Im Onko-Blog dieser Woche berichten wir unter anderem, dass die Einnahme von Statinen mit einem geringeren Risiko für Lebererkrankungen und insbesondere für Leberkrebs assoziiert ist. 2 einfach zu bestimmende Entzündungsparameter erleichtern beim Nierenzellkarzinom die Beurteilung des Therapieansprechens. Beim Kopf-Hals-Tumor gibt es ein Adipositas-Paradoxon – Übergewichtige sprechen besser auf eine Radiochemotherapie an als Normalgewichtige.
NSCLC im Stadium III: Perioperatives Nivolumab plus Chemotherapie verlängert Überleben
Leberkrebs: Statine mit geringem Risiko für Lebererkrankungen assoziiert
Nierenzellkarzinom: Entzündungsparameter ermöglichen Beurteilung des Therapieansprechens
Kopf-Hals-Tumoren: Übergewicht mit besserem Outcome assoziiert
Kolon-, Lungen-, Prostatakarzinom: Kardiorespiratorische Fitness mit Erkrankungsrisiko und Sterberisiko assoziiert
MGUS: Gensignatur kann Fortschreiten zum multiplen Myelom besser vorhersagen
NSCLC im Stadium III: Perioperatives Nivolumab plus Chemotherapie verlängert Überleben
Bei Patienten mit einem resezierbaren nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) im Stadium III führte eine perioperative Behandlung mit Nivolumab und Chemotherapie zu einem häufigeren kompletten pathologischen Ansprechen und einem längeren Gesamtüberleben (OS) als eine Chemotherapie allein. Dies ergab die Phase-2-Studie NADIM-II, deren Ergebnisse eine spanische Arbeitsgruppe im New England Journal of Medicine publiziert hat.
In der offenen Studie erhielten randomisiert 59 Patienten neoadjuvant Nivolumab und eine Platin-basierte Chemotherapie oder eine Chemotherapie allein, gefolgt von der Operation. Bei R0-Resektion wurden Patienten in der experimentellen Gruppe adjuvant über 6 Monate mit Nivolumab weiter behandelt.
Der primäre Endpunkt, ein komplettes pathologisches Ansprechen, wurde erreicht. In der Nivolumab-Gruppe sprachen 37% der Patienten und in der Kontrollgruppe 7% an (RR 5,34, p=0,02).
Nach Kaplan-Meier-Schätzungen überlebten ohne Progression nach 24 Monaten 67,2% in der Nivolumab- und 40,9% in der Chemotherapie-Gruppe. Das 2-Jahres-Gesamtüberleben lag bei 85,0% in der Nivolumab-Gruppe und 63,6% in der Kontrollgruppe.
Unerwünschte Ereignisse vom Grad 3 oder 4 traten bei 11 Patienten mit Nivolumab (19%) und bei 3 Patienten in der Kontrollgruppe (10%) auf.
Leberkrebs: Statine mit geringem Risiko für Lebererkrankungen assoziiert
Die regelmäßige Einnahme von Statinen ist mit einem um 15% geringeren Risiko für Lebererkrankungen und mit einem um 42% geringeren Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom assoziiert. Dies berichtet eine internationale Arbeitsgruppe in JAMA Network Open . „Unsere Studie ist unseres Wissens nach die erste Untersuchung, die einen hepatoprotektiven Zusammenhang von Statinen in der Allgemeinbevölkerung zeigt, der zeit-, dosis- und risikoabhängig sein kann“, so die Autoren
Die retrospektive Kohortenstudie nutzte Daten von 1.785.491 Patienten aus 3 Quellen: der UK Biobank (Aufnahme zwischen 2006 und 2010 und Fortsetzung bis Mai 2021), der Penn Medicine Biobank (Aufnahme im Jahr 2013 und Fortsetzung bis Dezember 2020) und der TriNetX-Kohorte (Aufnahme zwischen 2011 und 2020 und Fortsetzung bis September 2022). Im Beobachtungszeitraum wurden 581 Fälle von leberassoziiertem Tod, 472 Fälle von hepatozellulärem Karzinom und 98.497 neue Lebererkrankungen registriert.
Im Vergleich zu Nicht-Statin-Konsumenten war bei Statin-Verwendern aus der UK Biobank das Risiko für eine Lebererkrankung um 15%, für einen leberbedingten Tod um 28% und für ein hepatozelluläres Karzinom um 42% geringer.
Detailanalysen zeigten eine signifikant niedrigere HR für alkoholbedingte Lebererkrankungen und die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD). Das Risiko für die Entwicklung einer Zirrhose war bei Statin-Konsumenten um 30% (HR 0,70, p<0,001) niedriger.
Nierenzellkarzinom: Entzündungsparameter ermöglichen Beurteilung des Therapieansprechens
Die Veränderung der systemischen Entzündungsreaktion im Blut während der Therapie liefert bei Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom wertvolle prognostische Informationen, unabhängig vom Ansprechen nach Bildgebung auf die Behandlung. Als Laborparameter eignen sich das C-reaktive Protein (CRP) und Albumin.
Forscher aus Bonn, Essen und Erlangen kam in JAMA Oncology zu dem Schluss, dass zur Überwachung von Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom in Zukunft sowohl die Bildgebung als auch die ergänzende Analyse der Entzündungswerte eingesetzt werden sollten.
„Beide Blutparameter sind breit verfügbar und kostengünstig zu bestimmen und können somit national und international sofort für ein verbessertes Therapiemonitoring von Krebspatienten in den klinischen Alltag integriert werden. Durch eine verbesserte Vorhersage des Therapieversagens könnten Patienten besser identifiziert werden, die von einer Umstellung oder Intensivierung der Therapie profitieren könnten. Dieses Konzept muss in zukünftigen Studien untersucht werden“, so Dr. Jonas Saal, Bonn, in einer Pressemitteilung.
