New Orleans – Erwachsene mit mittelschwerem bis schwerem chronischem Handekzem, die mit Delgocitinib-Creme behandelt wurden, hatten nach 16 Wochen signifikant weniger Beschwerden als Kontrollen mit einer wirkstofffreien Creme. Das hat eine zulassungsrelevante, randomisierte Phase-3-Studie ergeben [1].
„Chronische Handekzeme sind die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung der Hände“, sagte Dr. Robert Bissonnette, Dermatologe, Gründer und CEO von Innovaderm Research, auf der Jahrestagung der American Academy of Dermatology. Im Rahmen einer Late-Breaking Research Session wurden seine Studienergebnisse vorgestellt.
Handekzeme würden Juckreiz und Schmerzen verursachen, sprich die Lebensqualität einschränken, so Bissonnette. Ergebnisse derzeit verfügbarer topischer Behandlungen seien oft unbefriedigend.
Design der Phase-3-Studie
Delgocitinib ist ein topischer Pan-JAK-Inhibitor. Er hemmt alle 4 Enzyme der JAK-Familie. In einer Phase-2b-Dosisfindungsstudie zeigte die Behandlung mit Delgocitinib-Creme 2-mal täglich im Vergleich zur wirkstofffreien Creme eine deutlich höhere Wirksamkeit. Außerdem war Delgocitinib bei Erwachsenen mit leichtem bis schwerem chronischem Handekzem gut verträglich.
Für die Phase-3-Studie DELTA 1 wurden 487 Erwachsene mit mittelschwerem bis schwerem chronischem Handekzem nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Sie erhielten 16 Wochen lang 2-mal täglich Delgocitinib-Creme (20 mg/g) oder eine Creme ohne Wirkstoff. Nach Woche 16 hatten Patienten die Möglichkeit, an einer Langzeitstudie teilzunehmen, die derzeit noch läuft.
DELTA 1 war auf Erwachsene mit der Diagnose eines chronischen Handekzems beschränkt. Als Einschlusskriterien nennen die Autoren:
Handekzeme waren seit mehr als 3 Monaten vorhanden oder waren innerhalb der letzten 12 Monate mehr als 2-mal wieder aufgetreten.
Anhand des IGA-CHE Score (Investigator’s Global Assessment for CHE, IGA-CHE) wurden die Ekzeme als 3 (mittelschwer) oder 4 (schwer) eingestuft.
Das Hand Eczema Symptom Diary (HESD) zeigte im wöchentlichen Durchschnitt einem Wert von 4 oder mehr Punkten für Juckreiz.
Handekzeme sprachen nur unzureichend auf topische Kortikosteroide innerhalb der letzten 12 Monate an oder diese Therapie war medizinisch nicht indiziert.
Die IGA-CHE-Skala, die verwendet wurde, war neu. „Das einzige Zeichen, das [beim Ansprechen] auf der Haut vorhanden sein durfte, war ein kaum wahrnehmbares Erythem“, so Bissonnette. In mehr als 25 Jahren, in denen er an klinischen Studien beteiligt gewesen sei, habe er viele IGA-Skalen eingesetzt. Aber in dieser Studie habe man die Messlatte ziemlich hoch angelegt.
Zu den wichtigsten sekundären Endpunkten gehören eine Verbesserung des Haubildes um 75% und 90% im Hand Eczema Severity Index (HECSI) gegenüber dem Ausgangswert sowie eine Verbesserung des Dermatology Life Quality Index (DLQI) um 4 oder mehr Punkte gegenüber dem Ausgangswert, jeweils in Woche 16.
Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 44 Jahren. 88% waren weiß, 4% Asiaten, 1% Schwarze, und weitere Patienten gehörten anderen ethnischen Gruppen an. 33% hatten ein schweres Handekzem auf Grundlage ihres IGA-CHE-Scores. Der HECSI lag im Median bei 65 (entsprechend einer schweren Erkrankung), und der DLQI betrug im Median 12.
