Jetzt gegen Influenza, COVID-19 und Pneumokokken impfen; Nutzen von Paxlovid®; Moderna-Vakzin bald verfügbar

Michael van den Heuvel

Interessenkonflikte

5. Oktober 2023

Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zu COVID-19.

Corona-Newsblog, Update vom 5. Oktober 2023

  • COVID-19: Die Lage in Deutschland

  • Varianten-angepasster Impfstoff von Moderna bald lieferbar 

  • Gericht setzt Klage gegen BioNTech aus

  • STIKO: Ärzte können Patienten gleichzeitig gegen Influenza, COVID-19 und Pneumokokken impfen 

  • COVID-Impfungen während der Schwangerschaft schützen Säuglinge

  • SARS-CoV-2 infiziert die Herzkranzgefäße

  • Real-World-Daten: Wer profitiert von Nirmatrelvir/Ritonavir?

COVID-19: Die Lage in Deutschland

Laut Pandemie-Radar der Bundesregierung liegt die 7-Tage-Inzidenz derzeit bei 7 Fällen pro 100.000 Einwohnern; Vergleiche zur Vorwoche sind wegen der niedrigen Zahlen nicht sinnvoll. 

Die Zahl der Arztbesuche wegen einer Atemwegserkrankung mit einer COVID-19-Diagnose beträgt 68 je 100.000 Einwohner und ist damit 21% höher als in der Vorwoche (56). Als Hospitalisierungsinzidenz nennt das Pandemie-Radar 2,0 COVID⁠-⁠19-Fällen pro Woche und pro 100.000 Einwohner: 12% mehr als in der Vorwoche (1,7). Auf Intensivstationen liegen 292 Patienten mit einer Corona-Infektion. Das sind 22% mehr als in der Vorwoche (240).

Varianten-angepasster Impfstoff von Moderna bald lieferbar 

Seit 1. Oktober 2023 können Ärzte den an die Omikron-Subvariante XBB.1.5 angepasste COVID-19-Impfstoff Spikevax® von Moderna bestellen. Das Vakzin soll ab 26. Oktober geliefert werden. Im Unterschied zu Comirnaty® (BioNTech/Pfizer) erhalten Praxen Einzeldosis-Durchstechflaschen. 

Der Impfstoff wird momentan nicht vom Bund erstattet. Ärzte können ihn auf einem Privatrezept verordnen oder – nach Abklärung der Kostenübernahme – auch auf Kassenrezept. Eine GKV-Erstattung ist möglich, falls medizinische Bedenken bestehen, Comirnaty® einzusetzen. 

Gericht setzt Klage gegen BioNTech aus

Das Düsseldorfer Landgericht hat ein Patentverfahren gegen BioNTech/Pfizer wegen der Verwendung der mRNA-Technologie im COVID-19-Vakzin Comirnaty® ausgesetzt. Hintergrund der Klage sind Ansprüche von CureVac wegen vermeintlicher Verletzungen von Patent- und Gebrauchsmusterrechten, speziell bei Medikamenten und Impfstoffen mit der mRNA-Technologie. 

Dem Gericht zufolge bestehe weiterer Klärungsbedarf in der Sache. Deshalb wurde das vom BioNTech-Konkurrenten CureVac angestrengte Verfahren bis zur Entscheidung des deutschen und des europäischen Patentamts über eine von BioNTech eingereichte Anfechtungsklage ausgesetzt. 

Ein anderes, ebenfalls von CureVac angestrengtes Patentverletzungsverfahren wurde vom Düsseldorfer Gericht bereits ausgesetzt, weil ein höheres Gericht zunächst die Gültigkeit dieses Patents prüfen muss. Eine Entscheidung wird im Dezember 2023 erwartet.

