Auch in Zeiten der als weniger schwerwiegend geltenden SARS-CoV-2-Variante Omikron ist das Diabetesrisiko nach einer COVID-19-Infektion offenbar weiterhin erhöht. Die Impfung gegen COVID-19 könnte die Erkrankungswahrscheinlichkeit reduzieren, wie eine neue Studie zeigt [] 1 ].
Die Ergebnisse von mehr als 20.000 US-Patienten deuten darauf hin, dass „es für die Gesundheit der Patienten weiter sinnvoll ist, Maßnahmen zur Infektionsprävention zu treffen, bis wir besser verstehen, welche Langzeiteffekte COVID-19 hat“, sagte Dr. Alan C. Kwan vom Department of Cardiology am Smidt Heart Institute des Cedars-Sinai Health System in Los Angeles, USA, gegenüber Medscape.
Eine Reihe von Studien, die in der Frühphase der COVID-19-Pandemie durchgeführt wurden, zeigten nach einer COVID-19-Infektion ein erhöhtes Risiko sowohl für Diabetes-Neuerkrankungen als auch für kardiometabolische Erkrankungen, möglicherweise aufgrund der anhaltenden Inflammation, die zu einer Insulinresistenz beiträgt.
Nicht nur eine frühe Beobachtung, sondern ein reales Risiko
Allerdings war unklar, ob das erhöhte Risiko auch unter Vorherrschaft der Omikron-Variante weiter besteht und ob die COVID-19-Impfung Einfluss auf das Risiko hat. Diese neue Studie deutet darauf hin, dass beides der Fall ist.
„Unsere Resultate bestätigen, dass das Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes nach einer COVID-19-Infektion nicht nur eine frühe Beobachtung war, sondern in der Tat ein reales Risiko ist, dass leider auch in der Omikron-Ära persistiert“, sagte Kwan.
„Zwar erreicht das Evidenzniveau unserer und anderer Studien nicht den Grad, der nötig wäre, um formelle Richtlinien zu verändern. Dennoch glauben wir, dass es vernünftig wäre, nach einer COVID-19-Infektion schneller einen Diabetes zu vermuten und auch die Schwelle für eine Testung herabzusetzen“, ergänzte er.
Auch das kardiovaskuläre Risiko könnte betroffen sein
Darüber hinaus „gehen wir davon aus, dass unsere und andere Studien darauf hindeuten, dass COVID-19 auch das kardiovaskuläre Risiko beeinflusst. Die Verhinderung von COVID-19-Infektionen – durch angemessene persönliche Schutzmaßnahmen und Impfung – sowie eine erhöhte Aufmerksamkeit für die kardiovaskuläre Gesundheit nach einer COVID-19-Infektion sind deshalb berechtigt“.
Kwan und seine Kollegen analysierten Daten von insgesamt 23.709 Patienten, die zwischen März 2020 und Juni 2022 mindestens einmal wegen einer COVID-19-Infektion ambulant oder stationär behandelt worden waren.
Sowohl die Rate an Diabetes-Neuerkrankungen (vorwiegend Typ-2-Diabetes) als auch an Bluthochdruck und Hyperlipidämie waren in den 90 Tagen nach der COVID-19-Infektion höher als in den 90 Tagen vor der Infektion. Dies galt auch für 2 andere Diagnosen, die nicht mit COVID-19 in Zusammenhang stehen: Harnwegsinfektionen und gastroösophagealer Reflux. Sie dienten als Vergleichsgrößen für die Inanspruchnahme medizinischer Dienstleistungen.
Impfung schwächt möglicherweise die Risikoerhöhung ab
Am stärksten stieg das Erkrankungsrisiko zwischen der Zeit vor und nach der COVID-19-Infektion für Diabetes an (odds ratio (OR) 2,35; p < 0,001), gefolgt von Bluthochdruck (OR 1,54; p < 0,001), Harnwegsinfektionen und gastroösophagealer Reflux (OR 1,42; p < 0,001) und Hyperlipidämie (OR 1,22; p = 0,03).
Nach Adjustierung um potenzielle Störfaktoren war das Risiko versus die Vergleichsgrößen für Diabetes-Neuerkrankungen vor versus nach COVID-19-Infektion signifikant erhöht (OR 11,58; p < 0,001), während die Risiken für Bluthochdruck (OR 11,06; p = 0,52) und Hyperlipidämie (0,91; p = 0,43) versus die Vergleichsgrößen nicht signifikant erhöht waren.
Das Diabetesrisiko vor versus nach COVID-19-Infektion war bei Ungeimpften höher (OR 1,78; p < 0,001) als bei Geimpften (OR 1,07; p = 0,80).
Aber es bestand keine signifikante Interaktion zwischen Impfung und Diabetesdiagnose (p = 0,08). „Deshalb glauben wir, dass unsere Daten auf einen protektiven Effekt bei den Menschen hindeuten, die vor der Infektion gegen COVID-19 geimpft wurden, aber sicher ist das noch nicht“, sagte Kwan.
Nach COVID-19-Infektion schneller an einen Diabetes denken
Im Gespräch mit Medscape fuhr er fort: „SARS-CoV-2 und seine Effekte auf die menschliche Gesundheit sorgen weiterhin für Überraschungen. Zu Beginn der Pandemie wurde es als reines Atemwegsvirus dargestellt, was – wie wir heute wissen – eine sehr unzulängliche Beschreibung seiner potenziellen Effekte auf den menschlichen Körper ist. Wir glauben, dass unsere Forschung durchaus die Sorge zulässt, dass nach einer COVID-19-Infektion das kardiometabolische Risiko erhöht sein könnte.“
Er ergänzte: „Unser Wissen zu der Thematik ist noch unvollständig. Dennoch glauben wir, dass Ärztinnen und Ärzte bei Patienten, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren, möglicherweise schneller den Verdacht auf einen Diabetes und ein erhöhtes Risiko für künftige kardiale Ereignisse haben sollten. Bis wir die langfristigen Effekte einer COVID-19-Infektion besser verstehen, sollten wir kontinuierlich weiter daran arbeiten, COVID-19-Infektionen zu verhindern, um die Gesundheit unserer Patienten zu schützen.“
Der Beitrag wurde von Nadine Eckert aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
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Credits:
Photographer: © CorriSeizinger
Lead Image: Dreamstime
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Diesen Artikel so zitieren: Impfung gegen COVID-19 scheint das Diabetesrisiko zu senken, selbst nach einer Omikron-Infektion - Medscape - 23. Feb 2023.
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