Im Onko-Blog dieser Woche berichten wir unter anderem über die finalen Ergebnisse der TROPiCS-02-Studie, in der Sacituzumab Govitecan bei vorbehandelten Frauen mit Mammakarzinom mit Chemotherapie verglichen wurde. Bei Frauen mit Mammakarzinom im Frühstadium kann unter bestimmten Voraussetzungen nach der brusterhaltenden Operation auf eine Bestrahlung verzichtet werden. Die Magnetresonanztomographie scheint nach den Ergebnissen einer britischen Studie zum Screening auf Prostatakarzinom besser geeignet zu sein als die Bestimmung des PSA-Werts.
Mammakarzinom: Sacituzumab Govitecan verlängert Überleben in fortgeschrittenen Stadien
Mammakarzinom: Verzicht auf Bestrahlung unter bestimmten Voraussetzungen möglich
Prostatakarzinom: Screening mit MRT verbessert Krebserkennung
Gastrointestinale Karzinome: Vitamin D verringert Rezidiv- und Sterberisiko bei Patienten mit p53-Immunreaktivität
Solide Tumoren: Gutes Ansprechen auf Divarasib bei KRAS-G12C-Mutation
MDS/AML: Risiko erhöht nach Therapie von Leukämien und Lymphomen
Mammakarzinom: Sacituzumab Govitecan verlängert Überleben in fortgeschrittenen Stadien
Das Antikörper-Arzneistoff-Konjugat (ADC) Sacituzumab Govitecan verlängert bei Frauen mit vorbehandeltem hormonresistentem Hormonrezeptor-positivem und HER2-negativem metastasierten Brustkrebs das Gesamtüberleben im Vergleich zur Chemotherapie von 11,2 auf 14,4 Monate signifikant. Dies ergab die finale Auswertung der Phase-3-Studie TROPiCS-02, die im Lancet erschienen ist.
In der TROPiCS-02-Studie wurde bei 543 Frauen mit Hormon- und Chemotherapie-resistentem metastasiertem Brustkrebs randomisiert Wirksamkeit und Verträglichkeit von Sacituzumab Govitecan mit einer Chemotherapie nach Wahl des Arztes verglichen. Die primäre Endpunktanalyse, 2022 publiziert im Journal of Clinical Oncology , hatte ergeben, dass das ADC das progressionsfreie Überleben (PFS) im Vergleich zur Chemotherapie signifikant verlängerte, und zwar von 4,0 auf 5,5 Monate im Median (Hazard-Ratio 0,66, p=0,0003). Zu diesem Zeitpunkt waren die Daten zum Gesamtüberleben (OS) noch nicht reif.
Die finale Analyse mit reifen OS-Daten ergab nun, dass die Therapie mit Sacituzumab Govitecan das OS um 3,2 Monate im Vergleich zu Chemotherapie verlängerte, und zwar von einem medianen OS von 11,2 auf 14,4 Monate (HR 0,79, p=0,02).
Nach Meinung der Autoren des begleitenden Editorials müsse noch in Erfahrung gebracht werden, ob diese zwar statistisch signifikanten Ergebnisse wirklich klinisch relevant seien. Auch müsse der relativ geringe Nutzen des ADC bei den Frauen geklärt werden, die zuvor einen CDK4/6-lnhibitor über mehr als 12 Monate oder als Erstlinientherapie erhalten hatten.
Aufgrund der Studienergebnisse stehe mit Sacituzumab Govitecan für diese Patientengruppe nun eine neue Option zur Verfügung, heißt es im Editorial. Aber vor der Anwendung müssten die individuelle therapeutische Belastung, das Ansprechen auf vorherige Behandlungen und die verbleibenden Optionen sorgfältig überprüft werden.
Mammakarzinom: Verzicht auf Bestrahlung unter bestimmten Voraussetzungen möglich
Bei Frauen mit einem Mammakarzinom im Frühstadium und mit geringem Rezidivrisiko kann nach einer brusterhaltenden Operation und bei adjuvanter endokriner Therapie möglicherweise auf eine Bestrahlung verzichtet werden, so die Ergebnisse der prospektiven kanadischen LUMINA-Studie, die im New England Journal of Medicine erschienen ist.
Eine adjuvante Bestrahlung wird nach Brust-erhaltender Operation eingesetzt, um das Risiko lokaler Rezidive zu vermindern. Die Bestrahlung ist aufwändig, teuer und mit Nebenwirkungen verbunden.
In der prospektiven Kohortenstudie wurden 500 Frauen eingeschlossen im Alter ≥ 55 Jahre mit einem T1N0-Mammakarzinom vom Tumorgrad 1 oder 2. Der Tumor vom Luminal-A-Subtyp war Östrogen- und Progesteronrezeptor-positiv, HER2-negativ und wies einen Ki67-Index von höchstens 13,25% auf. Waren diese Voraussetzungen erfüllt, wurden die Frauen nicht bestrahlt.
