Erstlinientherapie von Lungenkrebs mit Osimertinib plus Chemotherapie und zur Assoziation zwischen dem Lungenkrebs-Risiko und Zeitpunkt von Menarche oder Menopause und Dauer der Reproduktionsphase. Erstmals konnte ctDNA in der Muttermilch von Frauen nachgewiesen werden, die an Brustkrebs erkrankt waren, was auf neue Möglichkeiten zur Frühdiagnose hoffen lässt.
Lungenkarzinom: Osimertinib plus Chemotherapie besser als Osimertinib allein
Lungenkarzinom: Assoziation zwischen Menarche, Menopause und Krebsrisiko bei Frauen
Prostatakarzinom: Zusätzliches First-Line-Olaparib verlängert OS nicht signifikant
Mammakarzinom: Prophylaktische G-CSF-Gabe senkt Rate an febriler Neutropenie in der 1. Woche nicht
Mammakarzinom: Liquid Biopsy aus Brustmilch zur Früh-Diagnose?
Pankreaskarzinom: Vierer-Kombi schlägt Zweier-Kombi
Lungenkarzinom: Osimertinib plus Chemotherapie besser als Osimertinib allein
Osimertinib, ein EGFR-Inhibitor der 3. Generation, besserte in Kombination mit einer platinhaltigen Chemotherapie das progressionsfreie Überleben von Patienten mit nicht vorbehandeltem fortgeschrittenem EGFR-mutierten NSCLC signifikant besser als Osimertinib allein (25,5 Monate versus 16,7 Monate; HR 0,62, p <0,0001). Dies zeigte eine Interimsanalyse der Phase-3-Studie FLAURA2, die bei der World Conference on Lung Cancer im September 2023 in Singapur von Prof. Dr. Pasi A. Jänne. Lowe Center for Thoracic Oncology am Dana-Farber Cancer Institute, Boston, präsentiert worden ist (Abstract PL03.13).
In der von AstraZeneca finanzierten Studie waren 557 Patienten randomisiert mit Osimertinib (80 mg/Tag) plus Chemotherapie oder Osimertinib allein behandelt worden.
Nach einem medianen Follow-Up von 19,5 Monaten in der Kombi- und 16,5 Monaten in der Monotherapie-Gruppe war das mediane PFS in der Kombi-Gruppe um 8,8 Monate länger als bei Monotherapie (25,5 versus 16,7 Monate). Die 1- und 2-Jahres-PFS-Raten betrugen 80% bzw. 57 % im Kombinations-Arm und 66% bzw. 41% im Monotherapie-Arm.
Patienten mit ZNS-Metastasen zu Studienbeginn erreichten mit der Kombination ein medianes PFS von 24,9 Monaten gegenüber 13,8 Monaten mit Osimertinib-Monotherapie (HR 0,47). Bei Patienten ohne ZNS-Metastasen betrug das mediane PFS 27,6 Monate versus 21 Monate (HR 0,75).
Die Daten zum medianen PFS2 und OS waren zum Zeitpunkt der Zwischenanalyse noch nicht reif.
Es traten keine neuen, bislang nicht bekannten unerwünschten Wirkungen auf.
Lungenkarzinom: Assoziation zwischen Menarche, Menopause und Krebsrisiko bei Frauen
Frühe Menopause, verkürzte Reproduktionsphase und junges Alter bei der ersten Geburt sind bei Frauen mit einem erhöhten Risiko für ein Lungenkarzinom assoziiert. Dieses Ergebnis einer prospektiven Kohortenstudie mit 273.190 Teilnehmern aus der UK Biobank präsentierten chinesische Forscher bei der World Conference on Lung Cancer im September 2023 in Singapur (Abstract OA13.3).
