Im Onko-Blog dieser Woche geht es unter anderem um die optimale adjuvante Therapie nach Operation eines Mammakarzinoms im Frühstadium und um den Effekt einer Magenverkleinerung auf das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Bei Langzeitüberlebenden nach Krebs im Kindesalter sollte vermehrt auf die Beeinflussung von kardiovaskulären Risikofaktoren und auf einen gesunden Lebensstil geachtet werden. Niedrig dosiertes Olanzapin kann möglicherweise eine Chemotherapie-induzierte Anorexie bessern.
Mammakarzinom: Anthrazyklin/Taxan verringert Rezidivrisiko am effektivsten
Mammakarzinom: Risiko sinkt durch Magenverkleinerung bei Übergewichtigen
Krebs im Kindesalter: Woran sterben Langzeitüberlebende?
Chemo-bedingte Anorexie: Olanzapin bessert Appetit und erhöht Gewicht
Krebs-OP-Nachsorge: Postoperative Heim-Überwachung mit App
Mammakarzinom: Anthrazyklin/Taxan verringert Rezidivrisiko am effektivsten
Eine kombinierte Therapie mit Anthrazyklin und Taxan verringert bei Frauen mit operablem Mammakarzinom im Frühstadium das Rezidivrisiko wirksamer als eine Monotherapie mit Anthrazyklin oder Taxan. Den größten Nutzen hatten höhere kumulative Dosen von Anthrazyklin plus Taxan, so das Ergebnis einer Metaanalyse der Early Breast Cancer Trialists' Collaborative Group (EBCTCG) im Lancet . Nach Meinung der Autoren stellen diese Befunde den derzeitigen Trend zu Chemotherapie ohne Anthrazyklin in Frage, insbesondere mit kürzeren Regimen wie 4 Zyklen Docetaxel/Cyclophosphamid.
In Studien mit rund 18.000 Frauen zu Taxan-haltigen Therapien mit oder ohne Anthrazyklin waren die Rezidivraten bei Kombination von Taxan und Anthrazyklin um etwa 14% niedriger (Relatives Risiko: 0,86) als ohne Anthrazyklin. Damit sank das 10-Jahres-Rezidivrisiko um 2,6%punkte, die 10-Jahres-Sterblichkeit an Brustkrebs um 1,6%punkte.
Die Rezidivrate sank am stärksten, wenn die Frauen mit Anthrazyklin, Docetaxel und Cyclophosphamid behandelt wurden. Das 10-Jahres-Rezidiv-Risiko betrug mit der 3-fach-Kombi 12,3%, mit der 2-fach Kombi aus Docetaxel und Cyclophosphamid 21,0% (RR: 0,58).
Bei sequenzieller Gabe von Anthrazyklin plus Taxan verringerte sich im Vergleich zu Docetaxel plus Cyclophosphamid das Rezidivrisiko nicht.
Vor allem die kurz- und langfristigen unerwünschten Wirkungen der Anthrazykline am Herz sowie das erhöhte Risiko einer akuten myeloischen Leukämie haben dazu geführt, dass auf sie vermehrt verzichtet wurde. In der Metaanalyse fand sich jedoch kein signifikanter Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen mit und ohne Anthrazyklin für Tod ohne Rezidiv, einschließlich durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder andere primäre Krebsarten, sowie kein Unterschied in der Gesamtinzidenz neuer primärer Krebserkrankungen.
Es zeigte sich jedoch eine Zunahme der AML-Inzidenz unter Anthrazyklin mit einem zusätzlichen Fall pro 700 behandelten Frauen. Nach Aussage der Autoren sei dies jedoch weniger als frühere Berichte vermuten lassen.
Chinesische Autoren weisen im begleitenden Editorial darauf hin, dass „ein Chemotherapie-Schema nicht für alle Subtypen von Brustkrebs geeignet sein kann. Insbesondere mit der Zunahme der Anti-HER2-Therapie sind prospektive Studien gerechtfertigt, um die Mehr-desto-besser-Regel bei der Chemotherapie in diesem Setting zu validieren.“
Mammakarzinom: Risiko sinkt durch Magenverkleinerung bei Übergewichtigen
Eine bariatrische Operation war bei Frauen mit Adipositas mit einer Senkung des Brustkrebs-Risikos auf Werte von Normalgewichtigen assoziiert. Dies ergab eine retrospektive gematchte Kohortenstudie mit den Daten von fast 70.000 Frauen, deren Ergebnisse eine kanadische Arbeitsgruppe in JAMA Surgery veröffentlicht hat.