STIKO: Ärzte können Patienten gleichzeitig gegen Influenza, COVID-19 und Pneumokokken impfen 

Erwachsene können gleichzeitig gegen Pneumokokken, COVID-19 und Influenza geimpft werden. Die STIKO ruft Ärzte jetzt dazu auf, den Impfstatus ihrer Patienten bei jeder Gelegenheit zu überprüfen. Das gilt speziell für Personen ab 60 Jahre und für Risikogruppen. Bei bestehender Indikation können die Impfungen gegen Pneumokokken, Influenza und COVID-19 an einem Termin verabreicht werden.

„Erkrankungen durch S. pneumoniae gehören zu den häufigsten bakteriellen Atemwegsinfektionen weltweit“, heißt es im  Epidemiologischen Bulletin . „Auch in Deutschland sind Hospitalisierungen und Todesfälle aufgrund von Pneumokokken-Infektionen häufig.“ Personen ab 60 Jahre sowie Personen mit Vorerkrankungen haben ein besonderes Risiko für schwere invasive Pneumokokken-Erkrankungen. 

Seit Anfang 2022 ist in Deutschland ein 20-valenter Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (PCV20) für Personen ab dem Alter von 18 Jahren zugelassen. Die STIKO empfiehlt die Impfung mit PCV20 für:

  • alle Personen ab 60 Jahren,

  • Personen ab 18 Jahren mit Risikofaktoren für schwere Pneumokokken-Erkrankungen,

  • Personen ab 18 Jahren mit beruflicher Indikation. Dazu gehören Tätigkeiten wie Schweißen und Trennen von Metallen. Humanstudien haben ergeben, dass Schweißrauche zu immunsupprimierenden und inflammatorischen Effekten führen können.

COVID-Impfungen während der Schwangerschaft schützen Säuglinge

Eine COVID-19-Impfung während der Schwangerschaft verringert die Wahrscheinlichkeit, dass ein Baby wegen COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wird, erheblich, wie Forscher berichten. 

Eine Studie hat gezeigt, dass die Impfung Säuglinge in den ersten 3 Lebensmonaten zu 54% und im Alter von 3 bis 5 Monaten zu 35% vor einer Krankenhauseinweisung wegen COVID-19 schützt. Säuglinge können ab dem Alter von 6 Monaten gegen COVID-19 geimpft werden. 

Säuglinge, die mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden und deren Mütter nicht geimpft worden waren, hatten ein höheres Risiko, dass sie Unterstützung beim Atmen benötigten, als Säuglinge, deren Mütter geimpft worden waren.

Für ihre Studie analysierten die Forscher die Daten von 716 Säuglingen, die zwischen März 2022 und Mai 2023 ins Krankenhaus eingeliefert wurden. 377 von ihnen hatten COVID-19. Die Mütter galten als geimpft, wenn sie mindestens 2 Dosen zugelassener COVID-19-Vakzine erhalten hatten, von denen 1 Dosis während der Schwangerschaft verabreicht worden war. Geimpfte Mütter geben Antikörper gegen COVID-19 über die Plazenta an den Fötus weiter. 

Die Studie hat eine wichtige Limitation. Infektionen der Mütter in der Vorgeschichte wurden nicht erfasst, auch nicht bei ungeimpften Müttern. Die Autoren rechnen damit, dass rekonvaleszente Frauen ihre Kinder über Antikörper schützen. 

SARS-CoV-2 infiziert die Herzkranzgefäße

Eine neue Studie zeigt, dass SARS-CoV-2 die Herzkranzgefäße direkt infiziert und Entzündungen verursacht. Dies könnte erklären, warum Menschen mit COVID-19 noch bis zu 12 Monate nach der Infektion höhere Risiken für ischämische kardiovaskuläre Komplikationen haben.

Die Forscher untersuchten 27 Gewebeproben aus Autopsien von 8 an COVID-19 verstorbenen Patienten, die im Durchschnitt 70 Jahre alt und zu 75% männlich waren. Alle litten an der koronaren Herzkrankheit; die meisten hatten kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Bluthochdruck, waren übergewichtig oder adipös und hatten Hyperlipidämie und Typ-2-Diabetes.

