Schizophrenie-Spektrumstörungen bis zu 3-mal häufiger als angenommen, zeigen US-Daten – zu wenig Patienten in Therapie

Megan Brooks

Interessenkonflikte

14. Juli 2023

Etwa 3,7 Millionen Erwachsene in den USA haben schizophrene Spektrumstörungen in ihrer Vorgeschichte: eine Zahl, die 2- bis 3-mal höher ist als bisher angenommen. Das hat eine Studie zur Abschätzung der Prävalenz ergeben [1].

Zu den schizophrenen Spektrumstörungen gehören psychotische bipolare Störungen, schizotypische Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenien.

Dies neuen Ergebnisse seien „besonders wichtig“, da Menschen mit schizophrenen Spektrumstörungen „starke Einschränkungen haben, die sie in allen Bereichen ihres Lebens vor erhebliche Herausforderungen stellen“, so die Studienleiterin Dr. Heather Ringeisen. Sie arbeitet bei RTI International, einem gemeinnützigen Forschungsinstitut mit Sitz im Research Triangle Park, North Carolina.

Die Ergebnisse „unterstreichen die Notwendigkeit, die Versorgung und den Zugang zu Therapien bei Menschen mit Schizophrenie und anderen psychischen Störungen zu verbessern“, ergänzt Dr. Mark Edlund von RTI. Er hat die Studie geleitet.

Prävalenzraten anderer Erkrankungen

Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass die Prävalenzraten vieler nicht-psychotischer Störungen im erwarteten Bereich liegen, wenn man Ergebnisse früherer Untersuchungen berücksichtigt – mit 3 Ausnahmen: Die Raten für Major Depressionen, für generalisierte Angststörungen und für Zwangsstörungen waren höher als in früheren repräsentativen Stichproben aus den USA.

Details und wichtigste Ergebnisse der Studie

Die neuen Daten stammen aus der Mental and Substance Use Disorder Prevalence Study (MDPS), einem Pilotprogramm, das von der Substance Abuse and Mental Health Services Administration (SAMHSA) in den USA finanziert wird.

Wissenschaftler haben für ihre repräsentative Stichprobe 5.679 Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren, die in Haushalten, Gefängnissen, Obdachlosenunterkünften und staatlichen psychiatrischen Krankenhäusern leben, zwischen Oktober 2020 und Oktober 2022 virtuell oder persönlich befragt.

Das Forschungsteam arbeitete mit der 5. Ausgabe des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5; SCID-5) zur Bewertung von psychischen Erkrankungen und Substanzkonsumstörungen. Zum Einsatz kam eine bevölkerungsbasierte Version des strukturierten klinischen Interviews.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • Fast 2% der Erwachsenen in den USA (etwa 3,7 Millionen) leiden im Laufe ihres Lebens an einer schizophrenen Spektrumstörung.

  • Etwa 2,5 Millionen Erwachsene (1,2%) erfüllten im vergangenen Jahr die Diagnosekriterien für eine schizophrenen Spektrumstörung.

  • Die beiden häufigsten psychischen Störungen bei Erwachsenen waren Major Depressionen (15,5% bzw. etwa 31,4 Millionen) und generalisierte Angststörungen (10,0% bzw. etwa 20,2 Millionen).

  • Etwa 8,2 Millionen Erwachsene (4,1%) litten im vergangenen Jahr an einer posttraumatischen Belastungsstörung, etwa 5,0 Millionen (2,5%) an einer Zwangsstörung und etwa 3,1 Millionen (1,5 %) an einer bipolaren Störung (bipolar-1).

  • Die häufigste Substanzkonsumstörung bei Erwachsenen im Alter von 18 bis 65 Jahren war die Alkoholkrankheit; etwa 13,4 Millionen Erwachsene (6,7%) erfüllten im vergangenen Jahr Kriterien für eine Diagnose.

  • Etwa 7,7 Millionen Erwachsene (3,8%) hatten eine Cannabiskonsumstörung, etwa 3,2 Millionen (1,6%) eine Stimulanzienkonsumstörung und etwa 1 Million (0,5%) eine Opioidkonsumstörung.

Komorbiditäten psychiatrischer Erkrankungen

Die Daten zeigen auch, dass jeder 4. Erwachsene im vergangenen Jahr mindestens 1 psychische Störung hatte, am häufigsten Major Depressionen und generalisierte Angststörungen.

Etwa 11% aller Erwachsenen erfüllten Kriterien für mindestens eine Substanzkonsumstörung, wobei Alkohol und Cannabis am häufigsten vorkamen.

Darüber hinaus hatten schätzungsweise 11 Millionen Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren im vergangenen Jahr sowohl eine psychische Störung als auch eine Störung des Substanzkonsums.

Mehr Therapien – aber noch viel Verbesserungspotenzial

Erfreulicherweise deuteten die Ergebnisse darauf hin, dass im Vergleich zu früheren Studien mehr Menschen eine Behandlung in Anspruch nähmen, stellen die Autoren fest. 61% der Erwachsenen mit einer psychischen Störung gaben an, im vergangenen Jahr mindestens einen Besuch bei einem Arzt oder Therapeuten gehabt zu haben.

Allerdings gebe es bei den häufigsten psychischen Störungen noch erhebliche Behandlungslücken, so die Autoren. Mehr als 40% der Erwachsenen mit Major Depression und mehr als 30% der Erwachsenen mit generalisierter Angststörung waren im letzten Jahr nicht in Therapie.

Der Beitrag wurde von Michael van den Heuvel aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.

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