Die Daten zu den 69.260 Frauen stammten aus verschiedenen Datenbanken. Sie wurden 5 Jahre nach einer bariatrischen Operation oder dem Indexdatum (1.1.2010–31.12.2016) nachbeobachtet. Insgesamt wurden 5 Kohorten gebildet. Eine Kohorte umfasste die Frauen, die sich einer bariatrischen Operation wegen Adipositas mit einem BMI von mindestens 35 plus Komorbiditäten oder einem BMI von mindestens 40 unterzogen. Zu den weiteren 4 Kohorten gehörten Frauen, die nicht operiert und in 4 BMI-Kategorien eingeteilt worden waren (unter 25, 25-29, 30-34 und ≥ 35).
Bei Frauen ohne Magenverkleinerung war das Risiko für ein neu diagnostiziertes Mammakarzinom im Vergleich zu operierten Frauen signifikant erhöht, und zwar nach einem Jahr (Hazard Ratio: 1,40), 2 Jahren (HR: 1,31) und 5 Jahren (HR: 1,38) Nach einem Jahr war in der Gruppe mit Magenverkleinerung das Brustkrebsrisiko vergleichbar mit dem von nichtoperierten Frauen mit einem normalen BMI. Die nicht operierten Frauen mit erhöhten BMI-Werten hatten im Vergleich zu den operierten Frauen ein um 25 bis 42% erhöhtes Brustkrebs-Risiko nach 2 und 5 Jahren.
Die Autoren des begleitenden Editorials merken an, dass die Ergebnisse zwar wichtig seien, aber möglicherweise nicht für alle Frauen gelten. Denn es gäbe zusätzlich zu den Lebensstil-Faktoren eine Reihe nicht modifizierbarer Risikofaktoren, z.B. Veranlagung, Familienanamnese oder Thorax-Bestrahlung, die unabhängig vom Körpergewicht seien.
Die Studienautoren wiesen außerdem darauf hin, dass operierte Frauen möglicherweise gesünder lebten als nicht operierte Frauen, was das Ergebnis ebenfalls beeinflusst haben könnte.
Krebs im Kindesalter: Woran sterben Langzeitüberlebende?
Für mehr als 5 Jahre nach der Diagnose einer Krebserkrankung im Kindesalter ist das Risiko Überlebender hoch, im weiteren Verlauf zu sterben. In einer multiinstitutionellen krankenhausbasierten retrospektiven Kohortenstudie ergab sich eine hohe kumulative Gesamtsterblichkeit über 40 Jahre von 23,3%. Dies berichtet eine amerikanische Arbeitsgruppe im Lancet .
Sie analysierte die Daten von 34.230 Personen, die mindestens 5 Jahre nach der Krebsdiagnose im Kindesalter noch lebten und bei denen die Diagnose zwischen 1970 und 1999 an 31 Institutionen in den USA und Kanada gestellt worden war.
Die kumulative Gesamtsterblichkeit der Überlebenden über 40 Jahre war mit 23% hoch. Mehr als die Hälfte der Todesfälle waren auf gesundheitliche Ursachen zurückzuführen, wovon nachfolgende Krebserkrankungen, Herzerkrankungen und zerebrovaskuläre Erkrankungen am häufigsten waren.
Ein gesunder Lebensstil und kein Bluthochdruck oder Diabetes waren unabhängig von anderen Faktoren jeweils mit einer Reduktion der gesundheitsbedingten Mortalität um 20 bis 30% verbunden. Nach Meinung der Autoren sollten Lebensstil-Faktoren und kardiovaskuläre Risikofaktoren Teil künftiger Interventionen sein, um das Risiko der Spätsterblichkeit bei dieser Personengruppe weiter zu senken.