Über einen Zeitraum von 12 Jahren analysierte die Arbeitsgruppe die Daten von 1.182 Frauen mit Lungenkarzinom. Eine signifikante Assoziation mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko ergab sich für eine frühe Menarche (Alter ≤ 11 Jahre), eine frühe Menopause (Alter ≤ 46 Jahre oder Alter von 47-49 Jahren), eine kürzere reproduktive Spanne (Alter ≤ 32 Jahre oder Alter von 33-35 Jahren) und ein junges Alter bei der ersten Geburt (≤ 20 Jahre oder Alter von 21-25 Jahren).
Eine stratifizierte Analyse ergab, dass insbesondere frühe Menopause, verkürzte Reproduktionsphase und frühes Alter bei der ersten Geburt bei hoher genetischer Anfälligkeit und ungünstigen Verhaltensweisen einen wesentlich stärkeren Zusammenhang mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko aufwiesen.
Prostatakarzinom: Zusätzliches First-Line-Olaparib verlängert OS nicht signifikant
Olaparib plus Abirateron verlängerte im Vergleich zu Placebo plus Abirateron bei Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom (CRPC) das Gesamtüberleber von 34,7 auf 42,1 Monate, der Unterschied war jedoch nicht signifikant. Dies berichtet die internationale Arbeitsgruppe in The Lancet Oncology .
In der randomisierten, doppelblinden, multizentrischen internationalen Phase-3-Studie PROpel hatten nicht vorbehandelte Patienten mit metastasiertem CRPC ohne Berücksichtigung des HRRm-Status randomisiert den PARP-Inhibitor Olaparib plus Abirateron (n=399) oder Abirateron allein (n=397) erhalten. Der primäre Endpunkt der Studie war erreicht worden; die Kombination verlängerte das mediane radiologische progressionsfreie Überleben von 16,6 auf 24,4 Monate (NEJM Evidence).
Die aktuelle Analyse zeigte nun jedoch, dass der wichtige sekundäre Endpunkt, das Gesamtüberleben (OS), nicht erreicht wurde. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war mit einer Hazard-Ratio von 0,81 nicht signifikant (p=0,054), wenngleich die Patienten der Kombi-Gruppe im Median mit 42,1 Monaten länger lebten als in der Vergleichsgruppe mit 34,7 Monaten.
Schwere unerwünschten Wirkungen waren mit 40% in der Kombinationsgruppe häufiger als in der Vergleichsgruppe mit 32%.
Die zusätzliche Gabe von Olaparib verschlechterte die Lebensqualität der Patienten nicht.
Mammakarzinom: Prophylaktische G-CSF-Gabe senkt Rate an febriler Neutropenie in der 1. Woche nicht
Das Risiko für eine febrile Neutropenie war bei Frauen mit Mammakarzinom in der 1. Woche im 1. Chemotherapie-Zyklus mit oder ohne G-CSF-Prophylaxe ähnlich. Dies ergab eine retrospektive Analyse von Real-World-Daten von 78.810 Patienten, die eine US-amerikanische Arbeitsgruppe im Journal of the National Comprehensive Cancer Network publiziert hat.
Die prophylaktische Gabe von Wachstumsfaktoren wie G-CSF wird in Leitlinien für entsprechende Risikopersonen empfohlen. Allerdings war bislang wenig zum Zusammenhang von Prophylaxe und Auftreten einer febrilen Neutropenie im 1. Chemotherapie-Zyklus bekannt.
Von 78.810 Patientinnen und Patienten, die alle Einschlusskriterien erfüllten (>98% weiblich; Durchschnittsalter 69 Jahre), erhielten 79% Docetaxel/Cyclophosphamid, 14% Docetaxel/Carboplatin/Trastuzumab und 7% Docetaxel/Doxorubicin/Cyclophosphamid). Bei Personen mit G-CSF-Prophylaxe (74%) war die Inzidenz einer febrilen Neutropenie bzw. von Infektionen im 1. Zyklus geringer als bei Patienten, die kein G-CSF erhielten (insgesamt 6% vs. 13%, allerdings war bei ihnen die Wahrscheinlichkeit einer febrilen Neutropenie oder Infektion in Woche 1 höher (angepasste Odds Ratio [aOR] 1,24).
