Nach über 80 Jahren Forschung Formel für Glück gefunden? 2 Faktoren korrelierten in der Studie am stärksten mit Wohlbefinden

Dr. Mauricio Wajngarten

Interessenkonflikte

28. Juli 2023

Wir alle sind auf der Suche nach Glück. Aber wie können wir es erreichen? Was sind die wichtigsten Determinanten dafür?

Die Harvard-Studie über die Erwachsenenentwicklung ist vielleicht die umfassendste je durchgeführte Studie, da sie die Teilnehmer über ihr gesamtes Erwachsenenleben hinweg begleitet. Die Studie wurde 1938 in Boston begonnen und hat bereits 3 Generationen erfasst: Großeltern, Eltern und Kinder, die heute als „Babyboomer“ bezeichnet werden. Während der 85 Jahre dauernden Längsschnittstudie wurden mehr als 2.000 Personen analysiert.

Im Januar veröffentlichte Dr. Robert Waldinger, der derzeitige Leiter dieser Studie, das Buch „The Good Life: Lessons From the World's Longest Scientific Study of Happiness“, das er gemeinsam mit dem stellvertretenden Leiter der Studie, Dr. Marc Schulz, verfasst hat.

Durch die Beobachtung dieser großen Personengruppe über mehr als 8 Jahrzehnte hinweg hat die Studie die Faktoren aufgedeckt, die am stärksten mit Wohlbefinden und Glück korrelieren. Hier haben wir einige der wichtigsten Konzepte der Autoren für Sie zusammengefasst.

Die 2 wichtigsten Faktoren für Glück

Die glücklichsten Studienteilnehmer hatten in den 85 Jahren ihrer Teilnahme 2 wichtige Faktoren gemeinsam: Sie kümmerten sich um ihre Gesundheit und bauten liebevolle Beziehungen zu anderen auf.

Es scheint offensichtlich, dass eine gute Gesundheit für ein gutes Leben unerlässlich ist. Die Wissenschaftler stellten jedoch zu ihrer Überraschung fest, dass gute Beziehungen der wichtigste Prädiktor für Gesundheit und Glück im Alter sind. Andere Autoren haben dieses Ergebnis bestätigt; und die Forschung hat versucht, die physiologischen Mechanismen zu analysieren, die mit diesem positiven Effekt assoziiert sind.

Beruflicher Erfolg reicht nicht aus

Beruflicher Erfolg allein ist kein Garant für Glück, auch wenn er erfreulich sein kann. Die Studie ergab, dass die glücklichsten Menschen nicht isoliert waren. Vielmehr legten die glücklichsten Menschen Wert auf Beziehungen und pflegten diese. 

Das Bildungsniveau und das kulturelle Bewusstsein, die bei Besserverdienenden tendenziell höher sind, waren ebenfalls wichtige Faktoren für die Übernahme gesunder Gewohnheiten (die ab den 1960er-Jahren häufiger gefördert wurden) und für einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Soziale Kompetenzen

Einsamkeit kommt immer häufiger vor und stellt eine Herausforderung bei der Bewältigung von Stresssituationen dar. Es ist wichtig, jemanden zu haben, mit dem man offen reden kann. Deshalb empfiehlt Waldinger zu prüfen, wie man Beziehungen pflegen, stärken und ausbauen kann. Er bezeichnet dies als Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen – und wie bei der körperlichen Fitness ist auch hier ständiges Üben erforderlich: Freundschaften und Beziehungen brauchen regelmäßiges Engagement, damit sie nicht im Sande verlaufen. Ein einfacher Telefonanruf kann schon helfen. 

Die Teilnahme an Aktivitäten, die Freude bereiten und das Miteinander fördern, wie Sport, Hobbys und ehrenamtliche Arbeit, kann das Beziehungsnetz erweitern.

Glück ist keine Konstante

Die sozialen Medien zeigen fast immer die positiven Seiten des Lebens der Menschen und suggerieren, dass alle sorgenfrei leben. Die Wahrheit ist jedoch, dass kein Leben frei von Schwierigkeiten und Herausforderungen ist. Soziale Kompetenzen tragen zur Resilienz bei.

Es ist nie zu spät für eine Kehrtwende und für eine Veränderung des Lebens durch neue Beziehungen und Erfahrungen. Wer glaubt, er wisse alles über das Leben, irrt sich gewaltig: In der Studie zeigte sich, dass den Menschen, die ihre Situation aufgegeben hatten, gute Dinge widerfuhren, und dass gute Nachrichten dann auftauchten, wenn sie es am wenigsten erwarteten.

Diese Studie unterstreicht, wie wichtig soziale Kompetenzen und die ständige Pflege unserer Beziehungen sind, um gesünder zu werden, herausfordernde Situationen zu meistern und das Glück zu erreichen, das wir uns alle wünschen.

Endlich haben wir solide evidenzbasierte Daten, die wir nutzen können, wenn wir über Glück sprechen. 

Dieser Artikel ist erschienen  auf   www.medscape.com  (übersetzt von Dr. Petra Kittner) und im Original bei der  portugiesischen Medscape-Ausgabe .

 

Kommentar

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