Neue Empfehlungen zu Cibinqo® (Abrocitinib), Jyseleca® (Filgotinib), Olumiant® (Baricitinib), Rinvoq® (Upadacitinib) und Xeljanz® (Tofacitinib) sollen Risiken u. a. für maligne Erkrankungen und für die kardiovaskuläre Mortalität in Zusammenhang mit Januskinase-Inhibitoren (JAKi) minimieren. Darüber berichtet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zusammen mit den Herstellern in einem Rote-Hand-Brief [1].
Risiken bei allen JAKi
Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA), die bestimmte Risikofaktoren aufwiesen und mit JAKi behandelt wurden, wurde eine erhöhte Inzidenz von malignen Erkrankungen, schwerwiegenden unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen (MACE), schwerwiegenden Infektionen, venösen Thromboembolien (VTE) und Mortalität im Vergleich zu TNF-alpha-Inhibitoren beobachtet.
Diese Risiken werden als Klasseneffekte und als relevant für alle zugelassenen JAKi-Indikationen bei entzündlichen und dermatologischen Erkrankungen betrachtet.
Bei folgenden Patienten sollten JAKi nur angewendet werden, wenn keine geeigneten Behandlungsalternativen zur Verfügung stehen:
Im Alter von 65 Jahren oder älter
Raucher oder ehemalige Langzeitraucher
Patienten mit anderen kardiovaskulären Risikofaktoren oder mit Risikofaktoren für maligne Erkrankungen
Bei Patienten mit anderen als den oben aufgeführten VTE-Risikofaktoren sollten JAKi mit Vorsicht angewendet werden. Die Dosierungsempfehlungen wurden für bestimmte Patientengruppen mit Risikofaktoren überarbeitet.
Regelmäßige Hautuntersuchungen empfehlen die Autoren des Rote-Hand-Briefs bei allen Patienten. Ärzte sollten mit ihren Patienten die Risiken besprechen, die mit der Anwendung von JAKi verbunden sind.
Hintergrund zu den Sicherheitsbedenken
Die JAKi Cibinqo® (Abrocitinib), Jyseleca® (Filgotinib), Olumiant® (Baricitinib), Rinvoq® (Upadacitinib) und Xeljanz® (Tofacitinib) sind für die Behandlung mehrerer chronischentzündlicher Erkrankungen (rheumatoide Arthritis [RA], Psoriasis-Arthritis, juvenile idiopathische Arthritis, ankylosierende Spondylitis, nicht-röntgenologische axiale Spondyloarthritis, Colitis ulcerosa, atopische Dermatitis und Alopecia areata) zugelassen. Die Anwendung ist je nach Produkt unterschiedlich und in der entsprechenden Produktinformation beschrieben.
Im März 2021 wurde ein Rote-Hand-Brief für Xeljanz® (Tofacitinib) an Angehörige der Heilberufe versendet, um über Daten aus einer abgeschlossenen klinischen Prüfung (A3921133) zu informieren. Diese Daten deuten darauf hin, dass Patienten mit RA, die 50 Jahre oder älter waren und mindestens 1 zusätzlichen kardiovaskulären Risikofaktor aufwiesen, unter Tofacitinib ein höheres Risiko für schwerwiegende unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) und maligne Erkrankungen (ausgenommen nichtmelanozytärer Hautkrebs [NMSC]) haben im Vergleich zu Patienten, die mit einem TNF-alphaInhibitor behandelt wurden.
Ein weiterer Rote-Hand-Brief wurde im Juli 2021 versendet, um über eine in derselben klinischen Prüfung festgestellte erhöhte Inzidenz von Myokardinfarkt, Lungenkrebs und Lymphomen unter Tofacitinib im Vergleich zu TNF-alpha-Inhibitoren sowie über die verabschiedeten Empfehlungen für die Produktinformation von Tofacitinib zu informieren.
Vorläufige Ergebnisse aus einer Anwendungsbeobachtung (B023) mit einem anderen JAK-Inhibitor, Olumiant® (Baricitinib), deuten ebenfalls auf ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse und VTE bei mit Olumiant® behandelten RA-Patienten im Vergleich zu Patienten, die mit TNF-alpha-Inhibitoren behandelt wurden, hin.
Informationen für Ärzte
Nach Abschluss eines Bewertungsverfahrens der verfügbaren Daten für alle 5 JAKi durch die EMA wurden die Empfehlungen, wie oben zusammengefasst, verabschiedet. Die Produktinformationen und die Schulungsmaterialien für Angehörige der Heilberufe und Patienten werden entsprechend aktualisiert. Die URL und Kontaktdaten zur Nachbestellung von Schulungsmaterial finden Ärzte am Ende des Briefes.
Aufforderung zur Meldung von Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung an den örtlichen Vertreter des Zulassungsinhabers zu melden.
Der Beitrag ist im Original erschienen auf Coliquio.de.
Credits:
Photographer: © Andrei Rahalski
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Diesen Artikel so zitieren: Januskinase-Inhibitoren: Warnung vor schwerwiegenden Nebenwirkungen – BfArM veröffentlicht Rote-Hand-Brief - Medscape - 22. Mär 2023.
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