Kopf-Hals-Tumoren: Übergewicht mit besserem Outcome assoziiert
Bei Patienten mit nicht metastasierten Kopf-Hals-Tumoren war Übergewicht im Vergleich zu Normalgewicht mit einem besseren Ansprechen und Überleben (OS) auf eine Radiochemotherapie assoziiert. Dies ergab eine retrospektive Kohortenstudie mit 445 Patienten des Roswell Park Comprehensive Cancer Center, Buffalo, New York, die in JAMA Network Open erschienen ist.
Von den 445 Patienten waren 107 (24%) normalgewichtig, 179 (40,2%) übergewichtig und 159 (35,7%) adipös. Nach einer mittleren Nachbeobachtungzeit von 48,1 Monaten war Übergewicht mit einem besseren 5-Jahres-OS von 71,5% versus 58,4% und einem besseren 5-Jahres-PFS von 68,3% versus 50,8% verbunden.
Übergewicht und Adipositas waren häufiger mit einem vollständigen metabolischen Ansprechen nach PET-CT assoziiert und bei Übergewicht war lokoregionäres Versagen seltener. Keine Assoziation konnte mit dem distanten Versagen gezeigt werden.
Nach Meinung der Autoren könnten die unterschiedlichen Befunde bei Übergewicht und Adipositas auf einen nichtlinearen Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Überlebenswahrscheinlichkeit zurückzuführen sein, wobei die höchste Überlebenswahrscheinlichkeit bei Übergewicht liegen könnte.
Kolon-, Lungen-, Prostatakarzinom: Kardiorespiratorische Fitness mit Erkrankungsrisiko und Sterberisiko assoziiert
Eine gute kardiorespiratorische Fitness ist mit einem geringeren Risiko für eine Erkrankung an Kolon- (HR 0,98) und Lungenkarzinom (HR 0,98), jedoch mit einem höheren Risiko für ein Prostatakarzinom (HR 1,01) assoziiert. Außerdem geht eine bessere kardiorespiratorische Fitness mit einem geringeren Sterberisiko an Kolonkarzinom (HR 0,98), Lungenkrebs (HR 0,97) und Prostatakarzinom (HR 0,95) einher. Dies berichtet eine Arbeitsgruppe aus Stockholm in JAMA Network Open .
In einer prospektiven Kohortenstudie analysierte sie Daten von 177.709 Männern im Alter zwischen 18 und 75 Jahren. Die kardiorespiratorische Fitness wurde anhand des maximalen Sauerstoffverbrauch bei submaximaler Ergometerbelastung definiert.
Bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 9,6 Jahren traten insgesamt 499 Fälle von Kolonkarzinom, 283 Fälle von Lungenkrebs und 1.918 Fälle von Prostatakrebs auf. 152 Patienten starben an Darmkrebs, 207 an Lungenkrebs und 141 an Prostatakrebs.
MGUS: Gensignatur kann Fortschreiten zum multiplen Myelom besser vorhersagen
Mit Hilfe einer „Gensignatur 36“ (GS36, GS36-Score) kann das Progressionsrisiko einer monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) in ein multiples Myelom besser vorhergesagt werden als nur mit Serummarkern. Dies berichtet eine Arbeitsgruppe aus Little Rock, Arkansas, im Journal of Hematology & Oncology .
Derzeit werden vor allem Serummarker verwendet, um das Progressionsrisiko einer MGUS zum multiplen Myelom (MM) zu bestimmten. Alle beim MM vorliegenden genetischen Änderungen sind auch beim MGUS nachzuweisen, bislang fehlte jedoch eine robuste Signatur zur Beurteilung des Progressionsrisikos.
Von 374 aufeinanderfolgenden MGUS-Patienten wurde das Genexpressionsprofil bestimmt. Innerhalb von 10 Jahren entwickelten 40 Patienten ein MM (Progressionsgruppe), 334 blieben stabil (stabile Gruppe).
Microarrays der Plasmazell-mRNA wurden zur Definition der Signatur eingesetzt. Nach 3-facher Kreuzvalidierung wurden die 36 am besten geeigneten Gene in die Gensignatur (GS36) einbezogen. Mit diesem GS36-Score konnte das Risiko einer Progression der MGUS vorhergesagt werden.
Ein optimaler Grenzwert für das Progressionsrisiko anhand des GS36-Scores lag bei 0,7. Damit konnte eine Untergruppe von 61 Patienten mit einer 10-Jahres-Progressionswahrscheinlichkeit von 54,1% identifiziert werden. Bei den übrigen 313 Patienten betrug die Progressionswahrscheinlichkeit lediglich 2,2 %.
Darüber hinaus identifizierten Forscher mit GS36, dem Quotienten der freien Leichtketten und einer Immunparese eine Untergruppe von MGUS-Patienten mit einem Risiko von 82,4% für eine Progression zum MM innerhalb von 10 Jahren.
Alles in allem lieferte GS36 in Kombination mit Serummarkern ein robustes Modell zur Beurteilung des Risikos einer MGUS-Progression. „Diese Ergebnisse unterstützen nachdrücklich die Einbeziehung der Genomanalyse in die Behandlung von MGUS, um Patienten zu identifizieren, die von einer häufigeren Überwachung profitieren könnten“, resümieren die Autoren.
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Credits:
Photographer: © Puwadol Jaturawutthichai
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Diesen Artikel so zitieren: Statine könnten Risiko für Leberkrebs senken; Übergewicht mit besserem Outcome bei Kopf-Hals-Tumoren assoziiert - Medscape - 4. Jul 2023.
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