Chicago – Die adjuvante Therapie mit dem Tyrosinkinase-Inhibitor Osimertinib verlängerte im Vergleich zu Placebo bei Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) im Stadium IB bis IIIA und EGFR-Mutation das Gesamtüberleben (OS) signifikant (Hazard-Ratio [HR] 0,49, p°<°0,001). Dies ergab die finale Analyse der Phase-3-Studie ADAURA, die Prof. Dr. Roy Herbst, Yale Cancer Center, New Haven/Connecticut, am 4. Juni 2023 in der Plenarsitzung bei der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellt und parallel im New England Journal of Medicine publiziert hat [1,2].
„ADAURA ist die erste globale Phase-3-Studie, in der ein statistisch signifikanter und klinisch bedeutsamer Effekt auf das Gesamtüberleben mit einer gezielten Therapie bei dieser Patientenpopulation gezeigt werden konnte, was Osimertinib als Therapiestandard als Adjuvans bei Patienten mit reseziertem EGFR-mutierten NSCLC im Stadium IB bis IIIA untermauert. Und sie unterstreicht die Bedeutung von frühen EGFR-Tests, um mehr Patienten den Zugang zur Behandlung zu ermöglichen“, so Herbst.
Diskutant Prof. Dr. Benjamin J. Solomon, Peter MacCallum Center Centre, Melbourne, Australien, sagte: „Diese bislang noch nie gesehenen Ergebnisse zum Gesamtüberleben bei frühem NSCLC sind praxisverändernd oder bestätigen die Praxis derjenigen, die ihre Therapie schon geändert haben.“ Nach der ersten Präsentation der ADAURA-Daten im Jahr 2020 habe sich die Frage gestellt, ob sich die Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens in einer Verbesserung des OS niederschlagen werde. Und die Antwort aus der aktuellen Analyse sei ein klares „Ja“.
Osimertinib in der adjuvanten Therapie bereits Standard
Rund 80% der bösartigen Lungenerkrankungen werden durch ein nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom verursacht. Hiervon kann bei 30% der Patienten ein Tumor in Stadium IB, II oder IIIA operiert werden. Anschließend wird eine adjuvante Therapie empfohlen. Etwa 10 bis 50% der NSCLC-Patienten weisen EGFR-Mutationen auf, die mit einem erhöhten Rezidivrisiko einher gehen.
Inzwischen wird Osimertinib, ein Tyrosinkinase-Inhibitor der 3. Generation, aufgrund der ersten Ergebnisse der ADAURA-Studie breit für die adjuvante Therapie empfohlen. Herbst hatte diese Ergebnisse auf dem virtuellen ASCO-Kongress im Jahr 2020 ebenfalls in der Plenarsitzung präsentiert ( Medscape berichtete). Adjuvantes Osimertinib führte im primären Endpunkt der Studie zu einer hochsignifikanten und klinisch bedeutsamen Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens (DFS) mit einer Hazard-Ratio von 0,20 (p°<°0,0001).
Eine im Januar 2023 aktualisierte DFS-Analyse ergab, dass Osimertinib das PFS von 28,1 Monaten auf 65,8 Monate verlängert hatte (HR 0,27). Zusätzliche Analysen zeigten einen signifikanten Effekt von Osimertinib auf ZNS-Metastasen mit einer Verbesserung des ZNS-DFS.
Details der Studie
Nun stellte Herbst die Ergebnisse der finalen OS-Analyse der ADAURA-Studie vor, in der 339 Patienten mit Osimertinib (80 mg/Tag) und 343 adjuvant mit Placebo behandelt worden waren. Die Therapie hatte bis zu 3 Jahre, bis zur Progression der Erkrankung oder bis zum Abbruch aus anderen Gründen gedauert. Die Patienten waren im Mittel 64 Jahre alt, ca. 70% waren Frauen. Rund 70% waren Nichtraucher.
In der finalen Analyse wurden die Patienten im Median 61,7 Monate im Osimertinib-Arm und 60,4 Monate im Placebo-Arm nachbeobachtet.
Bei allen Patienten mit NSCLC im Stadium IB/II/IIIA senkte Osimertinib das Sterberisiko im Vergleich zu Placebo um 51% (HR 0,49, p°<°0,0001). Die OS-Raten nach 36, 48 und 60 Monaten im Osimertinib-Arm betrugen 95%, 93% bzw. 88% – im Placebo-Arm 89%, 84% bzw. 78%.
Bei Patienten mit NSCLC im Stadium II/IIIA senkte Osimertinib das Sterberisiko ebenfalls um 51% (HR 0,49, p°=°0,004). Die OS-Raten nach 36, 48 und 60 Monaten im Osimertinib-Arm betrugen 94%, 91% bzw. 85%. Im Placebo-Arm 86%, 80% bzw. 73%.
Der Überlebensvorteil mit Osimertinib war in allen vordefinierten Subgruppen zu sehen. Die Ergebnisse waren in den verschiedenen Krankheitsstadien sowie mit und ohne Chemotherapie konsistent.
Zum Zeitpunkt der Datenerhebung hatten 22% der Patienten in der Osimertinib-Gruppe und 54% in der Placebo-Gruppe eine weitere Antitumor-Therapie erhalten, und zwar meist Osimertinib.
Bei 23% der Patienten unter Osimertinib und bei 14% unter Placebo wurden Nebenwirkungen vom Schweregrad ≥ 3 beobachtet. Eine Therapieabbruch wegen Nebenwirkungen erfolgte in 13% bzw. 3% der Fälle, eine Dosisreduktion bei 12% bzw. 1% und eine Therapieunterbrechung bei 27% bzw. 13%.
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Credits:
Photographer: © Axel Kock
Lead Image: Dreamstime
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Diesen Artikel so zitieren: Deutlicher Fortschritt bei Lungenkrebs: Osimertinib hilft, Patienten mit Nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom länger zu leben - Medscape - 6. Jun 2023.
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