Fitness löffeln: Wer sich gesund ernährt, ist wohl körperlich leistungsfähiger – liegt es am Stoffwechsel?

Andrea Hertlein

Interessenkonflikte

10. August 2023

Wer sich gesund ernährt und auf Gemüse, Obst, Nüsse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Fisch setzt, hat auch eine bessere körperliche Fitness – insbesondere im mittleren Lebensalter. Das geht aus einer Studie hervor, die im European Journal of Preventive Cardiology erschienen ist [1]

4.000 Schritte mehr pro Tag

Diese Studie liefert einige der bisher aussagekräftigsten Daten, die den Zusammenhang zwischen einer gesünderen Ernährung und höherer Fitness belegen“, sagte Studienautor Dr. Michael Mi vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston. „Die Verbesserung der Fitness, die wir bei den Teilnehmern mit einer hochwertigeren Ernährung beobachteten, war vergleichbar mit dem Effekt von 4.000 Schritten mehr pro Tag.“

 
Die Verbesserung der Fitness, die wir bei den Teilnehmern mit einer hochwertigeren Ernährung beobachteten, war vergleichbar mit dem Effekt von 4.000 Schritten mehr pro Tag. Dr. Michael Mi
 

Zum Hintergrund: Die kardiorespiratorische Fitness spiegelt die Fähigkeit des Körpers wider, bei körperlicher Betätigung Sauerstoff bereitzustellen. Sie umfasst die Gesundheit mehrerer Organsysteme wie Herz, Lunge, Blutgefäße und Muskeln – und gilt als einer der aussagekräftigsten Prädiktoren für Langlebigkeit und Gesundheit. 

Frühere Studie haben gezeigt, dass Bewegung die kardiorespiratorische Fitness erhöht. Allerdings gibt es auch bei Menschen, die gleich viel Sport treiben, Unterschiede in der Fitness. Zusätzliche Faktoren scheinen demnach eine Rolle spielen. Inwieweit eine qualitativ hochwertige Ernährung wichtig für die körperliche Fitness ist, war bislang jedoch unklar.

Studie an mehr als 2.300 Menschen mittleren Alters 

An der Untersuchung nahmen 2.380 Personen aus der Framingham Heart Study teil. Das Durchschnittsalter betrug 54 Jahre; 54% waren Frauen. 

Die Teilnehmer unterzogen sich einem kardiopulmonalen Belastungstest mit maximaler Anstrengung auf einem Fahrradergometer, um den VO2-Spitzenwert zu messen. Anhand des semiquantitativen Harvard-Fragebogen wurde der Konsum von 126 Nahrungsmitteln über den Zeitraum eines Jahres ermittelt. Dieser reichte von nie oder weniger als 1-mal pro Monat bis hin zu 6 oder mehr Portionen pro Tag. 

Mit Hilfe des Alternative Healthy Eating Index (AHEI; 0 bis 110) und des Mediterranean-style Diet Score (MDS; 0 bis 25) bewerteten Wissenschaftler die Qualität der Ernährung. Eine höhere Punktzahl deutet auf eine hochwertigere Ernährung hin, bei der Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Nüsse, Hülsenfrüchte, Fisch und gesunde Fette im Vordergrund stehen. Rotes Fleisch sowie Alkohol hingegen kommen selten auf den Tisch. 

Andere Faktoren, die den Zusammenhang beeinflussen könnten, etwa Alter, Geschlecht, tägliche Gesamtenergiezufuhr, Body-Mass-Index, Raucherstatus, Cholesterinwerte, Blutdruck, Diabetes und regelmäßige körperliche Aktivität, wurden in der Auswertung entsprechend berücksichtigt.

Bessere Stoffwechselgesundheit durch gesunde Ernährung

Die Studie zeigte, dass bei Erwachsenen mittleren Alters ein gesundes Ernährungsverhalten stark mit der körperlichen Fitness assoziiert war, selbst wenn das gewohnte Aktivitätsniveau berücksichtigt wurde. 

Demnach waren ein um 1 SD höherer AHEI und MDS mit einem um 5,2% (1,2 ml/kg/min, 95%-KI 4,3-6,0%, p<0,0001) bzw. 4,5% (1,0 ml/kg/min, 95%-KI 3,6-5,3%, p<0,0001) höheren VO2-Spitzenwert verbunden. „Die Assoziation war bei Frauen und Männern vergleichbar, jedoch bei den unter 54-Jährigen ausgeprägter als bei älteren Erwachsenen“, betonen die Studienautoren.

Welche Mechanismen erklären den Effekt? 

Um den Mechanismus zwischen Ernährung und Fitness aufzudecken, analysierten die Wissenschaftler 201 Metaboliten im Blut einer Untergruppe von 1.154 Studienteilnehmern. Dabei wurden 24 Metaboliten entweder mit schlechter Ernährung und Fitness oder mit günstiger Ernährung und Fitness in Verbindung gebracht.

„Die Metabolitenanalyse deutet darauf hin, dass eine gesunde Ernährung mit einer besseren Stoffwechselgesundheit verbunden ist“, so Mi. Dies könne ein möglicher Weg sein, um die Fitness und die Fähigkeit zu trainieren zu verbessern.  

 
Die Metabolitenanalyse deutet darauf hin, dass eine gesunde Ernährung mit einer besseren Stoffwechselgesundheit verbunden ist. Dr. Michael Mi
 

Allerdings handele es sich um eine Beobachtungsstudie, räumt Mi ein. „Wir können nicht automatisch schlussfolgern, dass eine gesunde Ernährung zu einer besseren Fitness führt, oder umgekehrt ausschließen, dass sich fitte Menschen einfach für eine gesunde Ernährung entscheiden.“

Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.

 

Kommentar

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