Im Onko-Blog dieser Woche berichten wir unter anderem über Lungenkarzinome. 2 PD-L1-Hemmer besserten in der Erstlinientherapie das Überleben von NSCLC-Patienten im Vergleich zu Placebo. Atezolizumab wurde bei Patienten untersucht, die für eine Platin-haltige Chemotherapie nicht geeignet waren, Sugemalimab wurde in Kombination mit platinhaltiger Chemotherapie eingesetzt. Ergebnisse einer retrospektiven Kohortenstudie aus Japan weisen darauf hin, dass NSCLC-Patienten, die Protonenpumpen-Hemmer (PPI) einnehmen, möglicherweise von einem Immuncheckpoint-Inhibitor weniger profitieren. Eine durch Immuncheckpoint-Inhibitoren ausgelöste Myokarditis könnte durch einen zu hohen Troponin-T-Spiegel erkannt und überwacht werden.
Lungenkarzinom: Atezolizumab als Erstlinientherapie bei Platin-ungeeigneten Patienten
Lungenkarzinom: Sugemalimab plus Chemotherapie verlängert Überleben
NSCLC: Vorherige PPI-Therapie mit schlechterem Outcome von Checkpoint-Inhibitoren-Therapie assoziiert
Kardiale Nebenwirkungen von Checkpoint-Inhibitoren: Troponin-T als Marker
Mammakarzinom: Welche Risikofaktoren begünstigen Fatigue nach Strahlentherapie?
Kraniopharyngeom: BRAF-MEK-Hemmung erreicht hohe Ansprechraten
Lungenkarzinom: Atezolizumab als Erstlinientherapie bei Platin-ungeeigneten Patienten
Bei für eine platinhaltige Chemotherapie nicht geeigneten Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC erwies sich eine Monotherapie mit dem PD-L1-Inhibitor Atezolizumab einer Chemotherapie mit Vinorelbin oder Gemcitabin als überlegen in der Wirkung auf das Gesamtüberleben. Dies ergab die erste randomisierte, offene Phase-3-Studie IPSOS bei einer älteren Population mit einem ECOG-Score zwischen 2 oder 3, Komorbiditäten oder Kontraindikationen für eine Platin-haltige Chemotherapie.
„Diese Daten unterstützen die Atezolizumab-Monotherapie als potenzielle Erstlinienbehandlungsoption für Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC, die für eine platinbasierte Chemotherapie nicht in Frage kommen,“ so die Schlussfolgerung der internationalen Arbeitsgruppe im Lancet .
453 Patienten im mittleren Alter von 75 Jahren erhielten randomisiert Atezolizumab (n = 302) oder Chemotherapie (n = 151). 81% hatten einen ECOG-Score ≥ 2.
Die Gesamtüberlebensrate nach 12 Monaten betrug 44% in der Atezolizumab-Gruppe und 39 % in der Chemotherapie-Gruppe, nach 24 Monaten 24% versus12%. Das mediane PFS lag bei 4,2 Monaten unter Atezolizumab und 4,0 Monaten unter Chemotherapie.
Bei den Patient Reported Outcomes (PRO) erwies sich Atezolizumab ebenfalls als besser im Vergleich zur Chemotherapie. Außerdem traten unter Atezolizumab weniger Nebenwirkungen vom Schweregrad ≥ 3 auf.
Lungenkarzinom: Sugemalimab plus Chemotherapie verlängert Überleben
Im Vergleich zu Chemotherapie plus Placebo verbesserte die Erstlinienbehandlung mit dem in China entwickelten PD-L1-Inhibitor Sugemalimab plus Chemotherapie das progressionsfreie (PFS) und das Gesamtüberleben (OS) bei Patienten mit metastasiertem NSCLC signifikant. Wie die chinesische Arbeitsgruppe in Nature Cancer berichtet, war der Effekt unabhängig von der Histologie, vom PD-L1-Spiegel oder vom Vorliegen von Hirnmetastasen. Die Behandlung wurde gut vertragen und stellt somit nach Aussage der Autoren eine potenzielle neue Erstlinienoption für diese Patienten dar.
