Die wichtigsten internistischen Themen vom DGIM-Kongress stellt hier der Hausarzt Dr. Marcel Schorrlepp, Sprecher der AG Hausärztliche Internisten der DGIM, in einem Video vor.
Transkript des Videos von Dr. Marcel Schorrlepp, Internistische Hausarztpraxis, Mainz-Gosenheim, Sprecher der AG Hausärztliche Internisten der DGIM
Das Transkript wurde zur besseren Lesbarkeit leicht redigiert.
Guten Tag, ich begrüße Sie herzlich hier auf dem Internisten-Kongress aus dem schönen Wiesbaden. Ich würde Ihnen gern etwas über meine persönlichen Highlights erzählen. Mein Name ist Marcel Schorrlepp. Ich bin Sprecher der Hausärztlichen Internisten der Arbeitsgemeinschaft in der DGIM.
Blutdruckmessung in der Praxis und zu Hause
Besonders aufgefallen ist mir eine Veranstaltung der Hochdruckliga. Wir messen in der Praxis den Blutdruck, und lassen Patienten den Blutdruck messen. Dabei ist aufgefallen, dass Messungen in der Praxis viel, viel schlechter sind als wenn Patienten dies Hause machen.
Patienten benötigen natürlich eine Anleitung. Sie sollen 3-mal hintereinander messen, sie sollen sich hinsetzen zur Messung, und die Daten aufschreiben. Dann mindestens über eine Woche die Lernkurve so gestalten, dass sich wirklich die richtige Werte einstellen. Nach einer Woche können sie Pause machen. Schön ist es, wenn sie uns die Werte übermitteln, per Post oder per E-Mail. Oder wir finden eine andere Form des Austauschs.
Was ganz wichtig ist: Wir haben uns immer so viel eingebildet auf die Handmessung beim Blutdruck messen. Ganz ehrlich muss man sagen: Elektronischen Messgeräte sind besser. Auch da gilt: Bitte 3-mal messen! Wenn wir es hinbekommen, erhalten wir auch ein paar ganz gute Werte.
Sport und Herzgesundheit
Welches Highlight habe ich noch? Jetzt steht wieder die Zeit der Marathons an. Es gibt richtige Athleten und es gibt Athleten, die es jetzt nochmals wissen wollen. Sie sind 40 oder 50 Jahre alt, haben viel Gewicht abgenommen, haben vielleicht eine Krankheit überwunden und möchten jetzt bei einem Halbmarathon oder Marathon mitlaufen.
Diese engagierten Patienten, die endlich umsetzen, was wir wollen, nämlich, dass sie sich bewegen, benötigen eine gründliche Untersuchung, zum Teil durch Hausärzte, zum Teil aber auch durch Kardiologen.
Ein EKG allein wird nicht ausreichen. Lieber mal ein Herzecho machen, es lohnt sich. Im Zweifelsfall hat man damit ein Leben gerettet.
Weisen Sie Patienten darauf hin, wenn sich der Verein des Sportlers nicht darum kümmert: Empfehlen Sie als Hausarzt eine kardiologische Untersuchung. Ein Herzecho reicht aus, um angeborene oder erworbene Herzmuskelschäden zu erkennen. Das gilt für alle Leistungssportarten, auch für Fußball oder Basketball.
Zöliakie richtig diagnostizieren
Ein weiteres Highlight war die neue, aktualisierte Leitlinie zu Zöliakie. Hier ist ganz wichtig, folgenden Sachverhalt bei der Diagnostik zu bedenken, damit wir keine Fehler machen.
Patienten fragen uns: „Könne Sie da nicht Blut abnehmen?“ Ja, wir können die Gewebstransglutaminase bestimmen. Aber fragen Sie bitte immer Ihre Patienten: „Haben Sie eine glutenfreie Diät gemacht?“ Sollte das der Fall sein, brauchen wir eine 3-monatige glutenhaltige Ernährung. Da darf nicht dran gespart werden. Sonst kann diese Untersuchung falsche Ergebnisse liefiern. Also nicht vergessen: Wenn wir eine Gluten-Untersuchung machen, dann müssen Patienten vorher auch glutenhaltige Nahrungsmittel zu sich genommen haben.
Demenz und Fahrtüchtigkeit
Ein Highlight möchte ich Ihnen auch noch gern ans Herz legen. Meine Kollegin Irmgard Landgraf hat ein tolles Symposium über Demenz und Fahrtüchtigkeit geleitet.
Das Thema wird immer wieder an uns herangetragen – meistens nicht von den Betroffenen selbst („Darf ich noch fahren?“), sondern von Angehörigen. Sollten wir als Arzt den Eindruck haben, dass eine Fahruntüchtigkeit oder eine Demenz bestehen könnte, haben wir die Möglichkeit, den Mini-Mental-Status zu erheben.
Liegt dieser unterhalb von 21 Punkten, wird es schwierig. Dann ist die Fahrtüchtigkeit eigentlich nicht mehr gegeben. Im Zweifelsfall sollte sich ein Patient darauf vielleicht nicht einlassen, raten Sie, dass die Fahrtüchtigkeit extern überprüft wird, etwa beim ADAC, bei der DEKRA, beim TÜV oder bei Fahrschulen. Alte Patienten, die noch fahren wollen, könne dort ihre Fahrtüchtigkeit unter Beweis stellen.
Der Beitrag ist im Original erschienen auf Coliquio.de .
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Diesen Artikel so zitieren: Die Highlights für Hausärzte vom DGIM-Kongress: Praxis-Tipps zur Blutdruckmessung, Sportkardiologie und Zöliakie-Diagnostik - Medscape - 15. Mai 2023.
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