Seit vergangenem Sommer beobachtet das Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland eine Häufung von Hautdiphtheriefällen mit Corynebacterium (C.) diphtheriae. Betroffene sind vor allem Migranten aus Afghanistan und Syrien. Gleiches gilt für andere europäische Länder, darunter auch Großbritannien und Österreich. Das geht aus einem Kongressabstract des RKI für den European Congress of Clinical Microbiology & Infectious Diseases (ECCMID) hervor, der im April in Kopenhagen stattfand [1].
Zwischen dem 1. Januar und 6. September 2022 wurden dem RKI 32 Diphtheriefälle übermittelt, berichtete das Epidemiologischen Bulletin 36/2022. 30 Fälle manifestierten sich als Hautdiphtherie und zwei als respiratorische Diphtherie. Damit war die Fallzahl im vergangenen Jahr deutlich höher ist als in den Vorjahren. Seitdem sind 171 Diphtherie-Nachweise in Deutschland (Stand 12. April) gemeldet worden, die zu einem Ausbruch unter Geflüchteten gehörten, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) jüngst berichtete.
Mehrere Diphtheriefälle wurden entdeckt, nachdem zunächst ursprünglich Mpox vermutet, aber ausgeschlossen worden waren, berichtet die Arbeitsgruppe um Franziska Badenschier von der Abteilung für Infektionsepidemiologie des RKI. Eine Verzerrung bei der Entdeckung aufgrund einer häufigeren Diagnose von Hautläsionen im Frühjahr 2022 könnte dazu beigetragen haben, dass frühe Ausbruchsfälle entdeckt wurden.
Ansteckung während der Migration
Laut RKI-Abstract gab es keine Anzeichen dafür, dass sich die Häufigkeit der Diphtherie in den Hauptherkunftsländern verändert haben könnte. Vielmehr lassen die Sequenzierung des gesamten Genoms und die phylogenetische Analyse am Nationalen Konsiliarlabor für Diphtherie sowie die Analyse der Migrationsrouten darauf schließen, dass die Migranten das toxigene Corynebacterium diphtheriae weder in ihrem Heimatland noch in Deutschland erworben haben, sondern sich dazwischen während ihrer Migration entlang der Balkanroute angesteckt haben.
Auf der Migrationsroute liegen unter anderem die Länder Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Nordmazedonien, Rumänien, Serbien und Slowenien.
Empfehlungen bei Diphterie-Verdacht
Aufgrund der beobachteten Häufungen möchte das RKI für die Erkrankung der Hautdiphtherie sensibilisieren. Medizinischem Personal und Mitarbeitenden im öffentlichen Gesundheitsdienst wird empfohlen bei auffälligen Hautläsionen vor Beginn einer antibiotischen Therapie eine allgemeine Erregerdiagnostik zu veranlassen.
Bei klinischem Verdacht auf Hautdiphtherie sollte außerdem zeitgleich zum Hautabstrich Nasen- und Rachenabstriche abgenommen werden. Hautläsionen sollten mit einem Verband oder Pflaster abgedeckt werden und der Impfstatus überprüft und Impflücken geschlossen werden.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de .
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Diesen Artikel so zitieren: Fälle von Hautdiphtherie in Deutschland nehmen zu: Darauf sollten Sie achten - Medscape - 21. Apr 2023.
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