Verletzungen mit überraschenden Spätfolgen: Zwillingsstudie quantifiziert Todes- und Krebsrisiko nach körperlichem Trauma

Michael Simm

Interessenkonflikte

8. August 2023

Im Rahmen einer Zwillingsstudie ist es in Dänemark gelungen, die langfristigen Folgen körperlicher Traumata bei Betroffenen und Nichtbetroffenen mit sehr ähnlichen Merkmalen zu vergleichen. Es fand sich ein fast verdoppeltes Todesrisiko, und eine Zunahme von Immun- und Krebserkrankungen von fast 30%.

Körperliche traumatische Verletzungen führen zu einer schnellen und starken Aktivierung des Immunsystems. Zu den langfristigen Folgen zählen vorzeitige Todesfälle, körperliche Behinderungen und verminderte Arbeitsfähigkeit.

Bei der registerbasierten Studie in Dänemark gelang es durch den Abgleich zweier Datenbanken, 3.776 Zwillingspaare zu identifizieren, von denen der eine zwischen 1994 und 2018 ein moderates bis schweres Trauma erlitten hatte, und der andere nicht. Darunter konnten 2.290 Zwillingspaare (61%) ausgewertet werden, die die Eingangsvoraussetzung erfüllten, dass jeweils beide 6 Monate nach dem Trauma noch am Leben waren. Das primäre Studienziel setzte sich zusammen aus Tod oder einer von 24 prädefinierten Immun- und Krebserkrankungen. 

Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 8,6 Jahren erlitten 1268 Zwillingspaare (55%) das primäre Studienziel. Bei 724 Zwillingspaaren (32%) verstarb oder erkrankte das ursprünglich von einem Trauma betroffene Geschwister, bei 544 Paaren (24%) war es der nicht betroffene Zwilling.

Das Chancenverhältnis HR, das kombinierte Outcome zu erreichen, betrug für die traumatisierten Zwillinge 1,33 (95%-Konfidenzintervall: 1,19–1,49). Bei separater Analyse von Todesfällen und Immun/Krebserkrankungen hatten die betroffenen Zwillinge ein Chancenverhältnis von 1,91 (95%-KI: 1,68–2,18) bzw. 1,28 (95%-KI: 1,14–1,44).

Die separate Analyse nach Untergruppen (männlich, weiblich, ein- und zweieiige Zwillinge) ergab ähnliche Ergebnisse.

Trauma-Opfer haben also im Zeitraum von 6 Monaten bis mehr als 20 Jahren ein fast doppelt so hohes Todesrisiko und erkranken etwa 30% häufiger als nicht betroffene Zwillinge an Immun- oder Krebsleiden.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf  Univadis.de .

 

Kommentar

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