Fall: Unwillkürliche Bewegungen, Wutausbrüche und Gedächtnisverlust quälen diesen Mann – woran könnte es liegen?

Niranjan N. Singh

Interessenkonflikte

27. Februar 2023

Ein 35-jähriger Mann stellt sich wegen abnormaler Bewegungen, die seit 6 Jahren bestehen, in der neurologischen Klinik vor. Seine unwillkürlichen Bewegungen begannen im rechten Arm, setzten sich im linken Arm fort und bezogen dann auch das linke Bein, Kopf und Hals mit ein. Diese Bewegungen treten nur im Wachzustand auf, nicht jedoch im Schlaf. Sie werden als ruckartig und ungerichtet beschrieben.

Sein Gang ist zudem tänzelnd geworden. Er beklagt auch selbst, dass sich sein Verhalten verändert hat. Er hat jetzt häufig Wutausbrüche und betrachtet sich als aggressiver als früher. Zugleich hat er mehr depressive Verstimmungen und Schlafstörungen. Die abnormalen Bewegungen verschlimmern sich unter den Wutausbrüchen und bei den Stimmungsschwankungen.

Die Kraft in den Gliedmaßen scheint normal zu sein, doch ist er nicht in der Lage, normale Tätigkeiten im Haushalt auszuführen. Familienangehörige haben auch Gedächtnisstörungen bei ihm festgestellt. Seit 3 Monaten kann er jetzt seiner Arbeit als Maschinenführer nicht mehr nachgehen.

Er hat bisher keine Psychopharmaka wie Phenytoin, Phenothiazin, Haloperidol, L-Dopa, Lithium, Isoniazid, Amphetamine, trizyklische Antidepressiva oder andere vergleichbare Substanzen eingenommen. Fragen nach Schmerzen in der Brust, nach Atemnot oder Gelenkschmerzen jetzt oder früher verneint er sämtlich. In der Familie gibt es Geschichten über den Großvater väterlicherseits mit ähnlichen Symptomen und auch sein Vater habe dies gehabt. Beide sind aber schon relativ früh im Alter von 60 bzw. 55 Jahren verstorben.

Der Patient hat 5 Geschwister, nämlich 2 Brüder und 3 Schwestern. Sein älterer Bruder nahm sich im Alter von 25 Jahren das Leben und seine ältere Schwester starb bereits mit 33 Jahren. Beide hatten abnorme Bewegungen und ein mitunter auffälliges Verhalten gezeigt. Eine seiner jüngeren Schwestern (22 Jahre) hat aktuell ebenfalls abnorme Bewegungen und ist häufiger depressiv. Sein jüngerer Bruder (17 Jahre) und die andere jüngere Schwester (14 Jahre) sind gesund und ohne derartige Beschwerden. Auch die Kinder des Patienten selbst – ein 8-jähriger Sohn und eine 10-jährige Tochter – sind gesund.

In seiner medizinischen Vorgeschichte gibt es einen Hypertonus, der mit Lisinopril (20 mg täglich) gut eingestellt ist. Er ist nie operiert worden, raucht nicht, trinkt nicht und nimmt auch keine Freizeitdrogen.

Kommentar

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