Gonarthrose: Bewegungstherapie möglichst früh beginnen – davon profitieren Patienten

Tara Haelle

Interessenkonflikte

27. April 2023

Denver – Eine frühzeitige Bewegungstherapie bei Menschen, die Symptome einer Kniearthrose entwickeln, geht mit geringfügig niedrigeren Schmerzwerten und mit einer geringfügig besseren Funktion einher als eine Bewegungstherapie, die erst bei länger bestehenden Symptomen begonnen wird. Dies geht aus einer Studie hervor, die auf dem Weltkongress OARSI 2023 der Osteoarthritis Research Society International vorgestellt worden ist [1]

Obwohl der Nutzen einer Bewegungstherapie bei fortgeschrittener Kniearthrose bereits gut belegt war, untersuchte diese Studie speziell den Nutzen einer Bewegungstherapie zu einem früheren Zeitpunkt, also bei Patienten, die noch nicht so lange Arthrose-Symptome haben.

„Bewegung scheint in der Tat bei Patienten mit kürzerer Symptomdauer besonders vorteilhaft zu sein und sollte daher beim ersten Auftreten von Symptomen gefördert werden“, erklärte Dr. Marienke van Middelkoop von der Erasmus MC Medical University in Rotterdam auf der Tagung. „Es ist jedoch immer noch eine Herausforderung, wie wir Patienten identifizieren, aber auch, wie wir diese Patienten mit frühen Arthrose-Symptomen motivieren.“ Sie wies darauf hin, dass es in einer separaten Pilotstudie Schwierigkeiten gegeben habe, Personen mit kurzer Symptomdauer zu rekrutieren.

 
Bewegung scheint in der Tat bei Patienten mit kürzerer Symptomdauer besonders vorteilhaft zu sein (...). Dr. Marienke van Middelkoop
 

Daten von knapp 2.000 Patienten ausgewertet

Wissenschaftler untersuchten die Wirkung von Bewegungstherapien bei Gonarthrose-Patienten im Alter von mindestens 45 Jahren. Sie stützten sich dabei auf die Daten einzelner Teilnehmer der STEER-OA-Studie, einer Metaanalyse von 31 Studien mit 4.241 Teilnehmern. 

Nach Ausschluss von Studien, die keine Angaben zur Symptomdauer enthielten, keine Kontrollgruppe oder keine Einwilligung enthielten oder sich auf Hüftarthrose konzentrierten, blieben 10 Studien mit 1.895 Teilnehmern übrig. Diese Teilnehmer wurden nach der Dauer ihrer Symptome eingeteilt: 

  • Weniger als 1 Jahr (14,4%), 

  • 1-2 Jahre (11%),

  • 2 Jahre oder länger (74%).

Etwa 2 Drittel der Teilnehmer waren Frauen (65,9%), mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren und einem durchschnittlichen Body-Mass-Index (BMI) von 30,7 kg/m2

62% der Teilnehmer der Interventionsgruppe machten therapeutische Übungen an Land oder im Wasser, während Teilnehmer der Kontrollgruppe keine Übungen machten. Die Ergebnisse wurden anhand selbst angegebener Schmerzen oder körperlicher Funktionen bei der kurz- und langfristigen Nachuntersuchung bewertet. Der Abschlusstermin lag bei der Kurzzeituntersuchung so nah wie möglich an 3 Monaten und bei der Langzeituntersuchung so nah wie möglich an 12 Monaten. 

Weniger Schmerzen, bessere Funktionalitäten

Bei Studienbeginn gaben Teilnehmer einen durchschnittlichen Schmerzwert von 41,7 auf einer Skala von 0 bis 100 und einen durchschnittlichen Wert für ihre körperliche Funktion von 37,4 auf einer Skala von 0 bis 100 an, wobei niedrigere Werte eine bessere Funktion anzeigen.

Bei Patienten, die eine Bewegungstherapie machten, sanken die durchschnittlichen Schmerzwerte kurzfristig um 4,56 Punkte und langfristig um 7,43 Punkte. Die kurz- und langfristigen Schmerzwerte waren bei Personen niedriger, deren Symptome kürzer andauerten. So meldeten Teilnehmer, die seit weniger als 1 Jahr Beschwerden hatten, einen kurzfristigen Schmerzwert von 29, verglichen mit 30 bei denjenigen, die seit 1 bis 2 Jahren Schmerzen hatten, und 32 bei denjenigen, die seit mindestens 2 Jahren Schmerzen hatten. Bei den Langzeitschmerzen waren die Ergebnisse ähnlich (26 gegenüber 28 bzw. 33).

Der durchschnittliche kurzfristige Funktionswert betrug 26 bei Teilnehmern, die seit weniger als 1 Jahr Symptome hatten, verglichen mit 28 bei denjenigen, die seit 1 bis 2 Jahren Symptome hatten, und 30 bei denjenigen, die seit mindestens 2 Jahren Symptome hatten. Längerfristige Funktionswerte lagen mit zunehmender Symptomdauer bei 21, 24 bzw. 29.

Patienten gezielt über den Nutzen von Bewegung informieren

Chris Yun Lane, University of North Carolina in Chapel Hill, war nicht überrascht über den Nutzen von Bewegung, da es bereits umfangreiche Belege dafür gebe, dass Bewegung für Arthrose-Patienten mit länger andauernden Symptomen von Vorteil sei. „Es kann sehr hilfreich sein, ein wenig Zeit in die Aufklärung zu investieren und einfache Bewegungsprogramme, wie z. B. Walking, zu entwickeln“, sagte er. „Natürlich hängt einiges davon vom Patienten selbst ab, aber die Stärkung des Bewegungsumfangs ist oft sehr hilfreich.“

Laut Lane sei es besonders wichtig, dass Ärzte und Physiotherapeuten ihre Patienten auf die Bedeutung von Bewegung hinwiesen, da diese Anleitung nicht so häufig erfolge, wie dies sinnvoll sei. 

 
Es kann sehr hilfreich sein, ein wenig Zeit in die Aufklärung zu investieren und einfache Bewegungsprogramme (...) zu entwickeln. Chris Yun Lane
 

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf MDedge.com, Teil des Medscape Professional Network. Er wurde von Dr. Petra Kittner für Univadis.de übersetzt.

 

Kommentar

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