Um die virale SARS-CoV-2-RNA in Koronargefäßen zu identifizieren, führten die Forscher eine RNA-Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierungsanalyse (RNA-FISH) durch, mit dem Spike-Protein (S) als Zielstruktur. Außerdem untersuchten sie den Antisense-Strang des S-Gens (S-Antisense), der nur während der viralen Replikation produziert wird.

Ihre Ergebnisse zeigten, dass mehr als 79% der Makrophagen und mehr als 90% der Schaumzellen S-positiv waren. Mehr als 40% beider Zelltypen waren S-Antisense-positiv, was darauf hindeutet, dass SARS-CoV-2 Makrophagen in hohem Maße infizieren kann.

SARS-CoV-2 löst eine starke Entzündungsreaktion aus. Wissenschaftler konnten eine Freisetzung von Zytokinen (einschließlich Interleukin-1 beta und Interluekin-6) nachweisen, was sie mit mehr Herzinfarkten und mehr sonstigen ischämischen Komplikationen in Verbindung bringen. 

Real-World-Daten: Wer profitiert von Nirmatrelvir/Ritonavir?

Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Gabe von Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid®) und dem Risiko eines Todes oder einer COVID-19-bedingten Krankenhauseinweisung? Antworten liefert eine neue Kohortenstudie mit erwachsenen Patienten. Die Real-World-Daten wurden zwischen dem 1. Februar 2022 und dem 3. Februar 2023 erhoben. Alle Teilnehmer mussten zu einer Gruppe mit erhöhtem Risiko für schweres COVID-19 gehören.

2 Gruppen umfassten klinisch extrem gefährdete (CEV) Personen mit schwerer (CEV1) oder mäßiger Immunschwäche (CEV2). CEV3-Personen waren nicht immungeschwächt, hatten jedoch Erkrankungen, die gemäß Leitlinien mit einem hohen Risiko für Komplikationen durch COVID-19 einhergingen. Eine 4. Gruppe (EXEL, Expanded Eligibility) wurde hinzugefügt, um Personen mit höherem Risiko, die nicht zu einer CEV-Gruppe gehörten, z.B. Personen über 70 Jahren, die nicht geimpft waren, zu berücksichtigen. 

Die Forscher haben 6.866 Personen in die Studie aufgenommen. Unter ihnen waren 3.888 (56,6%) Frauen. Das mittlere Alter lag bei 70 Jahren. 

Im Vergleich zu Kontrollen ohne die spezielle Therapie war die Behandlung mit Nirmatrelvir und Ritonavir in der CEV1-Gruppe und in der CEV2-Gruppe mit einer statistisch signifikanten relativen Verringerung von Ereignissen des primären Endpunkts verbunden:

  • CEV1-Gruppe (560 Patienten; Risikodifferenz [RD] -2,5%; 95%-KI -4,8% bis -0,2%)

  • CEV2-Gruppe (2.628 Patienten; RD -1,7 %; 95%-KI -2,9 % bis -0,5%)

In der CEV3-Gruppe betrug die RD -1,3%, aber die Ergebnisse waren statistisch nicht signifikant (2.100 Patienten; 95%-KI: -2,8% bis 0,1%). Und in der EXEL-Gruppe war die Pharmakotherapie sogar mit einem höheren Risiko für Ereignisse des primären Endpunkts verbunden (RD 1,0 %), die Ergebnisse waren jedoch statistisch nicht signifikant (1.578 Patienten; 95%-KI: -0,9% bis 2,9%).

„Damit wurde der größte Nutzen bei stark immungeschwächten Personen beobachtet“, fassen die Autoren zusammen. „Bei Personen mit geringerem Risiko, einschließlich Personen im Alter von 70 Jahren oder älter ohne schwere Begleiterkrankungen, wurde keine Verringerung von Ereignissen des primären Endpunkts beobachtet.“

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