Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zu COVID-19.
Corona-Newsblog, Update vom 3. August 2023
Rentenversicherung: Mehr als 32.000 Post-COVID-Rehas seit Beginn der Pandemie
Hotline für Long-Covid-Patienten eingerichtet
Long-COVID: Diese Studien laufen jetzt an
Daiichi Sankyo stellt 1. Impfstoff aus japanischer Produktion vor
Komplikationen nach COVID-19-Impfungen: Schadenersatzforderungen häufen sich
Projekt NextGen – SARS-CoV-2 besiegen und sich auf die nächste Pandemie vorbereiten
MIS-C: Kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Wellen; wer ist besonders gefährdet?
Rentenversicherung: Mehr als 32.000 Post-COVID-Rehas seit Beginn der Pandemie
Anfang August hat die Deutsche Rentenversicherung neue Daten veröffentlicht. Im Jahr 2022 wurden demnach rund 21.000 Post-COVID-Rehabilitationen durchgeführt, verglichen mit rund 10.000 Rehas in 2021 sowie rund 1.500 Rehas in 2020.
„Wir bewerten es positiv, dass die Zahl der Anträge und damit auch die Zahl der durchgeführten Post-COVID-Rehas die letzten Jahre zugenommen hat und damit den Betroffenen in wachsendem Maße geholfen werden kann“, kommentierte ein Sprecher die Zahlen.
Die Behandlung wird auf das individuelle Krankheitsbild zugeschnitten. Fatigue gilt als häufigste Spätfolge der SARS-CoV-2-Infektion. Eine Studie mit 413 Patienten in psychosomatischer Reha zeigt den Nutzen. 187 Patienten hatten Fatigue aufgrund von Long-COVID, ansonsten waren Krebserkrankungen die Auslöser. In der Gruppe mit Long-COVID litten zu Beginn 96% unter Fatigue, und 43% schätzten sich als kaum oder überhaupt nicht arbeitsfähig ein. Bei ihrer Entlassung hatten noch 41% typische Symptome, 17% gaben an, kaum oder überhaupt nicht arbeitsfähig zu sein.
Hotline für Long-Covid-Patienten eingerichtet
In Niedersachsen informiert eine Hotline unter der Telefonnummer +49 511 120 2900 montags bis freitags zwischen 10.00 bis 14.00 Uhr über Hilfsangebote bei Post- oder Long-COVID. Berater der AOK Niedersachsen unterstützen Patienten, die richtigen Ansprechpartner zu finden. Therapieempfehlungen geben sie nicht; am Telefon sind keine Ärzte.
Long-COVID: Diese Studien laufen jetzt an
Wie die National Institutes of Health (NIH), USA, bekannt gaben, sind 4 klinische Studien zur Erprobung neuer Behandlungsmethoden für Long-COVID geplant. Weitere klinische Studien zur Erprobung von mindestens 7 Behandlungen würden voraussichtlich in den kommenden Monaten anlaufen, so die Behörden.
Die Studien sind Teil der Researching COVID to Enhance Recovery (RECOVER)-Initiative. Im Dezember 2020 hat der US-Kongress 1,15 Milliarden Dollar für die NIH bewilligt, um Therapien zu erforschen und zu testen. Bei den neuen klinischen Studien handelt es sich um Phase 2-Studien mit dem Ziel, Sicherheit und Wirksamkeit verschiedener Interventionen zu untersuchen.
Die Studien im Überblick:
RECOVER-VITAL konzentriert sich auf die Behandlung der viralen Persistenz, die auftreten kann, wenn das Virus im Körper verbleibt und vom Immunsystem nicht komplett eliminiert wird. Forscher untersuchen eine längere Gabe des Virostatikums Paxlovid® (Nirmatrelvir und Ritonavir), das momentan zur Behandlung von leichtem bis mittelschwerem COVID-19 kurzzeitig eingesetzt wird.
RECOVER-NEURO zielt auf die Behandlung von Gehirnnebel, Gedächtnisproblemen und Aufmerksamkeitsstörungen ab. Zu den potenziellen Behandlungen gehören die webbasierten Programme BrainHQ und PASC-Cognitive Recovery (post-acute sequelae of COVID). Außerdem testen Forscher, ob die Stimulation mit Gleichstrom die Gehirnaktivität verbessern könnte.
