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Die korrekte Diagnose lautet „Sinusrhythmus mit hochgradigem AV-Block (Mobitz II)“ (s. Abb. 2).
Abb. 2 (mit freundlicher Genehmigung von Dr. Podrid).
Der Rhythmus ist regelmäßig bei einer Frequenz von 30/min. Die QRS-Komplexe sind breit (0,14 s) und man erkennt das Bild eines Linksschenkelblocks mit einem QS in Ableitung V1 (←) und einer breiten R-Welle in den Ableitungen I und V5-V6 (→). Die Herzachse ist normal zwischen 0° und +90° (positiver QRS-Komplex in den Ableitungen I und aVF). Die QT/QTc-Intervalle sind verlängert (680 ms/480 ms), aber normal, wenn sie um die verlängerte QRS-Komplexdauer korrigiert werden. Dazu müssen 40 ms vom gemessenen QT-Intervall abgezogen und die Herzfrequenz korrigiert werden (640 ms/450 ms).
Jedem QRS-Komplex geht eine P-Welle voraus (+), und das PR-Intervall (^) ist stabil bei 0,28 s. Zwischen jedem QRS-Komplex liegen 2 nicht leitende P-Wellen (*). Die PP-Intervalle sind konstant (⊔) bei einer Frequenz von 90/min. Die P-Wellen sind in den Ableitungen I, II, aVF und V4-V6 positiv, was auf einen normalen Sinusrhythmus hinweist. Es handelt sich also um einen AV-Block II, d.h. eine gelegentlich auftretende, nicht übergeleitete P-Welle zum richtigen Zeitpunkt.
Beim Mobitz-Typ I gibt es nur eine nicht übergeleitete P-Welle, während es beim Mobitz-Typ II 2 oder mehr sein können. Es handelt sich hier also um einen Mobitz-Typ II, der aufgrund der beiden nicht übergeleiteten P-Wellen als hochgradiger AV-Block bezeichnet wird. Das PR-Intervall der übergeleiteten P-Wellen ist verlängert (0,28 s), was auf einen AV-Block 1. Grades oder eine AV-Überleitungsstörung 1. Grades hindeutet.
Dr. Philip Podrid ist Experte für Elektrophysiologe und Professor für Medizin und Pharmakologie an der Boston University School of Medicine sowie Dozent an der Harvard Medical School. Obwohl er sich aus der klinischen Praxis zurückgezogen hat, unterrichtet er weiterhin klinische Kardiologie und vor allem Medizinstudenten, Assistenzärzte und angehende Kardiologen an vielen großen Lehrkrankenhäusern in Massachusetts in der Kunst der EKG-Interpretation. Seine spärliche Freizeit verbringt er mit Fotografie, Musik und Lesen.
Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
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Diesen Artikel so zitieren: EKG-Quiz: Koronare Herzkrankheit, Kardiomyopathie – und jetzt noch Schwindel. Was steckt dahinter? - Medscape - 16. Mär 2023.
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