Bei Patienten mit atopischer Dermatitis erwies sich die Monotherapie mit Lebrikizumab, einem Interleukin-13-Inhibitor, in der Induktionsphase als sicher und wirksam. Das zeigen Daten aus den Phase-3-Studien ADvocate1 und ADvocate2; Details wurden im New England Journal of Medicine veröffentlicht [1].
An beiden identisch konzipierten, 52-wöchigen, randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studien nahmen 851 Jugendliche und Erwachsene mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis teil. Das Protokoll sah eine 16-wöchige Induktionsphase, gefolgt von einer 36-wöchigen Erhaltungsphase.
In der 16. Woche zeigten die Ergebnisse „einen raschen Wirkungseintritt in mehreren Bereichen, wie z.B. gegen die Ablösung von Hautschichten oder gegen Juckreiz“, schreiben der Hauptautor Dr. Jonathan Silverberg, Leiter der klinischen Forschung im Bereich Kontaktdermatitis an der George Washington University, Washington, und Kollegen. „Obwohl eine 16-wöchige Behandlung mit Lebrikizumab nicht ausreicht, um die langfristige Sicherheit zu beurteilen, deuten die Ergebnisse der Induktionsphase dieser beiden Studien auf ein Sicherheitsprofil hin, das mit Ergebnissen früherer Studien übereinstimmt.“
Die auf der Jahrestagung der European Academy of Dermatology and Venereology 2022 vorgestellten, aber noch nicht veröffentlichten Ergebnisse zeigten eine ähnliche Wirksamkeit bis zum Ende des Studienzeitraums.
Signifikante Verbesserung des Hautbildes auf unterschiedlichen Skalen
Ein Blick auf Details: Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip Studienarmen mit Lebrikizumab 250 mg (mit einer 500-mg-Dosis zu Studienbeginn und in Woche 2) oder mit Placebo zugeteilt, jeweils bei subkutaner Gabe.
Andere topische oder systemische Behandlungen bis Woche 16 waren untersagt, es sei denn, sie waren nach ärztlicher Einschätzung unbedingt erforderlich. In solchen Fällen wurden topische Glukokortikoide mittlerer Potenz als Erstlinientherapie verabreicht, während das Studienmedikament abgesetzt wurde.
In beiden Studien wurde der primäre Endpunkt, ein Wert von 0 oder 1 auf dem Investigator's Global Assessment (IGA), und eine Verringerung um mindestens 2 Punkte gegenüber dem Ausgangswert in Woche 16 unter Lebrikizumab häufiger erreicht als unter Placebo: 43,1% versus 12,7% in Studie 1 (p°<°0,001) bzw. 33,2% versus 10,8% in Studie 2 (p°<°0,001).
Außerdem erreichte ein höherer Prozentsatz der Patienten unter Lebrikizumab als unter Placebo ein EASI-75-Ansprechen (eine 75-prozentige Verbesserung des Eczema Area and Severity Index): 58,8% versus 16,2% (p°<°0,001) in Studie 1 und 52,1% versus 18,1% (p°<°0,001) in Studie 2.
Der Juckreiz verringerte sich unter Lebrikizumab im Vergleich zu Placebo signifikant häufiger. Gemessen wurde dies durch eine Verringerung des NRS-Wertes für Juckreiz um mindestens 4 Punkte von Studienbeginn bis Woche 16 und eine Verringerung des Wertes auf der Skala für Schlafstörungen um mindestens 2 Punkte von Studienbeginn bis Woche 16 (p°<°0,001 für beide Messwerte in beiden Studien).
Ein höherer Prozentsatz der Placebo- als der Lebrikizumab-Patienten brach die Studien während der initialen Phase ab (14,9% versus 7,1% in Studie 1 und 11,0% versus 7,8% in Studie 2), und der Einsatz von Notfallmedikamenten war in beiden Placebo-Gruppen etwa 3-mal bzw. 2-mal so hoch wie unter Verum.
Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen im Vergleich zu Placebo zählten Bindehautentzündungen (7,4% gegenüber 2,8% in Studie 1 und 7,5 % gegenüber 2,1% in Studie 2).
Obwohl mehrere Theorien für die Entstehung von Bindehautentzündungen bei Patienten mit atopischer Dermatitis, die mit dieser Klasse von Biologika behandelt werden, diskutiert werden, bleibt der Mechanismus unklar. Die Autoren wünschen sich hier weitere Forschungsprojekte.
Vielversprechende Ergebnisse
Dr. Zelma Chiesa Fuxench, die nicht an der Studie beteiligt war, kommentierte, die Resultate würden „weiterhin die überlegene Wirksamkeit und das günstige Sicherheitsprofil“ von Lebrikizumab bei Jugendlichen und Erwachsenen belegen und Ergebnisse früherer Phase-2-Studien bestätigen. „Die bisherigen Ergebnisse dieser Studien geben Patienten mit atopischer Dermatitis, die immer noch darum kämpfen, ihre Krankheit unter Kontrolle zu bringen, mehr Hoffnung und die Möglichkeit einer besseren Zukunft.“ Die Expertin arbeitet an der Abteilung für Dermatologie, University of Pennsylvania, Philadelphia.
Sie sagt, sie freue sich auf vollständige Daten – speziell zu Patienten, welche den primären Endpunkt erreicht hätten und dann entweder auf Placebo randomisiert würden oder alle 2 Wochen bzw. 4 Wochen für den 36-wöchigen Erhaltungszeitraum Verum erhielten. „Denn wir wissen, dass es Daten für andere Biologika bei atopischer Dermatitis (wie Tralokinumab) gibt, die zeigen, dass eine Verringerung der Häufigkeit der Injektionen für Patienten möglich ist, die nach einer anfänglichen 16-wöchigen Therapie alle 2 Wochen eine Krankheitskontrolle erreichen“, sagt die Dermatologin.
Der Beitrag wurde von Michael van den Heuvel aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
Fanden Sie diesen Artikel interessant? Hier ist der Link zu unseren kostenlosen Newsletter-Angeboten – damit Sie keine Nachrichten aus der Medizin verpassen.
Credits:
Photographer: © Rochu2008
Lead Image: Dreamstime
Medscape Nachrichten © 2023 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Juckreiz-Stopper: Lebrikizumab erweist sich in der Monotherapie der atopischen Dermatitis als sicher und wirksam - Medscape - 9. Jun 2023.
Kommentar