Amsterdam – Patienten mit Herzinsuffizienz im Endstadium profitieren erheblich von einer Katheterablation. Das zeigen die Ergebnisse der CASTLE-HTx-Studie, die Prof. Dr. Christian Sohns auf dem Kongress der European Society of Cardiology (ESC) in Amsterdam vorstellte [1]. Die Studienergebnisse wurden zeitgleich im New England Journal of Medicine publiziert [2]. Die Rolle der Katheterablation bei Patienten mit symptomatischem Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz im Endstadium war bis dato nicht bekannt.
„Der Effekt ist hauptsächlich auf eine geringere Zahl von Todesfällen aller Art und kardiovaskulären Todesfällen in der Ablationsgruppe zurückzuführen“, erklärte Sohns, stellvertretender Direktor der Klinik für Elektrophysiologie und Rhythmologie am Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen, und Leiter der Studie.
CASTLE-HTx zeigt nicht nur, dass die Ablation bei Patienten mit Herzinsuffizienz im Endstadium mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit des Todes jeglicher Ursache verbunden war, sondern auch seltener Implantationen eines linksventrikulären Unterstützungssystems (LVAD-Implantation) oder einer Herztransplantion (HTx) dringend nötig war. Die Studie wurde nach 1 Jahr vorzeitig abgebrochen, weil sich eine überwältigende Wirksamkeit für die Katheterablation zeigte.
Studienteilnehmer waren schwerkranke Patienten
194 Patienten wurden randomisiert: 97 auf die Katheterablation (plus leitliniengerechte medikamentöse Therapie) und 97 auf eine alleinige leitliniengerechte medikamentöse Therapie. Das durchschnittliche Alter in der Ablationsgruppe lag bei 62 Jahren, das in der Gruppe mit der medikamentösen Therapie bei 65 Jahren. Der Anteil der weiblichen Studienteilnehmer lag bei 19,1%.
Primärer Endpunkt war eine Kombination aus Tod aus beliebiger Ursache, LVAD-Implantation oder einer dringenden Herztransplantation. Die Patienten wurden über 3 Jahre nachbeobachtet.
„Man muss sich klar machen, dass es sich bei den Studienteilnehmern nicht um Patienten mit Herzinsuffizienz mit verminderter Ejektionsfraktion handelt, sondern um Patienten mit Herzinsuffizienz im Endstadium, die für eine Transplantation in Frage kommen und die die Kriterien für eine Transplantation auch erfüllen“, betonte Sohn. Die wichtigsten Einschluss- und Ausschlusskriterien für CASTLE-HTx waren:
Einschlusskriterien:
Symptomatisches VHF
Potenzieller Kandidat für eine HTx
LVEF ≤ 35%
NYHA-Stadium ≥ II
Gerät mit Telemonitoringfunktion
Ausschlusskriterien:
LA-Durchmesser >6 cm
vorherige AF-Ablation
Als hochdringlich für HTx gelistet
Herzunterstützungsgerät implantiert
Geplante kardiovaskuläre Intervention
Lebenserwartung ≤12 Monate
Dialysebedarf aufgrund von Versagen im Endstadium
Wie Sohns berichtete, wiesen fast 60% ein NYHA-Stadium III und IV auf. Charakteristisch für die Patienten war eine lange Geschichte von antiarrythmischen Therapien und Krankenhausaufenthalten mit sich verschlimmernder Herzinsuffizienz.
Linksventrikuläre Funktion verbessert und Rhythmusstörungen verringert
Die Katheterablation wurde bei 81 von 97 Patienten (84%) in der Ablationsgruppe und bei 16 von 97 Patienten (16%) in der Gruppe unter medikamentöser Therapie durchgeführt. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 18 Monaten trat der primäre Endpunkt bei 8 Patienten (8%) in der Ablationsgruppe und bei 29 Patienten (30%) in der Gruppe unter medikamentöser Therapie auf (Hazard Ratio: 0,24; 95%-Konfidenzintervall: 0,11 bis 0,52; p < 0,001).
Tod aus jeglicher Ursache trat bei 6 Patienten (6%) in der Ablationsgruppe und bei 19 Patienten (20%) in der Vergleichsgruppe auf (HR: 0,29; p = 0,005). Verfahrensbedingte Komplikationen zeigten sich bei 3 Patienten in der Ablationsgruppe und bei einem Patienten in der Vergleichsgruppe.
Die sekundären Ergebnisse für die Katheterablation gegenüber der medikamentösen Therapie zeigten sich wie folgt:
Gesamtmortalität: 6% vs. 20% (HR: 0,29; (p < 0,05)
LVAD-Implantation: 1% vs. 10% (p < 0,05)
Dringende Herztransplantation: 1% vs. 6% (p > 0,05)
Veränderung der LVEF nach 12 Monaten: +7,8% vs. +1,4% (p < 0,05)
Veränderung der AF-Belastung nach 12 Monaten: -31,4% vs. -8,6% (p < 0,05)
Verwendung von Amiodaron nach 12 Monaten: 29% vs. 57%
Bei Patienten mit VHF und HI im Endstadium war die Kombination aus Katheterablation und leitliniengerechter medikamentöser Therapie mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit eines Todes aus beliebiger Ursache, einer LVAD-Implantation und einer HTx verbunden als die medikamentöse Therapie allein.
Sohns bezeichnete 2 Faktoren als maßgeblich dafür: Einmal die Verbesserung der linksventrikulären Funktion nach Ablation: „Wir sehen eine schrittweise Annäherung, die nach 6 Monaten beginnt und in den nächsten 12 Monaten konstant ist. Und was vielleicht noch wichtiger ist: Wir können eine Verringerung der Herzrhythmusstörungen bei diesen Patienten erreichen. Nach 6 Monaten zeigt sich ein früher Effekt, nämlich ein Rückgang um mehr als 50%, und dieser Effekt bleibt auch im Laufe der Zeit bestehen. Ich denke, das sind die Hauptgründe dafür, dass die Patienten von der Ablation profitieren.“
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Credits:
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Medscape Nachrichten © 2023 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Katheter-Ablation vs. Medikamente bei Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz: And the winner is… - Medscape - 29. Aug 2023.
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