Mammakarzinom: Liquid Biopsy aus Brustmilch zur Früh-Diagnose?
Muttermilch von Frauen mit Brustkrebs, der während oder nach der Schwangerschaft diagnostiziert worden ist, enthält zirkulierende Tumor-DNA (ct-DNA), die bereits nachgewiesen werden kann, wenn die Erkrankung mit konventionellen Methoden noch nicht erkannt wird. Dies berichtet eine Arbeitsgruppe aus Barcelona in Cancer Discovery .
Brustkrebs, der während der Schwangerschaft oder nach der Geburt auftritt, wird meist in einem fortgeschritteneren Stadium diagnostiziert, was seine Prognose verschlechtert.
Erstmals konnte die Arbeitsgruppe zeigen, dass sich ctDNA in der Muttermilch von Frauen mit Brustkrebs nachweisen lässt. Die Analyse der ctDNA aus Muttermilch erkannte Tumorvarianten in 87% der Fälle, während die Varianten in 92% der entsprechenden Plasmaproben nicht erkannt wurden. In 2 Fällen war ctDNA in Muttermilch nachweisbar, die 18 und 6 Monate vor der Standarddiagnose gesammelt wurde.
Diese Ergebnisse könnten Muttermilch als neue Quelle für die Flüssigbiopsie zum frühen Nachweis eines Mammakarzinoms nach der Geburt ermöglichen, so die Schlussfolgerung der Autoren.
Pankreaskarzinom: 4-Fach-Kombi schlägt 2-Fach-Kombi
Eine Erstlinientherapie mit NALIRIFOX (liposomalem Irinotecan, Oxaliplatin, Leucovorin und Fluorouracil) verlängerte im Vergleich zu nab-Paclitaxel plus Gemcitabin das Gesamtüberleben von Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom von 9,2 auf 11, Monate signifikant (HR 0,83, p = 0,036). Diese Ergebnisse der Phase-3-Studie NAPOLI3 hat eine internationale Arbeitsgruppe im Lancet publiziert.
In die internationale, offene, randomisierte Studie waren in 18 Ländern in 187 Zentren 770 Patienten eingeschlossen worden. Die 12-Monats-Gesamtüberlebensrate betrug 45,6% in der NALIRIFOX-Gruppe gegenüber 39,5% in der Vergleichs-Gruppe.
Behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse, die zum Tod (2% in beiden Gruppen) und zum Abbruch der Behandlung führten (25% vs. 23%) war ähnlich. Neutropenien waren mit 38% vs. 24%häufiger.
Nach Meinung der Autoren unterstützen die Ergebnisse den Einsatz des NALIRIFOX-Regimes als mögliches Referenzschema für die Erstlinienbehandlung von metastasiertem Pankreaskarzinom.
Im begleitenden Editorial heißt es, hier handele es sich um den 1. Größeren Fortschritt für diese Patienten seit mehr als 10 Jahren. Allerdings gäbe es einige Punkte zu beachten. So sei fraglich, ob der Überlebensvorteil von 1,9 Monaten mit NALIRIFOX klinisch relevant sei. Die ASCO fordere hierfür eine Verbesserung um 3-4 Monate, die ESMO von mindestens 3 Monaten und die WHO von 4-6 Monaten.
Die Vergleichsgruppe hatte nab-Paclitaxel plus Gemcitabin erhalten. In der klinischen Praxis erhalten jedoch die meisten Patienten modifiziertes FOLFIRINOX, für das ähnliche 1-Jahres-Überlebensraten von 47,6% publiziert sind.
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Credits:
Photographer: © Angellodeco
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Diesen Artikel so zitieren: Tumor-DNA aus Muttermilch als möglicher Biomarker für Brustkrebs; frühe Menarche mit mehr Lungenkrebs assoziiert - Medscape - 19. Sep 2023.
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