Schlanker und seltener Typ-2-Diabetes dank Koffein? Diese neuen Hinweise gibt es

Miriam E. Tucker

Interessenkonflikte

23. März 2023

Höhere Koffeinspiegel im Blut könnten das Risiko für Adipositas als auch für Typ-2-Diabetes zu verringern, heißt es in einer neuen Studie in BMJ Medicine [1]. Zur Erklärung schreiben die Autoren, Koffein habe eine thermogenetische Wirkung, was den Energieverbrauch erhöhe. 

Breits frühere Studien mit kürzerer Nachbeobachtung hätten Koffein mit einer Verringerung des Gewichts und der Fettmasse in Verbindung gebracht, heißt es im Artikel. Außerdem hätten Beobachtungsdaten gezeigt, dass der Konsum von Kaffee mit einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert sei. 

Forschende arbeiten mit verschiedenen Genvarianten

Unsicherheiten blieben dennoch, denn bei allen Kohortenstudien im klassischen Design ist es schwierig, Effekte von Koffein und von anderen Inhaltsstoffen der Getränke zu unterschieden. Deshalb wählten Dr. Susanna C. Larsson vom Karolinska Institut in Stockholm, Schweden, und Kollegen einen neuen Ansatz. Sie suchten in Studien mit hauptsächlich europäischen Bevölkerungsgruppen nach 2 genetischen Mutationen, die mit einer langsameren Verstoffwechslung von Koffein in Verbindung gebracht werden. Die Varianten führten zu lebenslang höheren Plasmakonzentrationen an Koffein. Sie seien „mit einem niedrigeren Body-Mass-Index, einer geringeren Fettmasse sowie einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden“, schreiben die Forscher. 

Etwa die Hälfte der Wirkung von Koffein auf Typ-2-Diabetes lässt sich Schätzungen zufolge mit der Verringerung des Body-Mass-Index (BMI) erklären.

„Diese Veröffentlichung bestätigt ältere Studien, die einen Zusammenhang zwischen dem Koffeinkonsum und einer höheren Fettverbrennung nahelegen“, kommentiert Stephen Lawrence von der Warwick University, UK. Auch er spricht die Hypothese an, dass der Gewichtsverlust ausreiche, um das Risiko von Typ-2-Diabetes zu verringern. Ursache und Wirkung hätten die Forscher aber nicht bewiesen.

 
Diese Veröffentlichung bestätigt ältere Studien, die einen Zusammenhang zwischen dem Koffeinkonsum und einer höheren Fettverbrennung nahelegen. Stephen Lawrence
 

Die Autoren stimmen zu und stellen fest: Weitere klinische Studien seien erforderlich, um herauszufinden, ob die Ergebnisse Potenzial hätten, das Risiko von Stoffwechselerkrankungen zu verringern. 

Dr. Katarina Kos von der Universität von Exeter, UK, betonte, dass diese genetische Studie Assoziationen und potenzielle gesundheitliche Vorteile für Menschen mit bestimmten Genen zeige, was zu einer potenziell besseren Stoffwechsellage führe. Die Autoren hätten jedoch weder untersucht noch empfohlen, ob es sinnvoll sei, mehr Kaffee zu trinken, was auch nicht das Ziel dieser Untersuchung gewesen sei, erklärte sie gegenüber dem britischen Science Media Center.

Genomweite Assoziationsstudie zeigt Zusammenhänge auf 

Ein Blick auf Details. Mit der Mendelschen Randomisierung untersuchten Larsson und Kollegen Daten, die aus einer genomweiten Assoziations-Metaanalyse stammten. Hier wurden 9.876 Personen europäischer Abstammung aus 6 bevölkerungsbezogenen Studien eingeschlossen.

Genetisch determinierte höhere Plasmakonzentrationen an Koffein bei Menschen mit beiden Genvarianten waren mit einem niedrigeren BMI assoziiert, wobei ein Anstieg des Koffeinwerts im Plasma um eine Standardabweichung etwa 4,8 kg/m2 weniger entsprach (p < 0,001).

Bei der Ganzkörperfettmasse entsprach einer Standardabweichung Anstieg des Plasmakoffeins einer Verringerung von etwa 9,5 kg (p < 0,001). Es gab jedoch keinen signifikanten Zusammenhang mit der fettfreien Körpermasse (p = 0,17).

Genetisch bedingte höhere Plasmakoffeinkonzentrationen waren auch mit einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes assoziiert. Erkenntnisse kamen aus der FinnGen-Studie (Odds Ratio [OR] 0,77 pro Standardabweichung Anstieg; p < 0,001) und aus den DIAMANTE-Konsortien (OR 0,84, p < 0,001). Insgesamt betrug die OR für Typ-2-Diabetes pro Standardabweichung der Plasmakoffeinerhöhung 0,81 (p < 0,001). Larsson und Kollegen berechneten, dass etwa 43% der schützenden Wirkung von Plasmakoffein auf Typ-2-Diabetes über den BMI vermittelt wurde.

Sie fanden keine starken Assoziationen zwischen genetisch vorhergesagten Konzentrationen von Koffein im Plasma und dem Risiko für bestimmte kardiovaskuläre Erkrankungen, speziell für die ischämische Herzkrankheit, für Vorhofflimmern, Herzinsuffizienz und Schlaganfall.

Die thermogene Reaktion auf Koffein erhöht den Energieverbrauch um etwa 100 kcal pro 100 mg Koffeinaufnahme pro Tag: ein Wert, der zu einem geringeren Adipositas-Risiko führen könnte. Außerdem diskutieren die Forscher Effekte auf das Sättigungsgefühl bei höheren Koffeinspiegeln. Sprich: Menschen nehmen weniger Energie auf. 

„Langfristige klinische Studien zu Auswirkungen der Koffeinaufnahme auf die Fettmasse und auf das Risiko für Typ-2-Diabetes, sind damit gerechtfertigt“, schreiben die Forscher. Speziell wünschen sie sich randomisierte, kontrollierte Studien, um zu beurteilen, ob koffeinhaltige Getränke ohne Kaloriengehalt das Risiko von Übergewicht und Typ-2-Diabetes senken könnten. 

 
Langfristige klinische Studien zu Auswirkungen der Koffeinaufnahme auf die Fettmasse und auf das Risiko für Typ-2-Diabetes, sind damit gerechtfertigt. Dr. Susanna C. Larsson und Kollegen
 

Der Beitrag wurde von Michael van den Heuvel aus  www.medscape.com  übersetzt und adaptiert.

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Kommentar

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