Die Rate an lokalen ipsilateralen Rezidiven lag nach 5 Jahren bei 2,3% (90%-Konfidenzintervall 1,3%-3,8%, 95%-Intervall 1,2%-4,1%). Damit unterschritt die Obergrenze der Konfidenzintervalle die vor der Studie als akzeptabel definierte Rezidivrate von 5%. Kontralaterale Rezidive traten bei 1,9% der Frauen auf.
Nach 5 Jahren lebten noch 97,2% aller Patientinnen.
Frauen ab einem Alter von 55 Jahren mit T1N0-Brustkrebs vom Luminal-A-Typ und vom Grad 1 oder 2 nach brusterhaltender Operation unter alleiniger endokriner Therapie hätten nach Aussage der Autoren ein sehr geringes Risiko, ein lokales Rezidiv zu erleiden haben. Bei ihnen könne nach den Ergebnissen dieser Studie auf eine Bestrahlung verzichtet werden.
Prostatakarzinom: Screening mit MRT verbessert Krebserkennung
Ein MRT zum Screening auf Prostatakrebs kann unabhängig vom PSA-Wert zur frühzeitigen Erkennung eines Karzinoms beitragen. Eine Studie in 8 britischen Hausarzt-Praxen ergab, dass bei 15 von 29 Männern, bei denen mit dem MRT-Scan ein Prostatakarzinom nachgewiesen werden konnte, ein niedriger PSA-Wert unter 3 ng/ml vorlag. Dies zeigte die in BMJ Oncology publizierte REIMAGINE-Studie.
Die Hausarztpraxen luden 2.096 Männer im Alter von 50-75 Jahren zum MRT- und zum PSA-Screening ein; 303 nahmen das Angebot wahr. Bei 48 Männern (16%) war das MRT-Screening positiv, bei 16 (5%) der PSA-Wert erhöht. Nach weiteren Untersuchungen ergab sich bei 29 Männern (9,6%) eine klinisch bedeutsame, bei 3 Männern eine klinisch unbedeutende Krebserkrankung.
2 von 3 Männern mit einem positiven MRT und mehr als die Hälfte der Männer mit klinisch bedeutsamer Erkrankung hatten einen PSA-Wert unter 3 ng/ml.
Der Befund, dass mehr als die Hälfte der Männer mit klinisch bedeutsamem Krebs einen PSA-Wert von weniger als 3 ng/ml hatte, sei ernüchternd und unterstreiche die Notwendigkeit, einen neuen Ansatz für die Vorsorgeuntersuchung auf Prostatakrebs zu überlegen, so die Autoren.
Diese Ergebnisse wiesen darauf hin, dass die MRT eine zuverlässigere Methode zur frühzeitigen Erkennung potenziell schwerwiegender Krebserkrankungen sein könnte mit dem zusätzlichen Vorteil, dass bei weniger als 1% der Teilnehmer eine Erkrankung mit geringem Risiko überdiagnostiziert worden sei.
Gastrointestinale Karzinome: Vitamin D verringert Rezidiv- und Sterberisiko bei Patienten mit p53-Immunreaktivität
Patienten mit Kolorektalkarzinom und p53-Antikörpern im Serum sowie p53-Protein in Karzinomzellen können von einer Vitamin-D-Supplementierung profitieren. Wie eine in JAMA Network Open publizierte Post-hoc-Analyse der japanischen AMATERASU-Studie zeigte, kann durch Vitamin-D-Gabe das Risiko für ein Rezidiv oder den Tod verringert werden.
Die AMATERASU-Studie mit 417 Patienten hatte ergeben, dass eine Vitamin-D-Supplementation (2.000 I.E. pro Tag) im Vergleich zu Placebo das Risiko für ein Rezidiv oder den Tod bei Patienten mit gastrointestinalen Tumoren nicht verbesserte.
Nun wurde Post hoc die p53-immunreaktive Untergruppe dieser Studie analysiert. Die Patienten wiesen im Serum p53-Antikörper und in den Krebszellen eine Anreicherung von p53-Protein auf, was als Biomarker für p53-Missense-Mutationen gilt.
Von 392 Patienten im Alter von 66 Jahren, von den Serumproben vorlagen, litten 9,4% an Ösophaguskarzinom, 43,4% an Magenkarzinom, 0,5% an Dünndarmkrebs und 46,7% an Dickdarmkrebs.
80 Patienten waren p53-immunreaktiv. In dieser Untergruppe kam es bei 9 von 54 Patienten (16,7%) unter Vitamin D und bei 14 von 26 (53,8%) unter Placebo zu einem Rezidiv oder Tod. Das rezidivfreie 5-Jahres-Überleben war in der Vitamin-D-Gruppe (13 Patienten [80,9%]) signifikant höher als in der Placebogruppe (1 Patient [30,6%]; Hazard Ratio 0,27; p=0,002).
Dies unterschied sich deutlich von 272 Patienten in der nicht-p53-immunreaktiven Untergruppe, bei denen Vitamin D keinen Einfluss auf das rezidivfreie 5-Jahres-Überleben hatte (Vitamin D: 35 von 158 Patienten [22,2%] vs. Placebo: 24 von 114 Patienten [21,1%] ; HR: 1,09).
