Husten gehört zu den häufigsten Symptomen in der Hausarztpraxis. Meist handelt es sich um ein passageres Symptom. Dauert der Husten jedoch länger als 8 Wochen, ist eine strukturierte, oft interdisziplinäre Diagnostik mit dem Ziel einer kausalen Therapie indiziert.
Dr. Mavi Schellenberg und Prof. Dr. Felix Herth von der Universitätsklinik Heidelberg (Translational Lung Research Center) haben in einem aktuellen Beitrag in Die Innere Medizin das diagnostische und therapeutische Vorgehen bei chronischem Husten erläutert [1].
Der zwingend erste Schritt: Klärung der Ursache
Hat ein Patient chronischen Husten, sei zunächst die Basisdiagnostik mittels Röntgenuntersuchung des Thorax und Lungenfunktionsprüfung notwendig, so die Autoren. Bei Vorliegen von Red-Flag-Symptomen – wie Hämoptoe, hohes Fieber und Thoraxschmerzen – sollte diese Diagnostik gegebenenfalls rasch erweitert werden.
Indiziert können zudem laborchemische Untersuchungen sein. Viele Erkrankungen wie COPD, Asthma, Lungentumoren, Tuberkulose, Aspiration und diffuse Lungenparenchym-Erkrankungen könnten so meist schon richtungsweisend erfasst werden, berichten Schellenberg und Herth.
Eine Ausnahme bestehe bei Patienten, die wegen Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz einen ACE-Hemmer einnehmen. In solchen Fällen könnte auch ohne weiterführende Abklärung ein Auslassversuch als differenzialdiagnostisches Mittel vorgenommen werden.
Erst wenn die vollständige Abklärung inklusive hochauflösender Computertomografie und Bronchoskopie ohne wegweisende Befunde geblieben sei, kann die Diagnose des chronischen idiopathischen Hustens gestellt werden, betonen die Autoren.
Rein psychogene Ursache sehr selten
Beim chronischen idiopathischen Husten liegt den Autoren zufolge eine gesteigerte Sensitivität des Hustenreflexes vor, für die es bisher keine erklärbare Ursache gibt. Trotz Ausschöpfung aller diagnostischen Möglichkeiten werde in bis zu 20% der Fälle keine Ursache des chronischen Hustens gefunden.
Eine rein psychogene Ursache des chronischen Hustens ist sehr selten und wird den somatoformen Störungen zugeordnet. Eine psychosomatische Abklärung sollte allerdings erst nach Ausschluss somatischer Ursachen erfolgen.
Nicht-medikamentöse Therapien beim chronischen Husten
Eine kausale Therapie des chronischen Hustens sollte unbedingt angestrebt werden. Die symptomatische Therapie eines nicht abgeklärten Hustens stelle in der Praxis einen Behandlungsfehler dar und berge die Gefahr der verspäteten Diagnose potenziell lebensbedrohlicher Erkrankungen, erinnern die Autoren.
Auf der ersten Therapiestufe sollten Verhaltensmaßnahmen stehen: So müssten inhalative Noxen eingestellt werden, insbesondere das Rauchen von Zigaretten oder der Gebrauch anderer Substanz-Inhalatoren. Hilfreich könnten einfache Maßnahmen sein – wie die Nasenatmung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Befeuchtung der Mundhöhle.
Eine weitere Option ist die Atemphysiotherapie, insbesondere bei produktivem Husten. Zur Sekretmobilisation könnte die Atemphysiotherapie mit oszillierendem positivem Ausatemdruck und sekretolytischen Inhalationen kombiniert werden.
Auch eine logopädische Behandlung könne laut Autoren hilfreich sei. Vor allem bei laryngealer Hypersensitivität, aber auch bei Räusperzwang ist dies eine vielversprechende Behandlung in der Hand eines erfahrenen Logopäden.
Medikamentöse Therapien beim chronischen Husten
Die medikamentöse Therapie des Hustens kann, wie die Autoren weiter erklären, protussiv (Expektoranzien) oder antitussiv wirken. Die in Deutschland gebräuchlichsten Expektoranzien seien N-Acetylcystein und Ambroxol. Für beide Substanzen gebe es jedoch keinen Beleg der Wirksamkeit bei akutem Husten. Eine Untersuchung bei COPD-Patienten habe moderate Evidenz für eine Reduktion der Exazerbationsrate ergeben. Studien zum Nutzen bei chronischem (refraktärem) Husten gibt es bislang nicht, so Schellenberg und Herth.
Die wissenschaftliche Datenlage zu Phytopharmaka sei zwar inkonsistent und unzureichend, dennoch hätten diese gut verträglichen Substanzen ihre Berechtigung in der Therapie des produktiven Hustens, schreiben die Autoren. Ebenso wichtig sei jedoch eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme.
Bei einer chronischen bakteriellen, viralen oder mykotischen Besiedlung mit hoher Sekretmenge können entsprechende Antiinfektiva zur Reduktion einer Sekretlast eingesetzt werden, etwa bei zystischer Fibrose. Vorab ist eine ausführliche mikrobiologische Diagnostik erforderlich.
Bei chronischen Entzündungen könnte der mittelfristige Einsatz von Antibiotika mit immunmodulatorischer Wirkung (Makrolide) evaluiert werden.
Eine weitere Option sind Antitussiva, die den Hustenreiz mindern. Einfache Demulzenzien – wie Hustensirupe, Lutschtabletten oder Honig – wirken über eine „Einhüllung“ der Hustenrezeptoren im oberen Halsbereich antitussiv, vor allem bei unproduktivem Reizhusten der oberen Atemwege. Ihre Wirkdauer betrage aber nur maximal 30 Minuten.
Die Gabe von Dextromethorphan kann laut Schellenberg und Herth aufgrund des fehlenden Nutzen-Belegs des hohen Missbrauchspotenzials nicht empfohlen werden.
Für (Dihydro-)Codein und Noscapin gebe es keine wissenschaftlichen Daten zur Wirksamkeit bei chronischem (refraktärem) Husten, so die Autoren. Der Einsatz bei akutem Husten hatte keinen Vorteil gegenüber Placebo gezeigt. Codein könne insbesondere aktuell aufgrund individuell unterschiedlicher Verstoffwechselung zu Morphin und somit unklarem klinischem Ansprechen und Risikopotenzial nicht empfohlen werden.
Gabapentin und Pregabalin, die zentrale Kalziumkanäle beeinflussten, hatten in randomisierten, kontrollierten Studien „deutliche Verbesserungen verschiedener Teilaspekte des Hustens“ bewirkt. Die Effekte von Gabapentin waren überzeugend, weshalb eine Therapieempfehlung in den „CHEST Guideline and Expert Panel Report“ aufgenommen worden war. Für Pregabalin gibt es ähnlich positive Daten; allerdings sind das Risiko für Nebenwirkungen und das Potenzial für Substanzmissbrauch größer.
Opioide könnten als Antitussiva eingesetzt werden, sind jedoch hierfür nicht zugelassen. Sie würden erfolgreich beim Reizhusten eingesetzt, seien bei produktivem Husten jedoch nicht zu empfehlen, da sie den Abwehr- und Reinigungsmechanismus des Bronchialsystems beeinträchtigten, so Schellenberg und Herth. Ausgenommen seien palliative Versorgungssituationen.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de..
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Diesen Artikel so zitieren: Erstmal den Dingen auf den Grund gehen: So sollten sie bei chronischem Husten vor gehen - Medscape - 6. Mär 2023.
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