Im Rahmen von RECOVER-SLEEP werden Interventionen bei Schlafproblemen untersucht, etwa Melatonin, Lichttherapien und Coachings.
Ziel von RECOVER-AUTONOMIC ist, Symptome in Zusammenhang mit Anomalien des autonomen Nervensystems zu erforschen. Die 1. Studie zielt auf das posturale orthostatische Tachykardiesyndrom (POTS) ab, das mit unregelmäßigem Herzschlag, Müdigkeit und Schwindel einhergehen kann.
Die 1. Studie zur viralen Persistenz sei bereits angelaufen, berichtet Dr. Kanecia Zimmerman vom Duke Clinical Research Institute, dem Koordinierungszentrum für klinische Studien. „Wir arbeiten aktiv daran, die 2. Studie zur kognitiven Dysfunktion zu starten. Studien zum Schlaf und zum autonomen Nervensystem würden in den kommenden Monaten beginnen, sagte sie.
Daiichi Sankyo stellt 1. Impfstoff aus japanischer Produktion vor
Ein Gremium des japanischen Gesundheitsministeriums hat empfohlen, den mRNA-basierten COVID-19-Impfstoffs von Daiichi Sankyo zuzulassen, wie Medien berichten. Damit hätte Japan das 1. Vakzin aus eigener Produktion.
Daiichi Sankyo hat Unterlagen zum Impfstoffkandidaten DS-5670 mit dem Markennamen Daichirona, im Januar bei den Aufsichtsbehörden eingereicht. Der Hersteller empfiehlt, sein Vakzin als Auffrischimpfung nach der regulären Impfung einzusetzen.
Während der Pandemie war Japan auf den Import von Impfstoffen angewiesen.
Komplikationen nach COVID-19-Impfungen: Schadenersatzforderungen häufen sich
Mehr als 2 Jahre nach Beginn der COVID-19-Impfkampagnen werden in Frankreich immer noch die meisten Schadensersatzansprüche aufgrund von Komplikationen nach den Injektionen geprüft. Andere Länder, wie das Vereinigte Königreich oder Australien, befinden sich in der gleichen Situation. Darüber berichtet Medscape French Edition .
Bei der nationalen Entschädigungsstelle für medizinische Unfälle (Oniam) in Frankreich gingen 1.020 Anträge auf Entschädigung ein. Bisher wurden 72 Personen entschädigt; die Summen sind unbekannt.
Seit Beginn der Impfung wurden in Frankreich 193.571 Fälle von Nebenwirkungen gemeldet, von denen 25% als schwerwiegend eingestuft wurden. Ein gemeldeter Fall einer oder mehrerer Komplikationen führe zu einer Pharmakovigilanzmeldung, „bedeutet aber nicht unbedingt, dass das Ereignis dem Impfstoff zuzuschreiben ist“, so die Behörde.
Die meisten Entschädigungsanträge betrafen Nebenwirkungen, die nach der Injektion des mRNA-Impfstoffs auftraten (691 von insgesamt 1.020 Anträgen). Bewilligte Zahlungen wiederum standen meist mit einer Myokarditis oder Perikarditis in Verbindung.
Von allen eingereichten Anträgen betrafen 211 Herzbeschwerden, wobei es sich überwiegend um Perikarditis handelte. Es folgen neurologische Störungen (196 Anträge, davon 33 mit Gesichtslähmungen), Schlaganfälle, Thrombosen oder Lungenembolien (129), Gelenkbeschwerden (91), Hörstörungen (67) und Hauterkrankungen (31).
Um den Zusammenhang mit der Impfung herzustellen, kann Oniam medizinische Gutachten durchführen, um Person zu untersuchen, mögliche Schäden zu bewerten und die Ursache der Beschwerden zu ermitteln. Für die etwa 700 Anträge, die derzeit bearbeitet werden, sind 129 Gutachten in Arbeit.
