„Ein bahnbrechendes Ergebnis“ – deutlicher Überlebensvorteil beim Zervixkarzinom bringt Pembrolizumab in die Erstlinientherapie

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

5. Juni 2023

Chicago – Die Erstlinientherapie von Frauen mit fortgeschrittenem Zervixkarzinom beinhaltet nun die Kombination des PD1-Inhibitors Pembrolizumab mit Platin-basierter Chemotherapie ohne oder mit Bevacizumab.

Diese Einordnung basiert auf den finalen Ergebnissen der Phase-3-Studie KEYNOTE-826, die bei der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) von Prof. Dr. Bradley J. Monk, Abteilung für gynäkologische Onkologie an der Creighton University School of Medicine, Phoenix, USA, präsentiert wurden [1].

Sein Fazit lautete: „Diese Studie zeigt, dass eine früher im Verlauf der Erkrankung eingesetzte Immuntherapie einen erheblichen Vorteil für das Gesamtüberleben hat im Vergleich zu einer Zweitlinientherapie. Unsere Ergebnisse zeigen auch einen Überlebensvorteil von Pembrolizumab bei Patienten, die nicht für Bevacizumab in Frage kommen, sie bieten so eine therapeutische Option für diese Patientengruppe mit einem hohen bislang ungedeckten Bedarf.“

Diskutantin Prof. Dr. Catheryn M. Yashar, Radioonkologin an der Universität von Kalifornien in San Diego, fand es „sehr aufregend, dass wir Wirkstoffe haben, die das PFS und das Gesamt-Überleben“ dieser Patienten verbessern. Diese Studie bestätige frühere Erfahrungen. Pembrolizumab plus Chemotherapie mit oder ohne Bevacizumab sei auch seit 2023 in den Leitlinien des National Comprehensive Cancer Network 2023 als bevorzugte Erstlinien-Therapie für diese Patientinnen aufgeführt.

PD1-Inhibitor als Erstlinien-Therapie

Eine Platin-basierte Chemotherapie ist Standard in der Behandlung des persistierenden, rezidivierten oder metastasierten Zervixkarzinoms. Regime mit Platin, Paclitaxel und Bevacizumab führten zu einem medianen Gesamtüberleben von 17,5 Monaten in der GOG-240-Studie. „Weil das Zervixkarzinom mit HPV eine virale Ursache hat, könnte eine Immuntherapie funktionieren“, so Monk zum Hintergrund der Studie.

In der doppelblinden, internationalen KEYNOTE-826-Studie erhielten deshalb Patientinnen mit persistierendem, rezidiviertem oder metastasiertem Zervixkarzinom randomisiert Pembrolizumab (200 mg) oder Placebo alle 3 Wochen über bis zu 35 Zyklen. Zusätzlich wurden alle Patienten mit Platin-basierter Chemotherapie und nach Entscheidung des Behandlers mit Bevacizumab behandelt. Sie wurden nach dem PD-L1 kombinierten Positiv-Score (CPS) stratifiziert

 
Weil das Zervixkarzinom mit HPV eine virale Ursache hat, könnte eine Immuntherapie funktionieren. Prof. Dr. Bradley J. Monk
 

Der duale primäre Endpunkt umfasste das PFS und das OS. Ergebnisse einer Interimsanalyse zeigten, dass die zusätzliche Gabe von Pembrolizumab das PFS von 8,2 auf 10,4 Monate verlängert hatte (Hazard Ratio: 0,65; p < 0,001) [2]. Das Gesamtüberleben nach 24 Monaten war mit Pembrolizumab mit 53% ebenfalls signifikant besser als mit Placebo (41,7%; HR: 0,64; p < 0,001).

Finale Daten der KEYNOTE-826-Studie

Monk stellte nun beim ASCO-Kongress die finalen Ergebnisse der Studie zum Gesamtüberleben vor.

Wie die Tabelle zeigt, verbesserte die zusätzliche Gabe von Pembrolizumab zur platinhaltigen Chemotherapie das Gesamt- und das progressionsfreie Überleben unabhängig vom CPS-Score und unabhängig von der Gabe von Bevacizumab signifikant.

 

 

 

 

PD-L1 CPS ≥1

All-Comer

PD-L1 CPS ≥10

Pembro
+
Chemo
n = 273

Placebo +
Chemo
n = 275

Pembro +
Chemo
n = 308

Placebo +
Chemo
n = 309

Pembro +
Chemo
n = 158

Placebo +
Chemo
n = 159

OS, Median

[Monate]

28,6

16,5

26,4

16,8

29,6

17,4

24-Monats-OS [%]

53,5

39,4

52,1

38,7

54,4

42,5

OS, HR
 

0,60
p < 0,0001

0,63
p < 0,0001

0,58
p < 0,0001

PFS, Median [Monate]

10,5

8,2

10,4

8,2

10,4

8,1

12-Monats-PFS [%]

45,6

33,7

44,7

33.1

44.7

33.5

PFS, HR

0,58
p < 0,0001

0,61
p < 0,0001

0,52
p < 0,0001

 

Tab. Finale Ergebnisse der KEYNOTE-826-Studie zur Wirkung von Pembrolizumab auf Gesamt(OS)- und progressionsfreies Überleben (PFS) bei Frauen mit Zervixkarzinom

Die Zugabe von Pembrolizumab zu Chemotherapie ± Bevacizumab reduzierte das Sterberisiko signifikant um 40% in der Gruppe mit PD-L1-CPS ≥1, um 37% in der Gesamt-Population und um 42% in der Gruppe mit PD-L1-CPS ≥10.

„Dies ist ein bahnbrechendes Ergebnis“, sagte Monk bei einer Pressekonferenz der ASCO. „Bei den 90% der Patientinnen, die PD-L1 exprimieren, gab es unter zusätzlicher Gabe von Pembrolizumab zur Chemotherapie mit oder ohne Bevacizumab an jedem Punkt entlang der Überlebens-Kurve einen Unterschied von 40 %.“

Nebenwirkungen vom Schweregrad 3 oder höher waren mit Pembrolizumab häufiger (82,4%) als in der Vergleichsgruppe (75,4%). Die häufigsten schweren Nebenwirkungen in der Pembrolizumab-Gruppe im Vergleich zu Placebo waren Anämie (30,3% versus 27,8%), Neutropenie (12,4% versus 9,7%) und Hypertonie (10,4% versus 11,7%).

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