Aufgrund der großen Nachfrage an einem Medizinstudium in Deutschland suchen viele Studieninteressierte eine Alternative im Ausland. Besonders beliebte Ziele sind dabei vor allem Österreich und Ungarn. Doch im Ausland erwarten sie zum Teil sehr hohe Kosten, wie eine aktuelle Publikation des CHE Centrum für Hochschulentwicklung zeigt: „CHECK Medizinstudium in Europa“ [1] .
Die Veröffentlichung führt Studienkosten, Bewerbungsfristen für das kommende Wintersemester und Zulassungsverfahren für internationale Medizinstudiengänge an 66 europäischen Hochschulen auf. Danach sind allein für die Studiengebühren eines kompletten Studiums je nach Land und Hochschule bis zu 150.000 Euro fällig.
Humanmedizin gehört zu einem der beliebtesten Fächer an deutschen Hochschulen: So waren 2021 insgesamt 105.275 Studierende an den deutschen medizinischen Fakultäten im Studiengang Humanmedizin eingeschrieben.
Beliebtestes Studienland: Österreich
Da die Nachfrage nach Studienplätzen jedoch regelmäßig das Angebot übersteigt, entscheiden sich viele Bewerberinnen und Bewerber für ein Studienangebot im Ausland. Im Jahr 2021 waren rund 8.000 deutsche Medizinstudierende an einer Hochschule im Ausland eingeschrieben. Das entspricht einem Anteil von etwa 8% an allen deutschen Medizinstudierenden.
Die meisten Studierenden zieht es mit rund 2.500 bzw. 2.200 Studierenden nach Österreich und Ungarn. Beliebt sind aber auch Tschechien, Polen, Litauen, die Schweiz oder die Niederlande.
Für den „CHECK Medizinstudium in Europa“ haben Gero Federkeil und Caroline Friedhoff die Studienbedingungen von 66 Medizinstudiengängen in Europa zusammengetragen, die sich auch oder speziell an internationale Studierende richten. Hierbei gibt es eine kompakte Übersicht über das Studienangebot in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden sowie detaillierte Übersichten für 44 Studienangebote in 10 Ländern in Südosteuropa.
Preisspanne von 2.300 bis 27.000 Euro pro Jahr
Besonders groß sind die Unterschiede im internationalen Vergleich bei den Studiengebühren. Die Preisspanne reicht von 2.300 bis zu 27.000 Euro pro Studienjahr. „Bei einer Studiendauer von durchschnittlich 6 Jahren sind das Kosten von bis zu 150.000 Euro allein für Studiengebühren“, bilanziert Federkeil laut einer Pressemitteilung. „Für eine solche Investition sollten alle Angebote und Kosten, etwa auch die je nach Land unterschiedlichen Lebenshaltungskosten verglichen werden“, so der Leiter internationale Rankings beim CHE.
Die meisten internationalen Medizinstudiengänge in Südosteuropa werden in englischer Sprache angeboten, deutschsprachige Angebote gibt es u.a. in Ungarn und Kroatien. Für die klinische Ausbildung sind dann im späteren Verlauf des Studiums in der Regel Kenntnisse der jeweiligen Landessprache erforderlich.
Zulassung über kostenpflichtigen Aufnahmetest
Die Zulassung für einen Studienplatz erfolgt meist über einen kostenpflichtigen Aufnahmetest. Oft müssen zudem für die Bewerbung Nachweise über sehr gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern sowie entsprechende Englischkenntnisse erbracht werden.
Sämtliche im „CHECK Medizinstudium in Europa“ aufgeführten Studienangebote aus EU-Mitgliedsländern werden auch in Deutschland von den Landesärztekammern anerkannt. Bei einem Studienabschluss in einem Nicht-EU-Mitgliedsland erfolgt die Anerkennung des Abschlusses danach individuell, wenn man später damit in Deutschland als Arzt oder Ärztin praktizieren möchte.
Neben den speziellen Angeboten für internationale Medizinstudierende haben Studieninteressierte aus Deutschland auch die Möglichkeit, sich für ein jeweiliges nationales Studienangebot im Ausland einzuschreiben. Hier gelten in allen EU-Ländern für deutsche Studierende die gleichen Regelungen für Auswahlverfahren und Zulassungsverfahren wie für einheimische Studierende.
„Diese nationalen Medizinstudiengänge finden dann auch in der jeweiligen Landessprache statt und eignen sich nur für deutsche Studierende mit entsprechend guten Sprachkenntnissen. Lediglich bei einigen Medizinstudiengängen im Bachelor-Mastermodell gibt es vereinzelt auch englischsprachige Master-Studiengänge“, so Federkeil.
Über die Publikation „CHECK Medizinstudium in Europa“
Der „CHECK Medizinstudium in Europa“ bietet einen Überblick über das internationale Angebot an Studiengängen der Humanmedizin für deutsche Studierende. Er umfasst Informationen zum nationalen Medizinstudium an 22 Hochschulen in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden.
Darüber hinaus gibt es eine detaillierte Darstellung für 44 Studienangebote in Südosteuropa, die sich speziell an internationale Medizinstudierende richten. Die Übersicht beinhaltet 44 Hochschulen aus Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Slowakei, Polen, der Tschechischen Republik und Ungarn.
Der CHECK beinhaltet Informationen zu Studiengebühren, Studiendauer, Studienaufbau und -abschluss, Unterrichtssprache, Seminargröße, Besonderheiten und (soweit verfügbar) Bewertung des Studiengangs im internationalen Hochschulranking U-Multirank.
Neben den wichtigsten Links gibt es kompakt gebündelte Informationen zum Zulassungsverfahren und der Bewerbungsfrist für das nächste verfügbare Studienangebot. Stichtag der Erhebung war Januar 2023. Autoren des CHECKs sind Gero Federkeil und Caroline Friedhoff.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Coliquio.de .
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Photographer: © Danil Rudenko
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Medscape Nachrichten © 2023
Diesen Artikel so zitieren: Medizinstudium im Ausland: Große Unterschiede bei Studiengebühren und Lebenshaltungskosten - Medscape - 11. Apr 2023.
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