Chemo-bedingte Anorexie: Olanzapin bessert Appetit und erhöht Gewicht
Niedrig dosiertes Olanzapin kann bei Krebspatienten unter Chemotherapie im Vergleich zu Placebo den Appetit bessern und das Körpergewicht erhöhen, so das Ergebnis einer randomisierten, doppelblinden Studie an 124 Patienten, die eine indische Arbeitsgruppe im Journal of Clinical Oncology publiziert hat
Eine Anorexie kann bei 30 bis 80% der Patienten mit fortgeschrittenen malignen Erkrankungen auftreten, sie kann sich durch eine Chemotherapie weiter verschlechtern. In die indische Studie wurden Patienten mit einem neu diagnostizierten lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Magenkarzinom, hepatopankreatobiliärem Karzinom oder Lungenkrebs eingeschlossen, die erstmals mit einer Chemotherapie behandelt wurden. Randomisiert erhielten sie Olanzapin 2,5 mg/Tag über 12 Wochen oder Placebo.
Im Olanzapin-Arm nahmen mehr Patienten mehr als 5% an Körpergewicht zu (60% versus 5%) und bei mehr Patienten besserte sich der Appetit (43% versus 7%) im Vergleich zu Placebo. Die Lebensqualität der Patienten unter Olanzapin war höher und die Chemotherapie war besser verträglich. Olanzapin-Nebenwirkungen waren minimal.
„Niedrig dosiertes, tägliches Olanzapin ist eine einfache, kostengünstige und gut verträgliche Intervention, die Appetit und Gewichtszunahme bei neu diagnostizierten Patienten unter Chemotherapie signifikant verbessert“, so die Schlussfolgerung der Autoren.
Krebs-OP-Nachsorge: Postoperative Heim-Überwachung mit App
Eine postoperative Nachsorge mit Hilfe einer Smartphone-App verbesserte die Erholung von Frauen, die sich einer Brustrekonstruktion oder einem gynäkologischen Eingriff unterzogen hatten. Ihre Zufriedenheit unterschied sich jedoch nicht von der Gruppe mit einer herkömmlichen persönlichen Nachsorge. Eine Arbeitsgruppe aus Kanada hat diese Ergebnisse einer Studie in JAMA Surgery berichtet.
Insgesamt 72 Frauen erhielten randomisiert eine durch eine App unterstützte Nachsorge nach ihrer Operation oder sie wurden herkömmlich betreut. Mit Hilfe der App wurden über 6 Wochen z.B. Quality of Recovery (QoR15) Scores, Nebenwirkungen nach EORTC und Fotos der Operationsstelle erfasst. Die Zufriedenheit der Patienten wurde mit validierten Fragebögen ermittelt.
Die App-Gruppe hatte nach 2 und 6 Wochen signifikant bessere QoR15-Werte als die Kontrollgruppe. Patientinnen der App- und der Kontrollgruppe waren in allen Untergruppen des Fragebogens vergleichbar zufrieden.
Auch die Chirurgen waren mit den Möglichkeiten der App zur Patientenkommunikation und z.B. zur Überprüfung von Wundfotos zufrieden.
Nach Meinung der Autoren zeigen die Ergebnisse, dass eine solche App-basierte postoperative Nachverfolgung einen Nutzen hat. Sie sei jedoch möglicherweise nicht jedermanns Sache, denn in der Rekrutierungsphase hatten viele Patientinnen die Teilnahme abgelehnt. Außerdem sei die Fernüberwachung der Patienten arbeitsintensiv.
Eine weitere Einschränkung der Studie ist, dass auch die Frauen der App-Gruppe noch routinemäßig postoperativ direkte Kontakte mit dem Arzt hatte, was den Nachweis der Verringerung der Kontakte mit dem System verhinderte und sich nur minimale Kosteneinsparungen ergaben. „Um die Evidenz für das App-basierte Follow-up zu stärken, wären weitere Studien mit vollständig virtuellem Follow-up von Vorteil“, so die Autoren.
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Credits:
Photographer: © Sebastian Kaulitzki
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Diesen Artikel so zitieren: Kombi-Chemos mit Taxan verringern Rezidivrisiko bei Brustkrebs; Apps für Nachsorge nach Krebs-OP; Olanzapin bessert Chemo-assoziierte Anorexie - Medscape - 18. Apr 2023.
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