Auf dem Umweg über genomweite Assoziationsstudien ist es Forschern gelungen, eine Assoziation zwischen der Hemmung von PCSK9 (Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9) durch Lipidsenker und einem verringerten Risiko für Psoriasis aufzudecken. Je Standardabweichung beim Low-Density-Lipoprotein (LDL) betrug die Risikoreduktion 31%. Für die Zielproteine anderer Klassen von Lipidsenkern bestand dagegen kein solcher Zusammenhang [1].
Forscher wollen eine bekannte Hypothese bestätigen
Zum Hintergrund: Patienten mit Psoriasis haben häufig Störungen im Lipid-Stoffwechsel, was wiederum zu einem erhöhten kardiovaskulären Risiko beiträgt. Hier wollten Forschende der Hypothese nachgehen, dass Lipidsenker den Krankheitsverlauf der Schuppenflechte möglicherweise beeinflussen könnten.
Ihre Studie arbeitet mit der Mendelschen Randomisierung. Sie randomisiert Patienten anhand genetischer Marker. Beim Nachweis einer Assoziation zwischen dem genetischen Marker und einer Erkrankung lässt sich von einer kausalen Beziehung zwischen der Exposition und der Erkrankung ausgehen. Ziel der Studie war, herauszufinden, ob es einen Kausalzusammenhang zwischen lipidsenkenden Arzneien und dem Psoriasis-Risiko gibt.
Daten aus der UK Biobank
Die neue Analyse stützte sich auf die Daten von ca. 12.000 Psoriasis-Patienten und 280.000 Kontrollen aus genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) der Repositorien UK Biobank und FinnGen. Weiterhin steuerte das Global Lipids Genetics Consortium die Daten zu LDL-Messwerten aus einer Metaanalyse mit 1,3 Millionen Personen bei.
Wie die Forscher erklären, könne man sich ihren Ansatz als quasirandomisiertes natürliches Experiment vorstellen, das weniger anfällig für Verzerrung sei, verglichen mit traditionellen epidemiologischen Untersuchungen. Sie haben dafür insgesamt 62 Variationen von Genen ausgewählt, deren Eiweißprodukte das Ziel verschiedener Klassen von Lipidsenkern sind: HMGCR-Inhibitoren (Statine), NPC1L1-Inhibitoren (Ezetimib), und PCSK9-Inhibitoren (z.B. Alirocumab).
In Kombination mit den LDL-Daten konnten die Genvarianten stellvertretend genutzt werden, um den Effekt der unterschiedlichen Lipidsenker abzuschätzen. Die Inhibition durch die verschiedenen Lipidsenker-Klassen wurde also durch genetische Stellvertreter bestimmt („genetically proxied inhibition“).
PCSK9-Hemmung scheint das Psoriasis-Risiko zu verringern
Für die Inhibition von PCSK9 (Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9) fanden die Forscher mit den UK Biobank-Daten eine deutliche Assoziation mit einem reduzierten Risiko für Psoriasis. Das Chancenverhältnis (OR) betrug 0,69 je Standardabweichung beim LDL. Mit einem 95%-Konfidenzintervall von 0,55 bis 0,88 war das Ergebnis statistisch signifikant (p=0,003). Die Replikation mit der FinnGen-Datenbank ergab fast identische Werte: OR 0,71, 95%-KI 0,57 bis 0,88, p=0,002).
Weder für die Inhibition von HMGCR noch von NPC1L1 zeigte sich eine robuste Assoziation mit dem Psoriasis-Risiko.
Eine neue Therapie der Psoriasis?
Das Ergebnis der Studie legt nahe, dass PCSK9 an der Pathogenese der Psoriasis beteiligt ist, und dass die bereits zugelassenen Lipidsenker mit diesem Zielprotein möglicherweise zur Prävention der Schuppenflechte genutzt werden könnten. Zum endgültigen Beweis sind jedoch klinische Daten erforderlich.
Der Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.
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Diesen Artikel so zitieren: Vom Lipidsenker zur möglichen Psoriasis-Therapie: Überraschende Daten zu PCSK9-Inhibitoren - Medscape - 3. Mär 2023.
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