Bei Über-65-Jährigen mit intermediärem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, die eine Polypille mit Antihypertensiva und mit einem Statin eingenommen hatten, waren funktionelle Verluste (gemessen anhand der Skala Standard Assessment of Global Everyday Activities) über einen Zeitraum von 5 Jahren gegenüber Placebo signifikant reduziert. Die kognitiven Einbußen unterschieden sich in beiden Gruppen dagegen nicht [1].
Wie gelingt es, kardiovaskuläre und neurodegenerative Risiken zu verringern?
Der Hintergrund: Zwar besteht eine Assoziation zwischen vaskulären Risikofaktoren und nachlassenden kognitiven Leistungen. Der Versuch, einzelne Risikofaktoren zu modifizieren, habe jedoch nach Aussage der Autoren der aktuellen Studie keinen Effekt gezeigt, um kognitive Leistungen zu bewahren.
Sie wollten deshalb bei Menschen mit kardiovaskulären Risikofaktoren, aber ohne manifeste Erkrankungen überprüfen, ob eine Polypille mit Antihypertensiva und mit einem Statin den kognitiven und funktionalen Niedergang verringern würde.
Studie mit knapp 2.400 Probanden
Für die randomisierte Studie Polycap 3 (TIPS-3) hatten Forscher 2.389 Teilnehmer mit einem Mindestalter von 65 Jahren und intermediärem Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten rekrutiert. Die Probanden erhielten in einem 2x2x2-faktoriellen Design eine Polypille (40 mg Simvastatin, 100 mg Atenolol, 25 mg Hydrochlorothiazid, 10 mg Ramipril) vs. Placebo, 75 mg ASS vs. Placebo oder Vitamin D vs. Placebo. Nicht über alle Studienarme wird in der aktuellen Arbeit berichtet.
Die Anfangs- und Abschlussuntersuchung absolvierten 88% aller Probanden. Sie waren im Durchschnitt 70,1 Jahre alt und zu 60% weiblich. Primäres Studienziel war ein Kompositwert aus dem Anteil der Teilnehmer, deren kognitive oder funktionale Leistungsfähigkeit im Verlauf von 5 Jahren um mehr als 1,5 Standardabweichungen abnahm.
Geringere funktionelle Einbußen – kein Effekt auf die Kognition
Die Ergebnisse im Überblick:
Unter der Polypille verringerte sich der durchschnittliche systolische Blutdruck von 146,1 um 5,7 mmHg.
Der Durchschnittswert des LDL-Cholesterins nahm von 124,3 um 24 mg/dl ab.
In der 5-jährigen Nachverfolgungszeit gab es bei den Kognitionsverlusten keine signifikanten Unterschiede zwischen Polypille und Placebo. Die Anzahl der Teilnehmer mit substanziellen kognitiven Einbußen betrug 356 versus 328. Eine Demenz wurde 2 Teilnehmern unter der Polypille und bei 4 Placebo-Empfängern diagnostiziert.
In funktioneller Hinsicht waren die Einbußen – gemessen anhand der Global Everyday Acitivities-Werte – unter der Polypille mit 0,06 geringer als unter Placebo (0,15). Auch die Kombination aus Polypille und ASS war mit 0,01 besser als Placebo (0,14), und die Differenz war bei beiden Vergleichen statistisch signifikant (p=0,01).
„Bei älteren Menschen mit intermediärem kardiovaskulärem Risiko war die Polypille mit und ohne Aspirin mit einer Reduktion von funktionellen Verlusten assoziiert, wogegen die Kognition nicht besser bewahrt wurde als unter Placebo“, so das Fazit der Autoren.
Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.
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Photographer: © Sebnem Ragiboglu
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Diesen Artikel so zitieren: Was bringt die Polypille? Effekte beim Blutdruck, bei Blutfetten – aber nicht bei der Kognition - Medscape - 10. Mär 2023.
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