Was frühere Behandlungen des chronischen Handekzems betrifft, so hatten 19% eine Phototherapie, 14% orale Retinoide und 12% orale Kortikosteroide erhalten.
Signifikante Besserung des Handekzems unter Verum
In der Studie erreichte ein größerer Anteil der mit Delgocitinib behandelten Patienten den primären Endpunkt IGA-CHE 0/1, verglichen mit der Creme-Gruppe in Woche 4 (15,4% vs. 4,9%; p < 0,001), in Woche 8 (22,8% vs. 10,5%; p = 0,001) und in Woche 16 (19,7% vs. 9,9%; p = 0,006).
„Schon in Woche 2 gab es einen Unterschied zwischen den Studienarmen“, sagte Bissonnette. Doch die Ergebnisse seien seiner persönlichen Meinung nach nicht repräsentativ für die Wirksamkeit des Medikaments, da die IGA-Skala eine so hohe Messlatte für die Wirksamkeit vorgebe.
Was die sekundären Endpunkte betrifft, so erreichte ein größerer Anteil der mit Delgocitinib behandelten Patienten im Vergleich zu Kontrollen einen HESCI-75 (49,2% vs. 23,5 %), einen HECSI-90 (29,5% vs. 12,3%) und eine Verbesserung von mindestens 4 Punkten auf dem DLQI (74,4% vs. 50%; p < 0,001 für alle Endpunkte).
Delgocitinib wies über 16 Wochen ein ähnliches Sicherheitsprofil auf wie das Präparat ohne Wirkstoff, wobei sich der Anteil der Patienten mit unerwünschten Ereignissen (45,2% bzw. 50,6%) und schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen (1,8% bzw. 1,9%) zwischen den beiden Behandlungsgruppen nicht signifikant unterschied. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse (definiert als 5% oder mehr in jeder Gruppe) während der Studie waren COVID-19-Infektionen und Nasopharyngitis; die Raten waren in beiden Gruppen vergleichbar.
Neue Strategie für gezielte Behandlungen
Dr. Raj Chovatiya, Leiter des Zentrums zur Behandlung von Ekzemen und Juckreiz an der Northwestern University, Chicago, kommentierte die Studie gegenüber Medscape und sagte, dass chronische Handekzeme für viele Patienten eine funktionelle Einschränkung darstellten. „Angesichts der fokalen Symptome und der vielschichtigen Immunpathogenese stellt die topische JAK-Hemmung eine rationale Strategie für eine gezielte Behandlung dar“, sagte Dr. Chovatiya. Er war nicht als Prüfarzt an der Studie beteiligt.
„In der Phase-3-Studie DELTA 1 war die topische Delgocitinib-Creme der Kontrolle überlegen, wobei fast jeder 5. Patient eine klare oder fast klare Haut erreichte und es keinen Unterschied bei den unerwünschten Ereignissen zwischen den Gruppen gab“, fasst Chovatiya zusammen. „Obwohl sowohl Vergleichs- als auch Langzeitdaten hilfreich wären, um besser beurteilen zu können, wie Delgocitinib-Creme im Vergleich zu gängigen topischen Entzündungshemmern abschneidet und wie sie bei einer chronischen Erkrankung, die in der Regel eine dauerhafte Behandlung erfordert, eingesetzt werden kann, bringen uns diese Ergebnisse einer potenziell neuen Therapie für chronische Handekzeme näher.“
Der Beitrag wurde von Michael van den Heuvel aus Medscape.com übersetzt und adaptiert.
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Credits:
Photographer: © Artem Zaytsev
Lead image: Dreamstime.com
Medscape Nachrichten © 2023
Diesen Artikel so zitieren: Delgocitinib als Alternative zu Kortison? Ein JAK-Inhibitor als neue Therapieoption beim chronischen Handekzem – die Datenlage - Medscape - 21. Apr 2023.
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