Die Arbeitsgruppe hatte in der doppelblinden multizentrische Phase-3-Studie GEMSTONE-302 nicht vorbehandelte Patienten mit NSCLC im Stadium IV ohne EGFR-Mutationen, ALK-, ROS1- oder RET-Fusionen randomisiert mit Sugemalimab (n = 320) oder Placebo (n = 159) alle 3 Wochen jeweils in Kombination mit Platin-basierter Chemotherapie über bis zu 4 Zyklen behandelt. Bei Plattenepithelhistologie folgte ein Erhaltungstherapie mit Sugemalimab oder Placebo, bei Nicht-Plattenepithelhistologie mit Sugemalimab oder Placebo plus Pemetrexed.
Der primäre Endpunkt PFS wurde mit Sugemalimab plus Chemotherapie signifikant verbessert. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 17,8 Monaten lag das PFS im Median mit Sugemalimab bei 9 Monaten, mit Placebo bei 4,9 Monaten (HR 0,48, p < 0,0001).
Das mediane Gesamtüberleben (OS) war mit 25,4 Monaten unter Sugemalimab plus Chemotherapie ebenfalls signifikant besser als mit 16,9 Monaten unter Placebo plus Chemotherapie (HR 0,65, p = 0,0008).
Auch Ansprechrate und Ansprechdauer waren mit Sugemalimab signifikant besser.
NSCLC: Vorherige PPI-Therapie mit schlechterem Outcome von Checkpoint-Inhibitoren-Therapie assoziiert
Die Einnahme von Protonenpumpen-Hemmer (PPI) in der Anamnese war bei Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC), die First-Line mit einer Immuncheckpoint-Inhibitoren-Monotherapie behandelt wurden, mit einem schlechteren progressionsfreien (PFS) und Gesamtüberleben (OS) verbunden im Vergleich zu Patienten, die Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) in Kombination mit Chemotherapie erhielten. Eine japanische Arbeitsgruppe berichtet dieses Ergebnis einer retrospektiven Kohortenstudie mit 425 Patienten in JAMA Network Open .
Sie schlussfolgert, dass „der Einsatz von PPI ein wichtiger klinischer Faktor sein könnte, der bei der Wahl der Behandlung mit ICI mit oder ohne Chemotherapie in dieser Population berücksichtigt werden sollte.“
Bei Patienten mit NSCLC und einer PD-L1-TPS ≥ 50% war das mediane PFS in der Immuncheckpoint-Inhibitor/Chemotherapie-Gruppe länger als in der Pembrolizumab-Monotherapie-Gruppe (17,3 Monate vs. 10,6 Monate). Dies war auch für das OS der der Fall mit OS noch nicht erreicht versus 25,6 Monate.
Die Autoren des begleitenden Editorials schlagen vor, dass die Rolle von PPI und anderen Begleitmedikationen in prospektiven Studien bestätigt werden sollte, wobei weitere Faktoren, wie Alter, ECOG-Status, Einsatz von Steroiden und zusätzliche Komorbiditäten berücksichtigt werden müssen.
Kardiale Nebenwirkungen von Checkpoint-Inhibitoren: Troponin-T als Marker
Der Troponin-T-Spiegel ist mit schweren kardiotoxischen Reaktionen assoziiert und kann zur Diagnose und Überwachung von Patienten mit einer durch Immuncheckpoint-Inhibitoren ausgelösten Myokarditis eingesetzt werden.
Eine internationale Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof. Dr. Lorenz Lehmann, Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie des Universitätsklinikums Heidelberg, konnte nun, wie sie in Circulation berichtete, anhand einer Studie einen Grenzwert für Troponin T definieren.
„Stieg die Troponin-T-Menge im Blut in den ersten 72 Stunden nach Verabreichung der Immuntherapeutika über diesen Wert an, hatten die Patienten ein hohes Risiko, im Verlauf der nächsten 90 Tage eine schwere Herzkomplikation wie Rhythmusstörungen oder Herzversagen zu entwickeln“, so Lehmann in einer Pressemitteilung.
„Dagegen war das Risiko bei Patienten, deren Troponin-T unter dem Grenzwert lag, gering. Troponin-T könnte sich auf Basis unserer Ergebnisse hervorragend dazu eignen, zuverlässig und praxistauglich diejenigen Patienten zu identifizieren, die eine enge Überwachung und möglicherweise intensivere Unterstützung des Herzens benötigen,“ kommentierte Lehmann weiter.