In Deutschland setzen potenziell Geschädigte meist auf den Rechtsweg. Sie haben bislang 350 Klagen gegen Hersteller von COVID-19-Impfstoffen eingereicht.
Projekt NextGen – SARS-CoV-2 besiegen und sich auf die nächste Pandemie vorbereiten
Obwohl die Zahl der Todesfälle und Krankenhauseinweisungen aufgrund von COVID-19 rückläufig ist, raten Forscher zur Wachsamkeit. „Die einzige Möglichkeit, dem Virus immer einen Schritt voraus zu sein, besteht darin, die Zusammensetzung von Impfstoffen ständig zu aktualisieren und sie in regelmäßigen Abständen zu verabreichen“, schreiben sie im NEJM. Doch diese Strategie erfordere „immense Ressourcen für die Durchführung regelmäßiger Impfkampagnen“, in einer Zeit, in der Menschen immer häufiger Impfungen ablehnen würden oder impfmüde seien.
Impfstoffe und Behandlungen der nächsten Generation seien erforderlich, um diesen „Teufelskreis“ als Reaktion auf neue Varianten zu durchbrechen. Da man „mit Sicherheit davon ausgehen kann, dass sich SARS-CoV-2 weiterentwickeln wird“, sei es wichtig, dass Impfstoffe und Therapien von der Entstehung neuer Varianten unabhängig würden: ein Schwerpunkt des Projekts „NextGen“.
Ziel der US-Regierung ist, neue Impfstoffe und Behandlungen auf den Markt zu bringen, indem in Forschung und Entwicklung investiert, Produktionskapazitäten und Innovationen erweitert und aktualisierte und optimierte regulatorische Leitlinien bereitgestellt werden.
Das 5 Milliarden US-Dollar schwere Projekt hat folgende Schwerpunkte:
Impfstoffe, die eine breitere Immunität sowohl gegen neue SARS-CoV-2-Varianten als auch gegen die gesamte Familie Epidemie-verdächtiger Sarbecoviren aufweisen,
Impfstoffe, die eine wirksame Schleimhautimmunität erzeugen, um Infektionen und Übertragungen zu blockieren,
monoklonale Antikörper zur Therapie von COVID-19.
MIS-C: Kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Wellen; wer ist besonders gefährdet?
Das multisystemische Entzündungssyndrom bei Kindern (MIS-C), auch Paediatric inflammatory multisystem syndrome temporally associated with SARS-CoV-2 infection (PIMS-TS) genannt, tritt in den Wochen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 bei Kindern und Jugendlichen auf. Forscher haben jetzt Daten aus verschiedenen Pandemiewellen mit unterschiedlichen Virusvarianten verglichen. Ihnen standen populationsbasierte Daten aus Großbritannien zur Verfügung.
Von 10.540 hospitalisierten Kindern und Jugendlichen mussten 448 (4,3%) aufgrund von COVID-19 auf der Kinderintensivstation aufgenommen werden. Die Zahl ging von 162 von 1.635 pädiatrischen Patienten (9,9%) mit Wildtyp, 98 von 1.616 (6,1%) mit Alpha und 129 von 3.789 (3,4 %) mit Delta auf 59 von 3.500 (1,7%) mit Omikron zurück.
48 Kinder und Jugendliche starben innerhalb von 28 Tagen nach dem Krankenhausaufenthalt aufgrund von COVID-19, jedoch in keinem Fall aufgrund von PIMS-TS.
Das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung in der Kohorte war unabhängig von der SARS-CoV-2-Variante mit medizinischen und neurologischen Komorbiditäten assoziiert. „Kinder und Jugendliche mit medizinischen Problemen, insbesondere mit neurologischen Einschränkungen, ... sollten im Mittelpunkt öffentlicher Gesundheitsmaßnahmen stehen, wenn weitere Varianten auftauchen“, fordern die Autoren.
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Credits:
Photographer: © Rui G. Santos
Lead Image: Dreamstime
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Diesen Artikel so zitieren: Schadenersatzforderungen wegen Impfschäden häufen sich; neue Long-COVID-Studien und 32.000 Rehas; Hotline für Patienten - Medscape - 3. Aug 2023.
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