Nackt geht auch: RKI gibt Tipps, wann man auf Einmalhandschuhe verzichten kann – nicht nur, um Plastikmüll zu vermeiden

Maria Weiß

Interessenkonflikte

26. Juli 2023

Spätestens seit der Corona-Pandemie erscheint das Tragen medizinischer Einmalhandschuhe beim Impfen oder in der Pflege vielen als Zeichen von Verantwortung und Kompetenz in puncto Infektionsschutz. Nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts werden die Handschuhe aber inflationär eingesetzt und produzieren unnötigen Plastikmüll [1].

Grundsätzlich gehe es beim Tragen der Handschuhe gar nicht primär um den Schutz der Patienten, sondern um den Eigenschutz der Handschuhträger, schreiben Dr. Melanie Brunke und ihre Kolleginnen vom Robert Koch-Institut (RKI). Indiziert ist das Tragen von Handschuhen bei medizinischen und pflegerischen Maßnahmen, bei denen man potenziell in Kontakt mit infektiösen Materialien wie Blut, Sekreten oder Körperausscheidungen kommt. Dazu gehören nach Angabe der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) u.a.

  • Verbandswechsel,

  • Blutentnahmen,

  • Anlegen eines Blasenkatheters,

  • Waschen von inkontinenten Personen.

Auch bei direktem Kontakt mit stark kontaminierten Flächen kann das Tragen von Handschuhen sinnvoll sein.

Handschuhe ersetzen nicht hygienische Händedesinfektion

Unmittelbar nach Beendigung solcher Tätigkeiten sollten die Handschuhe ausgezogen und immer eine hygienische Händedesinfektion durchgeführt werden. Die Einmalhandschuhe sind somit immer nur eine zusätzliche Maßnahme zur Händedesinfektion und können diese nicht ersetzen. 

Dies wird aber aufgrund eines falschen Sicherheitsgefühls vor allem bei ungezieltem Handschuhtragen oft vernachlässigt, heißt es im Epidemiologischen Bulletin des RKI. Es ist aber unverzichtbar, da Handschuhe immer unbemerkte Mikroperforationen aufweisen können und beim Ausziehen oft die Haut kontaminiert wird. 

In einigen Situationen können Handschuhe mit geeigneten Materialeigenschaften auch anbehalten und desinfiziert werden. Hierbei ist zu beachten, dass das Risiko von Mikroperforationen mit Tragedauer und Beanspruchung steigt.

Beim Impfen keine Einmalhandschuhe erforderlich

Bei Tätigkeiten, die nur Kontakt mit intakter Haut umfassen, ist das Tragen von Einmalhandschuhen nicht erforderlich. Hier gilt die hygienische Händedesinfektion als effektivste Maßnahme zur Gewährleistung der Sicherheit von Patientinnen und Patienten sowie des Personals. Dazu gehört nach Einschätzung des RKI ausdrücklich auch das Impfen. 

In medialen Bildern aus den Impfzentren wurden die Impfenden aber in der Regel immer mit Handschuhen dargestellt, sodass in der Öffentlichkeit der Eindruck entstand, dass dies aus hygienischen Gründen und zu ihrem Schutz dringend geboten ist. Unterstützt wurde dies auch durch gesonderte Arbeitsschutzempfehlungen, welche in Impfeinrichtungen neben FFP2-Masken und geschlossenen Schutzkitteln auch das Tragen von Handschuhen bei jeglichem Kontakt mit den Impflingen empfahlen. 

Unnötiger Plastikmüll

Würde dies aber tatsächlich korrekt durchgeführt werden – d.h. nach jeder Impfung Handschuhwechsel mit anschließender hygienischer Händedesinfektion – würde dies zu einem erheblichen Verbrauch von Handschuhen führen. Der damit verbundene Ressourcenverbrauch und die Entstehung von großen Mengen Plastikmüll würde aber die Sicherheit der zu impfenden Menschen nicht erhöhen. Auch dieser Aspekt der Ressourceneffizienz sollte in Gesundheitseinrichtungen stärker ins Bewusstsein gerückt werden, schreiben die Autorinnen. 

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Coliquio.de

 

Kommentar

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