16 Jahre später bedauern es fast 11% aller Patienten, dass sie sich wegen eines lokalisierten Prostatakarzinoms einer radikalen Prostatektomie unterzogen haben. Bei gemeinsamer Entscheidungsfindung zwischen Arzt und Patient nahm die Wahrscheinlichkeit, den Eingriff zu bereuen, um 40% ab. Dies waren die wichtigsten Ergebnisse einer deutschen Studie mit rund 3.400 Patienten, der größten Kohorte dieser Art. Sie ist in BMC Urology erschienen [1].
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Ärzte vor einer radikalen Prostatektomie bei einem lokalisierten Prostatakarzinom gemeinsam mit Patienten die Möglichkeiten besprechen und gemeinsam die Behandlung planen sollten.
Daten von mehr als 3.000 Langzeit-Überlebenden ausgewertet
Forscher haben 3.408 Überlebenden von Prostatakrebs (deutsche Datenbank zu familiärem Prostatakarzinom) einen Querschnittsfragebogen vorgelegt. Die Kohorte wurde im Mittel 16,5 Jahre nach einer radikalen Prostatektomie zur Erstlinienbehandlung eines lokalisierten Prostatakarzinoms befragt. Das primäre Ergebnis war das Bedauern der Entscheidung, definiert als eine zustimmende Antwort auf die Frage, ob sie dieselbe Wahl treffen würden, wenn sie es erneut tun müssten.
Anhand ihrer Antworten auf 5 Fragen wurden Patienten in der Studie einer von 3 Entscheidungsfunktionen hinsichtlich der radikalen Prostatektomie zugeordnet:
aktiv (Patient hat die Entscheidung getroffen),
gemeinsam (Patient und Arzt haben die Entscheidung gemeinsam getroffen),
passiv (der Arzt hat die Entscheidung getroffen).
Jeder 10. Patient würde sich heute gegen die radikaler Prostatektomie entscheiden
10,9% der Teilnehmer gaben an, ihre Entscheidung bezüglich der Behandlung mittels radikaler Prostatektomie zu bedauern.
Das war häufiger bei Patienten mit niedriger gesundheitsbezogener Lebensqualität, mit biochemischem Rezidiv, mit depressiven Symptomen, mit einer auf das Organ begrenzter Erkrankung und mit Angst in Verbindung mit dem prostataspezifischen Antigen der Fall.
Die Entscheidung bedauerten 15,2% in der Gruppe mit passiver Entscheidung, 11,7% in der Gruppe mit aktiver Entscheidung und nur 9,7% in der Gruppe mit gemeinsamer Entscheidung. Durch eine gemeinsame (im Vergleich zur passiven) Entscheidungsfindung nahm das Risiko für ein Bedauern der Entscheidung um 40% ab.
In der Studie wurden keine Fragen zu sexuellen Folgen oder zur Inkontinenz in Zusammenhang mit der radikalen Prostatektomie gestellt. Eine weitere Einschränkung war das Beobachtungsdesign.
Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.
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Diesen Artikel so zitieren: Radikale Prostatektomie: Jeder 10. Langzeit-Überlebende bereut den Eingriff – Plädoyer für mehr Beratung vor der OP - Medscape - 26. Sep 2023.
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