Im Medscape-Corona-Newsblog finden Sie regelmäßig die aktuellen Trends zu Neuinfektionen und Belegung von Intensivstationen sowie eine Auswahl von klinisch relevanten Kurzmeldungen zur Pandemie.
Corona-Newsblog, Update vom 13. April 2023
Heute Morgen gibt das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, auf seinem Dashboard 12 Infektionen pro 100.000 Einwohner als 7-Tage-Inzidenz an. Am 12. April lag der Wert bei 12.
Unsere Themen heute:
Hohe Grundimmunität gegen SARS-CoV-2 in der Bevölkerung
WHO-Kritik an China: Der Schlüssel zum Verständnis von SARS-CoV-2 liegt in Wuhan
Fallbericht: SARS-CoV-2 kann die Placenta passieren und das Gehirn von Ungeborenen infizieren
Gewichtszunahme bei Säuglingen nach einer SARS-CoV-2-Exposition in utero
Long-COVID: Betroffene leiden oft an Schlafstörungen
Hohe Grundimmunität gegen SARS-CoV-2 in der Bevölkerung
In Deutschland fehlten bislang flächeneckende, repräsentative Daten zur Immunität gegen SARS-CoV-2. Eine neue, jetzt im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichte Studie zeigt, dass Antikörper bei 95,7% einer repräsentativen Stichprobe vorhanden sind.
Die Forscher kontaktierten Probanden über das Webportal von Payback oder per Telefon. 15.932 Personen erklärten sich zur Teilnahme bereit. Sie schickten getrocknete Blutproben auf Filterpapier an das Labor. Diese Trockenblutkarten waren Grundlage Immunologischer Analysen.
Bei 95,7% wurden Antikörper gegen das S-Antigen und bei 44,4% gegen das N-Antigen von SARS-CoV-2 nachgewiesen. In den Altersgruppen ab 65 bzw. ab 80 lagen Anti-S-Antikörper bei 97,4% bzw. bei 98,8% der Personen vor.
„Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass ein Großteil der erwachsenen deutschen Bevölkerung Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus gebildet hat“, schreiben die Autoren. Dadurch werde die Wahrscheinlichkeit einer Überlastungsszenarien des Gesundheitssystems in den nächsten Wellen erheblich verringert.
WHO-Kritik an China: Der Schlüssel zum Verständnis von SARS-CoV-2 liegt in Wuhan
Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), drängte China letzten Donnerstag, Informationen über den Ursprung von COVID-19 bereitzustellen. Darüber hat Medscape.com berichtet.
Vermutungen gibt es einige. „Ohne vollständigen Zugang zu den Informationen, die China hat, kann man weder dies noch das sagen“, so Ghebreyesus. „Alle Hypothesen liegen auf dem Tisch. Das ist der Standpunkt der WHO, und deshalb haben wir China gebeten, sich in dieser Sache kooperativ zu zeigen.“ Der WHO-Direktor weiter: „Wenn sie das tun, werden wir wissen, was passiert ist oder wie es angefangen hat.“
Viele Wissenschaftler vermuten nach wie vor, dass sich SARS-CoV-2 auf einem Markt für lebende Tiere ausgebreitet hat, bevor es sich über die ganze Welt ausgebreitet und fast 7 Millionen Menschen getötet hat.
Daten aus frühen Pandemiezeiten wurden letzten Monat von chinesischen Wissenschaftlern in eine internationale Datenbank hochgeladen, dann aber gelöscht. Im Datensatz waren genetische Sequenzen, die in mehr als 1.000 Umwelt- und Tierproben vom Huanan-Meeresfrüchtemarkt in Wuhan gefunden worden waren.
In Umweltproben mit SARS-CoV-2 fanden Wissenschaftler auch DNA von mehreren Tierarten – u.a. von Waschbärhunden –, was darauf hindeute, dass sie „die wahrscheinlichsten Überträger“ gewesen seien, so ein Team internationaler Forscher.
In einer kürzlich in Nature veröffentlichten Studie, die nicht überprüft worden ist, haben Wissenschaftler des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle und -prävention Ergebnisse des internationalen Teams jedoch bestritten.
Sie erklärten, die Proben lieferten keinen Beweis dafür, dass die Tiere tatsächlich infiziert gewesen seien. Außerdem wurden sie einen Monat nach der ersten Übertragung von Mensch zu Mensch auf dem Markt entnommen, so dass die Tiere, selbst wenn sie COVID-positiv waren, das Virus vom Menschen übertragen haben könnten.
Maria Van Kerkhove von der WHO sagte, die jüngsten chinesischen Informationen gäben einige Hinweise auf die Herkunft des Virus, aber keine Antworten. Sie sagte, die WHO arbeite mit Wissenschaftlern zusammen, um mehr über die ersten Fälle aus dem Jahr 2019 herauszufinden, etwa über den Aufenthaltsort der Infizierten. DieWHO wisse immer noch nicht, ob einige der erforderlichen Untersuchungen in China durchgeführt worden seien.
Die WHO habe die Vereinigten Staaten auch um Originaldaten zur Frage, ob Laborleck in China wahrscheinlich die COVID-19-Pandemie verursacht habe, gebeten. Die Studie sei vom US-Energieministerium veröffentlicht worden.
