Das Frühjahr naht, und viele Menschen zieht es wieder nach draußen. Ihnen droht Gefahr: Zwischen Mai und Oktober treten die meisten Infektionen mit dem FSME-Virus (Frühsommer-Meningoenzephalitis) auf. Gerade rechtzeitig kommt eine Warnung des Robert Koch-Instituts (RKI), Berlin: Es nennt 3 neue FSME-Risikogebiete, davon 2 in Bayern und 1 in Sachsen-Anhalt [1].
Neue Zahlen – neue Bewertungen
Das RKI hat im Jahr 2022 insgesamt 546 Meldungen zu FSME-Infektionen erhalten: 30% mehr als in 2021. Die jährlichen Fallzahlen schwankten stark zwischen 195 (2012) und 717 (2020).
In 2022 zeigten 55% aller Infizierten neurologische Symptome wie eine Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis. Ein Jahr zuvor lag der Anteil bei 52%. Möglicherweise würde die Häufigkeit neurologischer Symptome aber unterschätzt, schreibt das RKI im Epidemiologischen Bulletin.
Von allen Patienten haben 462 Deutschland als Ort der Infektion genannt. In 7 Fällen gelten darüber hinaus Kroatien, Norwegen, Österreich, Rumänien, Schweden, Spanien oder die Türkei als mögliche Infektionsländer; eine genaue Zuordnung war nicht möglich. 16 Infektionen wurden außerhalb Deutschlands erworben, und bei 61 Fällen war keine regionale Zuordnung möglich. Für 461 Fälle aus Deutschland gab es zumindest einen Kreis als vermutlichen Infektionsort.
Als Risikogebiete für 2023 nennt das RKI folgende Landkreise (LK) bzw. Stadtkreise (SK):
94 Kreise in Bayern (2 zusätzliche Kreise: LK Fürstenfeldbruck, SK München)
43 Kreise in Baden-Württemberg (unverändert)
12 Kreise in Thüringen (unverändert)
10 Kreise in Hessen (unverändert)
10 Kreise in Sachsen (unverändert)
3 Kreise in Brandenburg (unverändert)
2 Kreise in Sachsen-Anhalt (neu: LK Anhalt-Bitterfeld)
1 Kreis in Niedersachsen (unverändert)
1 Kreis in Nordrhein-Westfalen (unverändert)
1 Kreis in Rheinland-Pfalz (unverändert)
1 Kreis im Saarland (unverändert)

Abb. 1: FSME-Risikogebiete in Deutschland (dunkelblau: Risikogebiete 2022, hellblau: Kreise, die jetzt zum Risikogebiet ausgewiesen wurden). © RKI, CC-BY 4.0
Typische Beschwerden
In den meisten Fällen wird FSME durch Zecken übertragen, selten durch Rohmilch oder durch Rohmilchprodukte. Als Inkubationszeit nennt das RKI durchschnittlich 7 bis 14 Tage, in Einzelfällen bis zu 28 Tage.
Die Infektion selbst verläuft bei 70 bis 95% der Patienten symptomfrei. Seltener kommt es zu grippeähnlichen, unspezifischen Beschwerden, inklusive einer erhöhten Temperatur von 39°C. Danach klingen die Beschwerden ab.
Bei 5 bis 30% der Infizierten – je nach Datengrundlage – kommt es zu Entzündungen der Hirnhäute, des Gehirns und des Rückenmarks mit Fieber um die 40°C oder mehr. Schwere Verläufe treten eher bei Erwachsenen auf. Hier besteht die Gefahr bleibender neurologischer Schäden. Etwa 1% der Erkrankungen führen zum Tod.
Impfungen schützen vor schweren Folgen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt FSME-Impfungen vor allem in FSME-Risikogebieten für Kinder ab 1 Jahr, für Erwachsene, für Personen mit beruflicher Exposition, für Touristen – auch für Schwangere.
Nach der 2. Dosis liegt der Schutz vor FSME-Komplikationen bei 82% und nach der 3. Dosis bei 97%. Laut Studien ist der Impfschutz nach der Grundimmunisierung auch 5 bis 10 Jahre später immer noch sehr gut. 98% aller der 2022 übermittelten FSME-Erkrankten gaben an, sie seien nicht oder unzureichend gegen FSME geimpft gewesen.
Impfungen sollte möglichst vor der Zeckensaison durchgeführt werden; jetzt wäre der richtige Zeitpunkt.
Borreliose bleibt ein Problem
Neben FSME können Zecken auch Borrelien (Bakterien des Genus Borrelia) übertragen. Auch hier führen viele Infektionen nicht zu Beschwerden. Die Inkubationszeit für Rötung der Haut (Erythema migrans) beträgt 3 bis 30 Tage, im Median 7 bis 10 Tage.
Patienten, die im Frühstadium Antibiotika bekommen, oft Doxycyclin oder Amoxicillin, erholen sich meist rasch und vollständig. Bislang gibt es keine Impfungen.
Kleidung und Repellents bieten begrenzten Schutz
Was lässt sich noch gegen Infektionen tun? „Zeckenstiche können zum Teil durch Schutzmaßnahmen wie das Tragen geschlossener Kleidung, das Vermeiden von Unterholz und hohen Gräsern und das Verbleiben auf festen Wegen verhindert werden“, heißt es im Epidemiologischen Bulletin. „Und Repellents schützen begrenzt über einige Stunden.“
Eine Zecke sollte immer umgehend entfernt und die Wunde möglichst desinfiziert werden. Im Gegensatz zur Übertragung von Borrelien, die meist erst Stunden nach Beginn des Saugens erfolgt, gelangen FSME-Viren rasch von der Zecke in den Menschen. Daher kann das Absuchen des Körpers nach Zecken und deren schnelle Entfernung häufig eine Borreliose, aber kaum eine FSME-Infektion verhindern.
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Credits:
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Diesen Artikel so zitieren: Das RKI warnt: Weitere FSME-Risikogebiete in Bayern und in Sachsen-Anhalt – Patienten rechtzeitig eine Impfung anbieten - Medscape - 8. Mär 2023.
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