Kleine Elektrogeräte wie Smartwatches, die manche Menschen zur persönlichen Gesundheitskontrolle anlegen, könnten die korrekte Funktionsweise von implantierbaren elektronischen Herzgeräten (CIED, cardiac implantable electric devices) stören, was für diese Personen ein ernsthaftes gesundheitliches Risiko bedeutet [1].
Ein Wissenschaftsteam der University of Utah in Salt Lake City fand heraus, dass bestimmte Fitness-Tracker wie „smarte“ Uhren, Ringe oder auch Waagen, die Strom emittieren, verschiedene CIEDs wie Herzschrittmacher, implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) oder Geräte zur kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) so stören können, dass sie nicht mehr korrekt arbeiten.
Smart Watches erzeugten dabei die stärksten Interferenzen, während dies bei smarten Waagen und Ringen in geringerem Ausmaß geschieht.
Aufgrund dieser Ergebnisse über mögliche Störungen rät die Forschungsgruppe vom Einsatz solcher Kleingeräte in dieser Population ab.

Dr. Benjamin Sanchez Terrones
Die Studie wurde am 21. Februar in Heart Rhythm online veröffentlicht.
Der Hauptautor der Studie Dr. Benjamin Sanchez Terrones, Professor für Elektro- und Computertechnik an der Universität von Utah, dessen Forschungsschwerpunkt auf Bioimpedanz liegt, wollte untersuchen, ob CIEDs von tragbaren Fitness-Trackern gestört werden könnten, da er zu diesem Thema keine Literatur finden konnte.
Er unterhielt sich mit einem Kollegen, dem Co-Autor der Studie Dr. Benjamin A. Steinberg vom University of Utah Health Sciences Center, darüber, „ob die winzige Strommenge, die von den Smart-Geräten abgegeben werde, tatsächlich implantierbare kardiale Geräte in ihrer Funktion stören könne. Er hielt diese Frage für berechtigt.
„Er wusste es auch nicht, und bei einer Literaturrecherche konnten wir nichts finden, was sich speziell mit smarten Uhren, Ringen oder Waagen befasste. Das veranlasste uns, diese Untersuchung auf den Weg zu bringen“, sagte Sanchez Terrones gegenüber Medscape.
Bei der Bioimpedanzanalyse handelt es sich um eine Technologie, die in einigen dieser Geräte vorhanden ist und eine sehr geringe und nicht wahrnehmbare Strommenge in den Körper aussendet, die sich in Mikroampere bemisst.
Der elektrische Strom fließt durch den Körper, und die Reaktion wird von einem Sensor gemessen, um das Stressniveau einer Person, die Atemfrequenz und andere Vitalzeichen oder die Körperzusammensetzung bzw. die Skelettmuskelmasse oder die Fettmasse zu bestimmen, erklärte er.
Das Team testete die Funktion von CRT-Geräten 3 verschiedener Hersteller (Boston Scientific, Abbott und Medtronic), während zugleich elektrischer Strom für eine Bioimpedanzmessung durch den Körper floss.
Dabei stellte sich heraus, dass während einer solchen Bioimpedanzanalyse, wie sie den Einwirkungen einer Smart-Watch, eines Smart-Rings oder einer Smart-Waage entsprechen würde, ein Maß an elektrischer Interferenz erzeugt wird, das die von der US-amerikanischen FDA zugelassenen Höchstwerte übersteigt und das ordnungsgemäße Funktionieren der CIED beeinträchtigt.
„Als wir diese CRT-Geräte an ein Bioimpedanzgerät anschlossen, verhielten sie sich anders als sie sollten. Außerdem bemerkten wir, dass die durch den Strom erzeugten Störungen die von der FDA festgelegten Höchstwerte überstiegen, sodass die CRTs im Grunde genommen nicht mehr richtig funktionieren konnten“, sagte Sanchez Terrones.
Der nächste Schritt sei die Durchführung klinischer Studien, um die Sicherheit dieser Geräte bei Menschen mit CIEDs zu bewerten, sagte er.
„Ich denke, unsere Ergebnisse rechtfertigen ein sofortiges Handeln der wissenschaftlichen Gemeinschaft, aber nicht so sehr mit Blick auf die Allgemeinbevölkerung. Es hat uns überrascht, dass die CRT-Geräte derart gestört wurden und nicht mehr funktionierten. Es ist sehr wichtig, dies weiter zu untersuchen.“
Fehlendes Real-World-Setting
Dr. Georgios Syros, Direktor der Abteilung für Rhythmusstörungen am Mount Sinai Queens in New York City kommentierte die Ergebnisse für Medscape und wies darauf hin, dass in der Arbeit „offenbar eine Simulation in einem großen, breit gefächerten Bereich zwischen 1 Hz und 100 kHz erfolgte, um nach möglichen Störungen zu suchen.“

Dr. Georgios Syros
„Es handelte sich dabei um keine Real-World- Situation, und diese Geräte werden nicht als potenzielles Risiko betrachtet“, so Syros. „Die Frequenz, bei der die negativen Interaktionen auftraten, ist keine, die nach meinem Wissen im Normalbetrieb der Geräte verwendet wird. Außerdem suchen die Geräte nach kardialen Signalen innerhalb eines bestimmten Bereichs, doch liefert die Studie keine Signale in diesem Bereich. Möglicherweise haben die Forschenden die Energie erhöht, um eine Störung zu provozieren.“
Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus https://www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
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Credits:
Photographer: © Kamachi209
Lead image: Dreamstime.com
Medscape Nachrichten © 2023
Diesen Artikel so zitieren: Gesundheitsrisiko durch Smart Watches? Wearables könnten kardiale Elektroimplantate stören - Medscape - 9. Mär 2023.
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