Vor der Anwendung in der Praxis müssen die Ergebnisse allerdings noch in weiteren Studien bestätigt werden.
Mammakarzinom: Welche Risikofaktoren begünstigen Fatigue nach Strahlentherapie?
Frauen mit Mammakarzinom können auch noch lange Zeit nach einer Strahlentherapie an Fatigue leiden. Eine internationale Arbeitsgruppe berichtete nun im International Journal of Cancer , dass Risikofaktoren für eine anhaltende Fatigue Alter, BMI, globaler Gesundheitszustand, Schlaflosigkeit, Schmerzen, Atemnot und Depression sein können.
Bei einer Kombination von Faktoren wie Schmerzen, Schlaflosigkeit, Depression, jüngerem Alter und endokriner Therapie war das Risiko besonders hoch, früh oder spät nach der Behandlung und anhaltend eine starke Fatigue zu entwickeln.
Dies wurde anhand der Daten von 1.443 Patientinnen in der prospektiven multizentrischen Kohorte REQUITE mit dem Multidimensional Fatigue Inventory (MFI-20) gemessen und mit Hilfe verschiedener Modelle analysiert.
„Unsere Ergebnisse bestätigten die mehrdimensionale Natur der Fatigue und werden dabei helfen, Brustkrebs-Patientinnen zu identifizieren, bei denen ein höheres Risiko für eine anhaltende oder späte Fatigue besteht, sodass entsprechend angepasste Interventionen durchgeführt werden können“, schlussfolgern die Autoren.
Kraniopharyngeom: BRAF-MEK-Hemmung erreicht hohe Ansprechraten
Bei fast allen Patienten mit einem unbehandelten BRAF-V600E-mutierten papillären Kraniopharyngeom führte eine Therapie mit dem BRAF-Inhibitor Vemurafenib und dem MEK-Inhibitor Cobimetinib zu einer Reaktion. Wie die US-amerikanische Arbeitsgruppe im New England Journal of Medicine berichtet, zeigten 15 der 16 in die Studie aufgenommen Patienten ein dauerhaftes mindestens partielles Ansprechen.
Das Kraniopharyngeom ist ein seltener und schwer zu behandelnder histologisch gutartiger, aber lokal aggressiver Epitheltumor. Aufgrund der Lage des Tumors an der Basis des Gehirns in der Nähe des Sehnervs und der Hypophyse kann er meist nicht vollständig entfernt werden. 90% der papillären Kraniopharyngeome tragen jedoch eine BRAV-V600E-Mutation.
Die 16 Patienten in der Phase-2-Studie erhielten Vemurafenib (960 mg oral 2x täglich über 28 Tage) und Cobimetinib (60 mg oral 1x täglich über 21 Tage). 1 Patient, der nicht angesprochen hatte, brach die Therapie nach 8 Tagen wegen Nebenwirkungen ab. Alle 15 Patienten, die mindestens 1 Therapiezyklus abgeschlossen haten, reagierten innerhalb von 4 Monaten auf die BRAF-MEK-Hemmung.
Sie zeigten ein anhaltendes mindestens partielles volumetrisches Ansprechen. Das Tumorvolumen verkleinerte sich im Median um 91%. Das errechnete PFS lag nach 12 Monaten bei 87%, nach 24 Monaten bei 58%, das OS jeweils bei 100%.
„Die nahezu universelle radiologische Reaktion mit anschließender Langzeitstabilität, die in dieser Studie beobachtet wurde, unterstützt eine Verschiebung der klinischen Guidelines hin zur Biopsie und molekularen Analyse, gefolgt von einer medikamentösen Therapie bei neu diagnostizierten papillären BRAF-V600E-Kraniopharyngeomen“, so die Autoren des begleitenden Editorials.
Fanden Sie diesen Artikel interessant? Hier ist der Link zu unseren kostenlosen Newsletter-Angeboten – damit Sie keine unserer Nachrichten aus der Medizin verpassen.
Credits:
Photographer: © Psnoiret
Lead Image: Dreamstime
Medscape Nachrichten © 2023 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Lungenkrebs: Atezolizumab und Sugemalimab in der Erstlinie; Troponin-T als Marker für kardiotoxische ICI-Wirkungen - Medscape - 18. Jul 2023.
Kommentar