Anreize schaffen: Pflegefachkräfte wünschen sich Fairness und ein gutes Arbeitsklima – es geht nicht vorrangig um Geld

Christian Beneker

Interessenkonflikte

6. September 2023

Falls Pflegeeinrichtungen die Arbeitsbedingungen ihrer Pflegekräfte verbessern, würden viele Teilzeitkräfte ihr Stundenkontingent erhöhen. Dann müssten Pflegeeinrichtungen nicht mehr intensiv auf teure Leiharbeitskräfte zurückgreifen. Das ist das Ergebnis einer Sonderauswertung der Studie „Ich pflege wieder, wenn …“ durch die IAT/ Westfälische Hochschule Gelsenkirchen [1]

„Wir wollten wissen, welche Arbeitsbedingungen sich Teilzeitkräfte in der Pflege wünschen, damit sie in Betracht ziehen, ihr Stundenkontingent aufstocken“, sagt Mitautorin Julia Lenzen zu Medscape.

  • 98,3% aller befragten Teilzeitpflegekräfte gaben an, sie wünschten sich einen fairen Umgang unter Kolleginnen und Kollegen. 

  • Auf Platz 2 lag mit 97,1%: Vorgesetzte sollten wertschätzend und respektvoll sein.

  • Auf Platz 3 mit 96,6% folgte: Vorgesetzte sollten sensibel für die Arbeitsbelastung sein.

Die Befragten konnten auf einer 6-stelligen Skala die Relevanz von insgesamt 61 Items von „ganz unwichtig“ bis „ganz wichtig“ bewerten.

Die Forderung nach mehr Gehalt findet sich bemerkenswerterweise nicht unter den Top 10 der Bedingungen für eine Stundenaufstockung. 

Es geht nicht nur um die Vergütung

Die Autorinnen haben hochgerechnet, dass allein in Nordrhein-Westfalen bei entsprechenden Arbeitsbedingungen in Einrichtungen bei zusätzlichen 10 Arbeitsstunden im Monat zwischen rund 14.300 und rund 27.000 Vollzeitäquivalente in der Teilzeitpflege entstehen könnten. Hinzu kämen zwischen rund 6.000 und rund 12.300 Äquivalente in der Teilzeitkrankenpflege. Allerdings seien diese hochgerechneten Zahlen als Hinweise zu verstehen. „Sie sind aber nicht repräsentativ“, sagt Lenzen. 

Die vorliegenden Ergebnisse lieferten jedoch „Hinweise darauf, dass weder mehr Geld noch die weitere Regulierung von Leiharbeit in der Pflege oder Fachkräftezuwanderung allein dazu beitragen können, die Attraktivität des Pflegeberufs nachhaltig zu erhöhen“, heißt es in dem Fazit der Arbeit, die Medscape vorliegt. Stattdessen müssten die Einrichtungen zum Beispiel mehr Geld in die Aus- und Weiterbildung der Führungskräfte in der Pflege stecken, so Lenzen.

„Warum spricht man so viel über die Leiharbeit in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und so wenig über die Arbeitsbedingungen, um die Abwanderung der Pflegekräfte in die Leiharbeit zu verhindern?“, fragt sich Lenzen. 

In NRW waren nach Angaben des IAT im Jahr 2021 insgesamt 10.303 Leiharbeitnehmerinnen mit Pflegeberuf beschäftigt.

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Kommentar

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