Fallbericht: SARS-CoV-2 kann die Placenta passieren und das Gehirn von Ungeborenen infizieren
Forscher haben zum 1. Mal nachgewiesen, dass SARS-CoV-2 die Plazenta passieren und Gehirnschäden verursachen kann. Einer der Säuglinge starb im Alter von 13 Monaten, der andere befand sich zum Zeitpunkt der Einreichung des Manuskripts noch in Hospizpflege. Über Details berichten sie in Pediatrics ; Medscape.com hat die Studie besprochen.
Die beiden Säuglinge wurden zu Beginn der Delta-Welle auf der Neugeborenen-Intensivstation des Holtz Children's Hospital am University of Miami/Jackson Memorial Medical Center aufgenommen. Beide wurden bei der Geburt negativ auf das Virus getestet, wiesen aber deutlich erhöhte SARS-CoV-2-Antikörpertiterr im Blut auf, was darauf hindeutet, dass entweder Antikörper oder Viren die Placenta passiert haben.
Die Säuglinge begannen am 1. Lebenstag zu krampfen. Bei ihrer klinischen Untersuchung wiesen sie einen sehr niedrigen Tonus (Hypotonie) auf. Laut den behandelnden Ärzten hatten sie einen kleinen Kopfumfang. Im Gegensatz zu einigen Babys, die mit dem Zika-Virus geboren wurden, waren diese Babys bei der Geburt nicht mikrozephal. Bildgebende Untersuchungen des Gehirns deuteten auf eine signifikante Hirnatrophie hin, und Untersuchungen der neuronalen Entwicklung zeigten eine erhebliche Verzögerung.
Experten untersuchten die Plazenta und fanden einige COVID-typische Veränderungen und das Virus selbst. Die Untersuchung der Autopsie-Befunde des Säuglings erhärtete den Verdacht auf eine mütterliche Übertragung, was zuvor nicht dokumentiert worden war.
Gewichtszunahme bei Säuglingen nach SARS-CoV-2-Exposition der Mutter
Welche Folgen eine SARS-CoV-2-Infektion der Mutter für die Entwicklung von Kindern nach der Geburt hat, ist in weiten Teilen unbekannt. Jetzt haben Forscher untersucht, welche Effekte virale Infekte der Mutter auf das Wachstum von Säuglingen haben könnte. Wie sie in JECM berichten, kommt es zu einem starken Wachstum, was pathologische Folgen haben könnte.
Die Wissenschaftler führten eine longitudinale Kohortenstudie mit Hilfe eines Biorepositorys an 149 Säuglingen mit COVID-19-Erkrankung der Mutter und an 127 nicht exponierten Kontrollen durch. Gewicht, Länge und Body-Mass-Index (BMI) wurden nach 0, 2, 6 und 12 Monaten aus Krankenakten entnommen und anhand von Wachstumstabellen der Weltgesundheitsorganisation standardisiert. Die Analysen wurden für Alter, ethnische Zugehörigkeit, Parität, Versicherung und BMI der Mutter sowie für das Geschlecht des Kindes, das Geburtsdatum und das Stillen angepasst.
„Säuglinge mit In-Utero-COVID-19-Exposition wiesen ein niedrigeres Geburtsgewicht und eine beschleunigte Gewichtszunahme im ersten Lebensjahr auf, was Vorboten einer nachgeschalteten kardiometabolischen Pathologie sein könnten“, fassen die Autoren zusammen. „Weitere Studien sind erforderlich, um die kardiometabolischen Folgeerscheinungen in dieser aufstrebenden globalen Bevölkerung zu beschreiben.“
Long-COVID: Betroffene leiden oft an Schlafstörungen
4 von 10 Menschen mit Long-COVID hatten mäßige bis starke Schlafprobleme, wie Medscape.com berichtet. Die Studie wurde im Journal of General Internal Medicine veröffentlicht.
Eingeschlossen wurden 962 Erwachsene teil, die zwischen Februar 2021 und April 2022 an der Cleveland Clinic, Ohio, wegen Long-COVID-Erkrankung behandelt wurden.
67% berichteten über mäßige bis strake Müdigkeit.
22% gaben starke Müdigkeit an.
59 % hatten normale bis leichte Schlafstörungen.
41 % litten an mäßigen bis starken Schlafstörungen.
Weitere Faktoren, die mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von Schlafstörungen bei Menschen mit Long-COVID zusammenhingen, waren Angst oder starke Müdigkeit in der Vorgeschichte (vor der Erkrankung) und stationäre COVID-19-Therapien.
Zahlen der Kaiser Family Foundation zeigen, dass im Januar 2023 rund 28% aller Patienten nach SARS-CoC-2-Infektionen Long-COVID entwickeln. Laut CDC sind die häufigsten Symptome der langen COVID Müdigkeit, Fieber, Atemwegs- und Herzprobleme, neurologische Probleme, Verdauungsprobleme und Probleme, die sich nach körperlicher oder geistiger Anstrengung verschlimmern.
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Credits:
Photographer: © Luchschen
Lead Image: Dreamstime
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Diesen Artikel so zitieren: Antikörper gegen SARS-CoV-2 bei 95,7% der Bevölkerung; Viren können die Plazenta passieren; WHO kritisiert China - Medscape - 13. Apr 2023.
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