Großes HPV-Reservoir in jungen Männern: Jeder 3. über 15 ist infiziert, viele mit Hochrisiko-Typen – mehr Prävention gefordert

Michael van den Heuvel

Interessenkonflikte

18. August 2023

Eine neue Studie zeigt, dass fast jeder 3. Mann über 15 Jahren mit mindestens 1 genitalen humanen Papillomavirus (HPV) infiziert ist – jeder 5. sogar mit 1 oder mit mehreren onkogenen Hochrisiko-HPV-Typen. Das berichten Forscher in The Lancet Global Health[1]. Sie betonen, wie wichtig es sei, Männer stärker als bislang mit einzubeziehen, um die Inzidenz HPV-bedingter Krankheiten bei beiden Geschlechtern zu verringern.

Infektion oft ohne Symptome

Zum Hintergrund: Die meisten HPV-Infektionen verursachen keine Symptome und klingen ohne Therapie ab. Bestimmte HPV-Typen können zu anogenitalen Warzen oder zu Krebs führen.

HPV ist die Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs bei Frauen, und jedes Jahr sterben mehr als 340.000 Patientinnen daran. Bei Männern schätzte die International Agency for Research on Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass es 2018 mehr als 69.400 durch HPV verursachte Krebsfälle gegeben hat, vor allem Penis-, Anal-, Mund- und Rachenkrebs.

Die IARC stuft derzeit 12 Hochrisiko-HPV-Typen als sicher karzinogen ein: 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58 und 59.

Design der Metaanalyse

Wie viele Männer mit HPV infiziert sind, war bislang im Detail unklar. Deshalb haben Forscher um Laia Bruni vom L’Hospitalet de Llobregat, Barcelona, eine systematische Überprüfung und Metaanalyse durchgeführt. Daten kamen aus Embase, aus Ovid MEDLINE und aus dem Global Index Medicus. Berücksichtigt wurden Veröffentlichungen zwischen 1. Januar 1995 und 1. Juni 2022.

Bruni und Kollegen definierten als Einschlusskriterien bevölkerungsbezogene Erhebungen mit Männern ab 15 Jahren oder HPV-Prävalenzstudien mit einer Stichprobengröße von mindestens 50 Männern ohne HPV-bezogene Pathologie oder bekannte Risikofaktoren für eine HPV-Infektion. Zum Nachweis einer Infektion mussten Proben der anogenitalen Region entnommen und via PCR- oder Hybrid-Capture 2-Techniken untersucht worden sein.

Forscher schlossen Studien aus, die Bevölkerungsgruppen mit erhöhtem HPV-Infektionsrisiko zum Ziel hatten, die nur bei beschnittenen Männern durchgeführt worden waren und die auf Urin- oder Spermaproben basierten.

Hohe HPV-Prävalenz weltweit

Bei ihrer Datenbankrecherche fand Brunis Team 5.685 Veröffentlichungen, von denen 65 Studien (mit 44.769 Männern) aus 35 Ländern einbezogen wurden.

Die gepoolte Gesamtprävalenz betrug 31% (95%-Konfidenzintervall [KI] 27%-35%) für alle HPV-Typen und 21% (18%-24%) für Hochrisiko-HPV. HPV-16 war der am häufigsten vorkommende HPV-Genotyp (5%; 95%-KI 4%-7%), gefolgt von HPV-6 (4%; 95%-KI 3%-5%).

Die HPV-Prävalenz war bei jungen Erwachsenen hoch. Sie erreichte ein Maximum im Alter zwischen 25 und 29 Jahren, danach stabilisierte sie sich oder ging leicht zurück.

 
Unsere Ergebnisse zeigen, dass die HPV-Prävalenz bei Männern über 15 Jahren hoch ist. Laia Bruni und Kollegen
 

Die Hochrisiko-HPV-Prävalenz war in Europa, in den USA, in Ländern in Subsahara-Afrika, Latein-Amerika und der Karibik sowie in Australien und Neuseeland mit etwa 23% vergleichbar mit den Ergebnissen der Gesamtauswertung. In Ost- und Südostasien lag der Wert bei 10%.

Wissenschaftler fordern mehr Prävention

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die HPV-Prävalenz bei Männern über 15 Jahren hoch ist“, schreiben die Autoren. Sexuell aktive Männer seien unabhängig von ihrem Alter ein wichtiges Reservoir für genitale HPV-Infektionen.

 
Diese Schätzungen unterstreichen, wie wichtig es ist, Männer in umfassende HPV-Präventionsstrategien einzubeziehen … Laia Bruni und Kollegen
 

„Diese Schätzungen unterstreichen, wie wichtig es ist, Männer in umfassende HPV-Präventionsstrategien einzubeziehen, um die HPV-bedingte Morbidität und Mortalität bei Männern zu verringern und letztlich die Eliminierung von Gebärmutterhalskrebs und anderen HPV-bedingten Krankheiten zu erreichen“, lautet das Fazit der Wissenschaftler.

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Kommentar

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