„Die Beobachtung von Kanno et al. ist bahnbrechend für Vitamin D und Krebs. Sie liefert eine zusätzliche Variable für unser Verständnis, ob eine Verbesserung des Vitamin-D-Status einen Nutzen für die Verringerung des Krebsrisikos sowie für die Verbesserung der Rückfallfreiheit und der Mortalität hat“, heißt es im begleitenden Editorial. Allerdings bedürfe diese neue Beobachtung einer Bestätigung.
Der Editorialist schlussfolgert: „Basierend auf allen verfügbaren Erkenntnissen wäre es ratsam, dass Krebspatienten erwägen, ihren Vitamin-D-Status mit 2000 I.E. täglich zu verbessern, um die mit ihrer Krebserkrankung verbundene Morbidität und Mortalität zu reduzieren, mit Ausnahme der Patienten, die eine Überempfindlichkeit gegen Vitamin D haben, einschließlich Patienten mit granulomatösen Erkrankungen und einigen Lymphomen.“
Solide Tumoren: Gutes Ansprechen auf Divarasib bei KRAS-G12C-Mutation
Die Therapie mit dem KRAS-G12C-Inhibitor Divarasib führte bei verschiedenen soliden Tumoren mit KRAS-G12C-Mutation zu anhaltendem Ansprechen bei nur wenig ausgeprägten Nebenwirkungen. Diese Ergebnisse einer Phase-I-Studie mit 137 Patienten berichtet die GO42144 Investigator and Study Group im New England Journal of Medicine .
Divarasib ist ein kovalenter KRAS-G12C-Inhibitor, der in vitro 5- bis 20-mal wirksamer und bis zu 50-fach selektiver als Sotorasib und Adagrasib ist. In der von Genentech finanzierten Studie erhielten 60 Patienten mit NSCLC, 55 mit Kolorektalkarzinom und 22 mit anderen soliden Tumoren einmal täglich oral Divarasib in einer Dosierung zwischen 50 und 400 mg.
Bei 53,4% der NSCLC-Patienten wurde ein Ansprechen beobachtet, das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) betrug 13,1 Monate. Von den Patienten mit Darmkrebs sprachen 29,1% an, das mediane PFS lag bei 5,6 Monaten. Auch Patienten mit anderen soliden Tumoren sprachen auf Divarasib an.
Es wurden keine dosislimitierenden toxischen Wirkungen oder behandlungsbedingten Todesfälle gemeldet. Behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse traten bei 127 Patienten (93%) auf. Es kam bei 11 Patienten zu Ereignissen vom Schweregrad 3 und bei 1 Patienten zu einem Ereignis vom Grad 4. Eine Dosisreduktion war bei 19 Patienten, ein Therapieabbruch bei 4 Patienten erforderlich.
MDS/AML: Risiko erhöht nach Therapie von Leukämien und Lymphomen
Die erfolgreiche Therapie von Leukämien und Lymphomen ist mit einem erhöhten Risiko, am myelodysplastischen Syndrom und an akuter myeloischer Leukämie (MDS/AML) zu erkranken, assoziiert. Immerhin hat sich dieses Risiko in den letzten Jahren teilweise verringert. Dies berichtet eine Forschergruppe des US-amerikanischen National Cancer Institute in Bethesda, Maryland, in eClinicalMedicine .
Sie analysierten 1.496 MDS/AML-Fälle bei 186.503 Erwachsenen, die mit anfänglicher Chemotherapie/Immuntherapie für die erste primäre lymphoide Neoplasie behandelt worden waren und mindestens 1 Jahr überlebt hatten.
Die höchsten Risiken für eine MDS/AML bestanden nach vorheriger Leukämie bzw. nach vorherigem Lymphom (standardisiertes Inzidenzverhältnis [SIR], 39), nach Burkitt-Leukämie/Lymphom (SIR 20), nach peripherem T-Zell-Lymphom (SIR 12), nach chronischer lymphatischer Leukämie bzw. nach kleinem lymphatischem Lymphom (SIR 9,0) und nach Mantelzell-Lymphom (SIR 8,5).
Bei Patienten, die in jüngerer Zeit behandelt worden waren, war das MDS/AML-Risiko nach chronischer lymphatischer Leukämie bzw. nach kleinem lymphatischem Lymphom signifikant höher (SIR2000-2005: 4,8; SIR2012-2017: 10), signifikant niedriger dagegen nach Hodgkin-Lymphomen (SIR2000-2005: 15; SIR2012-2017: 6,3) und Randzonenlymphomen (SIR2000-2005: 7,5; SIR 2012-2017: 2,3). Die tiefgestellte Zahl gibt das untersuchte Zeitintervall an.
„Obwohl selten, unterstreicht die schlechte Prognose nach MDS/AML die Bedeutung fortgesetzter Bemühungen zur Reduzierung der behandlungsbedingten Toxizität“, so die Autoren.
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Diesen Artikel so zitieren: „Bahnbrechende Beobachtung“ zu Vitamin D und Krebs?; Rückschlag für PSA-Screening; Verzicht auf Bestrahlung bei Mamma-Ca - Medscape - 29. Aug 2023.
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