der Patienten im Alectinib-Arm therapiert. 

Nebenwirkungen vom Schweregrad 3/4 traten bei 30 Patienten mit Alectinib und 31 Patienten mit Chemotherapie auf. Eine Dosisreduktion wegen Nebenwirkungen war bei 26 Patienten unter Alectinib und 10 unter Chemotherapie erforderlich, ein Therapieabbruch bei 5 bzw. 13 Patienten.

Häufigste Nebenwirkungen mit Alectinib waren Erhöhungen der Leberenzymaktivitäten und Verstopfung, mit Chemotherapie Übelkeit, Erbrechen, und Neutropenie. 

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