New Orleans – Patienten mit degenerativer Mitralklappeninsuffizienz, bei denen ein chirurgischer Eingriff erforderlich ist, können sich entweder für ein Standardverfahren entscheiden, das eine Sternotomie, sprich eine Durchtrennung des Brustbeins (Sternum) in der Längsachse erfordert. Als Alternative können Patienten auch ohne Bedenken eine minimalinvasive Thorakotomie wählen. Dies ergab ein randomisierter Vergleich der beiden Techniken.
Der minimalinvasive Ansatz zeigte in der Studie einige Vorteile. Nach 12 Wochen gab es bei der Genesung keine signifikanten Unterschiede. Aber Patienten der Gruppe mit minimalinvasiver Thorakotomie ging es nach 6 Wochen deutlich besser als Patienten der Gruppe mit konventioneller OP.
Laut der britischen Mini-Mitral-Studie war auch die Verweildauer im Krankenhaus bei Patienten nach minimalinvasiven Eingriffen deutlich kürzer, und sie verbrachten in den folgenden Monaten weniger Tage unter stationärer Therapie.
Keines der beiden Verfahren hatte in der Studie Vorteile in Bezug auf das postoperative klinische Risiko. Die Raten klinischer Ereignisse wie Tod oder Krankenhausaufenthalt wegen Herzinsuffizienz waren über 1 Jahr hinweg etwa gleich hoch.
Dieser 1. randomisierte Head-to-Head-Vergleich der beiden Verfahren sollte sowohl Patienten als auch die Ärzte zuversichtlicher machen, wenn es darum gehe, sich für die minimalinvasive Operation zu entscheiden, sagte Dr. Enoch Akowuah, Newcastle University, Vereinigtes Königreich. Er stellte Ergebnisse der Mini-Mitral-Studie am 5. März auf der American College of Cardiology (ACC) Scientific Session/World Congress of Cardiology (WCC) 2023 vor [1].
Erste Vergleichsstudie beider Verfahren
Die Forscher wiesen 330 Patienten in 10 Zentren im Vereinigten Königreich der Standardoperation über eine Sternotomie oder der Mini-Thorakotomie zu. Der Lenkungsausschuss hatte 28 Chirurgen mit entsprechender Expertise zuvor ausgewählt.
Die technisch anspruchsvollere Mini-Thorakotomie dauerte im Schnitt 44 Minuten länger, verlängerte die Cross-Clamp-Zeit um 11 Minuten und erforderte 30 Minuten mehr kardiopulmonale Bypass-Unterstützung.
Beide Patientengruppen unterschieden sich nicht signifikant beim primären Endpunkt, also bei der körperlichen Funktion und bei der Fähigkeit, nach 12 Wochen wieder das gewohnte Aktivitätsniveau zu erreichen. Das zeigten Ergebnisse der 36-Item Short Form Survey (SF-36) und des am Handgelenk getragenen Beschleunigungssensors. Nach 6 Wochen hatten Patienten mit Mini-Thorakotomie jedoch einen Vorteil. Ihnen ging es schon früher wieder besser.
Minimalinvasive OP: Vorteile bei sekundären Endpunkten
Die Mini-Thorakotomie-Gruppe schnitt jedoch bei einigen sekundären Endpunkten deutlich besser ab. So betrug die mittlere Krankenhausverweildauer 5 Tage gegenüber 6 Tagen in der Sternotomie-Gruppe (p=0,003), und 33,1% der Patienten mit Mini-Thorakotomie wurden innerhalb von 4 Tagen nach dem Eingriff entlassen, verglichen mit nur 15,3% der Patienten, welche sich dem Standardverfahren unterzogen (p<0,001).
Teilnehmer der Mini-Thorakotomie-Gruppe hatten auch geringfügig mehr Zeit lebend außerhalb des Krankenhauses verbracht (p=0,03 für beide Analysen):
Nach 30 Tagen Nachbeobachtung: 23,6 Tage gegenüber 22,4 Tagen,
nach 90 Tagen Nachbeobachtung: 82,7 Tage bzw. 80,5 Tage.
Die Sicherheitsergebnisse nach 12 Wochen waren ähnlich, ohne signifikante Unterschiede in Bezug auf Todesfälle, Schlaganfälle, Myokardinfarkte oder Nierenfunktionsstörungen sowie ohne Unterschied bei der Dauer des Aufenthalts auf der Intensivstation oder bei Notwendigkeit einer mehr als 48-stündigen mechanischen Beatmung.
Die Sicherheitsergebnisse nach 1 Jahr waren ebenfalls ähnlich. Die Sterblichkeit lag zu diesem Zeitpunkt bei 2,4% in der Mini-Thorakotomie-Gruppe und bei 2,5% in der Sternotomie-Gruppe. Auch bei der Rate an Herzinsuffizienzen oder der Notwendigkeit einer erneuten chirurgischen Intervention gab es keine signifikanten Unterschiede.
Akowuah sagte, dass Patienten bis zu 5 Jahre lang hinsichtlich der primären Ergebnisse, der Veränderungen im EKG und der klinischen Ereignisse weiter beobachtet würden.
Der Beitrag wurde von Michael van den Heuvel aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
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Credits:
Photographer: © Dmitry Kalinovsky
Lead Image: Dreamstime
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Diesen Artikel so zitieren: Mitralklappeninsuffizienz: Minimalinvasive OP genauso sicher wie konventionelles Verfahren – Patienten erholen sich deutlich schneller - Medscape - 6. Mär 2023.
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